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Lehrplan für Vorbereitungsgruppen / Vorbereitungsklassen an allgemeinbildenden Schulen

Deutsch als Zweitsprache

2000/2009/2018/2021

 

Impressum

Dieser Lehrplan für die Vorbereitungsgruppen/Vorbereitungsklassen an allgemeinbildenden Schulen tritt am 1. August 2018 in Kraft.

Der Lehrplan wurde erstellt durch Lehrerinnen und Lehrer an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsinstitut für Bildung und Schulentwicklung - Comenius-Institut. 

Eine teilweise Überarbeitung des Lehrplans erfolgte nach Abschluss der Phase der begleiteten Lehrplaneinführung 2009 durch das Sächsische Bildungsinstitut.

Eine weiterführende Überarbeitung erfolgte 2018 durch das Landesamt für Schule und Bildung in Zusammenarbeit mit Fachberaterinnen Deutsch als Zweitsprache/Migration der Standorte des Landesamtes für Schule und Bildung. Im Ergebnis der Pilotphase des Projektes „Perspektiven für Schüler mit stark unterbrochener Bildungslaufbahn" erfolgte 2021 eine teilweise Überarbeitung des Teiles Grundlagen des Lehrplanes durch das

Landesamt für Schule und Bildung
Standort Radebeul
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul
https://www.lasub.smk.sachsen.de/

Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.smk.sachsen.de

Hinweise für den Benutzer

Gliederung

Der Lehrplan ist gegliedert in einen grundlegenden und einen speziellen Teil. Der erste Teil stellt schulpolitische und schulpädagogische Grundlagen der Integration sowie didaktische Prinzipien des Unterrichts von Deutsch als Zweitsprache dar, auf denen die Angaben zur Planung und Durchführung des Unterrichts im speziellen Teil beruhen. Der spezielle Teil folgt im Aufbau der sächsischen Konzeption zur Integration von Migranten. Er ist nach dem Grad der Beherrschung des Deutschen in drei Etappen gegliedert.

Ziele der Etappe

Jeder Etappe ist jeweils eine allgemeine Zielstellung vorangestellt. Sie enthält eine zusammenfassende Charakterisierung der Etappe.

Ziele des Lernbereichs

Aus stofflogischen Gründen sind die Etappen im Lehrplan in Lernbereiche eingeteilt. Sie sind in einem kommunikativ orientierten Unterricht als Einheit zu betrachten und frei kombinierbar. Jede Etappe umfasst vier Lernbereiche zur Erreichung der spezifischen Zielstellungen für die Sprachhandlungen Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. Jedem Lernbereich ist eine Zielstellung vorangestellt, die ebenso wie die in der linken Spalte ausgewiesenen Lerninhalte verbindlich ist. Die rechte Spalte enthält unverbindliche thematische Anregungen sowie Beispiele und Hinweise, zum Teil altersspezifisch.

Methodische Erläuterungen

Jedem Lernbereich bzw. dem Wahlbereich werden methodische Erläuterungen nachgestellt. Die Bestimmung geeigneter Themen, die Wahl geeigneter Methoden und die Schwerpunktsetzung liegen grundsätzlich in der Verantwortung des einzelnen Lehrers. Die Anordnung der Inhalte im Lehrplan schreibt nicht die Reihenfolge der Erarbeitung im Unterricht vor.

Verweisdarstellungen

Verweise auf Lernbereiche des gleichen Faches und anderer Fächer sowie auf überfachliche Ziele werden mit Hilfe folgender grafischer Elemente veranschaulicht:

 

Lehrer, Schüler, Vorbereitungsklasse, Vorbereitungsgruppe

Die Bezeichnungen werden im Lehrplan generalisierend für Lehrerin-nen/Lehrer und Schülerinnen/Schüler gebraucht. Ebenso wird die Bezeichnung „Vorbereitungsklasse“ generalisierend für Vorbereitungsgruppe bzw. Vorbereitungsklasse verwendet.

Abkürzungen

GS Grundschule
OS Oberschule
LB Lernbereich
DE Deutsch
DaZ Deutsch als Zweitsprache
MA Mathematik
EN Englisch
BIO Biologie
GE Geschichte
GEO Geographie
GK Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung
ETH Ethik
MU Musik
SU Sachunterricht
WTH Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales

Teil Grundlagen

Die sächsische Konzeption zur Integration von Migranten

Grundsätze der Integration an allgemeinbildenden Schulen

Kinder und Jugendliche verschiedener Nationalitäten besuchen sächsische Schulen. Sie besitzen mit ihrer lebensweltlichen Mehrsprachigkeit ein besonderes Bildungspotential. Im Schulgesetz für den Freistaat Sachsen wird ausgeführt, dass der Erziehungs- und Bildungsauftrag durch das Recht eines jeden jungen Menschen auf eine seinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechende Erziehung und Bildung ohne Rücksicht auf Herkunft oder wirtschaftliche Lage bestimmt wird. Aus dieser Bestimmung folgt, dass alle Schüler, und damit auch für Schüler, deren Herkunftssprache nicht oder nicht ausschließlich Deutsch ist, die gleichen Chancen zur Wahrnehmung von Bildungsmöglichkeiten zu gewährleisten sind.

Die sächsische Konzeption zur Integration von Migranten ist durch die Gleichwertigkeit der unterrichtlichen und sozialen Komponente gekennzeichnet. Integration bedeutet Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Leben außerhalb der Schule ebenso wie an regulären Unterrichts- und Bildungsangeboten der Schule.

Daraus ergeben sich vielfältige Anforderungen an die zuständigen Behörden und die Lehrer sächsischer Schulen. Gemeinsam tragen sie eine besondere Verantwortung dafür, wie Bildungsprozesse zu einer gelingenden Integration beitragen und sich bei allen Schülern ein pluralistisches Verständnis entwickelt.

Die besondere Bildungsberatung durch Vertreter der Schulaufsicht, die sich anschließende Bildungsberatung durch ausgebildete Betreuungslehrer, der Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache, der herkunftssprachliche Unterricht und die Möglichkeit, die Sprache des Herkunftslandes an Stelle einer Fremdsprache anzuerkennen, stellen unverzichtbare Kernelemente zur Erreichung dieser Zielstellung dar.

Die Gliederung des Integrationsprozesses in Etappen

Für den Bildungserfolg in der Bundesrepublik Deutschland sind der Gebrauch der deutschen Sprache auf bildungssprachlichem Kompetenzniveau und eine schnellstmögliche Teilnahme am Regelunterricht von zentraler Bedeutung.

Der Integrationsprozess bedarf einer besonders sorgfältigen pädagogischen Planung. Die sprachliche Vorbereitung und die Teilnahme am regulären Bildungsangebot sind in ein zielgerichtetes Verhältnis zueinander zu bringen. Dazu sieht der Lehrplan Deutsch als Zweitsprache einen individuellen schrittweisen Übergang in Regelklassen allgemeinbildender Schulen vor, der sich in drei Etappen gliedert. Neu zugewanderte Schüler werden dabei in den Vorbereitungsklassen in zwei Etappen an allgemeinbildenden Schulen auf die vollständige Integration in eine Regelklasse und damit auf eine gleichberechtigte Teilhabe am Regelunterricht vorbereitet. Zeitlich und inhaltlich variiert dieser individuelle Integrationsprozess in erheblichem Maße, in Abhängigkeit von den Vorkenntnissen, dem bisherigen Bildungsweg und den Persönlichkeitsmerkmalen der Schüler. Bei Bedarf ist auch für Schüler, deren Herkunftssprache nicht oder nicht ausschließlich Deutsch ist, und die schon längere Zeit in der Bundesrepublik Deutschland leben oder hier geboren sind, der Besuch einer Vorbereitungsklasse möglich.

Erste Etappe

In der ersten Etappe soll die sprachliche Grundlage für die Fähigkeit zur Teilnahme am Regelunterricht und am sozialen Leben der unmittelbaren Umwelt gelegt werden. Ziel der ersten Etappe ist es, Grundlagen für bildungssprachliche Kompetenzen zu legen bzw. in Abhängigkeit von den individuellen Lernfortschritten auszubauen. Dabei ist die Heterogenität zu beachten. Schüler mit stark unterbrochener Bildungslaufbahn oder ohne bisherige schulische Erfahrungen sind grundsätzlich mit der Institution Schule vertraut zu machen. Im Verlauf der ersten Etappe beobachtet und diagnostiziert der Betreuungslehrer die sprachliche Entwicklung der Schüler auf der Grundlage der Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe (Klassenstufen 3 und 4; in den Klassenstufen 1 und 2 stellen die Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe eine Orientierung für den Lehrer zur Beobachtung der sprachlichen Entwicklung der Schüler dar) bzw. für die Sekundarstufe I (Klassenstufen 5 bis 10), um mit den Fachlehrern, Personensorgeberechtigten und den Schülern die nächsten weiteren Integrationsschritte zu vereinbaren. Bei diesen Vereinbarungen ist zu berücksichtigen, dass die sprachliche Entwicklung ebenso eine Rolle spielt wie die Persönlichkeit, die soziale Integration, die fachlichen Kenntnisse, die persönlichen Interessen, die Fähigkeiten und Wünsche des Schülers.

Der Prozess der Teilintegration soll entsprechend den individuellen Voraussetzungen so früh wie möglich einsetzen. Darüber hinaus ist bei Schülern an Schulen der Sekundarstufe I langfristig in Abhängigkeit von der Interessenlage neben einer Fortsetzung der Bildungslaufbahn auf dem ersten Bildungsweg ggf. auch eine Fortsetzung der Bildungslaufbahn auf dem zweiten Bildungsweg in den Blick zu nehmen.

Zweite Etappe und vertiefte zweite Etappe

Der Unterricht Deutsch als Zweitsprache ändert je nach sprachlicher Entwicklung der Schüler in der zweiten Etappe seinen Charakter. Im Mittelpunkt steht die Ausbildung mündlicher und schriftlicher kommunikativer Handlungsfähigkeit mit besonderem Gewicht auf dem Ausbau bildungssprachlicher Fähigkeiten.

In enger Zusammenarbeit zwischen Betreuungslehrern, Klassenlehrern, Fachlehrern und Personensorgeberechtigten wird für jeden Schüler auf der Grundlage der Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe (Klassenstufen 3 und 4; in den Klassenstufen 1 und 2 stellen die Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe eine Orientierung für den Lehrer zur Beobachtung der sprachlichen Entwicklung der Schüler dar) bzw. für die Sekundarstufe I (Klassenstufen 5 bis 10) festgelegt, wie die weitere Integration bis zum endgültigen Übergang in die Regelklasse erfolgt. Es wird entschieden, welche Fächer in welcher Reihenfolge besucht werden und wie lange die Vorbereitungsklasse besucht wird.

Bei den Entscheidungen über die Wahl der Fächer und der Bildungsgänge empfiehlt es sich, eine Reihenfolge von weniger sprachbetonten hin zu stärker sprachbetonten Fächern zu planen. Auch in der zweiten Etappe sind die Kenntnisse, Fähigkeiten und Neigungen der Schüler als Entscheidungskriterien einzubeziehen.

Bei den Schülern, deren Herkunftssprache nicht oder nicht ausschließlich Deutsch ist, hat in den zurückliegenden Jahren in allen Schularten die Heterogenität in Bezug auf die mitgebrachte und altersgemäße Schulbildung erheblich zugenommen. So gibt es - unabhängig vom Alter - Schüler ohne Schulbildung im Herkunftsland, Schüler, die ein oder zwei Jahre eine Schule besucht haben oder Schüler, die z. B. durch Krieg/Flucht mehrjährige Unterbrechungen ihrer Bildungslaufbahn (drei oder mehr Jahre) aufweisen. Deshalb ist eine Anschlussfähigkeit für den ersten Bildungsweg eingeschränkt bzw. nicht gegeben. Eine schrittweise individuelle Integration in die Regelklasse ist bei diesem Ausmaß an fehlender Schulbildung bei der vorhandenen üblichen Klassenstärke und der verbleibenden Schulzeit nur in Ausnahmefällen möglich. Ein längerer Verbleib in der Vorbereitungsklasse ist keine Lösung, da dadurch nicht nur die Sprachentwicklung, sondern auch die Motivation, Leistungsbereitschaft und die soziale Integration durch die integrationshemmende Segregation beeinträchtigt werden können.

Das Angebot von Vorbereitungsklassen mit vertiefter zweiter Etappe an Oberschulen richtet sich an Schüler mit stark unterbrochener Bildungslaufbahn, für die nach dem Besuch der ersten Etappe und/oder begonnener zweiter Etappe des individuellen Integrationsprozesses eine erfolgreiche Teilintegration in eine altersgemäße Klasse der Oberschule aufgrund fehlender Schulbildung oder unzureichender schulischer Basiskenntnisse nicht möglich ist.

Der Unterricht in diesen Vorbereitungsklassen erfolgt auf der Grundlage des Lehrplanes Deutsch als Zweitsprache für allgemeinbildende Schulen sowie des Rahmenlehrplanes für die Oberschule „Deutsch als Zweitsprache für die Vorbereitungsklassen/Vorbereitungsgruppen mit vertiefter zweiter Etappe". Neben dem Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache umfasst die vertiefte zweite Etappe Module mit grundlegenden Zielen und Inhalten aus den Fächer Mathematik und Englisch sowie aus der natur-, gesellschaftswissenschaftlichen und informatischen Bildung, der Berufsorientierung sowie sportliche Betätigungen. Der Übergang von einer Vorbereitungsklasse mit vertiefter zweiter Etappe in den weiteren Bildungsweg ist im Rahmen der Bildungsberatung individuell zu gestalten.

Der Betreuungslehrer bereitet in der zweiten bzw. in der vertieften zweiten Etappe die Schüler in Deutsch als Zweitsprache auf die sprachlichen Anforderungen des Fachunterrichts vor. Darauf aufbauend leisten die Fachlehrer in der zweiten bzw. in der vertieften zweiten Etappe die

spezifische sprachliche Arbeit des jeweiligen Faches und tragen damit zur gesamtsprachlichen Entwicklung des Schülers bei. Zur individuellen Gestaltung dieses Prozesses ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Betreuungs- und Fachlehrern erforderlich, denn bereits mit Beginn der zweiten Etappe ist die Umsetzung sprachlicher Bildung in allen Fächern und damit sprachbewusster Unterrichtskonzepte entscheidend für die sprachliche Entwicklung der Schüler.

Dritte Etappe

Der dritten Etappe kommt in allen Schularten eine besondere Bedeutung zu. Die Schüler sind voll in die Regelklassen allgemeinbildender Schulen integriert.

Um das der jeweiligen Klassenstufen gemäße Niveau der Bildungssprache zu erreichen, müssen sich die Lehrer aller Fächer ihrer sprachlichen Bildungsaufgabe bewusst sein, sie als Teil ihrer Arbeit verstehen und annehmen sowie die sprachliche Didaktisierung des Fachunterrichts umsetzen. Die fachintegrative sprachliche Bildung nimmt somit den größeren Teil im Rahmen der dritten Etappe ein.

Das Fach Deutsch als Zweitsprache wird bildungslaufbahnbegleitend weiter unterrichtet, um gezielt an den bildungssprachlichen Kompetenzen mit besonderem Gewicht auf dem Ausbau der fächerspezifischen sprachlichen Fähigkeiten zu arbeiten. Dazu stimmt sich der Deutsch als Zweitsprache unterrichtende Lehrer mit den anderen Fachlehrern der Regelklasse ab, um in Abhängigkeit von den Lernvoraussetzungen der Schüler sowie den fach- und bildungssprachlichen Anforderungen des jeweiligen Fachunterrichts individuelle Schwerpunkte im Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache auszuwählen und zu gestalten. Dieser Prozess wird durch die Arbeit mit den Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe (Klassenstufen 3 und 4; in den Klassenstufen 1 und 2 stellen die Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe eine Orientierung für den Lehrer zur Beobachtung der sprachlichen Entwicklung der Schüler dar) bzw. für die Sekundarstufe I (Klassenstufen 5 bis 10) oder Sekundarstufe II begleitet.

 

Schematische Darstellung des individuellen Übergangs zwischen den Etappen

Steuerung des Integrationsprozesses

Die Integration der Schüler liegt als gesamtschulische Aufgabe in der gemeinsamen Verantwortung der Schulleitung und aller beteiligten Lehrer. Der Betreuungslehrer, der zugleich der Fachlehrer für Deutsch als Zweitsprache ist, trägt eine besondere Verantwortung. Er nimmt Aufgaben wahr, die weit über den Unterricht in Deutsch als Zweitsprache hinausgehen. Dem Betreuungslehrer obliegt es, zusammen mit der Schulleitung und den Fachlehrern für die aktive Umsetzung der sächsischen Konzeption zur Integration von Migranten in Zusammenarbeit mit der zuständigen Schulaufsichtsbehörde zu sorgen.

Der Betreuungslehrer ist für den gesamten schulischen Integrationsprozess als Berater, Mentor und Integrationsbegleiter verantwortlich. Er nimmt folgende Aufgaben in enger Kooperation mit Schulleitung und Lehrerteam wahr, wobei in Abhängigkeit vom individuellen Integrationsprozess der Schüler unterschiedliche Schwerpunkte im Aufgabenspektrum zu setzen sind:

  • Sensibilisierung aller an der schulischen Integration beteiligten Personen im Sinne einer Aktivierung der emotionalen, kognitiven und insbesondere der motivationalen Einstellungen zu den Themen Migration, Mehrsprachigkeit und Deutsch als Zweitsprache zur Schaffung eines integrationsfördernden Schulklimas
  • Beratung von Schulleitungen, Lehrern, Schülern und Personensorgeberechtigten zu Rahmenbedingungen, zur Entwicklung von sprachbewussten Unterrichtskonzepten und zur Kooperation mit allen schulischen Beteiligten
  • Abstimmung der individuellen Maßnahmen zur schrittweisen Integration in den Regelunterricht unter Beachtung der Spezifik der Schulart
  • Erarbeitung von Festlegungen zur Teilintegration und zu individuellen Integrationsmaßnahmen
  • Koordination der schulischen und außerschulischen Integrationsprozesse
  • Kooperation mit allen an der Integration beteiligten Partnern im Rahmen der innerschulischen und außerschulischen Netzwerkarbeit (Schulaufsicht, andere Behörden, Jugendmigrationsdienste, Ausländer- und Integrationsbeauftragte, Migrantenorganisationen, Wohlfahrtsverbände, religiöse Gemeinden und Initiativen)

In allen Etappen des Integrationsprozesses ist die Kooperation der beteiligten Lehrkräfte von besonderer Wichtigkeit. Auch hierbei fällt dem Betreuungslehrer ein wesentlicher Teil der Verantwortung zu, z. B. die rechtzeitige Absprache der ersten Integrationsschritte, die Unterstützung bei der Kontaktaufnahme des Schülers mit seinen Fachlehrern, die gemeinsame Besprechung der weiteren Integrationsschritte und die Aufstellung der individuellen Stundenpläne der Schüler in der zweiten Etappe, die Information der Kollegen über diese Stundenpläne, die Abstimmung von Unterrichtsinhalten zwischen dem Regelunterricht und dem Unterricht des Deutschen als Zweitsprache.

Organisation des Unterrichts

Klassen- und Gruppenbildung

Klassen bzw. Gruppen im Fach Deutsch als Zweitsprache sind altersbezogen zu bilden. Das gilt auch für die während des Schuljahres neu hinzukommenden Schüler.
Für die Grundschule können gemäß Schulordnung höchstens zwei aufeinanderfolgende Klassenstufen zusammengefasst werden. Für die Oberschule bzw. das Gymnasium können gemäß der jeweiligen Schulordnung höchstens drei aufeinanderfolgende Klassenstufen zusammengefasst werden. Für die Förderschulen gilt eine vergleichbare Klassenbildung.

Folgende Klassen- und Gruppenbildung wird empfohlen:

für die Grundschule - Schüler der Klassenstufen 1 und 2
- Schüler der Klassenstufen 3 und 4
für die Oberschule/das Gymnasium - Schüler der Klassenstufen 5 bis 7
- Schüler der Klassenstufen 8 bis 10

Für die Klassen- und Gruppenbildung ist die Schulaufsicht verantwortlich.

Innere Differenzierung

Auch eine relativ altershomogene Klassen- und Gruppenzusammensetzung bedeutet keine homogene Ausgangslage der Lernsituation. Es lernen in der Regel in ein und derselben Klasse Schüler unterschiedlicher Herkunftssprachen sowie Schüler mit und ohne Vorkenntnisse in der deutschen Sprache. Darüber hinaus werden im Verlaufe des gesamten Schuljahres neue Schüler in die Vorbereitungsklasse aufgenommen.

Der Betreuungslehrer gestaltet den Unterricht in der Vorbereitungsklasse binnendifferenziert. Mit Beginn der zweiten Etappe entwickelt er in enger Kooperation mit den Fachlehrern individuelle Lern- und Integrationspläne für die Schüler und passt diese den jeweiligen Lernvoraussetzungen im Integrationsprozess an.

Teilintegration

Im Mittelpunkt allen pädagogischen Handelns steht die individuelle Integrationsperspektive des einzelnen Schülers. Das Ziel eines möglichst zeitigen Übergangs in die Regelklasse muss allen Beteiligten stets gegenwärtig sein.

Während der zweiten Etappe hat die Teilnahme an ausgewählten Fächern in einer Regelklasse zunehmend Vorrang vor dem Unterricht in der Vorbereitungsklasse, wobei es pädagogische Gründe geben kann, vorübergehend anders zu entscheiden.

Für die Teilnahme am Unterricht in einer Regelklasse sollte der Schüler in Abstimmung zwischen dem Betreuungslehrer und den jeweiligen Fachlehrern konkrete Arbeitsaufgaben erhalten. Im Rahmen des Unterrichts in der Vorbereitungsklasse reflektieren die Schüler den Fachunterricht in der Regelklasse. Ausgewählte Inhalte aus dem Regelunterricht dienen als Sprachanlässe im Fach Deutsch als Zweitsprache.

In besonders pädagogisch begründeten Ausnahmefällen nach Prüfung und Entscheidung durch die Schulaufsicht kann der Unterricht anderer Fächer in dieser Etappe zeitlich begrenzt im Rahmen der Vorbereitungsklasse stattfinden.

Die Teilintegration in die vertiefte zweite Etappe ist im Abschnitt „Die Gliederung des Integrationsprozesses in Etappen, Zweite Etappe und vertiefte zweite Etappe" beschrieben.

Leistungsermittlung und -bewertung

Die Ermittlung, Beurteilung und Bewertung von Leistungen liegen in der pädagogischen Verantwortung des Lehrers. Grundlage für die Beurteilung von Leistungen in Deutsch als Zweitsprache ist der vorliegende Lehrplan unter Berücksichtigung der variablen zeitlichen Ausdehnung des Lernprozesses.

Der Betreuungslehrer informiert die Personensorgeberechtigten bei Aufnahme des Schülers über die sächsische Konzeption zur Integration von Migranten und die Anforderungen des Lehrplans Deutsch als Zweitsprache. Er bespricht regelmäßig die sprachliche Entwicklung mit dem Schüler und seinen Personensorgeberechtigten auf der Grundlage der Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe (Klassenstufen 3 und 4; In den Klassenstufen 1 und 2 stellen die Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache für die Primarstufe eine Orientierung für den Lehrer zur Beobachtung der sprachlichen Entwicklung der Schüler dar) bzw. für die Sekundarstufe I (Klassenstufen 5 bis 10) und lässt ihnen eine schriftliche Einschätzung, in die auch Aussagen zum Verhalten eingehen, zukommen.

Eine Benotung findet während der ersten und zweiten Etappe nicht statt, weder in Deutsch als Zweitspra-che noch in den Fächern, an denen der Schüler im Rahmen der Teilintegration teilnimmt. Das schließt andere Formen der Leistungsermittlung und -bewertung nicht aus. Über die Form des Mitteilens von Leistungs- und Verhaltensbewertungen an die Schüler entscheidet der Lehrer nach pädagogischem Ermessen. In Betracht kommen mündliche wie schriftliche Verbalbeurteilungen oder visuelle Symbole. Der Lehrer hat in jedem Falle darauf zu achten, dass dem Schüler die Grundlage und der Bezugsrahmen der jeweiligen Leistungsbewertung bewusst sind.

In der dritten Etappe erfolgt eine Benotung in allen Fächern wie bei allen Schülern. Der bildungslaufbahnbegleitende Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache wird nicht zusätzlich benotet.

Fachdidaktische Prinzipien

Für den Unterricht des Deutschen als Zweitsprache gelten durchgehende Prinzipien, die sich aus allgemeinen didaktischen Erkenntnissen und der spezifischen sprachlichen und kulturellen Situation neu zu-wandernder Kinder und Jugendlichen ableiten. Sie werden bei den Zielen der Etappen und der Lernbereiche im Lehrplan nicht eigens ausgewiesen, sondern hier zusammengefasst dargestellt. Bei den inhaltlichen und methodischen Hinweisen werden an geeigneten Stellen Vorschläge zu ihrer Realisierung gemacht, sodass ihre durchgehende Berücksichtigung gewährleistet werden kann.

Den folgenden fachdidaktischen Prinzipien liegen zwei Voraussetzungen zugrunde: die Umsetzung der sprachlichen Bildung durchgängig in allen Lernbereichen und Etappen sowie die Wertschätzung, Anerkennung und Förderung der lebensweltlichen Mehrsprachigkeit der Schüler als eine Ressource mit individueller, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung.

Entwickeln der sprachlichen Handlungsfähigkeit in altersspezifischen kommunikativen Situationen

Beim Zweitspracherwerb handelt es sich um die Aneignung einer neuen Sprache in der zielsprachlichen Umgebung. Deutsch als Zweitsprache wird in sozialer Interaktion in der zielsprachlichen Umgebung ungesteuert und im Unterrichtsfach Deutsch als Zweitsprache gesteuert erworben. Aufgrund der lebensweltlichen Bedeutung des Deutschen als Zweitsprache geht der Unterricht vom Sprachhandlungsbedarf der Schüler aus, greift ihre aktuellen Erfahrungen mit dem Deutschen als Zweitsprache auf und initiiert außerunterrichtliche Sprachkontakte. Für die Unterrichtsplanung sind die außerunterrichtlich erworbenen Sprachkenntnisse immer wieder als aktivierendes Potential festzustellen und als Unterrichtsgegenstand zu nutzen.

Entfaltung der individuellen lebensweltlichen Mehrsprachigkeit

Der Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache ist Teil des Gesamtkonzepts „Sprachliche Bildung“, das für zwei- und mehrsprachig aufwachsende Schüler die Entfaltung der individuellen lebensweltlichen Mehrsprachigkeit vorsieht. Er trägt zu einer positiven Einstellung zur Mehrsprachigkeit und zu einem bewussten Umgang mit Sprachenvielfalt bei. Das Zulassen und Einbeziehen der Herkunftssprachen sowie das Herausbilden der Fähigkeit zum Vergleichen sprachlicher Erscheinungen in Herkunfts-, Zweit- und Fremdsprachen sind im Deutsch als Zweitsprache-Unterricht daher selbstverständlich.

Entwickeln der sprachlichen Handlungsfähigkeit im Fachunterricht

Während das Prinzip Entwicklung der sprachlichen Handlungsfähigkeit in altersspezifischen kommunikativen Situationen auf den außerschulischen Kommunikationsbedarf der Schüler gerichtet ist, fokussiert dieses Prinzip die Entwicklung sprachlicher Handlungsfähigkeit im Fachunterricht. Beide Prinzipien zusammen gewährleisten die in der sächsischen Konzeption zur Integration von Migranten geforderte Gleichwertigkeit schulischer und gesamtgesellschaftlicher Partizipation.

Im Fachunterricht benötigte bildungs- und fachsprachliche Kompetenzen im Deutschen erwerben die Schüler auf Grundlage von bereits erworbenem, aber sprachunabhängig verfügbarem Sachwissen sowie im Unterricht Deutsch als Zweitsprache und auch außerschulisch erworbenen alltagssprachlichen Ausdrucksweisen. Mit von Etappe zu Etappe zunehmender Bedeutung von Fach- und Bildungssprache steigt der Bedarf an Unterstützung bei der Entfaltung sprachlicher Handlungsfähigkeit im Fachunterricht. Dies soll aber nicht dazu führen, dass fachunterrichtliche Aufgaben vom Unterricht des Deutschen als Zweitsprache übernommen werden. Seine Aufgabe besteht vielmehr darin, die alltagssprachlichen Ausdrucks-weisen verfügbar zu machen, die die Voraussetzung für den Erwerb von Fach- und Bildungssprache sind. Dabei sollten Themen gewählt werden, die vor allem als Gegenstand von Fachunterricht geeignet sind, um das Verstehen von Fachtexten exemplarisch einzuüben und allgemeine Fähigkeiten der Texterschließung zu erwerben.

Entwickeln von Spracherwerbsstrategien

Gesteuerter Spracherwerb im Unterricht und ungesteuerter Spracherwerb in Alltagssituationen greifen ineinander. Die Anforderungen an fachsprachliches Lernen im Regelunterricht und an bildungssprachliche Kompetenz im Medium der Zweitsprache sind sehr hoch. Deshalb genügt es nicht, nur konkrete Sprachkenntnisse zu vermitteln. Die Schüler werden gezielt mit vielfältigen Sprachlernstrategien vertraut gemacht. Dazu zählen z. B. sich sprachliche Erscheinungen bewusst zu machen, Bezeichnungen zu erfragen, Bedeutungen zu erschließen, Formen und Verwendungsweisen untereinander, auch zwischen den Sprachen, zu vergleichen und Hilfsmittel effektiv zu nutzen sowie Lesestrategien.

Entwickeln der interkulturellen Handlungsfähigkeit in der Migrationsgesellschaft

Das Leben in einer Migrationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts ist durch hochfrequente Begegnungen mit Menschen vielfältiger sozialer, kultureller und geografischer Herkunft und durch verschiedene individuelle biografische Erfahrungen gekennzeichnet. Sie bringen verschiedene Denktraditionen, Verhaltensweisen, Normen und Wertesysteme mit. Die Weiterentwicklung der Kompetenzen im Umgang mit dieser sprachlichen und kulturellen Vielfalt stellt im Freistaat Sachsen eine fortlaufende Aufgabe des Bildungswesens dar.

Die Schüler sollen zu einem sensiblen und zugleich selbstkritischen Umgang mit Anderssein befähigt werden. Auch der Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache ist diesem Ziel verpflichtet und bietet Möglichkeiten, die komplexe Vielfalt der Migrationsgesellschaft zu erkunden. Der erste Ansatzpunkt für die pädagogische Arbeit sind die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Schüler selbst. Der Unterricht, der durch Vertrauen auf die Akzeptanz persönlicher Äußerungen gekennzeichnet ist, thematisiert und reflektiert die Auseinandersetzung der Schüler mit ihrer Mehrfachzugehörigkeit zu verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Die Schüler werden dabei unterstützt, ihre ggf. hybriden Identitäten in der Migrationsgesellschaft selbstbewusst weiterzuentwickeln.

Lernen lernen

Lernkompetenz

Die Entwicklung von Lernkompetenz zielt darauf, das Lernen zu lernen. Unter Lernkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, selbstständig Lernvorgänge zu planen, zu strukturieren, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und abschließend auszuwerten. Zur Lernkompetenz gehören als motivationale Komponente das eigene Interesse am Lernen und die Fähigkeit, das eigene Lernen zu steuern.

Strategien

Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenz stehen Lernstrategien. Diese umfassen:

  • Basisstrategien, welche vorrangig dem Erwerb, dem Verstehen, der Festigung, der Überprüfung und dem Abruf von Wissen dienen
  • Regulationsstrategien, die zur Selbstreflexion und Selbststeuerung hinsichtlich des eigenen Lernprozesses befähigen
  • Stützstrategien, die ein gutes Lernklima sowie die Entwicklung von Motivation und Konzentration fördern
Techniken

Um diese genannten Strategien einsetzen zu können, müssen die Schüler die zunehmend erworbenen konkreten Lern- und Arbeitstechniken selbstständig anwenden und ggf. deren Anzahl gezielt erweitern. Bei diesen Techniken handelt es sich um:

  • Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen (z. B. Lese-, Schreib-, Mnemo-, Recherche-, Strukturierungs-, Visualisierungs- und Präsentationstechniken)
  • Techniken des Arbeits-, Zeit- und Lernmanagements (z. B. Arbeitsplatz-gestaltung, Hausaufgabenmanagement, Arbeitsvorbereitung, Selbstkontrolle)
  • Motivations- und Konzentrationstechniken (z. B. Selbstmotivation, Entspannung, Prüfung und Stärkung des Konzentrationsvermögens)
  • Kooperations- und Kommunikationstechniken (z. B. Gesprächstechniken, Arbeit in verschiedenen Sozialformen)
Ziel

Ziel der Entwicklung von Lernkompetenz ist es, dass Schüler ihre eigenen Lernvoraussetzungen realistisch einschätzen können und in der Lage sind, individuell geeignete Techniken situationsgerecht zu nutzen.

Verbindlichkeit

Für eine nachhaltige Wirksamkeit muss der Lernprozess selbst zum Unterrichtsgegenstand werden. Gebunden an Fachinhalte sollte ein Teil der Unterrichtszeit dem Lernen des Lernens gewidmet sein. Der Lehrplan bietet dazu Ansatzpunkte und Anregungen.

Spezieller Teil Lehrplan Deutsch als Zweitsprache

Ziele, Inhalte und Methoden des Unterrichts

Erste Etappe: Vorbereitung auf die schrittweise Integration in eine Regelklasse

In der ersten Etappe werden als Grundlagen für bildungssprachliche Kompetenzen alltagssprachliche Fähigkeiten im Deutschen auf- und ausgebaut. Die Schüler erwerben grundlegende Fähigkeiten zur Kommunikation in der deutschen Sprache.

Dazu erwerben die Schüler einen Elementarwortschatz und die Fähigkeit, mit diesem Wortschatz einfache Sätze zu bilden. Sie erlernen die Aussprache des Deutschen und absolvieren, soweit erforderlich, den Prozess der Alphabetisierung bzw. des Zweitschrifterwerbs in der deutschen Sprache. Sie lernen zu sprachlichen Mitteln, die sie einsetzen wollen, Auskunft einzuholen.

Sie können am Ende der ersten Etappe Alltagsdialoge führen und sich mit ihrer unmittelbaren sozialen Umwelt mündlich verständigen sowie hörend einfache Texte verstehen. Sie haben sich grundlegende Elemente für den Gebrauch der deutschen Schriftsprache angeeignet und verfassen sowie verstehen einfache schriftliche Texte.

Lernbereich 1: Mündliche und schriftliche Sprachhandlungen zur Bewältigung elementarer kommunikativer Situationen

Die Schüler sind in der Lage, Sozialkontakte unter Verwendung der deutschen Sprache aufzubauen. Sie können Gegenstände und Personen, Erscheinungen und Tätigkeiten ihrer Umgebung benennen und mit einfachen sprachlichen Mitteln beschreiben. Sie verstehen wesentliche Informationen, die in schriftlichen oder mündlichen Äußerungen und unterrichtstypischen Arbeitsanweisungen enthalten sind, und können darauf sach- und situationsgerecht reagieren. Sie sind in der Lage, Fragen und Bitten mündlich und schriftlich zu formulieren und einfache Dialoge zu führen.

Herstellen, Weiterführen und Beenden sprachlicher Kontakte

Anrede, Begrüßung, Abschied, Dank, Unterrichtsrituale

spielerische Dialoge, Dialoge mit Handpuppen, Kreisspiele, Lieder, sportliche Betätigung, Rollenspiele, Videosequenzen

➔   SU, MU, EN

Erbitten von sprachlicher Hilfe

Artikulation von Nichtverstehen

Bitten um nochmaliges Zeigen, um Wiederholung oder Übersetzung

Auslösen von Handlungen und Reagieren auf Handlungen anderer

Bitten, Auffordern

Weg zeigen, zusammen spielen, etwas einkaufen, etwas ausleihen

Zustimmen, Ablehnen

Operatoren der Reproduktion und Reorganisation

Ankreuzen, Aufzählen, Einordnen, Kennzeichnen, Nennen, Unterstreichen, Wiedergeben

Einholen und Erteilen von Informationen

Sprechen und Schreiben über Schule und Unterricht

Fachbezeichnungen

Uhrzeit und andere Zeitangaben 

Arbeitsanweisungen und Arbeitsformen

Erfragen von Bezeichnungen und Bedeutungen, Unterrichtsmaterialien, Fachräumen

➔   MA

Sprechen und Schreiben über Persönliches und Familie

Vorstellung unter Angabe von Namen, Vornamen, Alter, Herkunft und Adresse

Freunde, Familienmitglieder, Verwandtschaftsverhältnisse

Anschauungstafel, Familienfotos, Schülersteckbrief

Sprechen und Schreiben über Erscheinungen und Gegenstände der Umwelt

Schulweg, Verkehrszeichen, Fahrzeuge, Teile des Fahrrads und ihre Funktionen

Tiere, Gesundheit, Krankheit, Sport, Wohnung, Tageslauf, Freizeiteinrichtungen, Geschäfte, Kleidung, Spielzeug

Feiertage 

➔   SU, ETH

Spiele

möglichst einfache Spiele mit festgelegten Sprechformeln

Umgang mit natürlichen Zahlen

in Abhängigkeit von den Vorkenntnissen

Grundrechenarten, Jahreszahlen, Datum 

➔   MA

⇒   Lernkompetenz: Konzentrationstechniken 

Methodische Erläuterungen

Die erste Etappe ist eine Zeit der Begegnung mit Neuem: neuen Mitschülern, einer neuen oder überhaupt einer Schule, einer neuen räumlichen und sozialen Umgebung. Kennenlernaktivitäten, die so bemessen sind, dass sie bewältigt werden und Vertrauen entstehen lassen, stellen daher die bevorzugten Sprachlernaktivitäten der Anfangszeit dar. Der Lehrer richtet seine Aufmerksamkeit darauf, welche Elemente der neuen Sprache – auch unter Einbeziehung erster sprachlicher Erfahrungen aus der ggf. erfolgten Alphabetisierung bzw. des Zweitschrifterwerbs – schon verstanden werden. Er ermutigt zum Gebrauch der neuen Sprache durch angemessene Themenwahl, Einstellung des Sprechtempos auf Verstehensmöglichkeit, gezielte Verwendung und Wiederholung einfacher Wörter und Aussagen. Damit bereitet der Lehrer die Schüler auf die schrittweise Teilhabe am Unterricht einer Regelklasse vor. Signale des Interesses für die Herkunftssprachen der Schüler können dazu beitragen, das Vertrauen in die neue Umwelt zu stärken.

Im Unterricht sollen Wendungen und Dialoge geübt werden, die dem Lernenden ermöglichen, Entscheidungen zu artikulieren – ja oder nein zu sagen, dieses oder jenes zu wählen, zum einen oder zum anderen Partner zu sprechen – und Kommunikationsmöglichkeiten außerhalb des Unterrichts zu nutzen.

Beim Sprechen und Schreiben über Schule und Unterricht, über Persönliches und Familie, über Erscheinungen und Gegenstände der Umwelt können sich Anlässe für erste interkulturelle Vergleiche ergeben, die als Sprech- und Schreibanlässe aufgegriffen werden. Dabei nehmen die Schüler interkulturelle Vielfalt im Kontext ihrer Migrationssituation sowie unterschiedliche Normen, Werte und Sichtweisen wahr. Sie entdecken, dass es in unterschiedlichen sprachlich-kulturellen Kontexten unterschiedliche partner- und situationsbezogene Regeln gibt. Gerade im Kontext von Flucht ist jedoch darauf zu achten, dass Themen wie beispielsweise Familie und Persönliches für die Schüler mit traumatischen Erfahrungen verknüpft sein können und die Thematisierung besondere Sensibilität und Empathiefähigkeit seitens der Lehrer bedarf.

Im Rahmen der ggf. erfolgten Alphabetisierung in der deutschen Sprache erwerben die Schüler grundlegende mündliche und schriftliche Sprachhandlungsfähigkeiten. Dabei werden diese Schüler unter Beachtung ihrer Lernfortschritte individuell an die Inhalte des Lernbereichs 1 schrittweise herangeführt. Dies erfordert ein stark binnendifferenziertes Vorgehen des Lehrers.

Da der Zweitspracherwerb nach Spracherwerbsstufen und nicht nach Altersstufen erfolgt, können Lerninhalte des Lernbereichs 1, die im Fachunterricht der Regelklassen der Grundschule nicht ausgewiesen sind, für den Erwerb der deutschen Sprache bedeutsam sein. Es liegt in der Verantwortung des Lehrers, diese Spezifik in Abhängigkeit von den Lernausgangslagen der Schüler im Unterricht Deutsch als Zweitsprache differenziert zu gestalten. Das gilt ebenfalls für die Lernbereiche 2, 3 und 4.

Lernbereich 2: Wortschatz, Wortformen, Satzbau

Die Schüler erwerben Grundkenntnisse der Morphologie und der Syntax der deutschen Sprache sowie einen Elementarwortschatz zur Ausführung der im Lernbereich 1 genannten Sprachhandlungen. Sie kennen die wichtigsten Formen von Verben, Substantiven und Artikeln. Ausgehend von Erfahrungen in Alltagssituationen oder aus gesteuert aufgebauten Sprachhandlungsmöglichkeiten können sie einfache Sätze bilden und zu zusammenhängenden Äußerungen verbinden. Sie kennen die grundlegenden grammatischen Begriffe, mit deren Hilfe der Zweitspracherwerb bewusstgemacht werden kann.

Wortschatz

Aufbau des Elementarwortschatzes zur Ausführung der im Lernbereich 1 genannten Sprachhandlungen

Internationalismen

vorwiegend am Beispiel der Bezeichnungen für die Unterrichtsfächer, Berufsbezeichnungen und öffentlichen Einrichtungen

Ober- und Unterbegriffe

Techniken der Beschaffung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen

gezielte Erschließung und Speicherung von Wortschatz, Einsatz von Lernkartei, Lernplakat und Wortnetz

⇒   Lernkompetenz

Wortformen

Formen des Substantivs

Fachbegriffe: bestimmter und unbestimmter Artikel, Substantiv bzw. Nomen

Deklination im Singular und Plural

Nominativ und Akkusativ

Formen des Verbs

Präsens

Konjugation regelmäßiger und unregelmäßiger Formen

Fachbegriffe: Verb und Personalpronomen

Anfänge der Perfektbildung

Verwendung von haben und sein

Bildung des Partizips II

Grundform des Adjektivs

Fachbegriff: Adjektiv

prädikative Verwendung

Einfache Sätze

Fachbegriffe: Aussagen, Fragen und Aufforderungen, Satz

Satzarten

Stellung der finiten Verbform beachten

Aussagesatz

Fragesatz

Ergänzungs- und Entscheidungsfragen

Aufforderungssatz

Satzmuster

Subjekt + Verb

Subjekt + sein + Adjektiv oder Substantiv

Subjekt + Verb + Objekt

Subjekt + Modalverb +Vollverb im Infinitiv

Subjekt + Modalverb + Objekt + Vollverb im Infinitiv

Erweiterung einfacher Sätze

Adverbialangaben des Ortes und der Zeit

Negation

mit nicht und kein

Methodische Erläuterungen

Für die Wortschatzvermittlung sind in der ersten Etappe Dinge, Personen und Geschehnisse der real wahrnehmbaren Umwelt die ersten und wichtigsten Lerngelegenheiten; hinzu kommen spielerisch-aktionale und bildliche Darstellungen. Das aktive Erfragen von Bezeichnungen und Bedeutungen durch die Schüler sollte geübt und in allen denkbaren Situationen angewandt werden. In solchen offenen Situationen können die Schüler auch ihren außerunterrichtlich und außerschulisch erworbenen Wortschatz zur Geltung bringen. Um den ungesteuerten Spracherwerb zu unterstützen, gibt der Lehrer den Schülern bei formalem oder inhaltlichem Verständnis dieses Wortschatzes Hilfe. Methodisch können für die Erarbeitung des Wortschatzes altersspezifisch Bildwörterbücher, Bild-Wort-Karteien oder Sprachlern-Apps zum Einsatz kommen. Bei der Behandlung von Internationalismen kann neben dem Herausheben der Gemeinsamkeiten auch auf Kontraste im lexikalischen Bereich hingewiesen werden.

Grammatische Erscheinungen werden häufig zuerst über „Klang“ und Funktion in sprachlichen Handlungen oder Texten wahrgenommen. Diese Wahrnehmungen sollen im Unterricht aufgegriffen werden und können dort mit Übungen zum Trainieren der Bedeutung, z. B. Wort- und Satzassoziationsaufgaben, Mini-Dialoge und handelnder Umgang mit Materialien und Gegenständen bearbeitet werden. Je nach Alter und Vorkenntnissen kann der Lehrer Methoden zur Bewusstmachung grammatischer Erscheinungen einsetzen, z. B. Signalgrammatik, Fingerzeichen für die Zuordnung von Artikeln zu Substantiven oder Bewegungsspiele bei der Stellung des Verbs im Frage- und Aussagesatz. Um den Schülern grammatische und semantische Besonderheiten der deutschen Sprache plausibel machen zu können, sind grundlegende Kenntnisse des Lehrers über die Herkunftssprachen der Schüler hilfreich.

Lernbereich 3: Aussprache und Orthografie

Am Ende der ersten Etappe können die Schüler gelernte Wörter und Sätze mit Betonung lesen. Sie artikulieren die Laute und Lautverbindungen des Deutschen verständlich; sie wissen, welche Laute oder Lautverbindungen ihnen noch Schwierigkeiten bereiten.

Sie kennen die elementaren Regeln der Großschreibung und die wichtigsten Interpunktionszeichen.

Artikulation

in Abhängigkeit von Lautsystemen der Herkunftssprachen

Vokale

Unterscheidung von kurzen und langen Vokalen

Umlaute und Diphthonge

unbetontes e: gemacht, Straße

Knacklaut: beim Neueinsatz von Vokalen

Konsonanten

vokalisierter r-Laut: Vater, dir, mehr

der Knacklaut (beim Neueinsatz von Vokalen)

h-Laut

Unterscheidung von ich- und ach-Laut

Konsonantenverbindungen ts - z, ks -x, sp, st, schl, schr, str, ft, bst, ng, pf

Intonation

Grundlagen: Wortakzent, Satzakzent, Satzmelodie und Pausen

Stammsilbenbetonung

Schlüsselwörter im Satz

Aussage-, Frage- und Aufforderungssätze

Orthografie

Sicherung des altersspezifischen Wortschatzes

nach kommunikativen Bedürfnissen des Schülers

⇒   Lernkompetenz

Regelkenntnis

Großschreibung am Satzanfang

Großschreibung der Substantive

Großschreibung von „Sie“

Interpunktion

Punkt

Fragezeichen

Ausrufezeichen

Methodische Erläuterungen

Artikulation und Intonation sollten möglichst "nebenbei" gelernt werden. Wenn Unsicherheiten oder Unvollkommenheiten bei der Artikulation oder Intonation auftauchen, sollte die sachbezogene Kommunikation nur im nötigen Umfang durch sprachbezogene Übungen unterbrochen werden. Dabei wendet man bewusstmachende Methoden an, wie sprachkontrastive Erklärungen, Hörunterscheidungsübungen, Demonstration von Mundhaltung und Zungenstellung – evtl. mit Spiegel –, Sprechübungen mit Minimalpaaren wie lügen – liegen, Sätze mit gehäuftem Auftreten eines Lautes oder Lautkontrastes, Zungenbrecher. Wechselnde Sprechfärbung wie Flüstern und Rufen sowie begleitende Körperbewegungen können hilfreich sein.

Schrift und Orthografie verlangen bewusstes Arbeiten von Anfang an. Das gilt auch für Spontanschreibungen, die in der ersten Etappe durchweg zugelassen werden sollten. Sie lassen erkennen, welche Schreibstrategien der Schüler entwickelt und welche Schreiblernaufgaben er noch vor sich hat.

Lernbereich 4: Textrezeption

Die Schüler verstehen hörend oder lesend kurze, einfache Texte. Sie sind in der Lage, verschiedene Textsorten zu unterscheiden.

Texte verstehen

⇒   ästhetisches Empfinden

Verstehen einfacher schriftlicher Texte

beschreibende, berichtende, informierende und appellative Texte

Tafelbilder, Notizen

einfache schriftliche Anweisungen und Arbeitspläne

Lieder und Reime

Verstehen mündlicher Erzählungen und Erklärungen

einfache alltagssprachliche Texte in deutlicher Aussprache bei normalem Sprechtempo

Verstehen der Aussageinhalte, Heraushören von Sprechern, Sprecherwechseln und Stimmungslagen der Sprecher

Lehrervortrag, Schülerbeiträge, kurze Video-Sequenzen, Sequenzen aus Hörbüchern und -spielen

Textsorten unterscheiden

Erzählungen, Märchen, Bildergeschichten, Sachtexte, Kinderbücher, Comics, Lieder, Reime

Schulbuchtexte, Texte in Nachschlagewerken

Methodische Erläuterungen

Die Textrezeption bezieht sich sowohl auf mündliche als auch schriftliche Sprache. Die mündlichen Erzählungen und Erklärungen sowie die einfachen schriftlichen Texte sind nicht nur Muster zum Nachsprechen und Nachspielen oder Gegenstand einfacher Textanalysen, sondern auch Objekte der Veränderung wie Weiterführen abgebrochener Szenen, alternative Verläufe, Übertragung auf ähnliche Situationen, Rollenwechsel. Es werden erste Grundlagen für das Verstehen schriftsprachlicher Texte gelegt.

Dabei können Erfahrungen der Schüler in den Herkunftssprachen bei der Rezeption von Texten einbezogen werden.

Wahlbereich: Alphabetisierung/Zweitschrifterwerb

Dieser Wahlbereich richtet sich sowohl an Schüler, die bislang nicht lesen und schreiben gelernt haben bzw. deren Lese- und Schreibkompetenzen nicht ausreichen, den Anforderungen des Alltags zu entsprechen, als auch an Schüler, die den Prozess der Alphabetisierung bereits in ihrer Herkunftssprache absolviert haben. Da Alphabetisierung und Zweitschrifterwerb basale mündliche Sprachkompetenzen voraussetzen, steht der Wahlbereich Alphabetisierung/Zweitschrifterwerb in einem engen Zusammenhang mit den anderen Lernbereichen, vor allem mit dem Lernbereich 1.

Schüler der Klassenstufen 1 und 2, die beim Eintritt in die Vorbereitungsklasse noch nicht in ihrer Herkunftssprache alphabetisiert wurden, sollten so bald wie möglich am Deutschunterricht der Regelklasse, Lernbereich 2 „Schriftspracherwerb“ teilnehmen; für sie muss der Unterricht in Deutsch als Zweitsprache die allgemeinsprachlichen Grundlagen für die Teilnahme bereitstellen. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Lehrer der Vorbereitungsklasse, dem Deutschlehrer der Regelklasse und der Lehrkraft des herkunftssprachlichen Unterrichts kann der Schriftspracherwerb unterstützt werden.

Die Schüler erwerben im Wahlbereich Alphabetisierung/Zweitschrifterwerb grundlegende schriftsprachliche Kenntnisse in der deutschen Sprache, um einfache Texte lesen und schreiben zu können. Vor dem Erwerb grundlegender schriftsprachlicher Kenntnisse erlangen die Schüler erste mündliche Fähigkeiten und Kenntnisse der deutschen Alltagssprache. Sie lernen verschiedene Spracherwerbsstrategien kennen und anwenden. Sie sind in der Lage, aus ihrem Repertoire der Situation, ihrer Persönlichkeit und ihren Lernvoraussetzungen entsprechende Strategien auszuwählen und einzusetzen, um das eigene Lernen zu steuern.

Ziel der Alphabetisierung für Schüler der Klassenstufen 3 und 4 sowie der Sekundarstufe I ist es, Grundlagen des Funktionsprinzips der Alphabetschrift zu vermitteln. Die Schüler erlernen die Buchstaben – Grapheme – und ihre Lautwerte – Phoneme. Sie können sie als Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen aufschreiben, können Buchstaben in Laute und Silben umsetzen und diese abstrakten Gebilde als sinnhafte Wörter lesen. Sie entwickeln ihre Schreibmotorik und können Groß- und Kleinbuchstaben voneinander unterscheiden. Sie erlernen das Anlegen und Üben eines Sicht- und Schreibwortschatzes. Die Schüler wenden bei der Verschriftlichung orthografische und morphematische Strategien an, d. h. sie greifen auf Regelelemente, z. B. Schreibung des [ʃ]-Lauts – Stiefel statt „Schdiefl“, und Merkelemente, z. B. Schreibung von F und V, Vogel statt „Fogel“, zurück und können die Schreibung von Wörtern zum Teil bereits aus dem Wortstamm herleiten, z. B. Hand – Hände. Die Schüler entwickeln eine erste orthografische und grammatische Intuition.

Ziel des Zweitschrifterwerbs ist die Entwicklung schriftsprachlicher Fähigkeiten in der deutschen Schrift und damit deren Erwerb bzw. die Weiterentwicklung bereits vorhandener schriftsprachlicher Fähigkeiten.

Die Schüler kennen die Buchstaben des deutschen Alphabets und ihre Lautwerte. Sie erkennen Auffälligkeiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Verschriftung der deutschen Sprache und ihren Herkunftssprachen. Sie entwickeln Schreibsicherheit im deutschen Alphabet.

Mit diesem Wahlbereich werden erste Grundlagen für den Umgang mit einfachen deutschen Texten gelegt. Die Schüler nutzen nach Möglichkeit vorhandene Lernstrategien und erwerben weitere Lernstrategien, vor allem zum Trainieren von Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit.

Alphabetisierung

Grundlegende mündliche Sprachfähigkeit

Erfassen der Vorkenntnisse in der deutschen Sprache

Orientierung an den Interessen, Bedarfen und Erfordernissen der Schüler mit Bezug auf deren Lebenswelt

schriftfreie Verfahrensweisen der Sprachvermittlung

Einsatz von Audioaufnahmen, Postern, Filmen und topografischen Karten

Fotos, Bilder, Bildfolgen oder Collagen in Verbindung mit Hörtexten

Einbeziehung nonverbaler Komponenten

Nichtverstehen signalisieren

Umschreibungen, Rückfragen

positiver Umgang mit Sprachwechsel und Eigenbildungen

Phonem-Graphem-Beziehung

Laute

Lautwerte der Buchstaben

Einführung nach Häufigkeit des Gebrauchs der Buchstaben oder auf der Basis von persönlichen Wörtern und Sätzen

eigene Anlauttabellen als Gedankenstütze

differenzierte Schriftarten der Groß- und Kleinbuchstaben, Druck- und Schreibschrift

kontrastiv zu Herkunftssprachen

Lautkomplexe und Wörter

Silben und Wortbausteine, Morpheme

Buchstabenkombinationen, wie ck, ch, sch, st, sp, ng, nk, qu, pf, ph, chs, tz, ig, lich

Diphthonge und Umlaute

Lesetechniken

⇒   Lernkompetenz

Analyse und Synthese

Weglassen, Hinzufügen oder Austauschen von Lauten und Silben

Silbenanzahl erkennen

Anbahnen von Rhythmusgefühl, Sprachmelodie und Wortakzent

Lesen von Wörtern, Sätzen und einfachen Sätzen

Erfassen der Wortgestalt als Ganzes

wort- und zeilenübergreifendes Lesen

Anbahnen sinnerfassenden Lesens in immer größer werdenden Sinneinheiten

Satzgrenzen und -intonation

Vorlesen, auch lautes und stilles Lesen allein

Nutzung interessendifferenzierter Textangebote unterschiedlicher Lebensbereiche

Nutzung verschiedener Medien

Schreiben von Druckbuchstaben

Schreibschrift

feinmotorische Vorübungen

Körper-, Hand- und Stifthaltung

Auge-Hand-Koordination

Üben der Formen und Bewegungsabläufe

Erproben verschiedener Schreibwerkzeuge und -unterlagen

Einsatz von Schreibprogrammen am PC oder Apps beim Tablet/Smartphone

Buchstabenformen

Druckschrift

Unterscheiden von Groß- und Kleinbuchstaben, Beachtung der Schreibrichtung

Einsatz von Schreibprogrammen am PC oder Apps beim Tablet/Smartphone

Übungen zum Vierliniensystem

Üben der Formen und Bewegungsabläufe

Schreiben einzelner Wörter und kurzer Sätze

Wortabstände, Groß- und Kleinschreibung, Satzzeichen

Beachten von Buchstabenverbindungen und Diphthongen

Zweitschrifterwerb

Grundlegende Sprachfähigkeit

Erfassen der sprachlichen Voraussetzungen

Orientierung an den Interessen, Bedarfen und Erfordernissen der Schüler mit Bezug auf deren Lebenswelt

Einbeziehung nonverbaler Komponenten

Nichtverstehen signalisieren

Umschreibungen, Rückfragen

positiver Umgang mit Sprachwechsel und Eigenbildungen

Einsatz von Audioaufnahmen, Postern, Filmen und topografischen Karten

Fotos, Bilder, Bildfolgen oder Collagen in Verbindung mit Hörtexten

Phonem-Graphem-Beziehungen

Laute und Buchstaben in Abhängigkeit von den schriftsprachlichen Kenntnissen

Lautwerte der Buchstaben

Mehrfachbelegung von Graphemen, verschiedene Verschriftlichungen von Phonemen, wie f und v

Lesen

differenzierte Schriftarten der Groß- und Kleinbuchstaben, Druck- und Schreibschrift, Gliedern in Silben und Wortbausteine

Buchstabenkombinationen: ck, ch, sch, st, sp, ng, nk, qu, pf, ph, chs, tz, ig, lich

Diphthonge und Umlaute

⇒   Lernkompetenz: Lesetechniken

Schreiben von Druckbuchstaben

Groß- und Kleinbuchstaben

Übungen zum Vierliniensystem

Schreibrichtung beachten

Einsatz von Schreibprogrammen am PC oder Apps beim Tablet/Smartphone

Üben der Formen und Bewegungsabläufe

Methodische Erläuterungen

Alphabetisierung

Die Ziele und Inhalte des Wahlbereichs Alphabetisierung/Zweitschrifterwerb zur Alphabetisierung richten sich an Schüler der Klassenstufen 3 und 4 sowie der Sekundarstufe I, die bislang nicht bzw. nicht ausreichend lesen und schreiben gelernt haben. Im Mittelpunkt steht die generelle Einführung in die Schriftsprache. Die Schüler lernen die Funktion von Schrift kennen und erwerben elementare schriftsprachliche Kenntnisse. Der Prozess der Alphabetisierung erfolgt in der deutschen Sprache. Dies erfordert die vorausgehende Aneignung sprachlicher Mittel im Deutschen als Zweitsprache im Mündlichen, also eine längere Phase des kommunikativen Spracherwerbs. Die dabei aufgebauten alltagsbezogenen Deutschkenntnisse sind der Gegenstand der Verschriftlichung. Dementsprechend werden Sprachhandlungsanlässe sowohl aus dem außerschulischen als auch schulischen Bereich und Erlebnisse der Schüler als Ausgangspunkt des Lernprozesses genutzt.

Anders als bei der Alphabetisierung erstsprachig deutscher Grundschulkinder spielt die phonologische Bewusstheit bei der Alphabetisierung neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher eine deutlich geringere Rolle, da Vorerfahrungen in der deutschen Sprache noch weitgehend fehlen. Die Schüler lernen das Lesen und Schreiben in der deutschen Sprache u. a. durch Memorisierung von Wortbildern und Abschreiben. Die Alphabetisierung beginnt auf der Phonem-Graphem-Ebene, darauf aufbauend erschließen sich die Schüler die Silben- bzw. Morphem-Ebene und gelangen über die Wortebene zur Ebene einfacher Sätze und Texte. Für die Einführung der Buchstaben des deutschen Alphabets empfiehlt sich eine Buchstabenprogression unter Beachtung von Vorkommenshäufigkeit, akustischen Prinzipien, optischer Einprägsamkeit, Unverwechselbarkeit, Vorkommen in den Herkunftssprachen und Kombinationsmöglichkeiten als eine sinnvolle Verwendung. Die Schüler lernen Einzellaute bzw. Lautgruppen zu analysieren und werden in der weiteren Progression in den Lernbereichen schrittweise zur bewussten auditiven Wahrnehmung mit Leseübungen befähigt. Lesen wird von Rhythmusgefühl, Sprachmelodie und Wortakzent der Sprache beeinflusst.

Schüler mit fehlender oder geringer Stifterfahrung benötigen feinmotorische Vorübungen, um sie zur visuomotorischen Koordination, dem Zusammenspiel von Schreibbewegung und visueller Kontrolle über Lesbarkeit und Richtigkeit des Geschriebenen zu befähigen. Ihnen sollen Erfahrungen mit unterschiedlichen Schreibwerkzeugen ermöglicht werden, wobei der Tripoden-Griff mit verschiedenen Haltemöglichkeiten im Interesse der Entwicklung eines flüssigen und leserlichen Schriftbildes zu bevorzugen ist.

Die Methoden der Alphabetisierung im Unterricht orientieren sich an den Lernvoraussetzungen der Schüler. Für Schüler, die bislang nicht lesen und schreiben gelernt haben, kommen u. a. die Silbenmethode, die analytische Methode, die phonetische Methode, der Spracherfahrungsansatz, der Schrifterfahrungsansatz und der Ansatz nach Montessori infrage. Darüber hinaus können auch die Morphemmethode und der Fertigkeitsansatz Anwendung finden. Die Nutzung von landeskundlichen Fundstücken als Unterrichtsgegenstand greift den bei lese- und schreibunkundigen Schülern stärker ausgeprägten visuellen Aneignungsweg auf. So können z. B. Fotos aus dem alltäglichen Leben Lese- und Schreibanlässe bieten.

Zweitschrifterwerb

Die Ziele und Inhalte des Wahlbereichs Alphabetisierung/Zweitschrifterwerb zum Zweitschrifterwerb richten sich an Schüler der Klassenstufen 3 und 4 sowie der Sekundarstufe I, die den Prozess der Alphabetisierung bereits in ihrer Herkunftssprache absolviert haben. Sie beherrschen die Schrift in ihrer Herkunftssprache und sind im Lesen und Schreiben geübt. Im Mittelpunkt des Zweitschrifterwerbs steht der Erwerb eines zweiten bzw. eines weiteren Schriftsystems, der deutschen Schrift. Dies erfordert die vorausgehende Aneignung sprachlicher Mittel im Deutschen als Zweitsprache im Mündlichen. Die dabei aufgebauten alltagsbezogenen Deutschkenntnisse sind der Gegenstand der Verschriftlichung. Dementsprechend werden Sprachhandlungsanlässe sowohl aus dem außerschulischen als auch schulischen Bereich und Erlebnisse der Schüler als Ausgangspunkt des Lernprozesses genutzt.

Anders als bei der Alphabetisierung erstsprachig deutscher Grundschulkinder spielt die phonologische Bewusstheit beim Zweitschrifterwerb neuzugewanderter Kinder und Jugendlicher eine deutlich geringere Rolle, da Vorerfahrungen in der deutschen Sprache noch weitgehend fehlen. Bei der Umsetzung des Unterrichts ist daher zu beachten, dass die Schüler die phonologische Bewusstheit für die deutsche Sprache gemeinsam mit ihren schriftsprachlichen Kenntnissen entwickeln müssen. Dabei ist auf einen konstruktiven Umgang mit Transfers aus der Erstschrift, z. B. von typischen Schreibmustern und Übergeneralisierungen, zu achten. Die Erstschrift der Schüler erfordert unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und damit auch ein differenziertes methodisches Vorgehen beim Zweitschrifterwerb:

  • Lateinische Erstschrift: Für die Schüler, die z. B. in Französisch, Polnisch, Tschechisch, Türkisch oder Vietnamesisch alphabetisiert sind, liegt der Schwerpunkt des Zweitschrifterwerbs bei der Neuzuordnung und Erweiterung der aus der Herkunftssprache bekannten Phonem-Graphem-Beziehung.
  • Kyrillische Erstschrift: Schüler, die z. B. in Bulgarisch, Russisch oder Serbisch alphabetisiert sind, erlernen das deutsche Alphabet mit der für die deutsche Sprache verbindlichen Phonem-Graphem-Beziehung kennen.
  • Konsonantenschrift als Erstschrift: Z. B. Arabisch alphabetisierte Schüler erwerben mit dem deutschen Alphabet eine lateinische Buchstabenschrift, in welcher abweichend von der Ausgangsschrift auch Vokale notiert werden. Darüber hinaus erlernen sie eine andere Schreibrichtung sowie Groß- und Kleinbuchstaben.
  • Zeichenschrift als Erstschrift: Z. B. im Chinesischen alphabetisierte Schüler lernen die generelle Funktionsweise einer Buchstabenschrift mit einer speziellen Phonem-Graphem-Beziehung kennen.

Die Alphabetisierung bzw. der Zweitschrifterwerb sollte nach Möglichkeit sowohl in der Primarstufe als auch in der Sekundarstufe I in enger Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften der Vorbereitungsklasse und den Lehrkräften des herkunftssprachlichen Unterrichts erfolgen, da ein koordiniertes Vorgehen den Prozess der Alphabetisierung bzw. des Zweitschrifterwerbs unterstützt.

Zweite Etappe: Schrittweise Integration in eine Regelklasse

Die zweite Etappe befähigt die Schüler zur Bewältigung der Anforderungen ihrer näheren und weiteren sozialen Umwelt sowie ausgewählter unterrichtlicher Anforderungen in der deutschen Sprache.

Sie erweitern ihr grammatisches Repertoire in der deutschen Sprache und bauen ihren Wortschatz zur Vorbereitung auf den weiteren Lebens- und Bildungsweg aus. Darüber hinausgehenden sprachlichen Anforderungen stellen sie sich im Regelunterricht und im außerschulischen Bereich. Im Rahmen der Vorbereitungsklasse nutzen die Schüler vielfältige Möglichkeiten, in den Regelklassen gelernte Fachinhalte zu thematisieren, zu reflektieren und zu vertiefen.

Im Mittelpunkt steht die Ausbildung mündlicher und schriftlicher Sprachhandlungsfähigkeit mit besonderem Gewicht auf dem Ausbau bildungssprachlicher Kompetenzen. Am Ende der zweiten Etappe sind die Schüler in der Lage, sich mündlich zu verständigen und sich im Fachunterricht einer Regelklasse sprachlich aktiv zu beteiligen. Sie können sprachentlastete Sachtexte sinnerfassend lesen und sind fähig, Beschreibungen, Berichte und Erklärungen selbstständig zu verfassen und dabei weitgehend normgerecht zu schreiben.

In der vertieften zweiten Etappe erfolgt die Vermittlung schulischer Basiskenntnisse gemäß Rahmenlehrplan für die Oberschule „Deutsch als Zweitsprache für die Vorbereitungsklassen/Vorbereitungsgruppen mit vertiefter zweiter Etappe".

Lernbereich 1: Mündliche und schriftliche Sprachhandlungen zur Bewältigung kommunikativer Anforderungen

Die Schüler können sich über Themen ihrer Lebenswelt und des Unterrichts mündlich verständigen. Sie haben gelernt, entsprechende Schrifttexte ihrer Umwelt zu verstehen sowie Notizen und kleinere Texte dazu zu verfassen. Sie sind fähig, dem Regelunterricht in den ausgewählten Fächern im Wesentlichen zu folgen, bei Bedarf nachzufragen und erste schriftliche Aufgaben zu bearbeiten. Sie können eigene Interessen und Bedürfnisse ausdrücken und Beobachtungen oder Meinungen von sich aus mitteilen.

Sprachverwendung im schulischen und außerschulischen Bereich

⇒   Lernkompetenz: Kommunikationstechniken

mündliche und schriftliche Sprachhandlungen im Unterricht

Berichten, Beschreiben, Erklären, Erzählen und Nennen

Mitschriften

ausgewählte Fächer im Prozess der individuellen schrittweisen Integration in eine Regelklasse

mündliche und schriftliche Sprachhandlungen in formellen Situationen

Verhalten bei Unfällen und Notsituationen

Behördenbesuche

Kontaktaufnahme

Höflichkeitsformen

Vergleich verschiedener Konventionen

Führen von Telefongesprächen

Regeln des gemeinschaftlichen Zusammenlebens

Grundlagen für menschliches Zusammenleben, Vermeiden von Konflikten durch Regeln

Verständnis von Rechtsstaat und Demokratie

⇒   Werteorientierung

Sinn und Funktion von Regeln

Piktogramme zu Geboten und Verboten

Zusammenleben in der Schule und im Land

Pflichten und Rechte

Hausordnung

Jugendschutzgesetz

⇒   Sozialkompetenz

Erbitten von sprachlicher Hilfe

Bitten um Bedeutungserklärung

Schreiben

Briefform, E-Malis, Blogs und Foren

persönliche Mitteilungen und Wünsche

ab Klassenstufe 8 auch: Schreiben von offiziellen Briefen

Darlegen von Meinungen und Wertungen

Urteilen

im Hinblick auf Fächer des Regelunterrichts oder Arbeitsgemeinschaften

Gefallen und Missfallen

Ausdruck von Interessen

Vorschlagen und Verabreden

Unterstützen, Widersprechen und Richtigstellen

Einholen und Erteilen von Informationen

mündliche und schriftliche Formen

⇒      Lernkompetenz: Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen 

Darstellen des eigenen Lebens

Erzählen persönlicher Erlebnisse

Migrationsgeschichte, Sprachenbiografie

ab Klassenstufe 8: Lebenslauf, Bewerbungsschreiben

Vorstellungsgespräch

Berufswahlpass, Lebensordner

Gespräche über Speisen, Weitergeben und Ausprobieren von Rezepten, Informationen über Nahrungsmittel und gesunde Ernährung

➔   SU, BIO, WTH

Gespräche über Kleidungsstücke und Mode, Informationen über zweckmäßige Kleidung

Berichten über Freizeitaktivitäten

Gespräche über Hobbys, Informationen über Freizeit- und Kultureinrichtungen, Vereine, Sportstätten, Spielplätze, Jugendtreffs

Wegbeschreibung, Sehenswürdigkeiten, Stadtteile, Ausflugsplanung, Informationen über den Freistaat Sachsen und die Bundesrepublik Deutschland

➔   SU, GEO, GE, GK

Beschreiben des eigenen Befindens

Arztbesuch

Körperteile, Krankheiten, Schmerzen, Beeinträchtigungen, Verletzungen

Berichten über den Unterricht in einer Regelklasse

Besprechen der Fächerwahl des individuellen Stundenplans, Berichten über Fachunterricht einer Regelklasse, Einschätzung des eigenen Verstehens im Fachunterricht einer Regelklasse

Erzählen und Begründen

Abfolge von Ereignissen

Vorschläge, Entschuldigungen, naturwissenschaftliche und technische Beobachtungen

Methodische Erläuterungen

Die zweite Etappe ist durch thematische Breite gekennzeichnet. Auch in dieser Etappe wird noch viel mit Beispieltexten gearbeitet, in denen die Schüler neue sprachliche Mittel zur Bewältigung kommunikativer Situationen kennenlernen. Mit zunehmender Verfügung von Redemitteln wächst die Fähigkeit, Dialoge zu variieren und selbst zu gestalten. Bei der Sprachverwendung im schulischen und außer-schulischen Bereich reflektieren die Schüler interkulturelle Vielfalt im Kontext ihrer Migrationssituation sowie verschiedene Normen, Werte, Verhaltensweisen und Formen des Zusammenlebens. Sie erkennen, dass kommunikativer Erfolg in unterschiedlichen sprachlich-kulturellen Kontexten von unterschiedlichen adressatenbezogenen Regeln abhängt.

Bei der Darstellung des eigenen Lebens ist gerade im Kontext Flucht darauf zu achten, dass biografische Themen mit traumatisierenden Erfahrungen verknüpft sein können und die Thematik daher besondere Sensibilität und Empathiefähigkeit seitens der Lehrer bedarf.

Zu Beginn der zweiten Etappe steht das Hörverstehen von Erzählungen, Ton- und Vidoeszenen sowie Lehrerinformationen im Vordergrund. Übungen zum Verstehen von gesprochenem und geschriebenem Text haben überwiegend die Form von mündlichen Besprechungen, die auch zu bildnerischen Umsetzungen der Ergebnisse, zu Wortgittern, Stichworttabellen o. Ä. führen können. Das verstehende Lesen ist in engem Zusammenhang mit Lernbereich 4 primär auf die vollständige inhaltliche Erfassung kleiner Texte gerichtet, wobei die Schüler ihre bereits erworbenen Fähigkeiten selbstständiger Bedeutungserschließung einbringen.

Schriftsprachliches Handeln – rezeptiv und produktiv – spielt zunehmend eine Rolle. Die Schreibprozesse bedürfen in der zweiten Etappe einer sehr sorgfältigen methodischen Begleitung: motivierende thematische Impulse; Zusammentragen, Ordnen und persönliches Auswählen sprachlichen Materials; gemeinsame und individuelle Schreibversuche; kooperatives Schreiben, Schreiben von Paralleltexten, redaktionelle und normbezogene Überarbeitung, Schreibkonferenzen, Umgang mit Nachschlagewerken; „Veröffentlichung“ und Rezeption in der Klasse, zur Rezeption von Schrifttexten vgl. Lernbereich 4.

Durch die Beteiligung an unterrichtlicher Kommunikation im Rahmen der individuellen schrittweisen Integration erhöht sich der Anteil des ungesteuerten sowie des bildungssprachlichen Spracherwerbs. Der Lehrer des Deutschen als Zweitsprache sollte die dabei erworbenen Sprach- und Fachkenntnisse aufgreifen, systematisieren und in seinem Unterricht mit den sprachlichen Lernprozessen verknüpfen.

Da der Zweitspracherwerb nach Spracherwerbsstufen und nicht nach Altersstufen erfolgt, können Lerninhalte des Lernbereichs 1, die im Fachunterricht der Regelklassen der Grundschule nicht aus-gewiesen sind, für den Erwerb der deutschen Sprache bedeutsam sein. Es liegt in der Verantwortung des Lehrers, diese Spezifik in Abhängigkeit von den Lernausgangslagen der Schüler im Unterricht Deutsch als Zweitsprache differenziert zu gestalten. Das gilt ebenfalls für die Lernbereiche 2, 3 und 4.

Lernbereich 2: Wortschatz, Wortformen, Satzbau

Die Schüler sind in der Lage, einfache und zusammengesetzte Sätze zu bilden und in kleineren Texten situations- und adressatengerecht verschiedene Satzarten einzusetzen. Sie können grammatische Formen erkennen und anwenden. Den Schülern wird bewusst, dass Kenntnisse über die Sprache helfen, sich in verschiedenen Situationen korrekt zu äußern sowie eigene und fremde Äußerungen zu korrigieren. Sie kennen die angegebenen grammatischen Termini. Sie erweitern auf der Grundlage von produktiven Wortbildungsmöglichkeiten ihren Wortschatz, wenden ihn an und verfügen damit über einen Wortschatz, der die Teilnahme am Regelunterricht unterstützt.

Wortschatz

Aufbau eines individuellen Wortschatzes in Vorbereitung auf den weiteren Lebens- und Bildungsweg

im Sinne einer Hinführung zu fach- und bildungssprachlichen Registern

Wortbildung

Zusammensetzung

Beziehung Grundwort und Bestimmungswort

Ableitung

Präfixbildung, Suffixbildung, Verkleinerungsformen

Aufbau und Bewusstmachen semantischer Beziehungen

auch vergleichend

Beziehungen im Satz und im Text

übliche Substantiv-Verb-Koppelungen, übliche Adjektiv-Substantiv-Kopplungen

bildungssprachliche Kollokationen

Beziehungen zwischen gleichartigen Wortschatzelementen

Wortfelder: Ober-, Unter- und Nebenbegriffe zu einem Zentralbegriff

Gegensatzbegriffe

sprachlicher Transfer

Beziehungen zwischen verschiedenen Sprachen

Internationalismen

Lesetechniken

Erschließung von Wortbedeutungen aus dem Kontext

⇒   Lernkompetenz

Sensibilisieren von Stilebenen

Die Schwester gibt Ihnen das Rezept.

gezielte Aktivierung und Erweiterung des Wortschatzes

ab Klassenstufe 3: Nutzung von ein- und zweisprachigen Wörterbüchern sowie Übersetzungs-Apps

Wortformen

Formen des Substantivs

Dativ und Genitiv

ab Klassenstufe 5: Genitiv

Fachbegriff: Genus

Formen des Pronomens

Personal- und Possessivpronomen

Akkusativ und Dativ

Singular und Plural

Formen des Verbs

Fachbegriffe: Präsens, Perfekt, Präteritum und Futur I

Präteritum

war, hatte, wurde, konnte, wollte, musste

weitere regelmäßige und unregelmäßige Formen

Futur I

rezeptiv (Erzähltexte, Nachrichten)

Passiv

rezeptiv in Fachtexten

Passiversatzformen

Konjunktiv II

hätte, würde, wäre und Modalverben

Formen des Partizips

Partizip I, Partizip II, attributiver Gebrauch

Formen des Adjektivs

Formen bei attributivem Gebrauch im Nominativ, Akkusativ und Dativ Singular und Plural

mit bestimmten, unbestimmten Artikel und Nullartikel

Steigerungsformen

regelmäßige Formen von Komparativ und Superlativ

unregelmäßige Formen

Fachbegriff: Steigerung

Präpositionen

in Orts- und Zeitangaben sowie bei Präpositionalobjekten

mit Akkusativ

mit Dativ

Wechselpräpositionen

Verschmelzung von Präposition und Artikel

am, beim, zum, im, vom

ins, ans, ums, fürs

Einfache Sätze

Satzarten

Fragesatz

Ergänzungsfragen mit wem und wen und Präpositionen

Ergänzungsfragen mit warum

Satzmuster

Subjekt + Verb + Präpositionalobjekt

Subjekt + Verb + Dativobjekt

Subjekt + Verb + Akkusativobjekt + Präpositionalobjekt

Subjekt + Verb + Dativobjekt + Akkusativobjekt

Fachbegriffe: Subjekt und Objekt

 

Wortstellung im Satz

    Verbalklammer

 

 

    Inversion

Verben mit den Präfixen be-, er-, ver-, zer-

trennbare Verben

Perfekt produktiv und rezeptiv

Futur I produktiv und rezeptiv

Ich bin am 25. März in Dresden. – Am 25. März bin ich in Dresden. – In Dresden bin ich am 25. März.

Erweiterung einfacher Sätze

Adverbialbestimmungen

Präpositionalangaben des Ortes und der Zeit

Adverbial- und Präpositionalangaben der Art und Weise, der Einschätzung von Sachverhalten

Negation

mit kein, nie, nichts, niemand

Weiterführung mit sondern

Attribute

Adjektivattribute, Adverbialattribute, Präpositionalattribute

ab Klassenstufe 5: Genitivattribute rezeptiv

Vergleiche mit als und wie

Verben mit Infinitiv

schwimmen gehen, sprechen lernen, kommen sehen, warten lassen

Fachbegriff: Infinitiv

Infinitiv mit zu

Verbindung von Sätzen

ab Klassenstufe 5: Fachbegriff: Konjunktion

Satzverbindungen durch Konjunktionen

und, aber

Satzanschlüsse durch rückverweisende Adverbien

dann, dahin, vorher, deshalb

Pronominalisierung

Satzgefüge

mit Konjunktionen als Nebensatzeinleitungen

dass, ob, weil, wenn, damit

temporal: als

Relativsätze

Rezeptiv, ab Klassenstufe 5: produktiv und rezeptiv

Methodische Erläuterungen

Als Grundmuster wird in drei Schritten gearbeitet: Neue grammatische Erscheinungen werden an Texten wahrgenommen, herausgehoben und erklärt; die verstandene Erscheinung wird geübt; das Geübte wird – wiederum in Texten: Schrifttexte, Rollenspiele, Dialoge – angewendet.

Bestimmte grammatische Erscheinungen des Deutschen sind so komplex oder unregelmäßig, dass die richtige Anwendung nicht auf einmal erworben werden kann. Dazu zählen der Artikelgebrauch, die Perfektbildung und die Adjektivdeklination. Sie werden durch Einzelbeispiele – oft über unvollkommene Zwischenformen – erworben.

Für mündliche Übungen empfehlen sich Mini-Dialoge, auch Reihungen von Sätzen oder Ausdrücken nach gleichbleibendem Muster; ein Beispiel hierfür ist das „Kofferpackspiel“.

Schriftliche Übungen zum Einsetzen, Umformen und Kombinieren gewinnen für das Grammatiklernen in der zweiten Etappe zunehmend an Bedeutung. Je nach Vorkenntnissen können die Anlage eigener grammatischer Schemata, Versuche eigener Regelformulierungen – auch im Vergleich mit der Herkunftssprache sowie die eigenständige Benutzung eines einfachen grammatischen Nachschlagewerks hinzukommen.

In der Primarstufe sind grammatische Fachbegriffe nicht in den Vordergrund zu stellen. In der Primar-stufe sowie in der Sekundarstufe I ist die Ausgestaltung des Lernbereichs „Wortschatz, Wortformen und Satzbau“ im Sinne einer Hinführung zu fach- und bildungssprachlichen Registern und damit einer Vorbereitung und Begleitung zur Teilnahme an ausgewählten Fächern in einer Regelklasse zu verstehen.

In der zweiten Etappe wird die visuelle Bedeutungsvermittlung (Wort <=> Bild) in zunehmendem Maße ergänzt und zum Teil abgelöst durch sprachliche Verfahren (Wort <=> Wort), z. B. durch Benennung oder Beschreibung von Zweckbestimmung(en) eines Gegenstandes oder Vorgangs (Bank <=> man kann darauf sitzen) bzw. Situation(en) seines Vorkommens (Bank <=> steht im Park) oder Zuordnung zu einem übergeordneten Begriff (Fluss <=> Wasser) oder gleichgeordneten Begriff (Dorf <=> kleine Siedlung).

Es ist in dieser Etappe vorrangiges Ziel, über Bedeutungen sprechen zu lernen. Bedeutungserklärungen mit Hilfe der Herkunftssprache können effektiv sein. Es sollte dabei aber darauf geachtet werden, dass den Schülern nicht suggeriert wird, dass jederzeit sogenannte 1:1-Übersetzungen oder 1:1-Entsprechungen möglich wären.

Persönliche Phrasen und Wortschatzkarteien der Schüler sollten vielfältige Darstellungsformen aufnehmen: Bedeutungserklärungen in der Herkunftssprache, Umschreibungen bzw. Definitionen auf Deutsch, Beispielsätze, grafische Darstellungen von semantischen Beziehungen und – wo es sinnvoll ist – Bilder und Zeichnungen. Es kann zusätzlich mit einsprachigen Wörterbüchern, mit zweisprachigen Wörterbüchern und Übersetzungs-Apps gearbeitet werden.

Lernbereich 3: Aussprache und Orthografie

Die Schüler können am Ende der zweiten Etappe Wörter und Sätze verständlich artikulieren und intonieren. Sie sind in der Lage, nach Vorbereitung kurze, altersgerechte Texte sinnentsprechend vorzulesen. Die rezeptiven Fähigkeiten sind so weit ausgeprägt, dass auch typische alltagssprachliche Variationen wie dialektale Anklänge und Lautauslassungen verstanden werden.

Die Schüler schreiben geübte Wörter und Texte weitgehend richtig und können sich gezielt über unbekannte oder ungewisse Schreibungen informieren.

Artikulation

Konsonantenhäufungen

in Abhängigkeit von aktuellen Erfordernissen des Regelunterrichts

Intonation

Hinführung zu einem sinngerechten, lebendigen und abwechslungsreichen Sprechen in zusammenhängenden Redebeiträgen

Orthografie

Ausbau des orthographisch gesicherten Wortschatzes

Vokalkürze und Vokallänge

Doppelkonsonanten einschließlich ck, dt und tz

h als Längezeichen, ie, Doppelvokale

Suffixe -lich und -ig

Interpunktion

Komma

in Aufzählungen und Satzgefügen

orthografische Strategien

eigene orthografische Unsicherheiten wahrnehmen

Lösungswege erkennen

gezielt orthografische Informationen beschaffen

Methodische Erläuterungen

Auf die wichtigsten Aspekte des Lernbereichs 3 wurde schon bei der ersten Etappe hingewiesen: durchgehende Bedeutungsvermittlung, Verbindung von Rezeption und Produktion, Bevorzugung des Lernens in Kommunikationssituationen.

Die Rechtschreibübungen sollten möglichst in sinnvollen Textzusammenhängen stattfinden. Als orthografische Strategie sollte geübt und gefördert werden, den Lehrer oder fortgeschrittene Schüler nach einer bestimmten Schreibung zu fragen. Darüber hinaus sollten Hilfsmittel wie Schülerkartei, Klassenkartei, ein- oder zweisprachige Wörterbücher, Übersetzungs-Apps oder Computer-Rechtschreibprogramme genutzt werden.

Lernbereich 4: Textrezeption

Die Schüler können am Ende der zweiten Etappe Sachtexte ohne größeren Informationsverlust erfassen. Sie sind grundsätzlich in der Lage, sich Lehrbuchtexte ihrer Klassenstufe verstehend zu erschließen, Informationen der Lehrer zu verarbeiten und Aufgaben schriftlich zu lösen. Sie lernen unterschiedliche Strategien zur Texterschließung kennen.

Strategien zur Texterschließung

Sekundarstufe I:

globales Textverstehen: Erkennen, worum es in einem Text geht

orientierendes Textverstehen: Herausfinden, ob ein Text Informationen zu einem bestimmten Thema, Antworten auf bestimmte Fragen enthält

kursorisches Textverstehen: möglichst rasches Erfassen der wesentlichen Aussagen eines Textes

selektives Textverstehen: Heraussuchen einer gewünschten Information aus einem Text

Texterschließung

authentische, alltagssprachliche Texte

Ausgehen von kommunikativen Bedürfnissen der Schüler und ihren sprachlichen Erfahrungen

persönliche und offizielle Schreiben, Hinweistafeln, Gebrauchsanweisungen, Spielregeln, Artikel in Zeitungen (Kinderseite, Sport) und Kinder- und Jugendzeitschriften, Comics, eigene Schrifttexte

Texte des Regelunterrichts

in Abstimmung mit dem jeweiligen Fachlehrer

Hinführen zum Verstehen von Fachtexten

kurze, einfache literarische Texte

Gedichte, Lieder, Hörspielszenen, Geschichten, Märchen, Sprachspiele u. a.; auch Texte in den Herkunftssprachen, Nutzung von Übersetzungen und zwei- bzw. mehrsprachigen Textausgaben

Schrift- und Medientexte

gezielte Auswahl

Einführung in die Nutzung von öffentlichen Bibliotheken und Mediatheken

Methodische Erläuterungen

Im Verlauf der zweiten Etappe und im Zuge der sukzessiven Integration in den Fachunterricht gewinnt das Leseverstehen an Bedeutung, zugleich steigt das Anforderungsniveau der Texte. Das Verstehen von Fachtexten und ab Klassenstufe 5 das Verstehen von Fachvorträgen sollte geübt und mit unterschiedlichen Verfahren – schriftlich und mündlich – überprüft werden, wozu auch die Bearbeitung von Sach- und Fachtexten gehört. Hinführungen in der Form inhaltlicher oder sprachlicher Vorbereitung und der Vorlage vereinfachter, bearbeiteter oder sprachlich entlasteter Texte unterstützen das Textverständnis der Schüler. Bei der Textarbeit selbst werden die bereits erworbenen grammatischen und lexikalisch-semantischen Kenntnisse und Fähigkeiten (vgl. Lernbereich 2) zur Bedeutungsermittlung im Kontext eingesetzt. Dabei werden die Schüler unterstützt, indem der Lehrer die jeweils notwendigen alltags- und bildungssprachlichen Mittel unter Beachtung der Lernvoraussetzungen der Schüler und des Unterrichtsgegenstandes gestaltet. Für den Aufbau und die schrittweise Erweiterung des Bildungs- und Fachwortschatzes wird ab Klassenstufe 3 das Anlegen einer fortlaufenden Wortschatz- und Phrasenliste oder eines Glossars zur Erfassung fach- und bildungssprachlicher Kollokationen beispielsweise mit einem Textverarbeitungsprogramm empfohlen. In enger Abstimmung mit den jeweiligen Fachlehrern der Regelklassen erschließen sich die Schüler anhand von Fach- und Sachtexten Merkmale verschiedener Textsorten und lernen, kontextabhängige und nichtsprachliche Bedeutungen bei der Verwendung von sprachlichen Ausdrücken zu beschreiben. Sie vertiefen ihre Kenntnisse der fach- und bildungssprachlichen Morphosyntax und erhalten einen Einblick in die Verwendung von Passiv- und Passiversatzformen, von Verben mit passivischer Bedeutung, von Funktionsverbgefügen, von Partizipialkonstruktionen, von Nominalisierungen, von Genitivattributen, von Präpositionalattributen, von Bedingungssätzen und von Proformen.

Über das Textverstehen hinaus sollten zusätzlich praktikable Umgangsweisen mit Texten gelernt werden, die u. a. auch dazu dienen, begründet entscheiden zu können, ob sich ein detailliertes Lesen lohnt. Als Übungen zur Einführung bieten sich an: Vermutungen der Schüler über den Textinhalt anhand von Überschriften, Unterscheiden von Wichtigem und Unwichtigem, Bebilderung, Layout, Veröffentlichungsart und deren Überprüfung (globales Verstehen); Nutzung von Inhaltsübersichten, Zwischenüberschriften, Registern (orientierendes Verstehen); Finden und Notieren von Schlüsselwörtern, Herstellen einfacher Verbindungen zum Alltagswissen, Heranziehen von Hintergrundwissen zum Textverständnis, Wiedergeben von Textinhalten mit eigenen Worten, Wiedergeben eigener Gefühle zum Gelesenen, Zusammenfassen und Systematisieren von Textinhalten, Zusammenfassung von Abschnitten, Anlegen einer Gliederung (kursorisches Verstehen), Aufsuchen bestimmter Begriffe (selektives Verstehen) u. a.

Mit literarischen Texten sollte anders umgegangen werden. Zwar sollen auch sie in ihrer Bedeutung erklärt und verstanden werden, wesentlich aber ist ihre kreative Aneignung. Dies geschieht durch Zuhören und Vortragen, Nacherzählen und Ausschmücken, Aufführung oder bildnerische Umsetzung. Kritisches Besprechen und Bewerten kommt in der Sekundarstufe I hinzu. Gedichte vorzutragen, kann auf allen Klassenstufen ein sprachliches Vergnügen sein.

Dritte Etappe: Entwicklung bildungssprachlicher Kompetenzen

Die dritte Etappe dient der Gewinnung von Sicherheit in der deutschen Alltags- und Bildungssprache. Die Schüler lernen, den Sprachanforderungen des Regelunterrichts und der Öffentlichkeit selbstständig zu begegnen.

Die Vermittlung von Bildungssprache ist eine Aufgabe aller Unterrichtsfächer. Jeder Unterrichtsgegenstand, jede Aufgabe enthalten fachliche und sprachliche Anforderungen. Für einen erfolgreichen Lernprozess muss beides im Einklang sein: Begreifen, Durchdringen der Sache und der Sprache. Unter Beachtung dessen, dass der Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen ein mehrjähriger Prozess sein kann, sollte der Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache bei Bedarf bis zur Jahrgangsstufe 12 erteilt wer-den. Die inhaltliche Einführung von Fachwortschatz bzw. der Erwerb von fachlichen Inhalten erfolgt im jeweiligen Fachunterricht.

Die Schüler unterhalten sich über altersgemäße und aktuelle Themen. Sie sind in der Lage, Kurzvorträge für den Regelunterricht zu konzipieren und zu halten. Sie verstehen Texte und wissen sich bei Verständnis- und Ausdrucksschwierigkeiten zu helfen. Sie können Textrezeptionsstrategien routinemäßig anwenden und Stilebenen und Textsorten unterscheiden. Sie sind in der Lage, eigene Textentwürfe allein oder mit Hilfe anderer zu verbessern.

Zu diesen Zwecken erweitern sie ihren Wortschatz sowie ihre grammatischen Möglichkeiten und beziehen typische fachkommunikative Sprachhandlungen, -mittel und -strukturen ein. Sie erarbeiten sich die Fähigkeit, die semantischen Eigenheiten von Fachbegriffen sowie die syntaktischen und grammatischen Besonderheiten von Fachtexten zu erschließen.

Lernbereich 1: Mündliche und schriftliche Sprachhandlungen zur Bewältigung komplexer kommunikativer Situationen

Die Schüler beherrschen zunehmend sicher sprachliche Mittel, die für eine erfolgreiche Kommunikation im schulischen und außerschulischen Bereich erforderlich sind. Das betrifft vor allem unterrichtstypische Sprachhandlungen wie monologische Formen, Beschreiben, Berichten, Erklären, Diskutieren sowie die Aneignung fach- und schriftsprachlicher Handlungsmöglichkeiten durch zielgerichtete, sich an den Anforderungen des Regelunterrichts orientierende Spracharbeit.

Sie lernen, zwischen den verschiedenen Ebenen und Formen sprachlichen Handelns bewusst zu unterscheiden und eigene Textentwürfe zielbewusst zu überarbeiten.

Kommunikation

Kommunikationsmodelle

Kommunikationsregeln

Sprachebenen

Ausdruck von Gefühlen und Irrationalem

Darlegen von Meinungen und Wertungen

Vorbereiten begründeter Stellungnahmen zu Ereignissen, Persönlichkeiten, Zeiterscheinungen, die Thema des Unterrichts in der Regelklasse sind

Vorbereiten und Nachbesprechen von Diskussionsrunden in der Regelklasse und im außerschulischen Bereich zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten

Einholen und Erteilen von Informationen

Themen des Regelunterrichts

ab Klassenstufe 4: Bildungsberatung

ab Klassenstufe 7: Berufsorientierung

sprachliche Unterstützung bei außerschulischen Sprachanlässen bei Behördengängen, Anträgen, Reiseinformationen, Sozialberatung

Protokollieren

sprachliche Unterstützung bei der Formulierung von Beobachtungen, von Verlauf und Ergebnissen von Experimenten im naturwissenschaftlichen Unterricht, von Befragungen und von Gruppenarbeitsergebnissen

Präsentieren

sprachliche Unterstützung bei der Anfertigung von Plakaten, Grafiken, Handouts, Bewerbungen

Üben von Kurzvorträgen

Methodische Erläuterungen

In der dritten Etappe soll sich das Gelernte bewähren und zur Grundlage für die weitere eigenständige Aneignung der Zweitsprache werden, indem es prinzipiell möglich wird, mit den vorhandenen Sprachkenntnissen unter Verwendung üblicher Hilfsmittel – selbstständig neue Kenntnisse zu erwerben oder sprachpraktisch auftretende Probleme zu klären.

Der Unterricht soll vornehmlich der Sprachberatung und Sprachreflexion dienen und hat eine vorbereitende Funktion auf Sprachhandlungen des Unterrichts in allen Fächern und des außerschulischen Bereichs:

  • Planung von Redebeiträgen: Stichwörter, mündliches Üben im Voraus, Memorieren eines Erzählablaufs
  • Besprechung von Verbesserungsmöglichkeiten für schriftliche Texte
  • schriftliche Kommentierung von Textentwürfen
  • Aufmerksam machen auf Stellen, die formaler Korrektur bedürfen, u. a. für die Nutzung von Hilfsmitteln
  • Sichtung von Materialien, die für die Lösung einer Sprachaufgabe gebraucht werden

Lernbereich 2: Wortschatz, Wortformen, Satzbau

Die Schüler sichern und vertiefen die in der zweiten Etappe erworbenen Kompetenzen. Dabei liegt das Hauptgewicht jetzt auf den Elementen, die zur Differenziertheit des Ausdrucks und zur Kohärenz von Texten beitragen. Die Schüler erweitern in diesem Sinne rezeptiv und produktiv ihre grammatischen Möglichkeiten und ihren Wortschatz. Auch hierbei lernen sie, Stilebenen und Textsorten zu unterscheiden.

Wortschatz

Erweiterung des Wortschatzes

Sachtexte und literarische Texte

Unterstützung beim Verstehen und Verwenden von fach- und bildungssprachlichen Registern

Wortbildung

Ableitung durch Präfixe und Suffixe

Verben, Substantive und Adjektive

Ableitungen durch Negationsbildungen

un-, miss-, nicht-

Nominalisierungen

Fachtexte

Nominalstil

Aufbau und Bewusstmachen semantischer Beziehungen

Bedeutungsvielfalt von Wörtern

exemplarisch anhand eines einsprachigen oder zweisprachigen Wörterbuchs oder eines Bild-Wörterbuches

Unterscheidung von Stilebenen

speisen, essen, futtern, fressen

feste Wendungen und Phraseologismen

Fachbegriffe: Alltagssprache, Bildungssprache

bei Vorkommen in Texten und Gesprächen, auch Vergleich zu Herkunftssprachen

Verben mit passivischer Bedeutung, Funktionsverbgefüge, Partizipialkonstruktionen, Nominalisierungen, Genitivattribute, Präpositionalattribute, Bedingungssätze und Proformen

Wortformen

Formen des Substantivs

Genitiv

Genitivattribute

Fachbegriff: Genitiv

Formen des Verbs

Passiv und Passivkonstruktionen

Plusquamperfekt

in Verbindung mit nachdem-Sätzen

Futur I

unter Berücksichtigung seiner modalen Komponente

Konjunktiv

ab Klassenstufe 5: unregelmäßige Verben wie brächte, gäbe, dächte, käme, wüsste

ab Klassenstufe 7: schwache Verben und weitere starke Verben rezeptiv

ab Klassenstufe 8: Konjunktiv I in indirekter Rede rezeptiv

Formen des Adjektivs

weitere Festigung im Gebrauch, vgl. zweite Etappe

Partikel

rezeptiv

graduierende Adverbien

eigentlich, ziemlich, sehr

Erweiterungen einfacher Sätze

Attribute

Genitivattribute

Satzgliedverbindungen mit sowohl – als auch und weder – noch

Verben mit zu und Infinitiv

scheint zu schlafen, hat zu tun, ist zu erledigen, fängt an/hört auf zu weinen

erweiterte Infinitive mit zu

ab Klassenstufe 5: um – zu, ohne – zu, statt – zu, anstatt – zu

Verbindung von Sätzen

Satzverbindungen durch Konjunktionen

denn, doch, je – desto/umso

Satzgefüge mit Konjunktionen

als, bevor, nachdem, während, bis, obwohl

komplexe Hypotaxe

Bandwurmsätze

Textaufbau durch Beziehungen zwischen Sätzen

Wiederaufgreifen von Wörtern und Bedeutungen, Weiterführen durch Angaben und Konjunktionen, Rückverweis durch bestimmte Artikel, Pronomen und rückverweisende Adverbien – beim Verfassen von Texten

Lerntechniken

Aufgreifen von Hinweisen aus der zweiten Etappe und routinemäßiger Gebrauch von Lerntechniken

Methodische Erläuterungen

Grammatische Arbeit in der dritten Etappe ist vorwiegend praktische Arbeit an Texten des Fachunterrichts. Ausdrucks- und Verstehensschwierigkeiten sollten aufgegriffen, besprochen und gelöst werden. Bei sprachformbezogenen Übungen kann ein grammatisches Nachschlagewerk herangezogen werden.

Die in der zweiten Etappe erworbene Fähigkeit, über Bedeutungen zu sprechen, sollte geübt werden, ebenso die Fähigkeit, Bedeutungen aus dem Kontext zu erschließen. Durch Nutzung eines Wörterbuchs wird die Bedeutung ermittelt und kontrolliert. In Fachtexten ist besonders auf die nicht im engeren Sinne fachlichen, aber zum Textverständnis beitragenden Wörter zu achten.

Lernbereich 3: Aussprache und Orthografie

Die Schüler festigen ihre Kenntnisse zum Laut- und Schriftsystem und können diese anwenden. Sie erweitern ihr Wissen zu orthografischen Regeln und zur Interpunktion.

Artikulation und Intonation

in Abhängigkeit vom erreichten Stand

im Kontext zusammenhängender Sprechleistungen

Orthografie

weiterer Ausbau des orthografisch gesicherten Wortschatzes

Regularitäten bei unterschiedlicher Schreibung gleicher Laute

Silbentrennung

Interpunktion

Regeln der Kommasetzung

ab Klassenstufe 3: Aufzählungen

ab Klassenstufe 5: zusammengesetzte Sätze

weitere Interpunktionszeichen

ab Klassenstufe 7: Semikolon, Gedankenstrich, wörtliche Rede

Lerntechniken

Nutzung von Regelwerken

ein- oder zweisprachiges Wörterbuch, Synonymwörterbuch, Fachwörterbuch

Methodische Erläuterungen

Verfahren der Selbst- und Partnerkontrolle stehen im Vordergrund. Für die notwendige Arbeit an Artikulation und Intonation kommt vor allem die Verwendung von Audio- und Videoaufzeichnungen in Betracht. Bei der Orthografie geht es bevorzugt um das Überarbeiten von Texten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Regelanwendung und der Kontrolle von Schreibungen mit Hilfe von Wörterbüchern.

Lernbereich 4: Textrezeption

Die Schüler lernen in der dritten Etappe, Textsorten und Sprachebenen deutlicher voneinander zu unterscheiden. Sie erlangen Sicherheit im sprachlichen Verständnis von Alltags-, Fach- und Lehrbuchtexten. Sie lernen, Textrezeptionsstrategien selbstständig anzuwenden.

Verstehen von Texten

Texte des Regelunterrichts

Unterstützung des Verstehens von Fachtexten und ergänzender Fachliteratur

Unterstützung des Verstehens von literarischen Texten, ab Klassenstufe 5 auch: Unterstützung bei der Interpretation

Bewusstmachen und Üben charakteristischer fach- und bildungssprachlicher Erscheinungen

Anwenden von Strategien zur Texterschließung

Erkennen und Bestimmen des Rezeptionszieles

Wahl passender Strategien

Bearbeiten von Texten

Schreiben von Zusammenfassungen

ab Klassenstufe 7: Unterstützung beim zusammenhängenden Wiedergeben von Sachtexten

Methodische Erläuterungen

Umgang mit Texten bedeutet in der dritten Etappe vor allem Arbeit an Texten des Regelunterrichts, wobei das Verstehen von Fachtexten im Vordergrund steht. Die dafür einzusetzenden Methoden sind die gleichen wie in der zweiten Etappe, werden aber gezielter nach dem jeweiligen individuellen Bedarf der Schüler ausgewählt.

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