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Lehrplan

Fachschule

Sozialpädagogik

2008/2016/2017/2020

 

Impressum

Der Lehrplan ist ab 1. August 2020 freigegeben. 

Der Lehrplan basiert auf der Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus und des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft über die Fachschule im Freistaat Sachsen (Schulordnung Fachschule - FSO) vom 3. August 2017 in der jeweils gültigen Fassung und der Rahmenvereinbarung über Fachschulen (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 7. November 2002 in der jeweils gültigen Fassung).

Der Lehrplan wurde am

Sächsischen Bildungsinstitut
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul

unter Mitwirkung von

Herr Bocek Zwickau 
Frau Müller Chemnitz 
Frau Braune Dresden 
Herr Dr. Richter Bad Lausick
Frau Edlich Chemnitz 
Frau Richter Chemnitz 
Frau Ernst Dresden 
Frau Dr. Riße-Göpfert Dresden 
Frau Dr. Glück Großenhain 
Herr Dr. Schenk Bautzen 
Frau Harnisch Leipzig 
Frau Schubert Großenhain 
Frau Haustein Chemnitz 
Frau Schulze Großenhain 
Frau Jahn Lichtenstein 
Frau Schulze  Eilenburg 
Frau Lange Chemnitz
Herr Scolasti Bautzen 
Frau Lepke Chemnitz 
Frau Thomas Bautzen 
Frau Dr. Liebscher-Schebiella SBI 
Frau Dr. Trommer Leipzig 
Frau Lippold Lichtenstein 
Frau Dr. Wenzlaff Dresden 
Frau Mauvonersberger Chemnitz 
Frau Wiener  Bautzen 

2008 erarbeitet und unter Mitwirkung 

Anja Lindner Chemnitz 
Tina Michelfelder Bautzen 
Sebastian Müller Auerbach 
Gundula Schubert Großenhain 

2016 und 2017 überarbeitet.

Eine teilweise Überarbeitung des Lehrplans erfolgte 2020 durch das

Landesamt für Schule und Bildung
Standort Radebeul
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul

https://www.lasub.smk.sachsen.de

 

HERAUSGEBER

Sächsisches Staatsministerium für Kultus 
Carolaplatz 1
01097 Dresden

https://www.smk.sachsen.de

Vorbemerkungen

Die Verfassung des Freistaates Sachsen fordert in Artikel 101 für das gesamte Bildungswesen:

„(1) Die Jugend ist zur Ehrfurcht vor allem Lebendigen, zur Nächstenliebe, zum Frieden und zur Erhaltung der Umwelt, zur Heimatliebe, zu sittlichem und politischem Verantwortungsbewusstsein, zu Gerechtigkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen, zu beruflichem Können, zu sozialem Handeln und zu freiheitlicher demokratischer Haltung zu erziehen.“

Das Schulgesetz für den Freistaat Sachsen legt in § 1 fest:

„(2) Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule wird bestimmt durch das Recht  eines jeden jungen Menschen auf eine seinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechende Erziehung und Bildung ohne Rücksicht auf Herkunft oder wirtschaftliche Lage.

(3) Die schulische Bildung soll zur Entfaltung der Persönlichkeit der Schüler in der Gemeinschaft beitragen. ...“

Für die Fachschule gilt gemäß § 10 Abs. 1 des Sächsischen Schulgesetzes:

„Die Fachschule hat die Aufgabe, nach abgeschlossener Berufsausbildung und in der Regel praktischer Bewährung oder einer ausreichenden einschlägigen beruflichen Tätigkeit, eine vertiefte berufliche Weiterbildung mit entsprechendem berufsqualifizierendem Abschluss zu vermitteln.“

Neben diesen landesspezifischen gesetzlichen Grundlagen sind für die Fachschulen in den Fachbereichen Gestaltung, Technik, Wirtschaft und Sozialwesen die in der Rahmenvereinbarung über Fachschulen (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom  7. November 2002 in der jeweils gültigen Fassung) festgeschriebenen Ziele umzusetzen.

Kurzcharakteristik des Bildungsganges

Erzieherinnen und Erzieher sind sozialpädagogisch ausgebildete Fachkräfte, die in den Einrichtungen und Diensten der sozialpädagogischen Arbeitsfelder oder als selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer Aufgaben der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbstständig und eigenverantwortlich ausüben. Ihr berufliches Handeln zielt auf die Bildung und Erziehung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten. Sie verstehen diese als Konstrukteure ihrer Entwicklung und sind in der Lage, die subjektive Wirklichkeit jedes Kindes, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrzunehmen, seine Ressourcen zu erkennen und herauszufordern, Entwicklungsprozesse zu deuten und zu unterstützen. In der Gruppenarbeit stellen Erzieherinnen und Erzieher den Einzelnen mit seiner unverwechselbaren Persönlichkeit in den Mittelpunkt ihres pädagogischen Handelns. Grundlage ihres Handelns ist eine ganzheitliche Sichtweise auf Menschen sowie ein inklusives Verständnis.

Erzieherinnen und Erzieher nehmen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsaufgaben  für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter bis 27 Jahre (vgl. § 7 SGB VIII)  in den verschiedenen Arbeitsfeldern selbstständig wahr. Sie arbeiten familienergänzend, -unterstützend oder -ersetzend.

Erzieherinnen und Erzieher erfüllen dabei u. a. folgende Aufgaben:

  • In Tageseinrichtungen für Kinder unterstützen sie die Entwicklung von Mädchen und Jungen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten. Ihr Handeln orientiert sich an den Bedürfnissen der Kinder, ihrer Familie und gesellschaftlichen Anforderungen. Sie arbeiten inklusiv und nutzen soziale und kulturelle Vielfalt. Sie arbeiten zum Wohle der Kinder mit den Erziehungsberechtigten partnerschaftlich zusammen und beteiligen diese an der Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit. Sie kooperieren im Team mit anderen sozialpädagogischen und therapeutischen Fachkräften.
  • In Maßnahmen der Hilfen zur Erziehung und der Eingliederungshilfe stehen vielschichtige soziale und individuelle Problemlagen im Mittelpunkt ihrer sozialpädagogischen Arbeit. Vorrangiges Ziel ist es, Selbstständigkeit zu fördern und eine befristete familienergänzende bzw. -ersetzende Hilfe mit dem Ziel der Integration in die Gemeinschaft und die Reintegration in Familie, Schule und Beruf zu sichern.
  • In Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit gestalten Erzieherinnen und Erzieher Angebote für und mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in gruppenbezogenen oder offenen, mobilen oder festen Einrichtungen. Sie haben die Aufgabe, Bedingungen und Möglichkeiten zu schaffen, um ein subjektiv bedeutsames, anregendes Leben und Lernen zu ermöglichen. Sie initiieren und begleiten Bildungs-, Partizipations- und Unterstützungsprozesse.
  • Im schulischen Bereich arbeiten sie mit allen beteiligten Fachkräften zusammen. Sie unterstützen die Lehrkräfte im Unterricht, indem sie Aufgaben im sozialpädagogischen Bereich übernehmen. Dabei stehen die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt des fachlichen Handelns. Im Rahmen schulischer Ganztagsangebote nehmen Erzieherinnen und Erzieher sowohl Betreuungsaufgaben, als auch außerunterrichtliche Fördermaßnahmen und Angebote zur Freizeitgestaltung wahr.

Es ist die Aufgabe von Erzieherinnen und Erziehern, Bildungsprozesse zu ermöglichen, zu unterstützen und anzuregen. Im Rahmen ihrer Tätigkeit tragen sie Verantwortung für die individuelle Förderung von Begabungen sowie den Abbau von Benachteiligungen. Sie begleiten und unterstützen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Entwicklung von Lebenskompetenzen, insbesondere in Übergängen. In allen Bereichen gehören gesellschaftlich aktuelle Querschnittsaufgaben wie Partizipation, Inklusion, Prävention, sprachliche Bildung, Wertevermittlung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung oder die Förderung der Medienkompetenz zum beruflichen Selbstverständnis von Erzieherinnen und Erziehern.1

Das Ziel der generalistischen Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern ist der Erwerb sozialpädagogischer Kernkompetenzen, um als selbstständig und eigenverantwortlich handelnde Fachkräfte den Anforderungen der unterschiedlichen sozialpädagogischen Arbeitsfelder gerecht zu werden.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erwerben ein berufliches Selbstverständnis. Wesentliches Element ist eine professionelle dialogische Haltung. Diese entfaltet sich im beruflichen Handeln z. B. in der Bereitschaft zu Empathie, Akzeptanz, Perspektivwechsel sowie Kongruenz und steht für wechselseitige Achtsamkeit. Vielfalt und Individualität werden als Bereicherung und Normalität respektiert. Auf der Basis selbstkritischer Reflexion sind Fachschülerinnen und Fachschüler bereit, selbst zu forschen und zu entdecken, zu fragen und sich mit Neuem und Fremdem auseinanderzusetzen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erwerben aufgaben- und persönlichkeitsbezogen sozialpädagogische Kernkompetenzen wie Beobachtungs- und Analysefähigkeiten, Kommunikationsfähigkeit, Fähigkeiten zur Gestaltung pädagogischer Beziehungen, zur Mitgestaltung der Lebenswelt, zur Planung, Durchführung, Dokumentation und Evaluation pädagogischer Prozesse, zur Entwicklung kultureller Ausdrucksmöglichkeiten, zur Mitgestaltung von Erziehungspartnerschaften und der Kooperation in multiprofessionellen Teams. In diesen Handlungsfeldern beachten sie die jeweiligen rechtlichen Vorgaben und gestalten gesellschaftliche Veränderungen mit.

Die Inhalte und Methoden der Ausbildung entsprechen dem Anspruchsniveau einer  eigenverantwortlich handelnden sozialpädagogischen Fachkraft und berücksichtigen  den jeweils aktuellen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnis- und Diskussionsstand. Die Ausbildung ist so zu gestalten, dass die Fachschülerinnen und Fachschüler zu einem lebenslangen und selbstständigen Lernen motiviert sind. Sie setzen sich aktiv mit den sich wandelnden Anforderungen des Berufes auseinander und entwickeln die Fähigkeit und Bereitschaft zur eigenen beruflichen Fort- und Weiterbildung. Verantwortungsbewusstsein und Leistungsbereitschaft sind durchgängiges Prinzip schulischer und praktischer Ausbildung.

Die Stundentafel weist einen Pflichtbereich mit einem fachrichtungsübergreifenden und einem fachrichtungsbezogenen Bereich einschließlich Wahlpflichtbereich aus. Darüber hinaus werden ein Wahlbereich, die Zusatzausbildung zum Erwerb der Fachhochschulreife sowie die berufspraktische Ausbildung aufgezeigt. 

Der fachrichtungsbezogene Bereich ist in Lernfelder gegliedert. Die Lernfelder orientieren sich in Zielsetzung und kursiv ausgewiesenen Inhalten an den komplexen beruflichen Anforderungen, die Erzieherinnen und Erzieher in unterschiedlichen Arbeitsfeldern mit ihren jeweiligen Handlungsfeldern bewältigen. Diese Strukturierung setzt das didaktische Prinzip der Handlungsorientierung um. Lehr- und Lernprozesse basieren auf beruflich relevanten Handlungen. Wissen und Handeln sind aufeinander bezogen. Deshalb ist die Verzahnung der unterschiedlichen Lernorte durchgängiges Prinzip der gesamten Ausbildung.

Der Wahlpflichtbereich ist zur Vertiefung und Erweiterung sozialpädagogischer Fähigkeiten und Fertigkeiten zu nutzen.

Der Wahlbereich ermöglicht über den Pflichtbereich hinaus, auf aktuelle Entwicklungen innerhalb des Berufes mit zusätzlichen Angeboten zu reagieren. Die fakultative Zusatzausbildung zum Erwerb der Fachhochschulreife gewährleistet die Möglichkeit der Durchlässigkeit beruflicher Ausbildung.

Die berufspraktische Ausbildung erfolgt in Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe. Im Rahmen der berufspraktischen Ausbildung absolvieren die Fachschülerinnen und Fachschüler Praxiseinsätze in einer Kindertageseinrichtung und mindestens einem weiteren sozialpädagogischen Arbeitsfeld. In der Praxis eignen sich die Fachschülerinnen und Fachschüler die Fähigkeit zu theoriegeleitetem Handeln an. Ein individueller Ausbildungsplan ist in jedem Block der berufspraktischen Ausbildung Grundlage. In diesem werden Entwicklungsprozesse der Fachschülerinnen und Fachschüler im Rahmen ihrer berufspraktischen Ausbildung durch diese selbst und in Zusammenarbeit mit der Praxisanleiterin oder dem Praxisanleiter sowie der begleitenden Fachlehrerin oder dem begleitenden Fachlehrer der Fachschule fortgeschrieben.

Die ständige kritische Reflexion der eigenen Person, des Menschenbildes und der zu  Grunde liegenden Werthaltungen ist Bestandteil eines jeden Segmentes der Ausbildung.

Die Lernfelder des Lehrplanes bestehen aus Zielformulierungen und kursiv gesetzten Mindestinhalten. Die ausgewiesenen Ziele und Inhalte sind verbindlich. Die Zielformulierungen innerhalb der Lernfelder beschreiben den Qualifikationsstand und damit die beruflichen Handlungskompetenzen von Erzieherinnen und Erziehern am Ende der Ausbildung. Vor dem Hintergrund sich wandelnder beruflicher Anforderungen sind die Inhalte weitgehend offen formuliert. Dies fördert und fordert den Einbezug neuer Entwicklungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse in den Unterricht.

Der Lehrplan wird schulcurricular in Form von Bildungsgangplanung, didaktischer Jahresplanung und Kompetenzentwicklungsplanung im Lernfeld aufbereitet und handlungsorientiert umgesetzt. Die didaktischen Teams erarbeiten Lernsituationen und setzen selbstständig Schwerpunkte und Akzente. Lernsituationen nehmen die beruflichen Handlungssituationen in ihrer Komplexität auf.

Das Lernen erfolgt in vollständigen beruflichen Handlungen, bei denen die Fachschülerinnen und Fachschüler die Arbeitsprozesse selbstständig und eigenverantwortlich planen, durchführen, bewerten und reflektieren sowie ihre Arbeitsergebnisse präsentieren. Lernfeldübergreifende Lernsituationen gewährleisten die Verzahnung der Lernfelder und bilden die Komplexität und Mehrperspektivität sozialpädagogischen Handelns ab. In allen Lernfeldern werden rechtliche Aspekte mit beruflichem Handeln verknüpft.

Die Lernfelder beinhalten vielfältige, unmittelbare Anknüpfungspunkte zur Auseinandersetzung mit globalen Themen, deren sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten sowie Bezüge zur eigenen Lebens- und Arbeitswelt. Darüber hinaus bieten sich umfassende Möglichkeiten, im Unterricht den sicheren, sachgerechten, kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit traditionellen und digitalen Medien zu thematisieren und zu vertiefen.

Ausgehend von den eigenen Lebensweltbezügen und den in der Berufspraxis gesammelten Einsichten, einschließlich ihrer Erfahrungen mit der Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur, setzen sich die Fachschülerinnen und Fachschüler mit lokalen, regionalen und globalen Entwicklungen auseinander. Im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung vervollkommnen sie die Fähigkeit, Auswirkungen von Entscheidungen auf das Leben der Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft zu erkennen und zu bewerten. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse zielen auf ein bewusstes Eintreten für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Entwicklung, für deren Gestaltung sie vielfältige Partizipationsmöglichkeiten kennen und wahrnehmen. Bei Inhalten mit Anknüpfungspunkten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung eignen sich insbesondere die didaktischen Prinzipien der Visionsorientierung, des Vernetzenden Lernens sowie der Partizipation. Vernetztes Denken bedeutet hier die Verbindung von Gegenwart und Zukunft einerseits und ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen des eigenen Handelns andererseits.

Eine besondere Bedeutung kommt der politischen Bildung als aktivem Beitrag zur  Stärkung der Zivilgesellschaft zu. Im Vordergrund stehen dabei die Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen. Bei Inhalten mit politischem Gehalt werden auch die damit in Verbindung stehenden fachspezifischen Arbeitsmethoden der politischen Bildung eingesetzt. Dafür eignen sich u. a. Rollen- und Planspiele, Streitgespräche, Pro- und Kontra-Debatten, Podiumsdiskussionen oder kriterienorientierte Fall-, Konflikt- und Problemanalysen.

Im Kontext der Medienbildung nutzen die Fachschülerinnen und Fachschüler verstärkt und gezielt traditionelle sowie digitale Medien, um benötigte Informationen zu beschaffen, zu strukturieren und zu bewerten. Dies geschieht insbesondere mit dem Ziel, ihr Wissen zu erweitern, zu vertiefen und anzuwenden. Sie achten dabei auf den Schutz sensibler Daten und agieren sicher. Sie verstehen, bewerten und nutzen Medien selbständig zum Lernen, erkennen und analysieren Medieneinflüsse und -wirkungen und verstärken ihre medienkritische Reflexion. Informations- und Kommunikationstechnologien setzen die Fachschülerinnen und Fachschüler sachgerecht, situativ-zweckmäßig und verantwortungsbewusst ein und nutzen diese zur kreativen Lösung von Problemen.

Durch das Einbeziehen der Berufserfahrungen der Fachschülerinnen und Fachschüler, von außerschulischen Partnern und Lernorten im Gemeinwesen erfolgt eine kontinuierliche Reflexion und Weiterentwicklung der individuellen beruflichen Handlungskompetenz. Die kontinuierliche Abstimmung und Kooperation zwischen den beteiligten Lehrkräften des fachrichtungsübergreifenden und fachrichtungsbezogenen Bereiches sowie der berufspraktischen Ausbildung ist unabdingbar. 

Der Unterricht erfordert die Anwendung unterschiedlicher Medien, Methodenvielfalt und den Einsatz komplexer Lehr-/Lernarrangements. Es sind zielgerichtet Sozialformen auszuwählen, die die Entfaltung der Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktfähigkeit sowie Empathie und Toleranz fördern. Der Unterricht ist auf selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen der Fachschülerinnen und Fachschüler ausgerichtet.

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1 vgl. Sekretariat der ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland: Kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an Fachschulen/Fachakademien. 2011. S. 5

Stundentafel

Unterricht und Praktika Gesamtausbildungsstunden
Kl. 1 bis 3
Pflichtbereich 2680
Fachrichtungsübergreifender Bereich 440 [600]3
Deutsch 80
Englisch 160
Wirtschafts- und Sozialpolitik 80
Mathematik 80
Evangelische Religion, Katholische Religion oder Ethik 2 40
Sorbisch 3 [160]3
Fachrichtungsbezogener Bereich 2080 (1372)4, 5
Berufliche Identität und professionelle Perspektiven entwickeln 160
Pädagogische Beziehungen gestalten und Gruppenprozesse begleiten 150
Die Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen analysieren, strukturieren und mitgestalten 160
Bildungs- und Entwicklungsprozesse anregen und unterstützen 360
Kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten und Kreativität weiterentwickeln 590
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Bewältigung besonderer Lebenssituationen unterstützen 340
Bildungs- und Erziehungspartnerschaften initiieren und mitgestalten 120
Im Team zusammenarbeiten, Qualität sichern sowie im Berufsfeld kooperieren 120
Facharbeit erstellen 80
Wahlpflichtbereich 160 [40]3
Pädagogische Arbeit auf der Grundlage sorbischer Geschichte und Kultur gestalten 3, 6 80 [40]3
Wahlbereich 160 (160)3
Pädagogische Arbeit auf der Grundlage des WITAJ-Konzeptes gestalten 3 160
Zusatzausbildung Fachhochschulreife 200
Mathematik II 7 120
Englisch 80
Berufspraktische Ausbildung 8, 9 1320
Blockpraktikum (Kinderkrippe, Kindergarten oder Hort) 11 Wochen
Blockpraktikum (Arbeitsfelder von Erzieherinnen und Erziehern mit Ausnahme der Kindertageseinrichtungen) 11 Wochen
Blockpraktikum (Arbeitsfeld nach Wahl) 11 Wochen
 
  • 2
    Es werden die Lehrpläne der Fachoberschule verwendet.
  • 3
    gilt für die Sorbische Fachschule für Sozialpädagogik am BSZ Bautzen für Fachschülerinnen und Fachschüler,
    die Sorbisch insoweit erlernt haben, dass ihr Sprachniveau dem eines Muttersprachlers oder dem einer Zweitsprache entspricht.
  • 4
    davon bis zu 120 Stunden fachpraktische Inhalte aus der berufspraktischen Ausbildung
  • 5
    Die in Klammer gesetzte Unterrichtszeit weist den Anteil an fachpraktischen Inhalten aus.
  • 6
    gilt für die Sorbische Fachschule für Sozialpädagogik am BSZ Bautzen für Fachschülerinnen und Fachschüler,
    die Sorbisch weder als Muttersprache noch als Zweitsprache erlernt haben
  • 7
    40 Gesamtausbildungsstunden aus dem mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bereich werden in
    dem fachrichtungsbezogenen Bereich erfüllt.
  • 8
    Die berufspraktische Ausbildung ist parallel zur schulischen Ausbildung auf der Grundlage des „Leitfaden zur Gestaltung der berufspraktischen Ausbildung an der Fachschule, Fachbereich Sozialwesen“ durchzuführen.
  • 9
    Die fachliche Begleitung beträgt je Schüler 15,6 Stunden.

Aufbau und Verbindlichkeit des Lehrplanes

Der Bildungsgang ist in Fächer und Lernfelder gegliedert. Der Lehrplan für den fachrichtungsbezogenen Bereich ist nach Lernfeldern strukturiert. Lernfelder sind didaktisch aufbereitete berufliche Handlungsfelder. Jedes Lernfeld enthält Ziele und Mindestinhalte.

Die Ziele beschreiben Handlungskompetenzen laut Qualifikationsprofil in vollständigen beruflichen Handlungen. Verbindliche Mindestinhalte sind kursiv in diese Zielbeschreibungen integriert. Die Zielbeschreibungen bilden die entscheidende Grundlage für die didaktisch begründete Gestaltung des Lehrens und Lernens an den berufsbildenden Schulen. Sie geben verbindliche Orientierungen über die Qualität der Leistungs- und Verhaltensentwicklung der Fachschülerinnen und Fachschüler und sind damit die Voraussetzung für die eigenverantwortliche Vorbereitung des Unterrichts durch die Lehrkräfte. 

Zentrales Ziel der beruflichen Schularten und damit jedes Lernfeldes ist es, die Entwicklung umfassender Handlungskompetenz zu fördern. Handlungskompetenz entfaltet sich in den Dimensionen von Fachkompetenz, Sozialkompetenz, Selbstkompetenz, deren immanente Bestandteile Methodenkompetenz, Lern- und kommunikative Kompetenz sind.11

Die Ziele und Mindestinhalte sind verbindlich. Im Rahmen dieser Bindung und unter Berücksichtigung des sozialen Bedingungsgefüges schulischer Bildungs- und Erziehungsprozesse bestimmen die Lehrkräfte die Themen des Unterrichts und treffen ihre didaktischen Entscheidungen in freier pädagogischer Verantwortung.

In diesem Kontext wird auf die Handreichung "Umsetzung lernfeldstrukturierter  Lehrpläne“12 verwiesen. Diese Handreichung bezieht sich auf die Umsetzung des Lernfeldkonzeptes in den Schularten Berufsschule, Berufsfachschule und Fachschule und enthält u. a. Ausführungen

1. zum Lernfeldkonzept,

2. zu Aufgaben der Schulleitung bei der Umsetzung des Lernfeldkonzeptes, wie

  • Information der Lehrkräfte über das Lernfeldkonzept und über die Ausbildungsdokumente,
  • Bildung von Lehrerteams, 
  • Gestaltung der schulorganisatorischen Rahmenbedingungen,

3. zu Anforderungen an die Gestaltung des Unterrichts, insbesondere zur

  • kompetenzorientierten Planung des Unterrichts,
  • Auswahl der Unterrichtsmethoden und Sozialformen

sowie das Glossar.  

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11 vgl. KMK [Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland] (2021): Handreichung für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz für den berufsbezo¬genen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. S. 15/16. Verfügbar unter:  https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_06_17-GEP-Handreichung.pdf.

12 vgl. Landesamt für Schule und Bildung (Hrsg.) (2022): Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehrpläne. Radebeul. Verfügbar unter: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/14750.

Lernfelder

Lernfeld 1 Berufliche Identität und professionelle Perspektiven entwickeln
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 160 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler entwickeln berufliche Identität sowie  professionelle Perspektiven und begreifen dies als Prozess lebenslangen Lernens.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich kritisch mit ihrer bisherigen beruflichen Entwicklung sowie persönlichen Berufswahlmotiven auseinander. Sie orientieren sich an Qualifikationsanforderungen (Kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil der Kultusministerkonferenz) des generalistisch ausgerichteten Berufes und leiten daraus Ziele für ihre individuelle Entwicklung ab.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler entwickeln ihr berufliches Selbstverständnis, indem sie ihre Biografie und Fragestellungen des eigenen Seins (Menschenbilder,  Geschlechterrollen, besondere Lebenssituationen) in den Blick nehmen. Sie reflektieren ihre persönlichen und fachlichen Voraussetzungen für den Beruf auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes sowie weiterer demokratischer Grundwerte. In der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen religiös bzw. weltanschaulich geprägten Wert- und Normvorstellungen entwickeln die Fachschülerinnen und Fachschüler ein Berufsethos und eine professionelle Haltung. Die Bedürfnisse ihres Gegenübers, wie auch die eigenen nehmen sie achtsam wahr. In der sozialpädagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, deren Bezugspersonen sowie im Team erkennen sie Vielfalt als Bereicherung, entwickeln ein inklusives Verständnis und kooperieren mit allen Beteiligten.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit der Entwicklung des Erzieherberufes auseinander. Sie informieren sich über Trägerstrukturen, sozialpädagogische Institutionen sowie angrenzende Professionen. Die Fachschülerinnen und Fachschüler erfassen die Komplexität des beruflichen Handelns von Erzieherinnen und Erziehern, die Vielfalt sozialpädagogischer Arbeitsfelder sowie deren spezifische Konzepte und Arbeitsbedingungen. Sie beziehen reformpädagogische Ansätze ein. In ihrem Handeln orientieren sie sich zudem an den institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen (UN-Kinderrechtskonvention, UN-Behindertenrechtskonvention, Grundgesetz, SGB VIII, Datenschutz, Schweige- und Informationspflicht, elterliche Sorge, Fürsorge- und Aufsichtspflicht, SächsKitaG) und setzen vorgegebene Richtlinien (Sächsischer Bildungsplan, Sächsische Leitlinien für die öffentlich verantwortete Bildung von Kindern bis zum 10. Lebensjahr) um. Die Fachschülerinnen und Fachschüler entwickeln eine berufliche Identität und die Bereitschaft, sich mit anderen  Professionen zu vernetzen. Die Fachschülerinnen und Fachschüler kennen ihre arbeitsrechtliche Position sowie Ziele der Interessen- und Berufsverbände.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit Auswirkungen stetigen gesellschaftlichen Wandels auf personenbezogene Dienstleistungsberufe auseinander. Sie erkennen daraus resultierende berufs- und arbeitsfeldtypische Anforderungen, Querschnittsaufgaben und Belastungen.

Sie entwickeln die Bereitschaft sowie die Kompetenz, sich beruflichen Anforderungen zu stellen, dabei aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Modellprojekte einzubeziehen und Verantwortung bewusst zu übernehmen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler begreifen die Notwendigkeit der Entwicklung  und ständigen Vervollkommnung ihrer beruflichen Handlungskompetenzen und zeigen Eigeninitiative und Selbstverantwortung. Sie organisieren und strukturieren ihren Selbstbildungsprozess sowie ihr berufliches Handeln (Arbeits- und Dienstplanung, Zeitmanagement, Ressourcenbewusstsein). Im Prozess der Professionalisierung reflektieren sich die Fachschülerinnen und Fachschüler gezielt und öffnen sich konstruktiver Kritik. Sie sind sich bewusst, dass lebenslange Fort- und Weiterbildung integraler Bestandteil des professionellen Selbstverständnisses von Erzieherinnen und Erziehern ist. Die Fachschülerinnen und Fachschüler entwerfen für sich eine konkrete berufliche Perspektive.

Lernfeld 2 Pädagogische Beziehungen gestalten und Gruppenprozesse begleiten
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 150 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler gestalten entwicklungs- und bildungsförderliche Beziehungen und Prozesse mit Einzelnen und Gruppen. 

Die Fachschülerinnen und Fachschüler begegnen Einzelnen und Gruppen wertschätzend, empathisch, echt, achtsam, transparent und beachten Nähe und Distanz Sie reflektieren ihre professionelle Haltung und entwickeln diese kontinuierlich weiter.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler verstehen Erziehung als wechselseitigen  Prozess. Sie setzen sich kontinuierlich mit ihrer Rolle als professionelles Gegenüber  und Gruppenleiter im pädagogischen Interaktionsprozess sowie mit ihrem pädagogischen Handeln (Erziehungsziele, Erziehungsstil, Erziehungsmaßnahmen) auseinander. 

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erkennen die Bedeutung der Gruppe für die  Entwicklung des Einzelnen und die Entwicklung von bildungs- und entwicklungsförderlichen Beziehungen. Sie unterstützen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dialogisch und ressourcenorientiert beim Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen  und weiteren Personen in ihrem sozialen Umfeld. Die Fachschülerinnen und Fachschüler reflektieren eigene emotionale Bindungs- und Beziehungserfahrungen. In pädagogischen Beziehungen berücksichtigen sie Bindungsqualität und leben Beziehungsgestaltung vor.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler berücksichtigen Vielfaltsaspekte (Entwicklungsstand, Alter, Geschlecht, Bildungszugang, ökonomischer Status, Migrationshintergrund, Mehrsprachigkeit) und greifen die unterschiedlichen sozialen Erfahrungen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Sie gestalten ihr pädagogisches Handeln auf der Grundlage eines inklusiven Verständnisses.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler beobachten, analysieren, planen, gestalten,  dokumentieren und reflektieren Gruppenprozesse in den verschiedenen Altersgruppen. Dazu nutzen sie vielfältige Methoden. Die Fachschülerinnen und Fachschüler ermöglichen allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Teilhabe an Gruppenprozessen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler unterstützen Kinder, Jugendliche und junge  Erwachsene beim Erwerb und bei der Erweiterung eigener kommunikativer Kompetenzen. Sie verfügen über Kommunikations- und Moderationstechniken um vielfältige Gesprächssituationen zu gestalten. Die Fachschülerinnen und Fachschüler erkennen Konflikte als Chance für die Entwicklung von Einzelnen und Gruppen. Sie reagieren situationsangemessen und setzen gezielt Konfliktlösungsstrategien ein.

Lernfeld 3 Die Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen analysieren, strukturieren und mitgestalten
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 160 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit den Lebenswelten von  Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auseinander und gestalten  diese auf der Grundlage einer dialogischen Haltung mit.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler analysieren die Lebenswelten von Kindern,  Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Raum, Zeit, soziale Bezüge, materielle Bedingungen) und setzen diese in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen. Die  Fachschülerinnen und Fachschüler legen ihrem sozialpädagogischen Handeln eine  sozialökologische und systemische Perspektive zu Grunde. Dabei legen sie einen  Schwerpunkt auf die Analyse von Familie als primärer Sozialisationsinstanz (Formen,  Funktionen, Aufgaben, aktuelle Herausforderungen), von Beziehungen zu Gleichaltrigen (Freundschaften, Peergroup, Jugendkulturen) und von medialen Lebenswelten.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erkunden Handlungs- und Entwicklungsspielräume der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihren jeweiligen Lebenswelten und begreifen gesellschaftliche Wandlungsprozesse (Globalisierung, Pluralisierung, Individualisierung) als Ursache für vielfältige, sich verändernde Lebenswelten und Sozialisationsbedingungen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler ermöglichen den Heranwachsenden Teilhabe an den Angeboten ihrer Lebenswelt und unterstützen sie bei der Orientierung und Identitätsentwicklung. Sie gehen offen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen um  und nutzen Vielfalt als Chance und Ressource für ihre sozialpädagogische Arbeit.  Dabei arbeiten die Fachschülerinnen und Fachschüler mit Einrichtungen des Unterstützungssystems für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien (Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Kindertageseinrichtungen, sozialpädiatrische Zentren, Frühförderzentren, Gesundheitsamt, Sozialamt, Jugendamt, Kinder- und Jugendnotdienste, vernetzte Hilfen, Beratungsstellen) zusammen. In der Kooperation mit Netzwerkpartnern entwickeln sie bedarfsgerechte Betreuungsangebote mit.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler gestalten gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und allen anderen Beteiligten eine entwicklungsfördernde Umwelt. Auf der Grundlage der Kenntnis gesetzlicher Rahmenbedingungen (UN-Kinderrechtskonvention, UN-Behindertenrechtskonvention, Grundrechtsmündigkeit, Geschäftsfähigkeit, Deliktfähigkeit, Strafmündigkeit, Prozessfähigkeit, Ehemündigkeit, Testierfähigkeit, Religionsmündigkeit, Recht auf Beratung und auf Sozialleistungen) stellen die Fachschülerinnen und Fachschüler die Balance zwischen institutionellen Anforderungen, individuellen Bedürfnissen, Gruppeninteressen und dem  Gemeinwesen her und verinnerlichen Partizipation, Lebenswelt- sowie Ressourcenorientierung als Handlungsparadigmen.

Lernfeld 4 Bildungs- und Entwicklungsprozesse anregen und unterstützen
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 360 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler initiieren, begleiten und unterstützen  Selbstbildungs- und Entwicklungsprozesse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich intensiv mit dem humanistischen  und konstruktivistischen Menschenbild (Sächsischer Bildungsplan, Bild vom Kind, Sächsische Leitlinien für die öffentlich verantwortete Bildung von Kindern bis zum 10. Lebensjahr) auseinander. Sie respektieren ihr Gegenüber als individuelle, kompetente, aktive und kreative Persönlichkeit, die von Geburt an Konstrukteur ihrer Bildungs- und Entwicklungsprozesse ist. Sie identifizieren sich mit ihrer Rolle als Co-Konstrukteur. Das Interesse von Eltern an Bildungs- und Entwicklungsprozessen der Heranwachsenden nehmen sie wahr und begegnen diesem mit Offenheit und Wertschätzung.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler beobachten (Wahrnehmung, Beobachtungsformen) zielgerichtet. Mit Hilfe geeigneter Verfahren analysieren, beurteilen und dokumentieren sie achtsam ihre Beobachtungsergebnisse hinsichtlich der Bedürfnisse, Bildungsthemen, Kompetenzen, Selbstbildungs- und Entwicklungsprozesse (neurophysiologische und entwicklungspsychologische Grundlagen, Entwicklungsverläufe in unterschiedlichen Altersstufen und Persönlichkeitsbereichen) der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Im Rahmen von Förder- und Hilfeplanverfahren tragen die Fachschülerinnen und Fachschüler zur sozialpädagogischen Diagnostik bei.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler begreifen Wohlbefinden (Bindung, Kohärenz,  Selbstwirksamkeit) als Grundbedingung für gelingende Bildungsarbeit. Sie beachten  die besondere Bedeutung frühkindlicher Bildungserfahrungen für die weitere Sozialisation. 

Die Fachschülerinnen und Fachschüler greifen Bildungsthemen der Heranwachsenden auf. Sie nutzen und arrangieren im Dialog mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bildungsgelegenheiten (Bildungspartner, Raum, Zeit, Medien, Materialien). Sie planen und gestalten altersangemessene und geschlechtersensible Bildungsangebote für Einzelne und Gruppen in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Dabei beachten sie Vielfalt. Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen geeignete Methoden und Sozialformen ein und berücksichtigen didaktisch-methodische Prinzipien. Sie ermöglichen und unterstützen ressourcenorientiert und inklusiv Bildungs- und Entwicklungsprozesse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alltag und in gezielten Lern- und Förderangeboten unter Einbeziehung aller Bildungs- und Entwicklungsbereiche. In den unterschiedlichen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern richten sie ihr Handeln an jeweils geltenden gesetzlichen und konzeptionellen Grundlagen aus.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler dokumentieren und reflektieren Bildungs- und  Entwicklungsprozesse gemeinsam mit den Heranwachsenden und deren Bezugspersonen. Sie evaluieren ihr pädagogisches Handeln.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit gesellschaftlichen Bildungs- und Erziehungszielen auseinander, reflektieren deren werteorientierende Dimension und werden sich der gesellschaftspolitischen Verantwortung ihres Handelns in ihrem  jeweiligen sozialpädagogischen Arbeitsfeld bewusst. Sie gestalten gemeinsam mit  den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Alltag so, dass Werte erfahrbar  sind.

Lernfeld 5 Kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten und Kreativität weiterentwickeln
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 590 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler entwickeln gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten weiter und fördern Kreativität.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler reflektieren eigene kulturelle, kreative und  motorische sowie mediale Kompetenzen und begreifen diese als professionelle Anforderung. In der Auseinandersetzung mit sich selbst sowie ihrer Umwelt erweitern sie diese durch die bewusste Aneignung und Erprobung von Ausdrucksmöglichkeiten kontinuierlich. Sie überprüfen eigene Maßstäbe, sensibilisieren ihre Wahrnehmung und beachten die individuellen Unterschiede ästhetischer Vorstellungen. Die Begegnung mit vielfältigen Ausdrucksformen erleben und akzeptieren die Fachschülerinnen und Fachschüler als Bestandteil und Bereicherung des alltäglichen Lebens. Sie setzen sich aktiv mit den Wurzeln ihrer Kultur und des regionalen Brauchtums auseinander und machen diese in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erlebbar. Sie öffnen sich anderen Kulturen sowie religiösen und weltanschaulichen Ausdrucksformen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler nutzen ganzheitliche Wahrnehmungs-, Erlebnis-, Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten von Kunst, Musik, Sprache und Literatur, Spiel und Bewegung für ihre eigene Entwicklung sowie für ihr berufliches Handeln in allen Arbeitsfeldern. Sie motivieren Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, ausgehend von deren Bedürfnissen und Interessen sowie Fähigkeiten und Unterstützungsbedarfen, sich in individueller Form auszudrücken und fördern Talente und Begabungen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler regen das Erleben von rhythmisch-musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten und Bewegung an, mit dem Ziel, ganzheitliche Lern- und Entwicklungsprozesse, Sinn, Entspannung und Lebensfreude zu ermöglichen. Sie initiieren gemeinsames Singen und Musizieren sowie die Gestaltung von Bewegung und Sport, Tanz, Tanztheater und Improvisation. Dabei nutzen die Fachschülerinnen und Fachschüler vielfältige Methoden und setzen diese altersgruppenentsprechend ein. Sie öffnen sich dem Musikgeschmack der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und verfügen über ein Repertoire an Musizier- und Liedgut. In der sozialpädagogischen Praxis setzen sie die Gitarre oder ein anderes akkordisches Instrument zur Liedbegleitung ein und nutzen Klang- und Geräuscherzeuger. Die Fachschülerinnen und Fachschüler entwickeln eigene konditionelle und koordinative Kompetenzen weiter und organisieren Lernen durch Bewegung und Sport. Sie gestalten freizeit- und erlebnispädagogische Angebote. Die Fachschülerinnen und  Fachschüler gehen sachgerecht mit Sportgeräten und-materialien um, sorgen für Sicherheit und nutzen vielfältige Bewegungsanlässe, Sportspiele und Übungen. Sie öffnen sich aktuellen Trendsportarten und ermöglichen die Beteiligung an regionalen und überregionalen Veranstaltungen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler sind sprachliches Vorbild und setzen Sprache sowie nonverbale Gestaltungsmittel bewusst ein. Dabei achten sie auf ihre  Stimmhygiene. Sie unterstützen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer  Sprachentwicklung und initiieren Sprechanlässe. Die Fachschülerinnen und Fachschüler begreifen Mehrsprachigkeit als Ressource, respektieren Herkunftssprache als eine Voraussetzung für den Zweitspracherwerb Deutsch und damit als Bildungszugang. Sie ermöglichen die freudvolle Auseinandersetzung mit Sprache und Literatur und regen die Entwicklung sprachlicher und literarischer Ausdrucksmöglichkeiten (Erzählen, Lesen und Vorlesen, Rezitation, Theater, darstellendes Spiel, kreatives Schreiben) an. Die Fachschülerinnen und Fachschüler begleiten und unterstützen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Entwicklung ihrer Medienkompetenz (Medienkunde, Medienkritik, Mediennutzung, Mediengestaltung). Sie erproben gemeinsam mediale Ausdrucksmöglichkeiten und öffnen sich aktuellen Trends. 

Die Fachschülerinnen und Fachschüler nutzen Spiele situations- und zielgruppenspezifisch und fördern Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihren Interaktionen. Ausgehend von der Spielentwicklung organisieren die Fachschülerinnen und Fachschüler gezielt Spielangebote. Bei Bedarf nehmen sie die Rolle des Spielleiters ein. In Spielen und Spielaktionen (Arten, Merkmale, Wirkung, Einsatzmöglichkeiten) unterstützen sie die Entfaltung vielfältiger Kompetenzen. Sie initiieren und improvisieren Spiele, um das Erleben von Gemeinsamkeit, Freude und Muße anzuregen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler ermöglichen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Auseinandersetzung (Erleben, Erkunden, Erproben, Experimentieren, Einordnen, Mitgestalten) mit vielfältigen Räumen, Materialien, Farben und Formen der sie umgebenden Welt (Natur, Kultur). Sie unterstützen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beim Gestalten (Gestaltungsaufgabe, handwerkliche und künstlerische Techniken, sachgerechter Umgang mit Materialien und Werkzeugen) und bei der Entfaltung ihrer Kreativität.

In allen Prozessen beachten die Fachschülerinnen und Fachschüler Bedürfnisse,  Bildungsthemen, Ressourcen, Entwicklungsaufgaben und -besonderheiten. Sie berücksichtigen didaktische Prinzipien und verantworten Wohlbefinden und Teilhabe der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Fachschülerinnen und Fachschüler erkennen die Verzahnung aller kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten und erschließen deren Potenzial für die Entwicklung des Einzelnen und der Gruppe. Sie wählen Räume, Materialien und Medien aus und laden situations- und zielgruppenentsprechend ein. Die Fachschülerinnen und Fachschüler bereiten Aktionen, Aktivitäten und Projekte didaktisch-methodisch auf, planen, realisieren, reflektieren diese gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und erschließen kulturelle Angebote des Gemeinwesens. Dabei berücksichtigen sie die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen (Unfallverhütung, Fürsorge-, Aufsichts- und Sorgfaltspflicht, Datenschutz, Urheber- und Aufführungsrecht).

Lernfeld 6 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Bewältigung besonderer Lebenssituationen unterstützen
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 340 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler unterstützen Kinder, Jugendliche und  junge Erwachsene ressourcenorientiert bei der Bewältigung besonderer Lebenssituationen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erfassen kritische Lebensereignisse als Bestandteil menschlichen Daseins. Sie beachten die Zusammenhänge zwischen Beeinträchtigungen des individuellen Lebens, veränderten Lebensperspektiven sowie sozialen Folgeerscheinungen und begreifen die Notwendigkeit persönlichen Engagements, fachlicher Hilfen sowie die Verantwortung der Gesellschaft. 

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit eigenen Erfahrungen (Biografiearbeit) bei der Bewältigung kritischer Lebensereignisse intensiv auseinander und verfügen über eine positive, lebensbejahende Grundhaltung. Sie begegnen Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen sowie deren Bezugspersonen empathisch und ressourcenorientiert. Gleichzeitig respektieren sie die Perspektive ihres Gegenübers und wahren professionelle Distanz.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler analysieren Lebenssituationen und soziokulturelle Bezüge der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus systemischer Sicht. Sie erkennen besondere Lebenssituationen und individuelle Notlagen sowie deren gesellschaftliche und persönliche Entstehungsbedingungen in ihrer Vielfalt und Differenziertheit. Die Fachschülerinnen und Fachschüler nehmen konsequent individuelle und soziale Ressourcen in den Blick.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler planen die Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit mit dem Ziel, allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Chancengerechtigkeit und Teilhabe zu ermöglichen und Inklusion zu fördern. Dies  schließt neben der Unterstützung der Adressaten die Kooperation mit Eltern und Bezugspersonen sowie im Team ein. Sie initiieren die Zusammenarbeit mit Fachkräften im Unterstützungssystem und wirken an der Förderplanung sowie Hilfeplanung mit. Dafür erarbeiten sie sich einzelfallbezogene fachwissenschaftliche Informationen und Zusammenhänge. Die Fachschülerinnen und Fachschüler kennen Möglichkeiten und Grenzen ihres sozialpädagogischen Handelns.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler fördern und unterstützen Kinder, Jugendliche  und junge Erwachsene und deren Bezugspersonen bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Zusammenhang mit physischen, psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, Suchterkrankungen, Teilleistungsstörungen und Behinderungen, Hochbegabungen, abweichendem Verhalten und Gewalterfahrungen. Dabei  beachten sie rechtliche Rahmenbedingungen (UN-Behindertenrechtskonvention, InfektionsschutzG, BetäubungsmittelG, Kinder- und Jugendschutz, §§ 8, 8a SGB VIII, Jugendstrafrecht, Opferhilfe und Opferschutz). Ihr Handeln zielt auf die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden ab. In Notfallsituationen ergreifen sie angemessene Maßnahmen.

Mit Blick auf das Wohl des Einzelnen arbeiten sie in der inklusiven Förderung auch  präventiv und kompensatorisch (Schutzfaktoren, Empowerment, Resilienz). Die Fachschülerinnen und Fachschüler greifen auf Handlungskonzepte aus den verschiedenen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe zurück. In der Zusammenarbeit mit Eltern und weiteren Bezugspersonen begleiten sie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Gestaltung von institutionellen (Familie-Kindertageseinrichtung, Kindertageseinrichtung-Grundschule, weiterführende Schule, Schule-Berufseintritt, Elternhaus-Fremdunterbringung) und existenziellen Übergängen (Schwangerschaft und Geburt, Verlust und Abschied).

Gemeinsam mit dem Team entwickeln die Fachschülerinnen und Fachschüler Handlungsstrategien, um individuelle und soziale Bewältigungsressourcen zugänglich zu machen und kooperieren bei Bedarf multiprofessionell. Vielfaltsaspekte wie Migration, Mehrsprachigkeit, Kultur und Brauchtum, Reichtum und Armut und die Pluralität von Lebensentwürfen greifen sie im Sinne einer Chance und Herausforderung auf und machen diese im Alltag für die Gruppe erfahrbar.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit aktuellen gesellschaftlichen  Entwicklungen, fachlichen und politischen Diskursen sowie daraus resultierenden Anforderungen und Querschnittsaufgaben von Erzieherinnen und Erziehern auseinander. Sie reflektieren individuell sowie im multiprofessionellen Team Ziele und Wirksamkeit sozialpädagogischer Interventions- und Präventionsstrategien und ziehen Konsequenzen für ihr weiteres Handeln.

Lernfeld 7 Bildungs- und Erziehungspartnerschaften initiieren und mitgestalten
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 120 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler initiieren Bildungs- und Erziehungspartnerschaften in unterschiedlichen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern und gestalten diese mit. Sie ermöglichen und fördern die Beteiligung von Eltern und weiteren Bezugspersonen an Bildungs- und Entwicklungsprozessen der Heranwachsenden sowie am institutionellen Alltag.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler begreifen die respekt- und vertrauensvolle  Zusammenarbeit mit Eltern und Bezugspersonen als einen wesentlichen Bestandteil  ihrer pädagogischen Arbeit und berücksichtigen die Bedürfnisse und Besonderheiten von Heranwachsenden, deren Eltern und Familien.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler kooperieren mit allen am Bildungs- und Erziehungsprozess Beteiligten (Familie, Kindertageseinrichtung, Schule, Heim und andere erzieherische Hilfen, Freizeiteinrichtungen, Jugendamt). Sie entwickeln ein differenziertes Rollenverständnis und beachten ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz. In der gemeinsamen Gestaltung institutioneller Übergänge übernehmen sie Initiative und Mitverantwortung mit dem Ziel das Wohl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu gewährleisten. In ihrem pädagogischen Handeln berücksichtigen die Fachschülerinnen und Fachschüler Aspekte der Dienstleistungsorientierung, der Beratung und Unterstützung, der Familienbildung und Familienentlastung sowie der Netzwerk- und Selbsthilfeförderung. Sie initiieren und steuern diese Prozesse so, dass Verantwortung gemeinsam erfolgreich wahrgenommen werden kann.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler nutzen unter Berücksichtigung der Partizipation der Eltern unterschiedliche Formen der Elternarbeit (Elterninformation, Begegnungsmöglichkeiten, Elterngespräche, Elternabend, Elternrat, gemeinsame Aktivitäten) und gestalten unterstützende oder ergänzende Angebote. Dabei wählen sie ihre Methoden der jeweiligen Situation angemessen, adressatengerecht und begründet aus. Sie beraten Eltern sowie Bezugspersonen und unterstützen dabei deren Erziehungskompetenz. Außerdem initiieren sie Eltern- und Familienbildung in kooperativen Netzwerken.

Bei der Ausgestaltung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaften orientieren sich  die Fachschülerinnen und Fachschüler in ihrem Handeln an institutionellen sowie rechtlichen Rahmenbedingungen (Datenschutz, Sorgerecht, Umgangsrecht, Vormundschaft, Pflegschaft, Beistandschaft, Adoption, Lebenspartnerschaftsgesetz, Grundzüge des Unterhaltsrechts, materielle Unterstützungsleistungen für Familien). Sie erkennen die Grenzen ihres professionellen Handelns in der Unterstützung und Beratung von Eltern und Bezugspersonen und verweisen auf fachkompetente externe Unterstützungsangebote.

Lernfeld 8 Im Team zusammenarbeiten, Qualität sichern sowie im Berufsfeld kooperieren
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 120 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler gestalten die Zusammenarbeit im Team und erstellen sozialpädagogische Konzeptionen. Sie übernehmen Verantwortung für Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit sowie in der Unternehmensführung und kooperieren im Berufsfeld.

Ausgehend von grundlegenden Kenntnissen über Teamarbeit im sozialpädagogischen Bereich (Merkmale, Strategien, Teamleitung, Teamentwicklung, Störungen) sowie der Reflexion eigener Teamfähigkeit wirken die Fachschülerinnen und Fachschüler aktiv an der Gestaltung der Teamarbeit mit und übernehmen Aufgaben der Teamführung. Auftretenden Konflikten begegnen sie mit angemessenen Strategien. Sie nutzen interne und externe Unterstützungsangebote (Moderation, kollegiale Fallberatung, Supervision, Beratung, Coaching, Fortbildung).

Die Fachschülerinnen und Fachschüler analysieren kritisch Konzeptionen unterschiedlicher sozialpädagogischer Einrichtungen (Aufgaben, Aufbau und Merkmale, Leitbild und Leitlinien). Sie erstellen, aktualisieren und reflektieren Einrichtungskonzeptionen in verschiedenen Arbeitsfeldern im Rahmen gesellschaftlicher Erfordernisse.

Bei der konzeptionellen Arbeit berücksichtigen die Fachschülerinnen und Fachschüler anerkannte Qualitätsstandards sowie geltende sozial-, verwaltungs- und arbeitsrechtliche Vorgaben. Im Rahmen von Evaluation messen und bewerten sie die Qualität ihrer Arbeit und setzen Instrumente der Qualitätssicherung und -entwicklung ein.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler repräsentieren ihre Einrichtung gegenüber  der Öffentlichkeit und nutzen dazu unterschiedliche Formen und Instrumente. Sie  entwickeln das Konzept der Öffentlichkeitsarbeit einrichtungsspezifisch und zielorientiert (Transparenz, Vernetzung, Kooperation, Marketing, Akquise) weiter.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler beachten in ihrer Arbeit betriebswirtschaftliche Zusammenhänge (Rechtsformen der Unternehmen, Organisationsstruktur, Dienstplanung, Erlaubnis für den Betrieb einer Einrichtung, Finanzierung) und beteiligen sich an der Unternehmensführung. Sie beachten Arbeitnehmerrechte (Arbeitsvertrag und daraus resultierende Rechte und Pflichten, Personalvertretung, Beendigung des Arbeitsverhältnisses, allgemeiner Kündigungsschutz, Tarifverträge und Mutterschutz). Die Fachschülerinnen und Fachschüler reflektieren die Möglichkeiten selbstständiger Unternehmensführung.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erweitern ihre Kompetenz zur Kooperation im  Berufsfeld und beteiligen sich an lokalen und regionalen Planungsprozessen (Sozialplanung, Sozialraumplanung). Sie kooperieren im Gemeinwesen (Einzelpersonen, Einrichtungen, Vereine, Institutionen, Träger) und vernetzen sich in fachspezifischen Unterstützungssystemen. Sie legen besonderen Wert auf die Gestaltung der Kooperationen bei Übergängen (Krippe/Kindergarten/Schule/Hort, Fremdunterbringung).

Lernfeld 9 Facharbeit erstellen
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 80 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler besitzen die Kompetenz, wissenschaftsorientiert aktuelle fachrichtungsbezogene Themen zu bearbeiten und ihre Ergebnisse zu verteidigen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit aktuellen fachrichtungs- und  praxisbezogenen Themen aus ihren beruflichen Handlungsfeldern auseinander. Sie  leiten fachwissenschaftliche Fragestellungen oder komplexe gestalterische Aufgaben ab und entwickeln daraus eine Themenstellung für die Facharbeit.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler analysieren das Thema und formulieren Teilaufgaben. Sie beachten die inhaltlichen und formalen Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens und stellen konzeptionelle Überlegungen an. Bei der Umsetzung der einzelnen Arbeitsschritte nutzen sie unterschiedliche Arbeits- und Kreativitätstechniken. Sie planen ihre Arbeitsphasen (Ablaufplan, Zeitmanagement) verantwortungsvoll und selbstständig.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler wählen geeignete Untersuchungsmethoden  (Recherche, Beobachtung, Fragebogen, Interview, Messung, Versuchsreihe). Sie  planen die Durchführung einer Untersuchung (Reliabilität, Validität, Objektivität, Normen) oder die Entwicklung eines Produktes sowie die Auswertung und Dokumentation der Ergebnisse. 

Die Fachschülerinnen und Fachschüler informieren sich aus verschiedenen Quellen  (Fachliteratur, Internet, Experten), analysieren diese kritisch hinsichtlich Verlässlichkeit, Aktualität sowie Themenbezug und wählen Informationen aus (Urheberrecht). Sie stellen beginnend mit der Themenstellung Zusammenhänge formal korrekt dar, zeigen Wechselwirkungen auf, argumentieren unter Anwendung der Fachtermini und überzeugen durch kompetente ergebnisorientierte Schlussfolgerungen. 

Die Fachschülerinnen und Fachschüler verteidigen zielgruppenadäquat und situationsangemessen in einem Fachgespräch die Ergebnisse ihrer Arbeit (Präsentationstechniken, Kommunikationstechniken). Sie reflektieren ihr methodisches Vorgehen und setzen sich selbstkritisch mit ihren Arbeitsprozessen und Ergebnissen auseinander.

Lernfeld Wahlpflichtbereich Pädagogische Arbeit auf der Grundlage sorbischer Geschichte und Kultur gestalten
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 40 Ustd. bis 80 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler gestalten ihre pädagogische Arbeit mit  sorbischen und deutschen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im  Rahmen des Konzeptes ihrer Einrichtung auf der Grundlage wesentlicher Aspekte der sorbischen Geschichte, des sorbischen Brauchtums und der sorbischen Sprache.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler reflektieren das Zusammenleben von Menschen sorbischer und deutscher Nationalität. Sie betrachten die eigene Einstellung zum Miteinander der beiden Nationalitäten, der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen in der Region Lausitz im Freistaat Sachsen. Die Fachschülerinnen und Fachschüler werden sich der eigenen und wechselseitigen Sichtweisen auf das Zusammenleben bewusst. Auf dieser Grundlage entwickeln Sie eine professionelle Haltung (Akzeptanz, Perspektivwechsel) um pädagogische und konzeptionelle Prozesse in den Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe zielgerichtet, vorurteilsbewusst und respektvoll mitzugestalten.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erwerben ein sprachliches Grundverständnis  (Höflichkeitsformen, Redewendungen, brauchtumsgebundener Wortschatz, Lieder,  Reime) des Sorbischen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit der Geschichte der sorbischen Nationalität auseinander.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler diskutieren aktuelle Entwicklungen des Zusammenlebens von Sorben und Deutschen in der Region Lausitz. Dabei erkunden  sie sowohl rechtliche Grundlagen als auch die Präsenz und Arbeit aktiver sorbischer  Institutionen und Verbände und positionieren sich zu politischen Entwicklungen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler erkunden das sorbische Brauchtum (Feste,  Feiern, Rituale, Religion, Tradition, Trachten) und entwickeln die Bereitschaft kulturelle Höhepunkte in Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe zu fördern, zu begleiten und mitzugestalten.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler beziehen das WITAJ-Konzept in ihr pädagogisches Handeln ein und reflektieren die Bedeutung der Immersionsmethode für das zweisprachige Aufwachsen von Kindern.

 

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13 Für Muttersprachler, die im Fach Sorbisch unterrichtet werden, wird dieses Lernfeld mit einem Zeitrichtwert von 40 Unterrichtsstunden umgesetzt.

Lernfeld Wahlbereich Pädagogische Arbeit auf der Grundlage des WITAJ-Konzeptes gestalten
Klassenstufen 1 bis 3
Zeitrichtwert: 160 Ustd.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler arbeiten zielgruppenbewusst und regionalbezogen in Institutionen, in denen sorbische und Sorbisch lernende Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betreut werden und setzen dabei wesentliche Aspekte der Bildung und Erziehung in sorbischer Sprache entsprechend des WITAJ-Konzeptes um.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit den Grundlagen des Spracherwerbs sowie insbesondere des Zweitspracherwerbs (Physiologie/Hirnforschung, Entwicklungspsychologie) auseinander.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler informieren sich über die Immersionsmethode und gestalten ihr sprachliches und pädagogisches Handeln im Alltag der Institution entsprechend. Sie nutzen konsequent verbale sowie gestische, mimische und  gestalterische (Bildmaterial, Gegenstände, Medien) Ausdrucksmöglichkeiten, um die  Heranwachsenden auf unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen in ihrem Sprachverständnis und Spracherwerb zu unterstützen.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit dem WITAJ-Konzept (Entstehung, Zielstellung, Ergebnisse, Perspektiven) auseinander und reflektieren dieses im Kontext weiterer Ansätze der Zweitsprachvermittlung. Sie diskutieren aktuelle Entwicklungen (rechtlich, politisch, institutionell) und positionieren sich zur Pflege und Förderung der sorbischen Sprache.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler analysieren den Qualitätskriterienkatalog zur  Förderung und Vermittlung der sorbischen Sprache in Kindertageseinrichtungen in  Sachsen und wirken an dessen Umsetzung in der pädagogischen Praxis mit.

Die Fachschülerinnen und Fachschüler reflektieren Möglichkeiten der Dokumentation des Lernfortschritts in der sorbischen Sprache (Spracherwerbs-Portfolio, RWSS) und initiieren deren Implementierung in der pädagogischen Praxis.

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