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Lehrplan

Gymnasium

Latein

2004/2007/2009/2011/2019

 

Impressum

Die überarbeiteten Lehrpläne für das Gymnasium treten am 1. August 2019 in Kraft.

Für den Lehrplan im Fach Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft (G/R/W) gilt folgende Regelung:

für die Klassenstufen 7 und 8 am 1. August 2019
für die Klassenstufe 9 am 1. August 2020
für die Klassenstufe 10  am 1. August 2021 
für die Jahrgangsstufe 11 am 1. August 2022
für die Jahrgangsstufe 12 am 1. August 2023

 

Die Lehrpläne traten 2004 bis 2009 in Kraft und wurden durch Lehrerinnen und Lehrer der Gymnasien in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsinstitut für Bildung und Schulentwicklung - Comenius-Institut - erstellt.

Eine teilweise Überarbeitung der Lehrpläne von Lehrerinnen und Lehrern der Gymnasien erfolgte im Rahmen der Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe 2007 und nach Abschluss der Phase der begleiteten Lehrplaneinführung 2009 und 2011 sowie 2019 in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Bildungsinstitut bzw. dem

Landesamt für Schule und Bildung
Standort Radebeul
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul
www.lasub.smk.sachsen.de/

Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.sachsen-macht-schule.de

Teil Grundlagen

Aufbau und Verbindlichkeit der Lehrpläne

Grundstruktur

Im Teil Grundlagen enthält der Lehrplan Ziele und Aufgaben des Gymnasiums, Aussagen zum fächerverbindenden Unterricht sowie zur Entwicklung von Lernkompetenz.

Im fachspezifischen Teil werden für das Fach die allgemeinen fachlichen Ziele ausgewiesen, die für eine Klassen- bzw. Jahrgangsstufe oder für mehrere Klassen- bzw. Jahrgangsstufen als spezielle fachliche Ziele differenziert beschrieben sind und dabei die Prozess- und Ergebnisorientierung sowie die Progression des schulischen Lernens ausweisen.

Lernbereiche, Zeitrichtwerte

In jeder Klassenstufe sind Lernbereiche mit Pflichtcharakter im Umfang von 25 Wochen verbindlich festgeschrieben. In der Jahrgangsstufe 11 sind 26 Wochen verbindlich festgelegt, in der Jahrgangsstufe 12 sind es 22 Wochen. Zusätzlich kann in jeder Klassen- bzw. Jahrgangsstufe ein Lernbereich mit Wahlcharakter im Umfang von zwei Wochen bearbeitet werden.

Entscheidungen über eine zweckmäßige zeitliche Reihenfolge der Lernbereiche innerhalb einer Klassenstufe bzw. zu Schwerpunkten innerhalb eines Lernbereiches liegen in der Verantwortung des Lehrers. Zeitrichtwerte können, soweit das Erreichen der Ziele gewährleistet ist, variiert werden.

tabellarische Darstellung der Lernbereiche

Die Gestaltung der Lernbereiche erfolgt in tabellarischer Darstellungsweise.

Bezeichnung des Lernbereiches Zeitrichtwert

Lernziele und Lerninhalte

Bemerkungen

Verbindlichkeit der Lernziele und Lerninhalte

Lernziele und Lerninhalte sind verbindlich. Sie kennzeichnen grundlegende Anforderungen in den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung.

Im Sinne der Vergleichbarkeit von Lernprozessen erfolgt die Beschreibung der Lernziele in der Regel unter Verwendung einheitlicher Begriffe. Diese verdeutlichen bei zunehmendem Umfang und steigender Komplexität der Lernanforderungen didaktische Schwerpunktsetzungen für die unterrichtliche Erarbeitung der Lerninhalte.

Bemerkungen

Bemerkungen haben Empfehlungscharakter. Gegenstand der Bemerkungen sind inhaltliche Erläuterungen, Hinweise auf geeignete Lehr- und Lernmethoden und Beispiele für Möglichkeiten einer differenzierten Förderung der Schüler. Sie umfassen Bezüge zu Lernzielen und Lerninhalten des gleichen Faches, zu anderen Fächern und zu den überfachlichen Bildungs- und Erziehungszielen des Gymnasiums.

Verweisdarstellungen

Verweise auf Lernbereiche des gleichen Faches und anderer Fächer sowie auf überfachliche Ziele werden mit Hilfe folgender grafischer Elemente veranschaulicht:

➔ LB 2

Verweis auf Lernbereich des gleichen Faches der gleichen Klassenstufe

 

➔ Kl. 7, LB 2

Verweis auf Lernbereich des gleichen Faches einer anderen Klassenstufe

 

➔ MU, Kl. 7, LB 2

Verweis auf Klassenstufe, Lernbereich eines anderen Faches

 

⇒ Lernkompetenz

Verweise auf ein überfachliches Bildungs- und Erziehungsziel des Gymnasiums (s. Ziele und Aufgaben des Gymnasiums)

 
Wahlpflichtbereich

Im Wahlpflichtbereich wählt der Schüler entweder ein schulspezifisches Profil (Lehrplan Schulspezifisches Profil) oder eine dritte Fremdsprache.

Beschreibung der Lernziele

Einblick gewinnen

Begegnung mit einem Gegenstandsbereich/Wirklichkeitsbereich oder mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden als grundlegende Orientierung, ohne tiefere Reflexion

Kennen

über Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, zu Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden sowie zu typischen Anwendungsmustern aus einem begrenzten Gebiet im gelernten Kontext verfügen

Übertragen

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden in vergleichbaren Kontexten verwenden

Beherrschen

Handlungs- und Verfahrensweisen routinemäßig gebrauchen

Anwenden

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden durch Abstraktion
und Transfer in unbekannten Kontexten verwenden

Beurteilen/Sich positionieren

begründete Sach- und/oder Werturteile entwickeln und darstellen, Sach und/ oder Wertvorstellungen in Toleranz gegenüber anderen annehmen oder ablehnen, vertreten, kritisch reflektieren und ggf. revidieren

Gestalten/Problemlösen

Handlungen/Aufgaben auf der Grundlage von Wissen zu komplexen Sachverhalten und Zusammenhängen, Lern- und Arbeitstechniken, geeigneten Fachmethoden sowie begründeten Sach- und/oder Werturteilen selbstständig planen, durchführen, kontrollieren sowie zu neuen Deutungen und Folgerungen gelangen

Abkürzungen

In den Lehrplänen des Gymnasiums werden folgende Abkürzungen verwendet:

GS Grundschule
OS Oberschule
GY Gymnasium
FS Fremdsprache
Kl. Klassenstufe/n
LB Lernbereich
LBW Lernbereich mit Wahlcharakter
Gk Grundkurs
Lk Leistungskurs
SE Schülerexperiment
Ustd. Unterrichtsstunden
AST Astronomie
BIO Biologie
CH Chemie
CHI Chinesisch
DaZ Deutsch als Zweitsprache
DE Deutsch
EN Englisch
ETH Ethik
FR Französisch
G/R/W Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft
GEO Geographie
GE Geschichte
GR Griechisch
INF Informatik
ITA Italienisch
KU Kunst
LA Latein
MA Mathematik
MU Musik
PHI Philosophie
PH Physik
POL Polnisch
P Schulspezifisches Profil
RE/e Evangelische Religion
RE/j Jüdische Religion
RE/k Katholische Religion
RU Russisch
SOR Sorbisch
SPA Spanisch
SPO Sport
TC Technik/Computer
TSC Tschechisch

Die Bezeichnungen Schüler und Lehrer werden im Lehrplan allgemein für Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und Lehrer gebraucht.

Ziele und Aufgaben des Gymnasiums

Bildungs- und Erziehungsauftrag

Das Gymnasium ist eine eigenständige Schulart. Es vermittelt Schülern mit entsprechenden Begabungen und Bildungsabsichten eine vertiefte allgemeine Bildung, die für ein Hochschulstudium vorausgesetzt wird; es schafft auch Voraussetzungen für eine berufliche Ausbildung außerhalb der Hochschule. Der achtjährige Bildungsgang am Gymnasium ist wissenschaftspropädeutisch angelegt und führt nach zentralen Prüfungen zur allgemeinen Hochschulreife. Der Abiturient verfügt über die für ein Hochschulstudium notwendige Studierfähigkeit. Die Entwicklung und Stärkung der Persönlichkeit sowie die Möglichkeit zur Gestaltung des eigenen Lebens in sozialer Verantwortung und die Befähigung zur Mitwirkung in der demokratischen Gesellschaft gehören zum Auftrag des Gymnasiums.

Den individuellen Fähigkeiten und Neigungen der Schüler wird unter anderem durch die Möglichkeit zur eigenen Schwerpunktsetzung entsprochen. Schüler entscheiden sich zwischen verschiedenen schulspezifischen Profilen oder der 3. Fremdsprache, treffen die Wahl der Leistungskurse und legen ihre Wahlpflicht- sowie Wahlkurse fest.

Bildungs- und Erziehungsziele

Vertiefte Allgemeinbildung, Wissenschaftspropädeutik und allgemeine Studierfähigkeit sind Ziele des Gymnasiums.

Das Gymnasium bereitet junge Menschen darauf vor, selbstbestimmt zu leben, sich selbst zu verwirklichen und in sozialer Verantwortung zu handeln. Im Bildungs- und Erziehungsprozess des Gymnasiums sind

der Erwerb intelligenten und anwendungsfähigen Wissens,

die Entwicklung von Lern-, Methoden- und Sozialkompetenz und

die Werteorientierung

in allen fachlichen und überfachlichen Zielen miteinander zu verknüpfen.

Die überfachlichen Ziele beschreiben darüber hinaus Intentionen, die auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gerichtet sind und in jedem Fach konkretisiert und umgesetzt werden müssen.

Eine besondere Bedeutung kommt der politischen Bildung als aktivem Beitrag zur Entwicklung der Mündigkeit junger Menschen und zur Stärkung der Zivilgesellschaft zu. Im Vordergrund stehen dabei die Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen.

Als ein übergeordnetes Bildungs- und Erziehungsziel des Gymnasiums ist politische Bildung im Sächsischen Schulgesetz verankert und muss in allen Fächern angemessen Beachtung finden. Zudem ist sie integrativ insbesondere in den überfachlichen Zielen Werteorientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Reflexions- und Diskursfähigkeit sowie Verantwortungsbereitschaft enthalten.

Ausgehend vom Abschlussniveau der Grundschule werden überfachliche Ziele formuliert, die in allen Fächern zu realisieren sind.

Die Schüler eignen sich systematisch intelligentes Wissen an, das von ihnen in unterschiedlichen Zusammenhängen genutzt und zunehmend selbstständig angewendet werden kann. [Wissen]

Sie entwickeln Kommunikations- und Teamfähigkeit. Sie lernen, sich adressaten-, situations- und wirkungsbezogen zu verständigen und erkennen, dass Kooperation für die Problemlösung zweckdienlich ist. [Kommunikationsfähigkeit]

 Sie erwerben Wissen über die Gültigkeitsbedingungen spezifischer Erkenntnismethoden und lernen, dass Erkenntnisse von den eingesetzten Methoden abhängig sind. Dabei entwickeln sie ein differenziertes Weltverständnis. [Methodenbewusstsein]

Die Schüler erwerben Lernstrategien, die selbstorganisiertes und selbstverantwortetes Lernen unterstützen und auf lebenslanges Lernen vorbereiten. [Lernkompetenz]

Sie entwickeln die Fähigkeit, effizient mit Zeit und Ressourcen umzugehen, sie lernen, Arbeitsabläufe zweckmäßig zu planen und zu gestalten sowie geistige und manuelle Operationen zu automatisieren. [Arbeitsorganisation]

Sie erwerben Problemlösestrategien. Sie lernen, planvoll zu beobachten und zu beschreiben, zu analysieren, zu ordnen und zu synthetisieren. Sie entwickeln die Fähigkeit, problembezogen deduktiv oder induktiv vorzugehen, Hypothesen zu bilden sowie zu überprüfen und gewonnene Erkenntnisse zu transferieren. Sie lernen in Alternativen zu denken, Phantasie und Kreativität zu entwickeln und zugleich Lösungen auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. [Problemlösestrategien]

Die Schüler lernen, Informationen zu gewinnen, einzuordnen und zu nutzen, um ihr Wissen zu erweitern, neu zu strukturieren und anzuwenden. Sie entwickeln Fähigkeiten, moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sicher, sachgerecht, situativ-zweckmäßig und verantwortungsbewusst zu nutzen. Sie kennen deren Funktionsweisen und nutzen diese zur kreativen Lösung von Problemen. [informatische Bildung]

Sie erweitern und vertiefen ihre Kenntnisse über Medien sowie deren Funktions-, Gestaltungs- und Wirkungsweisen. Sie lernen Medien selbstständig für das eigene Lernen zu nutzen und mediengeprägte Probleme zu erfassen, zu analysieren und ihre medienkritischen Reflexionen zu verstärken. [Medienbildung]

Sie üben sich im interdisziplinären Arbeiten, bereiten sich auf den Umgang mit vielschichtigen und vielgestaltigen Problemen und Themen vor und lernen, mit Phänomenen mehrperspektivisch umzugehen. [Interdisziplinarität, Mehrperspektivität]

Die Schüler entwickeln die Fähigkeit zu Empathie und Perspektivwechsel und lernen, sich für die Rechte und Bedürfnisse anderer einzusetzen. Sie lernen unterschiedliche Positionen und Wertvorstellungen kennen und setzen sich mit ihnen auseinander, um sowohl eigene Positionen einzunehmen als auch anderen gegenüber Toleranz zu entwickeln. Sie entwickeln interkulturelle Kompetenz, um offen zu sein, sich mit anderen zu verständigen und angemessen zu handeln. [Empathie und Perspektivwechsel]

Die Schüler entwickeln eigene Wertvorstellungen auf der Grundlage der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, indem sie Werte im schulischen Alltag erleben, kritisch reflektieren und diskutieren. Dazu gehören insbesondere Erfahrungen der Toleranz, der Akzeptanz, der Anerkennung und der Wertschätzung im Umgang mit Vielfalt sowie Respekt vor dem Leben, dem Menschen und vor zukünftigen Generationen. Sie entwickeln die Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen. [Werteorientierung]

Die Schüler setzen sich, ausgehend von den eigenen Lebensweltbezügen, einschließlich ihrer Erfahrungen mit der Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur, mit lokalen, regionalen und globalen Entwicklungen auseinander. Sie lernen, Auswirkungen von Entscheidungen auf das Leben der Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft zu bewerten. Sie setzen sich bewusst für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Entwicklung ein und wirken gestaltend daran mit. Dabei kennen und nutzen sie Partizipationsmöglichkeiten. [Bildung für nachhaltige Entwicklung]

Sie entwickeln vertiefte Reflexions- und Diskursfähigkeit, um ihr Leben selbstbestimmt und verantwortlich zu führen. Sie lernen, Positionen, Lösungen und Lösungswege kritisch zu hinterfragen. Sie erwerben die Fähigkeit, differenziert Stellung zu beziehen und die eigene Meinung sachgerecht zu begründen. Sie eignen sich die Fähigkeit an, komplexe Sachverhalte unter Verwendung der entsprechenden Fachsprache sowohl mündlich als auch schriftlich stringent darzulegen. [Reflexions- und Diskursfähigkeit]

Sie entwickeln eine persönliche Motivation für die Übernahme von Verantwortung in Schule und Gesellschaft. [Verantwortungsbereitschaft]

Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses

Der Bildungs- und Erziehungsprozess ist individuell und gesellschaftsbezogen zugleich. Die Schule als sozialer Erfahrungsraum muss den Schülern Gelegenheit geben, den Anspruch auf Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und Selbstbestimmung einzulösen und Mitverantwortung bei der gemeinsamen Gestaltung schulischer Prozesse zu tragen.

Die Unterrichtsgestaltung wird von einer veränderten Schul- und Lernkultur geprägt. Der Lernende wird in seiner Individualität angenommen, indem seine Leistungsvoraussetzungen, seine Erfahrungen und seine speziellen Interessen und Neigungen berücksichtigt werden. Dazu ist ein Unterrichtsstil notwendig, der beim Schüler Neugier weckt, ihn zu Kreativität anregt und Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung verlangt. Das Gymnasium bietet den Bewegungsaktivitäten der Schüler entsprechenden Raum und ermöglicht das Lernen mit allen Sinnen. Durch unterschiedliche Formen der Binnendifferenzierung wird fachliches und soziales Lernen optimal gefördert. Ein vielfältiger Einsatz von traditionellen und digitalen Medien befähigt die Schüler, diese kritisch für das selbstständige Lernen zu nutzen.

Der altersgemäße Unterricht im Gymnasium geht von der kontinuierlichen Zunahme der Selbsttätigkeit der Schüler aus, ihren erweiterten Erfahrungen und dem wachsenden Abstraktionsvermögen. Die Schüler werden zunehmend an der Unterrichtsgestaltung beteiligt und übernehmen für die zielgerichtete Planung und Realisierung von Lernprozessen Mitverantwortung. Das verlangt von allen Beteiligten Engagement, Gemeinschaftsgeist und Verständnis für andere Positionen.

In den Klassenstufen 5 und 6 werden aus der Grundschule vertraute Formen des Unterrichts aufgenommen und erweitert. Der Unterricht ist kindgerecht, lebensweltorientiert und anschaulich. Durch entsprechende Angebote unterstützt die Schule die Kinder bei der Suche nach ihren speziellen Stärken, die ebenso gefördert werden wie der Abbau von Schwächen. Sie lernen zunehmend selbstständig zu arbeiten.

Die Selbsttätigkeit der Schüler intensiviert sich in den Klassenstufen 7 bis 10. Sie übernehmen zunehmend Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lernens. Der Unterricht knüpft an die Erfahrungs- und Lebenswelt der Jugendlichen an und komplexere Themen und Probleme werden zum Unterrichtsgegenstand.

Der Eintritt in die gymnasiale Oberstufe ist durch das Kurssystem nicht nur mit einer veränderten Organisationsform verbunden, sondern auch mit anderen, die Selbstständigkeit der Schüler fördernden Arbeitsformen. Der systematische Einsatz von traditionellen und digitalen Medien fördert das selbstgesteuerte, problemorientierte und kooperative Lernen. Unterricht bleibt zwar lehrergesteuert, doch im Mittelpunkt steht die Eigenaktivität der jungen Erwachsenen bei der Gestaltung des Lernprozesses. In der gymnasialen Oberstufe lernen die Schüler Problemlöseprozesse eigenständig zu organisieren sowie die Ergebnisse eines Arbeitsprozesses strukturiert und in angemessener Form zu präsentieren. Ausdruck dieser hohen Stufe der Selbstständigkeit kann u. a. die Anfertigung einer besonderen Lernleistung (BELL) sein.

Eine von Kooperation und gegenseitigem Verständnis geprägte Lernatmosphäre an der Schule, in der die Lehrer Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Schüler haben, trägt nicht nur zur besseren Problemlösung im Unterricht bei, sondern fördert zugleich soziale Lernfähigkeit.

Unterricht am Gymnasium muss sich noch stärker um eine Sicht bemühen, die über das Einzelfach hinausgeht. Die Lebenswelt ist in ihrer Komplexität nur begrenzt aus der Perspektive des Einzelfaches zu erfassen. Fachübergreifendes und fächerverbindendes Lernen trägt dazu bei, andere Perspektiven einzunehmen, Bekanntes und Neuartiges in Beziehung zu setzen und nach möglichen gemeinsamen Lösungen zu suchen.

In der Schule lernen und leben die Schüler gleichberechtigt miteinander. Der Schüler wird mit seinen individuellen Fähigkeiten, Eigenschaften, Wertvorstellungen und seinem Lebens- und Erfahrungshintergrund respektiert. In gleicher Weise respektiert er seine Mitschüler. Unterschiedliche Positionen bzw. Werturteile können geäußert werden und sie werden auf der Basis der demokratischen Grundordnung zur Diskussion gestellt.

Wesentliche Kriterien eines guten Schulklimas am Gymnasium sind Transparenz der Entscheidungen, Gerechtigkeit und Toleranz sowie Achtung und Verlässlichkeit im Umgang aller an Schule Beteiligten. Wichtigste Partner sind die Eltern, die kontinuierlich den schulischen Erziehungsprozess begleiten und aktiv am Schulleben partizipieren sollen sowie nach Möglichkeit Ressourcen und Kompetenzen zur Verfügung stellen.

Die Schüler sollen dazu angeregt werden, sich über den Unterricht hinaus zu engagieren. Das Gymnasium bietet dazu genügend Betätigungsfelder, die von der Arbeit in den Mitwirkungsgremien bis hin zu kulturellen und gemeinschaftlichen Aufgaben reichen.

Das Gymnasium öffnet sich stärker gegenüber seinem gesellschaftlichen Umfeld und bezieht Einrichtungen wie Universitäten, Unternehmen, soziale und kommunale Institutionen in die Bildungs- und Erziehungsarbeit ein. Kontakte zu Kirchen, Organisationen und Vereinen geben neue Impulse für die schulische Arbeit. Besondere Lernorte entstehen, wenn Schüler nachbarschaftliche bzw. soziale Dienste leisten. Dadurch werden individuelles und soziales Engagement bzw. Verantwortung für sich selbst und für die Gemeinschaft verbunden.

Schulinterne Evaluation muss zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Arbeitskultur der Schule werden. Für den untersuchten Bereich werden Planungen bestätigt, modifiziert oder verworfen. Die Evaluation unterstützt die Kommunikation und die Partizipation der Betroffenen bei der Gestaltung von Schule und Unterricht.

Jedes Gymnasium ist aufgefordert, unter Einbeziehung aller am Schulleben Beteiligten ein gemeinsames Verständnis von guter Schule als konsensfähiger Vision aller Beteiligten zu erarbeiten. Dazu werden pädagogische Leitbilder der künftigen Schule entworfen und im Schulprogramm konkretisiert.

Ganztägige Bildung und Erziehung bietet vielfältige Möglichkeiten, auf Kinder und Jugendliche und deren Interessen und Begabungen individuell einzugehen und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Jedes Gymnasium sollte eigenverantwortlich und gemeinsam mit außerschulischen Partnern ein schulspezifisches Ganztagskonzept als Teil des Schulprogrammes entwickeln.

Die Inhalte der Ganztagsangebote begründen sich in den schulspezifischen Schwerpunkten und Zielen und tragen zur Profilierung der Schule bei. Sie können unterrichtsergänzende leistungsdifferenzierte Bildungsangebote, freizeitpädagogische Angebote und offene Angebote im Rahmen der Schulklubarbeit umfassen. Gerade im sportlichen und musisch-künstlerischen Bereich können pädagogisch wertvolle unterrichtsergänzende Angebote in Kooperation mit regionalen Verbänden und Vereinen einen wichtigen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung leisten. Die Angebote sollten schülerorientiert und bedarfsgerecht gestaltet werden. Sie berücksichtigen die Heterogenität der Schüler.

Fächerverbindender Unterricht

 

Während fachübergreifendes Arbeiten durchgängiges Unterrichtsprinzip ist, setzt fächerverbindender Unterricht ein Thema voraus, das von einzelnen Fächern nicht oder nur teilweise erfasst werden kann.

Das Thema wird unter Anwendung von Fragestellungen und Verfahrensweisen verschiedener Fächer bearbeitet. Bezugspunkte für die Themenfindung sind Perspektiven und thematische Bereiche. Perspektiven beinhalten Grundfragen und Grundkonstanten des menschlichen Lebens:

Perspektiven

Raum und Zeit
Sprache und Denken
Individualität und Sozialität
Natur und Kultur

thematische Bereiche

Die thematischen Bereiche umfassen:

Verkehr
Medien
Kommunikation
Kunst
Verhältnis der Generationen
Gerechtigkeit
Eine Welt

Arbeit
Beruf
Gesundheit
Umwelt
Wirtschaft
Technik

Politische Bildung, Medienbildung und Digitalisierung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung sind besonders geeignet für den fächerverbindenden Unterricht.

Konzeption

Jede Schule kann zur Realisierung des fächerverbindenden Unterrichts eine Konzeption entwickeln. Ausgangspunkt dafür können folgende Überlegungen sein:

  1. Man geht von Vorstellungen zu einem Thema aus. Über die Einordnung in einen thematischen Bereich und eine Perspektive wird das konkrete Thema festgelegt.
  2. Man geht von einem thematischen Bereich aus, ordnet ihn in eine Perspektive ein und leitet daraus das Thema ab.
  3. Man entscheidet sich für eine Perspektive, wählt dann einen thematischen Bereich und kommt schließlich zum Thema.

Nach diesen Festlegungen werden Ziele, Inhalte und geeignete Organisationsformen bestimmt.

Lernen lernen

Lernkompetenz

Die Entwicklung von Lernkompetenz zielt darauf, das Lernen zu lernen. Unter Lernkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, selbstständig Lernvorgänge zu planen, zu strukturieren, durchzuführen, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und abschließend auszuwerten. Zur Lernkompetenz gehören als motivationale Komponente das eigene Interesse am Lernen und die Fähigkeit, das eigene Lernen zu steuern.

Strategien

Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenz stehen Lernstrategien. Diese umfassen:

  • Basisstrategien, welche vorrangig dem Erwerb, dem Verstehen, der Festigung, der Überprüfung und dem Abruf von Wissen dienen
  • Regulationsstrategien, die zur Selbstreflexion und Selbststeuerung hinsichtlich des eigenen Lernprozesses befähigen
  • Stützstrategien, die ein gutes Lernklima sowie die Entwicklung von Mo-tivation und Konzentration fördern
Techniken

Um diese genannten Strategien einsetzen zu können, müssen die Schüler konkrete Lern- und Arbeitstechniken erwerben. Diese sind:

  • Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen (z. B. Lese-, Schreib-, Mnemo-, Recherche-, Strukturierungs-, Visualisierungs- und Präsentationstechniken)
  • Techniken der Arbeits-, Zeit- und Lernregulation (z. B. Arbeitsplatzgestaltung, Hausaufgabenmanagement, Arbeits- und Prüfungsvorbereitung, Selbstkontrolle)
  • Motivations- und Konzentrationstechniken (z. B. Selbstmotivation, Entspannung, Prüfung und Stärkung des Konzentrationsvermögens)
  • Kooperations- und Kommunikationstechniken (z. B. Gesprächstechniken, Arbeit in verschiedenen Sozialformen)
Ziel

Ziel der Entwicklung von Lernkompetenz ist es, dass Schüler ihre eigenen Lernvoraussetzungen realistisch einschätzen können und in der Lage sind, individuell geeignete Techniken und Medien situationsgerecht zu nutzen und für das selbstbestimmte Lernen einzusetzen.

Konzeption

Schulen entwickeln eigenverantwortlich eine Konzeption zur Lernkompetenzförderung und realisieren diese in Schulorganisation und Unterricht.

Für eine nachhaltige Wirksamkeit muss der Lernprozess selbst zum Un-terrichtsgegenstand werden. Gebunden an Fachinhalte sollte ein Teil der Unterrichtszeit dem Lernen des Lernens gewidmet sein. Die Lehrpläne bieten dazu Ansatzpunkte und Anregungen.

Teil Fachlehrplan Latein

Ziele und Aufgaben des Faches Latein

Beitrag zur allgemeinen Bildung

Latein als Basissprache Europas stellt in Texten aus einer Überlieferungstradition von mehr als zweitausend Jahren Gegenstände aus allen wesentlichen Bereichen menschlichen Kulturschaffens zur Verfügung. Als Fach, das Grundlagen sprachlicher Handlungs- und Reflexionsfähigkeit sowie wissenschaftlichen Denkens vermittelt, hat Latein eine herausragende Bedeutung: Es ermöglicht eine intensive, exemplarische Auseinandersetzung mit einem komplexen grammatischen und lexikalischen System und mit seinen sprachlichen sowie stilistischen Gestaltungsmöglichkeiten.

Beispielhafte Texte eröffnen Zugänge zu wesentlichen Kenntnissen, die erforderlich für Verständnis von Sprache und Kultur sind, und zeigen die Spezifika der literarischen Gattungen im Kontext ihrer abendländischen Rezeption. In der kontrastierenden Beschäftigung mit der Antike und der heutigen Lebenswelt werden Kontinuität und Diskontinuität in den Auffassungen menschlichen Denkens und Handelns erfahrbar. Die aktive Auseinandersetzung mit Mythos, Philosophie und Geschichte vermittelt wesentliches europäisches Kulturwissen und Kritikfähigkeit. Die Schüler erarbeiten sich dabei auch ein Repertoire an Denk- und Handlungsmöglichkeiten für die eigene Persönlichkeitsentwicklung und Lebensgestaltung und entwickeln Lösungsansätze für gegenwärtige Probleme und drängende Zukunftsfragen.

Die antike Kultur fordert durch ihre Andersartigkeit, die trotz der Kontinuität der abendländischen Tradition aufgrund der zeitlichen und räumlichen Distanz zur heutigen Kultur besteht, zur aktiven Auseinandersetzung heraus und fördert die Fähigkeit zur Akzeptanz des gegenwärtig Fremden. Die notwendige Positionierung der Schüler zu den Vorstellungen der Antike befähigt sie zu (selbst-)kritischer Analyse der Gegenwart und ihrer Ideologien und leistet so einen Beitrag gegen eine Verabsolutierung des Eigenen. Die Schüler lernen sich selbst als Teil einer Gesellschaft und eines Traditionszusammenhangs zu begreifen und Verantwortung zu übernehmen.

Mit den für den Lateinunterricht typischen textbezogenen Arbeitsverfahren und dem systematischen und kritischen Umgang mit Informationen aus Informationsspeichern unterschiedlicher Art werden bereits in den Klassenstufen 5-10 Grundlagen für Studium und Forschung vermittelt, die in der gymnasialen Oberstufe vertieft und ausgeweitet werden.

Dabei ermöglichen die Zieltätigkeiten des Lateinunterrichts vielfältig transferierbare systematische Problemlösestrategien im Umgang mit sprachlichen und inhaltlichen Phänomenen.

Im Lateinunterricht geht es ebenso um die Fähigkeit zur konstruktiven Strukturierung und positiven Beeinflussung von Teamprozessen; Diskussionen öffnen den Weg zur selbstbewussten Meinungsäußerung und -präsentation sowie zur selbstkritischen Verantwortungsübernahme.

Die systematische Analyse sprachlicher Strukturen vermittelt die Fähigkeit eines klaren, hermeneutisch gesicherten Verstehens sprachlicher Äußerungen. Auf diese Weise wird u. a. deutlich, dass Wirklichkeit Sprache prägt und Sprache Wirklichkeit spiegelt. Auch können so Unterschiede zwischen medialer Darstellung und Realität bewusst werden. Ebenso fordern und fördern die relative Fremdheit der lateinischen Sprache und die ständige Reflexion der Lernschritte zunehmend die Abstraktionsfähigkeit und Lernkompetenz der Schüler.

Die aktive Auseinandersetzung mit sprachlichen Ausdrucksformen und der kontinuierliche Vergleich mit der deutschen Sprache vertiefen das Verständnis gerade auch der deutschen Sprache und fördern einen angemessenen, korrekten und selbstbewussten Umgang mit Sprache.

allgemeine fachliche Ziele

Aus dem Beitrag des Faches ergeben sich folgende allgemeine fachliche Ziele:

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Zieltätigkeiten des Lateinunterrichts fordern und fördern bei den Schülern eine ausgeprägte Fähigkeit zum Erkennen, Beschreiben und Erklären sprachlicher Sachverhalte als Grundlage sprach- und textbezogener Arbeit. Sie fordern und fördern ebenso einen angemessenen, korrekten, methoden- und selbstbewussten Umgang mit Sprache, der auch die in der Lerngruppe vorhandenen Sprachpotentiale durch vergleichendes Einbeziehen der Herkunftssprachen einbindet.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

De- und Rekodierung, verifizierbare Feststellung und interpretierende Deutung als wesentliche Erkenntnisschritte der Schüler bei der Auseinandersetzung mit lateinischen Texten fordern und fördern die Fähigkeit, inner- und außertextliche Informationen systematisch zu gewinnen und in größere Zusammenhänge einzuordnen, ohne dabei die durch Untersuchungskategorie und -methode gesetzten Grenzen zu überschreiten.

Da die Auseinandersetzung von der ersten Textbegegnung bis hin zur methodisch gesicherten Interpretation einander bedingende Ergebnisse unterschiedlicher Validität hervorbringt, fordert und fördert der Lateinunterricht einen sicheren, (medien-)kritischen Umgang mit Aussagen bzw. Thesen verschiedener Wahrheitsgewissheit.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Interpretation lateinischer Texte fordert und fördert die systematische Deutung gewonnener Informationen unter definierten und begründeten Erkenntnisinteressen, die aufgrund ihrer Transparenz einer vernünftigen Kritik im Diskurs standhalten muss.

Die Schüler entwickeln die Fähigkeit zur Bildung und Vermittlung, zur Kritik und Korrektur begründeter Sach- und Werturteile.

Lateinunterricht fordert und fördert so auch ein selbstständiges Umgehen mit erworbenem Wissen und Können im Sinne transferierbarer Problemlösestrategien.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Grundlegender Bestandteil des Lateinunterrichts ist der transparente Diskurs über textuell vermittelte Kommunikation und deren Bedingtheit: So wird sowohl inhaltlich als auch methodisch die Fähigkeit der Schüler zur sachangemessenen, adressatenorientierten und medienbewussten Darstellung komplexer Sachverhalte in Klein- und Großformen des Sprachhandelns als unverzichtbar gefordert und gefördert.

Hierzu gehören auch die sachangemessene Auswahl und reflektierte Nutzung traditioneller Medien sowie das Bemühen um einen adäquaten Einsatz moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Dokumentations- und Problemlösemedien sowie als Medien der Informationsbeschaffung.

Strukturierung

Die Lehrgänge für die vorgezogene zweite, die zweite und die dritte Fremdsprache sind folgendermaßen strukturiert:

Vorgezogene zweite Fremdsprache (v. 2. FS):

Spracherwerbsphase (Klassenstufen 5 - 8.1)

Ziele und Inhalte der Lernbereiche sind gemeinsam mit den Zielen/Inhalten der Spracherwerbsphase für die zweite Fremdsprache dargestellt; Abweichungen sind gekennzeichnet.

Lektürephase (Klassenstufen 8.2 - 10)

Ziele und Inhalte der Lernbereiche dieser Phase sind gemeinsam mit den Zielen/Inhalten der Lektürephase für die zweite Fremdsprache dargestellt. Abweichungen sind gekennzeichnet.

Zweite Fremdsprache (2. FS):

Spracherwerbsphase (Klassenstufen 6 - 8)

Lektürephase (Klassenstufen 9 - 10)

Dritte Fremdsprache (3. FS):

Spracherwerbsphase (Klassenstufen 8 - 9)

Ziele und Inhalte der Lernbereiche 1 und 3 dieser Phase sind gemeinsam mit den Lernbereichen 1 und 3 der zweiten Fremdsprache (Spracherwerbsphase) dargestellt; Abweichungen sind gekennzeichnet. Für die dritte Fremdsprache gilt jedoch generell ein höherer Grad an systematischer und selbstständiger Erarbeitung.

Lektürephase (Klassenstufe 10)

Jahrgangsstufen 11/12: Grundkurs

Jahrgangsstufen 11/12: Leistungskurs

Im Leistungskurs erfüllen die Schüler höhere Anforderungen hinsichtlich Informationsmenge, Umfang der Arbeitsverfahren, Grad der Schwierigkeit und der Abstraktion sowie Höhe des Reflexionsniveaus.

Im Wahlbereich ausgewiesene Themen sind unter Berücksichtigung der in den Lernbereichen 1 und 2 dargestellten Ziele und Inhalte zu behandeln. Für Auswahl und Zeitrahmen der im Wahlbereich ausgewiesenen Ziele und Inhalte gelten folgende Empfehlungen:

Spracherwerbsphase 1 Wahlthema pro Schuljahr im
Umfang von ca. 2 Wochen
vorgezogene zweite Fremdsprache insgesamt 4 Themen
zweite Fremdsprache insgesamt 3 Themen
dritte Fremdsprache insgesamt 2 Themen
Lektürephase Klassenstufe 9: 1 Wahlthema im Umfang von ca. 4 Wochen
Lektürephase Klassenstufe 10 (vorg. 2. FS, 2. FS) 1 Wahlthema im Umfang von ca. 5 Wochen
Lektürephase Klassenstufe 10 (3. FS) 1 Wahlthema im Umfang von ca. 3 Wochen
Grundkurs: 1 Wahlthema im Umfang von ca. 5 Wochen
Leistungskurs: 1 Wahlthema im Umfang von ca. 5 Wochen

Aufbauend auf der in Englisch und im Fach Deutsch schwerpunktmäßig entwickelten differenzierten Kommunikations- und Diskursfähigkeit sowie der damit verbundenen interkulturellen Handlungsfähigkeit ergeben sich für den Lateinunterricht als zweite und dritte Fremdsprache folgende Ziele:

Latein als zweite Fremdsprache zielt auf die Entwicklung einer differenzierten Kommunikations- und Diskursfähigkeit unter besonderer Berücksichtigung von Sprach- und Textreflexion sowie der interkulturellen Handlungsfähigkeit.

Latein als vorgezogene zweite Fremdsprache ist ein Bildungsangebot für sprachlich befähigte Schüler mit dem zusätzlichen Ziel der besonderen, kreativitätsorientierten Förderung der muttersprachlichen Kompetenz. An Gymnasien gemäß § 7 Absatz 4 des Sächsischen Schulgesetzes und § 4 Absatz 1 Nummer 4 Schulordnung Gymnasium Abiturprüfung mit Latein als vorgezogener zweiter Fremdsprache erfolgt eine vertiefte sprachliche Ausbildung.

Latein als dritte Fremdsprache wendet sich an sprachlich befähigte Schüler und ist geprägt durch einen hohen Grad an Selbstständigkeit und Komplexität der Anwendung ihrer Sprachlernerfahrungen. Ziel ist die Entwicklung einer differenzierten Kommunikationsfähigkeit unter besonderer Berücksichtigung von Sprachrezeption sowie der interkulturellen Handlungsfähigkeit. Diskurs- und Kommunikationsfähigkeit manifestiert sich dabei vorwiegend in der Muttersprache Deutsch und wird bei der sprachlichen und interpretatorischen Erarbeitung von Texten unter erhöhtem Anspruch an (meta-)kommunikative Kompetenz entwickelt.

Die Gliederung der Lernbereiche geht von drei übergeordneten Zieltätigkeiten des Lateinunterrichts (Dekodieren/Interpretieren/Rekodieren) aus und folgt der Leitfrage:

„Wie, auf welcher Grundlage und womit werden die Zieltätigkeiten durchgeführt?“

Die Frage „Wie?“ (Lernbereich 1/Fachbezogene Strategien) umfasst die fachlichen Operationen sowie Arbeits- und Lerntechniken, die die Schüler zur Durchführung der wesentlichen Zieltätigkeiten des Lateinunterrichts beherrschen müssen.

Die Frage „Auf welcher Grundlage?“ (Lernbereich 2/Linguistische Grundlagen) zielt auf die aus linguistischer Sicht maßgeblichen sprachlichen Grundlagen. Gemeint sind hier die unterrichtsrelevanten Elemente aus den Bereichen: Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax, Morphologie und Textlinguistik.

Die Frage „Womit?“ (Lernbereich 3/Texte und Themenbereiche) rückt die Gegenstände in den Mittelpunkt. Damit sind alle Arten mündlicher und schriftlicher Äußerungen gemeint, im Lateinunterricht überwiegend literarische Texte; hinzu treten Schwerpunkte zu ausgewählten Themenbereichen.

Diese drei Lernbereiche sind weder gleichartig noch gleichberechtigt:

Die Lernbereiche „Texte und Themenbereiche“ und „Linguistische Grundlagen“ bilden die auf Gegenstände ausgerichtete materiale Grundlage.

Der Lernbereich „Fachbezogene Strategien“ ist auf Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgerichtet. Er ist im Sinne eines Methodenrepertoires den Zieltätigkeiten des Lateinunterrichts (Dekodieren/Interpretieren/Rekodieren) untergeordnet.

Im Lernbereich „Texte und Themenbereiche“ der Lektürephase sind einige Inhalte als Überblicks- bzw. Vertiefungswissen ausgewiesen; diese sollen systematisch und kurz (z. B. in Form von Schülerpräsentationen) vermittelt werden. Dies gilt in gleicher Weise für die Inhalte des Lernbereichs 3 der Spracherwerbsphasen.

Die Lernbereichsstruktur ist integrativ: Ziele und Inhalte der einzelnen Lernbereiche werden nie isoliert erarbeitet und entwickelt, sondern sind immer gemeinsam mit den speziellen fachlichen Zielen der einzelnen Phasen zu betrachten. Aus diesem Grund werden in den Lernbereichen keine Zeitrichtwerte ausgewiesen.

didaktische Grundsätze

Folgende Grundsätze modernen Lateinunterrichts sind besonders hervorzuheben:

Schülerorientierung

Lateinunterricht berücksichtigt hinsichtlich seiner Zielstellungen sowie der Wahl seiner Inhalte und Methoden die Situation der Schüler. Insbesondere sucht er bei allen Zieltätigkeiten größtmögliche Anschaulichkeit. Dabei werden durch gezielte didaktische Umsetzung verschiedener fachbezogener Strategien auch unter Nutzung digitaler Medien Schüler der unterschiedlichen Lerntypen und verschiedener Leistungsfähigkeit in die Unterrichtsgestaltung differenziert einbezogen. Leitvorstellung ist hierbei der Schüler als möglichst selbstständiger Interaktionspartner auf dem Weg zur Mündigkeit.

Im Blick auf die Förderung der Mehrsprachigkeit und auf die Zusammensetzung der Lerngruppe können ggf. auch anders- oder mehrsprachige Dokumentationsformen des Textverstehens sinnvoll sein.

Problem- und Modellorientierung

Für die Unterrichtsgestaltung ist es wesentlich, zu bewältigende Interpretations- bzw. Erschließungsaufgaben möglichst als selbstbestimmt zu lösende Probleme bzw. zu entwickelnde Modelle darzustellen sowie Raum für die Entwicklung, Diskussion und Prüfung von Lösungs- und Modellierungsstrategien zu schaffen.

Prozess- und Ergebnisorientierung

Lateinunterricht bemüht sich gezielt um eine Umsetzung der Prozesse von Dekodierung, Interpretation und Rekodierung, die den Schülern gleichzeitige Zugänge zu den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung ermöglicht. Dabei gelten sowohl für die Gestaltung unterrichtlicher Kommunikation bei Dekodierung, Interpretation und Rekodierung als auch für Reflexion und Dokumentation der Ergebnisse hohe Ansprüche hinsichtlich Transparenz und Produktivität.

Textorientierung

Bei der Arbeit mit lateinischen Texten steht das Verstehen ihres Inhalts, ihrer Aussageabsicht und Kontextbezüge im Vordergrund. Dabei gilt für die Zieltätigkeiten des Lateinunterrichts die konsequente Ausrichtung an der Zielsprache Deutsch.

In der Folge sind für die Gestaltung des Unterrichts besonders zu berücksichtigen:

  • die Arbeit an Texten (Transphrastik)
  • die Mehrschrittigkeit der Textarbeit (De-/Rekodierung verbunden mit Deutungsakten)
  • Nachweis des Textverständnisses durch zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben der Textaussage (Inhaltsangabe, Paraphrase) oder durch zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben des Textes unter Berücksichtung aller Informationsträger (Teilrekodierung, sachorientierte Rekodierung: Übersetzung in Gleichwertigkeit mit dem Ausgangstext auf der Sachebene, sach- und wirkungsorientierte = literarische Rekodierung: Übersetzung in Gleichwertigkeit mit dem Ausgangstext auf der Sach- und der Wirkungsebene)
  • die abwechslungsreiche und an begründeten Erkenntnisinteressen orientierte Gestaltung der Textarbeit in der Lektürephase

Handlungs- und Anwendungsorientierung

Lateinunterricht setzt bevorzugt induktive bzw. entdecken lassende Verfahrensweisen ein (z. B. bei der Erarbeitung neuer Phänomene) und sucht stets nach Möglichkeiten vertiefender Anwendung des Verstandenen (z. B. in Form von Inszenierungen, Nach- oder Neugestaltungen, Projekten, Exkursionen).

Dem allgemeinen didaktischen Prinzip der Kontroversität folgend, müssen bei Inhalten mit politischem Gehalt auch die damit in Verbindung stehenden fachspezifischen Arbeitsmethoden der politischen Bildung eingesetzt werden. Dafür eignen sich u. a. Rollenspiele, Streitgespräche sowie Pro- und Kontra-Debatten.

Bei Inhalten mit Anknüpfungspunkten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung eignen sich insbesondere die didaktischen Prinzipien der Visionsorientierung, des Vernetzenden Lernens sowie der Partizipation. Vernetztes Denken bedeutet hier die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einerseits und die Reflexion der sozialen Dimensionen des eigenen Handelns in diesem Kontext andererseits.

Dabei wird der kreative Transfer gelernter Denkstrategien, Redetechniken, Argumentationsmodelle etc. in gegenwärtige und zukünftige Problemsituationen besonders betont.

Der reflektierte Einsatz digitaler Medien in unterrichtlichen Zusammenhängen ist unerlässlich; er umfasst z. B. für computergestützte Systeme:

  • die Unterstützung der Dekodierungs-, Interpretations- und Rekodierungsarbeit (z. B. die Arbeit mit nicht aufbereiteten Texten, die Erstellung und weitere Verwendung von Interlinearbearbeitungen, die Strukturanalyse von Unterrichtsgegenständen, den Einsatz von Tabellen und Datenbanken, den Umgang mit unbekannten Vokabeln bei der computergestützten Dekodierungs- und Rekodierungsarbeit)
  • den unterrichtlichen Einsatz als Problemlöse-, Protokoll- und Präsentationsmedium
  • die Arbeit mit dem Internet zum Zweck der Informationsbeschaffung und zur Nutzung von Lernplattformen
  • interaktives Lernen (z. B. die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten und Nutzung von Anwendungen im Internet)

Übersicht über die Lernbereiche und Zeitrichtwerte

Latein als vorgezogene zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema Wahlthema

Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 1 Spielformen
Wahlthema 2 Ernährung
Wahlthema 3 Kunst
Wahlthema 4 Götter
Wahlthema 5 Umschlagplatz Ostia
Wahlthema 6 Kleidung, Schmuck, Frisur
Wahlthema 7 Germania Romana
Wahlthema 8 RomDeutsch: Lateinische Lehn- und Fremdwörter im Deutschen
Wahlthema 9 Latein im Internet

Latein als vorgezogene zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 8.2 - 9, Latein als zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 9

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 1 Entdeckungsliteratur
Wahlthema 2 Urbs Roma

Latein als vorgezogene zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 10, Latein als zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 10

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 3 Stellung der Frau in diachronischer Sicht
Wahlthema 4 Plinius d. J.
Wahlthema 5 Römische und eigene Wertvorstellungen
Wahlthema 6 Mutter Latein und ihre romanischen Töchter
Wahlthema 7 Römer und Briten, Latein und Englisch

Latein als dritte Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Klassenstufe 8

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 1 RomDeutsch: Lateinische Lehn- und Fremdwörter im Deutschen
Wahlthema 2 Mutter Latein und ihre romanischen Töchter
Wahlthema 3 Römer und Briten, Latein und Englisch

Klassenstufe 9

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 4 Latein im Internet
Wahlthema 5 Latine loqui – Sprechen Sie Lateinisch?
Wahlthema 6 Erstbegegnung mit dem lateinisch-deutschen Wörterbuch

Latein als dritte Fremdsprache/Lektürephase

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 1 Stellung der Frau in diachronischer Sicht
Wahlthema 2 Martial, Epigramme
Wahlthema 3 Carmina Burana
Wahlthema 4 Fabeln des Phaedrus

Klassenstufe 10 – Latein als neu einsetzende Fremdsprache

Jahrgangsstufen 11/12 - Grundkurs, zweistündig

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 1 Geschichtsschreibung
Wahlthema 2 Exilliteratur
Wahlthema 3 Vergil
Wahlthema 4 Antiker Roman

Jahrgangsstufen 11/12 - Grundkurs, dreistündig

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 1 Geschichtsschreibung
Wahlthema 2 Exilliteratur
Wahlthema 3 Vergil
Wahlthema 4 Antiker Roman

Jahrgangsstufen 11/12 - Leistungskurs

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlthema 1 Staat – Theorie und Wirklichkeit
Wahlthema 2 Liebesdichtung
Wahlthema 3 Lukrez
Wahlthema 4 Exilliteratur

Latein als vorgezogene zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler kennen grundlegende Erscheinungen und Fachbegriffe aus den Bereichen Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen weitere wesentliche Erscheinungen und Fachbegriffe, um außersprachliche Sachverhalte der antiken Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie kennen die verschiedenen Typen von Informationsträgern eines Textes und deren allgemeinen Sinngehalt.

Im Bereich der Textlinguistik lernen sie wesentliche Formen der thematischen Entfaltung und der expliziten Wiederaufnahme sowieso einige grundlegende Textsorten kennen.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Dabei systematisieren und vertiefen sie ihre bereits vorhandenen mündlichen und schriftlichen Sprachfähigkeiten in Anknüpfung an die Lerninhalte der Fächer Deutsch und Englisch.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler verbinden die einzelnen Verfahrensweisen der Dekodierung zunehmend zu komplexen Methoden des Textverstehens:

  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Oberflächenstruktur eines Textes erarbeiten die Schüler sich ein Netz (ggf. auch konkurrierender) plausibler Vermutungen über deren Inhalt.
  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Tiefenstruktur eines Textes überprüfen sie ihre Vermutungen und erarbeiten sich ein der Intensität der Dekodierung (kursorisch, statarisch) entsprechend gesichertes Textverständnis. Besonderes Gewicht liegt dabei auf der Genauigkeit bei der Überprüfung der zuvor aufgestellten Thesen.

Die Schüler lernen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen und wesentliche sachorientierte Interpretationsverfahren kennen.

Dabei kennen sie die unterschiedliche Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen, die der unterschiedlichen Untersuchungsintensität entspricht.

Im Prozess des Textverstehens üben sie unter Anleitung, ihre Vermutungen und Kenntnisse bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchung anzupassen.

Hinsichtlich der Rekodierung kennen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und gewinnen Einblick in das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache auf der Wirkungsebene.

Sie kennen die spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Sie nutzen Verfahren der Rekodierung, um die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext und
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben; dabei wenden sie in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses verschiedene Vorformen und Formen an.

Außerdem erstellen sie zu ausgewählten Textpartien auch Rekodierungsvarianten und reflektieren deren Unterschiede.

Dabei lernen sie exemplarische Themenbereiche der antiken Kultur und ihres Fortwirkens kennen. Sie entfalten ihre fachspezifischen Fähigkeiten auch selbstgesteuert durch den gezielten Einsatz teamorientierter, kreativer spielerischer und musischer Arbeitsformen bei der Aneignung und Vertiefung. Spielerische Sprachproduktion in der Ausgangssprache unterstützt ein vertieftes Sprach- und Textverstehen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler kennen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen, die sie im Prozess der Dekodierung, Interpretation und Rekodierung getroffen haben. Im Rahmen von De- und Rekodierung zählt hierzu insbesondere die zusammenhängende Wiedergabe des eigenen Textverständnisses etwa in Form einer Inhaltsangabe, Rekodierung oder Paraphrase.

Sie beurteilen unter Anleitung eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen.

Die Schüler legen dabei besonderen Wert auf zunehmende Knappheit, Sachlichkeit und Stringenz der Darstellung sowie auf die Präzision der Formulierungen.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts lernen sie Problemlösemodelle kennen; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächenebene zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten zunehmend komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das auf der Synthese von Vermutungen bzw. von Thesen zu Textteilen basierende Erfassen der Aussage fremdsprachiger Texte, das auf dem Transfer linguistischer Kenntnisse beruht.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler kennen verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation von Gegenständen, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben, vor allem in Formen offenen Unterrichts, die im Lateinunterricht der vorgezogenen zweiten Fremdsprache breiteren Raum einnehmen. Dabei kennen sie Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; je nach Ausstattung der Schule setzen sich die Schüler mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien auseinander und lernen Möglichkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Problemlösemedien und des interaktiven Lernens kennen.

Sie nutzen Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken, die sie im Zusammenhang mit Dekodierung, Interpretation und Rekodierung lernen:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen in der deutschen Sprache
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

siehe Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Kennzeichnung: ‚v. 2. FS’ beachten!

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

siehe Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Kennzeichnung: ‚v. 2. FS’ beachten!

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

siehe Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Kennzeichnung: ‚v. 2. FS’ beachten!

Wahlthema: Wahlthema

siehe Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Kennzeichnung: ‚v. 2. FS’ beachten!

Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler kennen grundlegende Erscheinungen und Fachbegriffe aus den Bereichen Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen weitere wesentliche Erscheinungen und Fachbegriffe, um außersprachliche Sachverhalte der antiken Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie kennen die verschiedenen Typen von Informationsträgern (Kerninformationen und deren Ergänzungen) eines Textes und deren allgemeinen Sinngehalt.

Im Bereich der Textlinguistik lernen sie wesentliche Formen der thematischen Entfaltung und der expliziten Wiederaufnahme sowie einige grundlegende Textsorten kennen.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler verbinden die einzelnen Verfahrensweisen der Dekodierung zunehmend zu komplexen Methoden des Textverstehens:

  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Oberflächenstruktur eines Textes erarbeiten die Schüler sich ein Netz (ggf. auch konkurrierender) plausibler Vermutungen über deren Inhalt.
  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Tiefenstruktur eines Textes überprüfen sie ihre Vermutungen und erarbeiten sich ein der Intensität der Dekodierung (kursorisch, statarisch) entsprechend gesichertes Textverständnis. Besonderes Gewicht liegt dabei auf der Genauigkeit bei der Überprüfung der zuvor aufgestellten Thesen.

Die Schüler lernen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen und wesentliche sachorientierte Interpretationsverfahren kennen.

Dabei kennen sie die unterschiedliche Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen, die der unterschiedlichen Untersuchungsintensität entspricht.

Im Prozess des Textverstehens üben sie unter Anleitung, ihre Vermutungen und Kenntnisse bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchung anzupassen.

Hinsichtlich der Rekodierung kennen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und gewinnen Einblick in das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache auf der Wirkungsebene.

Sie kennen die spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Sie nutzen Verfahren der Rekodierung, um die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext und
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben; dazu wenden sie in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses verschiedene Vorformen und Formen an.

Dabei lernen sie exemplarische Themenbereiche der antiken Kultur und ihres Fortwirkens kennen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler kennen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen, die sie im Prozess der Dekodierung, Interpretation und Rekodierung getroffen haben. Im Rahmen von De- und Rekodierung zählt hierzu insbesondere die zusammenhängende Wiedergabe des eigenen Textverständnisses etwa in Form einer Inhaltsangabe, Rekodierung oder Paraphrase.

Sie beurteilen unter Anleitung eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts lernen sie Problemlösemodelle kennen; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächen- zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten von Diskussionsprozessen.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler kennen verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation von Gegenständen, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt ganz besonders für Formen offenen Unterrichts. Dabei kennen sie Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; je nach Ausstattung der Schule setzen sich die Schüler mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien auseinander und lernen Möglichkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Problemlösemedien und des interaktiven Lernens kennen.

Sie nutzen Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken, die sie im Zusammenhang mit Dekodierung, Interpretation und Rekodierung lernen:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Übertragen der Dekodierungsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

Kennzeichnung von Strukturen, Wort- und Sachfeldern

v. 2. FS: angemessene graphische Analysetechniken

auf Textumfeld und -oberfläche begründete Vermutung über den zu erwartenden Textinhalt

Wahrnehmen der im Textumfeld gebotenen Informationen

Überschrift, deutsche Einleitung, sonstige Materialien (Bilder, Statistiken, Modelle)

Wahrnehmen der oberflächigen Textgestaltung

Textbild (Einrückung, wörtliche Rede, Schriftbild)

Textsorte (Dialog, Brief, Erzählung, Bericht)

Aktivieren und Anpassen bereits vorhandenen Sach- und Kontextwissens

Einordnen der gewonnenen Einzelinformationen in eine (oder mehrere mögliche) Vermutung(en) über den zu erwartenden Textinhalt und ihre erläuternde Wiedergabe mit eigenen Worten

bei konkurrierenden Vermutungen Benennen der Abweichungen

auf vorherrschende Textmerkmale begründete Hypothesenbildung zum wahrscheinlichen Textinhalt

erstes Erfassen möglicher vorherrschender Textmerkmale

v. 2. FS: Erfassen möglicher vorherrschender Textmerkmale

Personalmorpheme, Tempus-, Modus-, Diathesenrelief, Wort-, Sachfelder, Eigennamen, Satztypen, rhetorische Mittel

Einordnen der gewonnenen Einzelinformationen in eine Hypothese über Textsorte und wahrscheinlichen Textinhalt und ihre erläuternde Wiedergabe mit eigenen Worten

begründetes Verständnis des Textinhalts

sichere Kenntnis der Kerninformationstypen und ihrer Gestalt

Subjekt(e), Verbalinformationen, Konjunktionen (bei- und unterordnend)

Verstehen des allgemeinen Informationsgehalts der Satzglieder und Beibzw. Unterordnungssignale

Erkennen aller Kerninformationen eines Textes

Aktivieren und ggf. Klären der Bedeutungen einzelner Wörter/Wortgruppen

Deuten des möglichen Informationsgehalts einzelner Kerninformationen bzw. weiterer Wörter/Wortgruppen

Priorität von Anschaulichkeit und Verstehen vor Übersetzungsgleichungen

Einordnen der gewonnenen Einzelinformationen in ein dem linearen Verlauf entsprechendes Textverständnis

erläuternde Wiedergabe eines begründeten Textverständnisses mit eigenen Worten

Paraphrase

nur 3. FS:

Dekodierung eines zweisprachigen Textes (bilinguale Kognition)

Verschränkung der Zuordnungs- und Analyseprozesse bei ständigem Abgleichen beider Texte; Bewertung der syntaktisch-semantischen Übereinstimmungen/Differenzen beider Texte; Orientierung auf das Verständnis der lateinischen Texte

in größeren Texteinheiten

in Wortgruppeneinheiten

Einblick gewinnen in Interpretationsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

nur 3. FS: bilinguale Kognition

Untersuchen der grammatischen Kohärenz

Wiederaufnahmen: Proformenstruktur, Rekurrenzen, Substitutionen

Konnektoren

explizite Textverknüpfungen

Verbalinformationen: Tempusrelief, Modusrelief, Diathesenstruktur – Subjektwechsel

Wahrnehmen der thematischen Kohärenz

Thema-Rhema-Abfolge; thematische Schwerpunkte; thematische Vielfalt oder Einheitlichkeit; Abfolge der Darstellung

auf der sprachlichen Gestaltung des Textes beruhende Analyse

nur 3. FS: bilinguale Kognition

Wahrnehmen semantischer Schwerpunkte

nur 3. FS: Untersuchen semantischer Schwerpunkte

Vorkommen verschiedener Wortarten, Wortfelder, Sachfelder;

Akteure: Handlungsanteile, Charakteristik, zugeschriebene Rollen

nur 3. FS: Wahrnehmen des Sprachniveaus

Abstraktionsgrad der Aussage

Fülle des Ausdrucks: Vereinigung vieler Gedanken in Hypotaxe oder Parataxe

Verwendung rhetorischer Mittel

nur v. 2. FS und 2. FS: erstes Erfassen der Verwendung rhetorischer Mittel

Verdeutlichung an exemplarischen Textstellen

rhetorische Mittel als Änderungsoperationen

inhaltliche und formale Einordnung von Textelementen in den Textzusammenhang

Kennzeichnung und Charakterisierung des (fiktiven) Sprechers

Kennzeichnung und Charakterisierung des (direkten oder generellen) Adressaten

Wahrnehmen des Textes als Texttotum

kommunikative Funktion; Textsorte; Erzählstil

nur 3. FS: Mündlichkeit /Schriftlichkeit: Formen und Funktionen der Verbreitung

Deutung und vertiefende Umsetzung des in den Feststellungsakten Ermittelten

Dokumentieren

Ergebnissicherung

Auswerten und Beurteilen

Weiterbearbeiten

kreative Umsetzung (v. 2. FS: vertiefende kreative Umsetzung) mit starker Betonung des Rezipienten, insbesondere ab 3. Lernjahr computergestützte Präsentation, Techniken des Visualisierens, Vortragens, szenischen Darstellens

Übertragen der Rekodierungsverfahren

Reflexions- und Diskursfähigkeit

zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben der Textaussage

Inhaltsangabe

Paraphrase: adressatenorientierte, strukturierte Wiedergabe des Inhaltes lateinischer Originaltexte mit eigenen Worten unter Berücksichtigung aller wesentlichen Informationsträger und unter Wahrung der Informationsreihenfolge

zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben eines dekodierten Textes unter Berücksichtigung aller Informationsträger (‚Übersetzung’)

sachorientierte Rekodierung

Übersetzung in Übereinstimmung mit dem Ausgangstext auf der Sachebene

Arbeitsrekodierung, Teilrekodierung

3. FS: Nachweis des Textverständnisses auch durch Paraphrase

Kennen der Veränderungsoperationen bei der Rekodierung, die durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingt sind

maßvoller Einsatz einzelner Veränderungsoperationen unter Berücksichtigung des Lernfortschritts und in klarer Regelabsprache mit den Schülern

Veränderungen innerhalb der Kategorie

Numeruswechsel beim Nomen

Diathesenwechsel beim Verb

Wechsel der Verbform

Tempuswechsel

Kategorienwechsel

syntaktische Umstellung und Veränderung der Satzstruktur

Änderung in der Reihenfolge der Syntax/Satzgliedfolge

Veränderung der Teilsatzfolge und -wertigkeit

interpretierende Wiedergabe

synonymische Übersetzung

formal und/oder inhaltlich aufwändigere Übersetzung (z. B. ira et studio – in leidenschaftlicher Abneigung; laetus – voll Freude)

verallgemeinernde Wiedergabe

Wiedergabe in einer der Norm der zielsprachlichen Textsorte entsprechenden Form (z B. Marcus: ... – Markus sagte: …)

Beherrschen von auf den Erwerb und die Reflexion sprachlicher Mittel bezogenen Strategien

Erschließen der Wortbedeutung und der Grammatik

Sichern

Beherrschen von Sprachverarbeitungsstrategien, die bei der rezeptiven Verarbeitung von Sprache eingesetzt werden

Lesen/Hören

Arbeitsergebnisse fixieren

Beherrschen von auf das Lernen bezogenen Strategien

Selbsteinschätzen, Organisieren des Lernprozesses, Kooperieren

Mnemotechniken

Beschaffen, Auswerten und Bewerten von Informationen Recherchieren, Zitieren, Umgang mit Übersetzungen, Referaten und Lösungen aus dem Internet und anderen Quellen

elektronische und nicht-elektronische Nachschlagewerke: Kennen von Aufbau und Struktur, systematische Nutzung

Beachten von Urheber- und Nutzungsrechten

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Beherrschen

Ausweitung der sprachvergleichenden Betrachtung auf andere Herkunftssprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

der Aussprache

c wie k; ti als t-i

der Betonung

der Lautlehre

Beherrschen

eines Grundwortschatzes

Einführung der Wörter möglichst im Textzusammenhang

(v. 2. FS: auch unter Nutzung ausgangssprachlicher Textproduktion)

der Wortarten

von Grundmustern der Wortbildungslehre

Varianten der Strukturierung

Wortfelder, Sachfelder

Übertragen lateinischer Lexikkenntnisse auf andere Sprachen

Fremdwort, Lehnwort, Fachwort; Bedeutungserschließung in weiteren Fremdsprachen

Kennen eines Satzmodells

Behandlung der syntaktischen Kasusfunktionen zweckmäßig im Zusammenhang mit dem Satzmodell und unter Nutzung ausgangssprachlicher Textproduktionen

Kennen der Kasusbedeutungen

Genitiv der Zugehörigkeit, ~ der Beschaffenheit, genitivus subiectivus/obiectivus, ~ partitivus

Objektsdativ, Dativ des Besitzers, ~ des Zwecks, ~ des Nach-/Vorteils

Objektsakkusativ, Akkusativ der Richtung, doppelter Akkusativ

Ablativ des Mittels, ~ des Grundes, ~ der Zeit, ~ des Ortes, ~ der Beschaffenheit,

~ des Vergleichs, ~ der Trennung

Übertragen der Kenntnisse über satzwertige Konstruktionen

AcI

participium coniunctum; ablativus absolutus

Übertragen der Kenntnisse über die Arten des unabhängigen Satzes

Berücksichtigung der kommunikativen Funktionen/Redeabsichten, der situativen und sozialen Einflüsse

Übertragen der Kenntnisse über die Hauptfunktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

Übertragen der Kenntnisse über die Hauptfunktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Indikativ: behauptete Wirklichkeit

Konjunktiv: angenommene Wirklichkeit

Imperativ: angeordnete Wirklichkeit

Kennen der Sinnrichtungen von Nebensätzen

Relativsatz, abhängiger Fragesatz, abhängiger Begehrssatz, Temporalsatz, Kausalsatz, Konzessivsatz, Adversativsatz, Finalsatz, Konsekutivsatz, Konditionalsatz, Komparativsatz, Modalsatz

Beherrschen der Formenlehre des Verbs

v. 2. FS: auch in Formen der ausgangssprachlichen Textproduktion

ggf. auch deduktiv-systematisierend

Konjugationsklassen sowie Tempora, Modi und Diathesen

weitere Verben: esse, posse; ire; ferre; velle, nolle, malle

Nominalformen: Infinitive Präsens und Perfekt in Aktiv und Passiv, Futur Aktiv; Partizipien

Beherrschen der Formenlehre des Substantivs und des Adjektivs

ggf. auch deduktiv-systematisierend

unregelmäßige Komparation als Wortschatz

Deklinationsklassen und Kasus

Beherrschen der Formenlehre der Pronomina

ggf. auch deduktiv-systematisierend

nicht-reflexive und reflexive Personal- und Possessivpronomina

Demonstrativ-, Interrogativ- und Relativpronomina; Pronominaladjektive

Kennen der Formenlehre der Numeralia

einige Grund- und Ordnungszahlen, ggf. als Wortschatz

Kennen der Formenlehre der Adverbien

auch deren Komparation

Einblick gewinnen in Kohärenz stiftende Elemente von Texten

Kohärenz auf grammatischer Ebene

explizite Wiederaufnahme: Proformen, Rekurrenzen

Verknüpfung durch direkte und indirekte Konnektoren: Konjunktionen und Partizipialkonstruktionen

Verflechtung durch grammatikalische Funktionen der Verbalinformationen (v. a. Tempora)

Kohärenz auf thematischer Ebene

Thema-Rhema-Abfolge: argumentativ, deskriptiv, explikativ, narrativ

Einblick gewinnen in die Verwendung rhetorischer Mittel

rhetorische Mittel als Änderungsoperationen: Hinzufügung, Auslassung, Umstellung, Ersatz

Wirkungsakzente: Anschaulichkeit, Eindringlichkeit, Spannung, Ästhetik, Adressatenkontakt

Kennen wesentlicher Textsorten

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Einblick gewinnen in die Bedingungen antiker Kommunikation und Literatur

vergleichende, kontrastierende oder ergänzende thematische Exkurse mit Bezug zu anderen Herkunftsländern (je nach Zusammensetzung der Lerngruppe)

Grundbedingungen

antike Medien, Lese-, Hör- und Lerngewohnheiten, Bildung, Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Erziehung und Unterricht

kritische Analyse der Gegenwart, Antike als Vergleichsfolie

Einblick gewinnen in die politische und gesellschaftliche Struktur und Organisation des römischen Staates und in das römische Rechtssystem

Republik/frühe Kaiserzeit

politische und gesellschaftliche Strukturen

Magistrate; der Senat; die Volksversammlung, die Volkstribunen; Patrizier, Plebejer; Klienten

rechtliche und soziale Beziehungen

römisches Bürgerrecht; Standesbeziehungen; standesspezifische Rollen der Frau, Rolle der Sklaven und Freigelassenen

Ausdehnung des römischen Reiches

Römer im heutigen Spanien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland

Militärwesen

Einblick gewinnen in wesentliche Ereignisse der römischen Geschichte

Schwerpunkt auf der Klärung von Zusammenhängen, nicht auf der Vermittlung vieler Daten

Epochen der römischen Geschichte

Vermittlung einer groben Struktur

Persönlichkeiten der römischen Geschichte und ihre Leistungen

Einblick gewinnen in die römische Kunst, Architektur und Technik

imitatio

Originalität der Römer, insbesondere in der Technik

Visualisierung und Erlebnisorientierung

Gebäudetypen, ihre Merkmale und ihre Funktion

öffentliche, religiöse, militärische Bauwerke; Wohngebäude, Palastanlagen

einige bedeutende Bauwerke

antike Kunstwerke

Skulptur, auch als Beispiel für Kunst im Dienst der Propaganda

Wandgemälde, Mosaiken

Einblick gewinnen in das römische Alltagsleben

Wohnen und Leben; Freizeit und Spiele; Kleidung und Schmuck; Speisen

Kulturleistungen der Römer

Tagesablauf; familia/Familie, Klientelwesen; Handel und Verkehr; Liebe und Sexualität; Hygiene

Einblick gewinnen in wesentliche Aspekte der antiken Mythologie und Religion

Grundstrukturen antiker Religiosität

Polytheismus, do ut des, Orakelwesen, Staatsreligion, Ahnenkult; kritische und aktualisierende Reflexion religiöser und ethischer Leitbilder

griechisch-römische Mythenkreise

Hauptgötter, wesentliche Mythen

Einblick gewinnen in das Fortwirken römischer Literatur, Kunst und Kultur in Sachsen, Deutschland und Europa

kulturelle Phänomene in diachronischer Sichtweise betrachten und bewerten

Exkursionen und Museumsbesuche, Sammeln lateinischer Inschriften im eigenen Umfeld, Internet

Wahlthema 1: Spielformen

Kennen von Funktion und Formen römischer Kinderspiele

Informationen sammeln aus antiken und modernen Quellen; Spieltypen, Spiele selber bauen und spielen, variieren, präsentieren

Materialien

Spielregeln

soziale und gesellschaftliche Rahmenbedingungen

Wahlthema 2: Ernährung

Kennen wesentlicher Aspekte der römischen Ernährung

Informationen sammeln, ausprobieren und ggf. variieren, präsentieren

soziale und gesellschaftliche Bedingungen

Nahrungsmittelangebot

Wahlthema 3: Kunst

Kennen von Darstellungsformen römischer Kunst

Auswahl aus Malerei, Architektur und Plastik

klassische Elemente

Informationen sammeln, ggf. vor Ort besichtigen, nachgestalten und variieren

Rezeption

Wahlthema 4: Götter

Kennen der wesentlichen Aspekte der römischen Götterwelt

nformationen sammeln, auswerten und mit anderen Gottesvorstellungen vergleichen, kreativ bearbeiten und präsentieren

anthropomorphes Gottesbild

Interpretatio Romana

Personifizierung abstrakter Begriffe

Prinzip: do ut des

Wahlthema 5: Umschlagplatz Ostia

Kennen der geographischen Gegebenheiten

Informationen sammeln, auswerten, kreativ umsetzen und präsentieren

Lagerhäuser

Piazzale delle Corporazioni

Flusshafen

Kennen des Warenangebots

Getreide, Luxuswaren

Gestalten eines eigenen Problemlösekonzepts für

Hafenanlage

Warentransport

Wahlthema 6: Kleidung, Schmuck, Frisur

Kennen von römischen Formen der Stilisierung des eigenen Äußeren

Informationen sammeln, auswerten, kreativ umsetzen und präsentieren

Bekleidung

Schmuck

Frisur

Wahlthema 7: Germania Romana

Kennen von Einflüssen römischer Kultur in den Provinzen und in den ihnen vorgelagerten Gebieten am Beispiel der Germania Romana

Informationen sammeln, auswerten, kreativ umsetzen und präsentieren

Exkursion

Limes als durchlässige Grenze

Handel als Motor des Kulturaustauschs

Umgang mit dem Fremden

Wahlthema 8: RomDeutsch: Lateinische Lehn- und Fremdwörter im Deutschen

Einblick gewinnen in die Stationen auf dem Weg zum RomDeutsch

Übernahme von Begriffen aus dem Lateinischen Anlehnung an lateinische Wörter

Präfixe, Suffixe

Beispiele aus Alltag, Medizin, Naturwissenschaften

Beispiele aus dem deutschen Sprachgebrauch und Verwendung im Kontext

Vorstellen der Wendungen und Einsetzen in den entsprechenden Kontext

Übertragen des bisher erworbenen lateinischen Wortschatzes und der bekannten Wortstämme auf Fremdwörter im deutschen Sprachgebrauch

auch in den modernen Fremdsprachen

Genusbildung und Artikelsetzung bei lateinischen Nomen im deutschen Sprachgebrauch

Alltägliches Latein

Kennen von lateinischen Formeln, Floskeln und Phrasen, die den Weg ins Deutsche gefunden haben

Wahlthema 9: Latein im Internet

Kennen einiger grundlegender Arbeitsweisen im Umgang mit dem Internet

Gebrauch von Suchmaschinen, Materialauswahl und kritischer Umgang mit Quellen

Internet als Recherchemedium und Informationsquelle

Datenschutz, Urheberrecht

Möglichkeit der individuellen Arbeit und Förderung

Nutzung von virtuellen Unterrichtsräumen

Präsentation von Projekten

Nutzung digitaler Lern- und Arbeitsmittel

Erstellung von eigenen Übungen mit unterstützenden, internetfähigen Programmen

Übungsformen mit Web-Browser

Latein als vorgezogene zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 8.2 - 9, Latein als zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 9

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler kennen weitere grundlegende Erscheinungen und Fachbegriffe aus den Bereichen Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen weitere Erscheinungen und Fachbegriffe, um Sachverhalte der antiken Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie vertiefen und erweitern ihre Kenntnis der verschiedenen Typen von Informationsträgern eines Textes.

Im Bereich der Textlinguistik erweitern sie ihre Kenntnisse insbesondere zur Verwendung rhetorischer Mittel. Sie gewinnen Einblick in den Bereich der Pragmatik.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Sie lernen Denkmöglichkeiten und Sprachformen kennen, um abweichende bzw. übereinstimmende Strukturen zweisprachiger Textfassungen zu beschreiben.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler entwickeln zunehmend komplexe, systematisch anwendbare Methoden des Textverstehens.

Die Schüler kennen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen. Sie kennen in Grundzügen wesentliche problemorientierte Interpretationsverfahren.

Dabei kennen sie die unterschiedliche Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen, die der unterschiedlichen Untersuchungsintensität entspricht.

Im Prozess des Textverstehens passen sie ihre Vermutungen und Kenntnisse stets bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchung an.

Hinsichtlich der Rekodierung kennen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache auf der Wirkungsebene.

Sie erweitern ihre Kenntnisse zu den spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Sie nutzen zunehmend selbstständig Verfahren der Rekodierung, um die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext,
  • in Übereinstimmung mit dem Ausgangstext auf der Wirkungsebene (in Ausnahmefällen) und
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben; dabei wenden sie in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses verschiedene Vorformen und Formen an.

Sie lernen die systematische Lektüre zweisprachiger Texte (bilinguale Kognition) kennen.

Durch sach- und problemorientierte Werk- bzw. Autorenlektüre und kursorische thematische Lektüre lernen sie verschiedene Gattungen antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Literatur und ihre pragmatischen Kontexte kennen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler kennen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen.

Sie kennen die Abhängigkeit eines Urteils von den ihm zugrunde liegenden Erkenntnisinteressen.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile zunehmender Komplexität, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts kennen sie Problemlösemodelle; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächenebene zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten zunehmend komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das Erfassen der Kernaussage fremdsprachiger Texte, das auf der Kombination einzelner (durch den Transfer vorhandener Sprachkenntnisse) verstandener Textteile basiert,
  • die Interpretation auch nichtlateinischer Sprachäußerungen mit Hilfe methodisch gesicherter Arbeitsschritte der Textanalyse (nur vorgezogene zweite Fremdsprache).

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler beherrschen verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation zunehmend komplexer Gegenstände, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt vor allem für Formen offenen Unterrichts und selbst organisierten Lernens. Dabei erweitern sie ihre Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; je nach Ausstattung der Schule setzen sich die Schüler mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien vertieft auseinander und erwerben Grundfähigkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Problemlösemedien und des interaktiven Lernens.

Sie nutzen Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen in der deutschen Sprache
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Beherrschen der Dekodierungsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf Textumfeld und -oberfläche begründete Vermutung über den zu erwartenden Textinhalt

systematisches Wahrnehmen aller im Textumfeld gebotenen Informationen

systematisches Wahrnehmen der oberflächigen Textgestaltung

auf vorherrschende Textmerkmale begründete Hypothese über den wahrscheinlichen Textinhalt

Erfassen möglicher vorherrschender Textmerkmale

Einblick gewinnen in die Dekodierung eines zweisprachigen Textes (bilinguale Kognition)

Verschränkung der Zuordnungs- und Analyseprozesse bei ständigem Abgleichen beider Texte; Bewertung der syntaktisch-semantischen Übereinstimmungen/Differenzen beider Texte; Orientierung auf das Verständnis des lateinischen Textes

in größeren Texteinheiten

in Wortgruppeneinheiten

Kennen der Interpretationsverfahren

Interpretation bei thematischer Lektüre in besonderem Umfang anhand zweisprachiger Textfassungen

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

bilinguale Kognition

systematisches Untersuchen der grammatischen Kohärenz

auf der sprachlichen Gestaltung des Textes beruhende Analyse

Untersuchen der Frequenz

Häufigkeit verschiedener Wortarten und rhetorischer Mittel

Untersuchen der semantischen Schwerpunkte

Wortfamilien, Wortfelder, Sachfelder; Akteure: Handlungsanteile, Charakteristik, zugeschriebene Rolle

Untersuchen des Sprachniveaus

Fülle des Ausdrucks

Verwendung rhetorischer Mittel

inhaltliche und formale Einordnung von Textelementen in den Textzusammenhang

Untersuchen des Textes als Texttotum:

kommunikative Funktion

Mündlichkeit/Schriftlichkeit: Formen und Funktionen der Verbreitung

Textsorte

Erzählstil/-haltung

Untersuchen der Textpragmatik

Voraussetzungen und Bedingungen der Textentstehung

Biographie und Einstellungen des Verfassers

Anlass und Umfeld der Textproduktion; soziale, kulturelle, literaturgeschichtliche Hintergründe

(imitatio und aemulatio)

konstitutive generische Normen („Gattungszwänge“)

Rezeption durch heutige Rezipienten

Deutung und vertiefende Umsetzung des in den Feststellungsakten Ermittelten

Weiterbearbeiten:

vertiefende kreative Umsetzung, insbesondere als computergestützte Präsentation

Beherrschen der Rekodierungsverfahren

unterschiedliche Relevanz der Rekodierungsverfahren bei Autoren-/Werk- bzw. thematischer Lektüre

Einblick gewinnen in die literarische Rekodierung

Übersetzung in Gleichwertigkeit mit dem Ausgangstext auf der Sach- und ansatzweise auf der Wirkungsebene

Beherrschen von durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingten Veränderungsoperationen

maßvoller Einsatz einzelner Veränderungsoperationen unter Berücksichtigung des Lernfortschritts und in klarer Regelabsprache

Veränderungen der Bedeutung einzelner Wörter/Wortgruppen

antonymische Übersetzung (z. B. hodie te non laudo – heute muss ich dich tadeln)

formal und/oder inhaltlich dichtere Übersetzung (z. B. ea, quae dicta sunt – die Worte)

konkretisierende Wiedergabe (z. B. consilium – weiser Rat)

Wiedergabe einer ausgangssprachlichen Metapher durch eine Metapher aus einem anderen Bereich

Paraphrasierung

Wiedergabe in einer der Norm der zielsprachlichen Textsorte entsprechenden Form (z. B. Marcus: ... – Markus sagte; Grußformeln in Briefen)

Beherrschen von auf den Erwerb und die Reflexion sprachlicher Mittel bezogenen Strategien

Beherrschen von Sprachverarbeitungsstrategien, die bei der rezeptiven Verarbeitung von Sprache eingesetzt werden

Beherrschen von auf das Lernen bezogenen Strategien

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Beherrschen eines erweiterten Grundwortschatzes

Ausweitung der sprachvergleichenden Betrachtung auf andere Herkunftssprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

Einführung der Wörter möglichst im Textzusammenhang unter Beachtung der syntaktischen und semantischen Valenzen, ggf. Arbeit mit einer Wortkunde

Beherrschen des Umgangs mit Informationsspeichern

Nutzung von Wörterverzeichnissen, Lexika, Bibliotheken, digitale Medien

Arbeit mit einem ausführlichen zweisprachigen Wörterbuch

elektronisch oder nicht-elektronisch

Erfassen des Aufbaus und der Struktur der Lemmata unter Berücksichtigung des Abkürzungsapparates

Beherrschen eines Satzmodells

weitere Füllungsarten

Kennen weiterer Kasusbedeutungen

Dativ des Urhebers

Genitivus des Wertes (gen. pretii)

Ablativ der Wertbestimmung (abl. pretii); ~ der Herkunft (abl. originis); ~ der Beziehung (abl. respectus); ~ des Maßes bzw. Unterschiedes (abl. mensurae/discriminis)

Beherrschen weiterer satzwertiger Konstruktionen

Wesen, syntaktische Funktion und Wiedergabemöglichkeiten der jeweiligen

satzwertigen Konstruktion

Gerundium, Gerundivum

ablativus absolutus, auch nominal

Übertragen der Kenntnisse über weitere Funktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

historischer Infinitiv

Übertragen der Kenntnisse über weitere bzw. weiter differenzierte Funktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Kennen der Besonderheiten im Zusammenhang mit Nebensätzen

obliquer Konjunktiv

Relativsätze mit Nebensinn

Kennen der Arten der Rede

direkte und indirekte Rede

Gestaltung von Aussage, Frage und Aufforderung oder Wunsch, außerdem Tempus- und Modusgebung sowie Gebrauch der Pronomina

Kennen der Formenlehre ausgewählter Verben

fieri; Verba defectiva, Deponentien

Nominalformen: Gerundium, Gerundivum

ggf. als Wortschatz

Kennen der Formenlehre weiterer Pronomina

Indefinitpronomina

Kennen der Kohärenz stiftenden Elemente von Texten

Kohärenz auf grammatischer Ebene

Substitutionen: Synonyme, Metaphern

Kennen der Verwendung rhetorischer Mittel

rhetorische Mittel als Änderungsoperationen: Änderung in Form von Hinzufügung, Auslassung, Umstellung, Ersatz

Wirkungsakzente: Anschaulichkeit, Eindringlichkeit, Spannung, Ästhetik, Adressatenkontakt

Kennen des Zusammenhangs von Textfunktion und Textsorte

kommunikative Funktionen

Textsorten

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

nur v. 2. FS, Klassenstufe 8.2 als Erstlektüre:

Kennen der Gattung Biographie anhand der Darstellung bedeutender Persönlichkeiten der Antike bzw. des Mittelalters

schülerorientierte Auswahl und Schwerpunktsetzung

Nepos, Vitae; Augustus, Res gestae (Monumentum Ancyranum); Einhard, Vita Caroli; Sueton; Hieronymus, De viris illustribus; spätantike und mittelalterliche Hagiographie; Charles François Lhomond, De viris illustribus urbis Romae a Romulo ad Augustum

Einüben von Lektürefähigkeit

Fähigkeiten des Textverstehens und sachorientierten Interpretierens

Umgang mit Lexik

Sicherungsformen, Nachschlagewerke

Darstellungsmittel; Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion

Perspektiv- und Interessengebundenheit der Darstellung

Idealisierung und Klischee als Strukturmerkmal der Darstellung

Kennen der Gattung Fabel anhand ausgewählter Texte des Phaedrus

Darstellungsmitte

Verfremdung als literarisches Mittel

brevitas und Antithetik als Prinzipien phädrinischer narrationes: Typen mit polaren Handlungsmustern als bevorzugte Handlungsträger

deutende Pro- und Epimythien als Rezeptionsanweisungen

Wirkungsabsicht

docere et movere

ethische Belehrung, Verwandtschaft zur Satire

Möglichkeiten literarischer Kritik an menschlichen Schwächen oder an gesellschaftlichen Strukturen bzw. Normen

Herkunft und Fortwirken der Fabeldichtung in der europäischen Tradition

Äsop als Archeget der abendländischen Fabeldichtung

direkte und indirekte Rezeption: Avianus, Romulus-Corpus, mittelalterliche Fabeln (Odo von Cherington) Luther, La Fontaine, Lessing, moderne Fabel; Rezeptionen in der Kunst

Übertragen der gewonnenen Kenntnisse auf eigene Erfahrungshorizonte

Rollenspiele und andere aktualisierende Produktionen, auch unter Nutzung moderner Medien

kritische und aktualisierende Reflexion ethischer Normen

Kennen der Biographie und des literarischen Werkes Caesars anhand ausgewählter Texte aus De bello Gallico

wesentliche biographische Angaben

Caesar als Person, Politiker und Schriftsteller

Überblick über Caesars Werk De bello Gallico

das annalistische Prinzip als Prinzip der Darstellung

Hirtius als Verfasser des achten Buches

Selbstdarstellung und Rechtfertigung; De bello Gallico als Mittel politischen Handelns

Grundsätzliches zur römischen Macht- und Eroberungspolitik; gallische und germanische Kritik am römischen Imperialismus (bes. 7,77)

die Commentarii zwischen Erfüllung der Verwaltungsvorschriften und Eigeninteressen

Begründung des strategischen Vorgehens aus der Perspektive der politischen Rechtfertigung

Erzählperspektive und Erzählhaltung

Techniken der Leserlenkung

Motivtechnik

Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und erzählter Wirklichkeit: Euphemismen, Auslassungen, Typisierung, Extensität der Darstellung

aktualisierende Anwendungen, auch unter Nutzung moderner Medien

Caesar als römischer Ethnograph

Topoi der Barbarendarstellung (z. B. Freiheitsdrang; Fehlen intensiven Ackerbaus; Abwehr von Fremdeinflüssen durch Handelsfeindlichkeit etc.)

die Romanisierung Galliens als Ziel der Gallienpolitik Caesars

pragmatische Bezüge

Problematik römischer Machtpolitik: bellum iustum; pacare

Rechtspositionen gegenüber anderen Völkern (foederati, socii, amici); Rom und seine Provinzen; die keltisch-römischen Beziehungen vor dem Gallischen Krieg

Feldherrn-Ideal (z. B. der Feldherr als patronus) und virtutes imperatoriae

politische Rahmenbedingungen;

Caesars Kommentarienstil (z. B. Verwendung der Er-Form zur Bezeichnung der eigenen Person)

Fall- und Konfliktanalysen (Entstehung, Interessen, Macht, Recht, Lösungsmöglichkeiten, Folgen)

Einblick gewinnen in Formen der mittellateinischen und neulateinischen Literatur

grober Überblick anhand der Lektüre verschiedener Autoren/Gattungen

Mittellatein: Historiographie, Enzyklopädie, Biographie, Legenden, Novellen, scholastische Literatur, Vagantenlyrik

Neulatein: Anekdoten, Satiren, Traktate, Schülergespräche, Hirtengedichte, Gelegenheitsgedichte, Reiseliteratur, Entdeckungsliteratur

ggf. unter Einbeziehung lokaler lateinischer Literatur und aktueller Veröffentlichungen im Internet

sprachliche Besonderheiten

Fortentwicklung des Lateinischen im Vulgärlatein und in den romanischen Sprachen

Nutzen vorhandener Fremdsprachenkenntnisse

Spektrum der spezifischen literarischen Gattungen profaner und religiöser Literatur

Historiographie (Otto von Freising)

Enzyklopädie (Isidor von Sevilla)

Biographie (Einhard; Notker Balbulus)

Legenden (Navigatio Sancti Brendani; Jacobus de Voragine)

Novellen (Petrus Alfonsi; Gesta Romanorum; Enea Silvio Piccolomini, De duobus amantibus historia)

scholastische Literatur (Abaelard, Thomas von Aquin)

religiöse Literatur (Caesarius von Heisterbach, Hrotsvitha von Gandersheim)

Vagantenlyrik (Carmina burana, Studentenlieder)

Anekdoten/Fazetien (Poggio; Heinrich Bebel)

Apophthegmata (Erasmus von Rotterdam)

(satirische) Reden (Erasmus, Laus Stultitiae; Erasmus, Querela Pacis; Melanchthon, De miseriis paedagogorum oratio)

Traktate (Pico della Mirandola, Oratio de hominis dignitate)

Schülergespräche (Petrus Mosellanus, Juan Luis Vives, Maturnius Corderius)

Originäres und Instrumentalisierung antiker Texte

Wahlthema 1: Entdeckungsliteratur

Kennen wesentlicher Aspekte der Entdeckungen der frühen Neuzeit anhand ausgewählter Texte der Entdeckungsliteratur

Amerigo Vespucci: Mundus novus

Petrus Martyr Anglerius: De orbe novo decades octo

Franciscus de Victoria: De Indis recenter inventis et de iure belli Hispanorum in barbaros relectiones

Paulus Iovius: Elogia virorum bellica virtute illustrium

Juan Ginés de Sepúlveda: De rebus Hispanorum ad novum terrarum orbem Mexicumque gestis, Apologia pro libro de iustis belli causis

Bartolomé de Las Casas: Adversus persecutores et calumniatores gentium novi orbis ad oceanum reperti apologia

Theodor de Bry, Collectiones peregrinationum in Indiam orientalem und Indiam occidentalem

Rançonier: Litterae annuae provinciae Paraquariae Societatis Iesu

Wahrnehmung und Darstellung des Fremden in der Literatur

Völker, Kulturen, Religionen

Übernahme antiker ethnologischer Vorstellungen, teils idealisierend („der edle Wilde“), teils pejorativ („Sklavennatur der amerikanischen Ureinwohner“)

Beschreibung des Fremden als Kuriosität

Kannibalismus und antike Vorbilder

Tier- und Pflanzenwelt

Beschreibung des Fremden in den Begriffen des Bekannten bei Plinius d. Ä.

Beurteilen theoretischer und praktischer Strategien im Umgang mit fremden Kulturen

Eroberung und Kolonialismus; Christianisierung Imperialismus und christlicher Humanismus

Las Casas und Sepúlveda zur Behandlung der Indios

der Jesuitenstaat

moderne Formen des Kolonialismus

Podiumsdiskussion

Wahlthema 2: Urbs Roma

Übertragen der Kenntnisse über die Struktur einer antiken Stadt

Einblick gewinnen in die ideelle Bedeutung der Stadt Rom

Stadtgeschichte und Topographie

Gründungssage bei Livius (I,6,3 - 7,3)

Lage der Stadt bei Cicero (de re publica II, 5; 10 - 11)

Hügel bei Varro (de lingua Latina 5,1 - 11), Tiber bei Livius (II 5, 3 - 4)

Rom als Modell der römischen Stadt

stadtfunktionale Gebäude und Infrastruktur

Auswahl einiger Aspekte: Kapitol bei Vitruv, Palatin bei Sueton (Divus Augustus 72, 1 - 2), Velleius Paterculus (II 14, 3), Forum bei Sueton, Gellius (Noctes Atticae XIV 7, 7), Circus Maximus bei Plinius d. J., Kolosseum bei Augustinus, Wasserversorgung bei Plinius (NH XXXVI, 123) und Frontin (de aquaeductu urbis Romae 4 - 16); religiöse und kulturelle Einrichtungen bei Cicero, Livius; Handel, Verkehr und Wirtschaft bei Varro; Hygiene bei Vitruv, Ovid

Architektur und Herrschaft

Ara Pacis bei Augustus und Ovid

Kunst im Dienst der Propaganda

Leben in Rom

Cicero, Ovid, Seneca, Juvenal

Vor- und Nachteile für verschiedene Bevölkerungsgruppen

Roma aeterna

Vergil, Erasmus, Luther, Goethe

Rom als Inbegriff von Kultur und Zivilisation bei den Römern

Motiv der Stadtflucht bei Horaz, Properz, Tibull

Übertragen der Kenntnisse auf eigene Lebenswelt

Vergleich mit modernen Städten

Präsentationen unter Nutzung moderner Medien

Exkursionen

Latein als vorgezogene zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 10, Latein als zweite Fremdsprache/Lektürephase Klasse 10

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler verwenden die grundlegenden Fachbegriffe aus den Bereichen Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen weitere Erscheinungen und Fachbegriffe, um Sachverhalte der antiken Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie vertiefen und erweitern ihre Kenntnis der verschiedenen Typen von Informationsträgern eines Textes.

Sie erweitern ihre Kenntnisse textlinguistischer Grundlagen und festigen ihre Kenntnisse im Bereich der Pragmatik.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Sie kennen Denkmöglichkeiten und Sprachformen, um abweichende bzw. übereinstimmende Strukturen zweisprachiger Texte zu beschreiben.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler nutzen zunehmend komplexe, systematisch anwendbare Methoden des Textverstehens (Dekodierung).

Die Schüler verstehen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen und nutzen wesentliche problemorientierte Interpretationsverfahren.

Dabei wenden sie ihre Kenntnisse der unterschiedlichen Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen im Prozess des Textverstehens an, um ihre Vermutungen und Kenntnisse stets bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchung anzupassen.

Hinsichtlich der Rekodierung beherrschen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und kennen das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache auf der Wirkungsebene.

Sie erweitern ihre Kenntnisse zu den spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Sie nutzen selbstständig Verfahren der Rekodierung, um die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext, 
  • in Übereinstimmung mit dem Ausgangstext auf der Wirkungsebene (punktuell) und
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben; dabei wenden sie in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses verschiedene Vorformen und Formen an.

Sie erarbeiten sich ein gesichertes Textverständnis auch durch systematische Lektüre zweisprachiger Texte (bilinguale Kognition).

Durch sach- und problemorientierte Autoren- bzw. Werklektüre und durch kursorische thematische Lektüre lernen sie weitere Textsorten antiker Literatur und ihre pragmatischen Kontexte kennen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler beherrschen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen.

Sie kennen die Abhängigkeit eines Urteils von den ihm zugrunde liegenden Erkenntnisinteressen.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile zunehmender Komplexität, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts beherrschen sie Problemlösemodelle; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächenebene zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten zunehmend komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das Erfassen der Kernaussage fremdsprachiger Texte, das auf der Kombination einzelner (durch den Transfer vorhandener Sprachkenntnisse) verstandener Textteile basiert, und
  • die Interpretation auch nichtlateinischer Sprachäußerungen mit Hilfe methodisch gesicherter Arbeitsschritte der Textanalyse.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler wenden verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation zunehmend komplexer Gegenstände an, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt vor allem für Formen offenen Unterrichts und selbst organisierten Lernens. Dabei erweitern sie ihre Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; je nach Ausstattung der Schule setzen sich die Schüler mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien vertieft auseinander und erwerben Grundfähigkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Problemlösemedien und des interaktiven Lernens.

Sie nutzen ihre erweiterten Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen in der deutschen Sprache
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Anwenden der Dekodierungsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf Textumfeld und -oberfläche begründete Vermutung über den zu erwartenden Textinhalt

methodenbewusster Umgang mit Hypothesen

auf vorherrschende Textmerkmale begründete Hypothese über den wahrscheinlichen Textinhalt

methodenbewusster Umgang mit Hypothesen

Kennen der bilingualen Kognition

Beherrschen der Interpretationsverfahren

Interpretation bei thematischer Lektüre in besonderem Umfang anhand zweisprachiger Textfassungen

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf der sprachlichen Gestaltung des Textes beruhende Analyse

Untersuchen der semantischen Schwerpunkte

Wortfamilien, Wortfelder, Sachfelder; Akteure:
Handlungsanteile, Charakteristik, zugeschriebene Rolle

Untersuchen der Gedankenführung und der Argumentationsstruktur

Untersuchen des Sprachniveaus

Stilebenen und Stilqualitäten

Abstraktionsgrad der Aussage

Untersuchen der Textpragmatik

Vergegenwärtigung historischer Verstehensvoraussetzungen

Rezeption durch die direkten Adressaten (Zeitgenossen)

Rezeption durch spätere Rezipienten in Mittelalter und Neuzeit

Deutung und vertiefende Umsetzung des in den Feststellungsakten Ermittelten

Weiterbearbeiten

vertiefende kreative Umsetzung durch produktive Verfahren der Textrezeption, vorzugsweise unter Nutzung moderner Medien (Computer als Präsentationsmedium)

Paraphrase

literarische Rekodierung

Anwenden der Rekodierungsverfahren

unterschiedliche Relevanz der Rekodierungsverfahren bei Autoren-/Werk- bzw. thematischer Lektüre

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Beherrschen eines erweiterten Grundwortschatzes

Einführung der Wörter möglichst im Textzusammenhang unter Beachtung der syntaktischen und semantischen Valenzen, ggf. Arbeit mit einer Wortkunde

Herstellung von Verbindungen zu deutschen Lehn- und Fremdwörtern und zu Fachausdrücken anderer Fächer

Ausweitung der sprachvergleichenden Betrachtung auf andere Sprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

Beherrschen weiterer Kasusbedeutungen

Genitiv der Erklärung (gen. explicativus); des Wertes (gen. pretii)

Akkusativ des Ausrufs; ~ der Beziehung (accusativus Graecus)

Ablativ der Wertbestimmung (abl. pretii); ~ der Herkunft (abl. originis); ~ der Beziehung (abl. respectus); ~ des Maßes bzw. Unterschiedes (abl. mensurae/discriminis)

Kennen weiterer satzwertiger Konstruktionen

NcI

Beherrschen der Funktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

Tempusrelief

Beherrschen weiterer bzw. weiter differenzierter Funktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Konjunktiv: Wunsch (Optativ), Aufforderung (Hortativ, Iussiv, Prohibitiv), Möglichkeit (Potentialis), Nichtwirklichkeit (Irrealis), überlegende Frage (Deliberativ)

Einblick gewinnen in die Formenlehre der Semideponentien

ggf. als Wortschatz

Beherrschen der Formenlehre der Pronomina

auch: Pronominaladjektive

Kennen der Kohärenz stiftenden Elemente von Texten

textgrammatische Analyse (Textsyntax, Textsemantik)

Beherrschen der Grundlagen der Verwendung rhetorischer Mittel

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Einblick gewinnen in Theorie und Praxis der Rhetorik

Übertragen der Kenntnis rhetorischer Grundbegriffe am Beispiel ausgewählter Texte aus Ciceros Reden

Auszüge aus Reden verschiedener Redegenera

Gerichtsrede, politische Rede

pragmatische Kontexte der späten Republik

Stellenwert der Rhetorik in Bildung, Gerichtswesen und Politik

römisches Prozesswesen

Bedingungen römischer Politik (Mischverfassung; Institutionen der res publica; Herrschaftsstrukturen)

Überblick über Leben und Werk Ciceros

Cicero als eques (Sozialstruktur der römischen Gesellschaft)

politischer Werdegang des homo novus: Ämterlaufbahn (cursus honorum); Erfolg und Scheitern

Cicero als Repräsentant der lateinischen Sprache (Umformung der griechischen Terminologie ins Lateinische) und römischen Denkens (fides, humanitas, iustititia, libertas, pietas, religio, virtus als zentrale Wertbegriffe)

antike Theorien der Rhetorik

griechische Rhetorik: die Lehren vom credibile (eikós) und vom aptum (prépon) als Grundlagen der Überredungskunst; Tradition der sophistischen Schulrhetorik (Gorgias); Betonung des Wahrheitsmoments durch Sokrates/Platon; Demosthenes als Vorbild für Cicero

Rhetorik in der Kaiserzeit: Seneca der Ältere; Quintilian

Verantwortung des Redners (Cato: vir bonus dicendi peritus); Gefahren, die von der Rhetorik ausgehen können (Fanatisierung der Zuhörer durch Demagogie)

mögliche weitere Lektüre: Deklamationen, Suasorien

Grundbegriffe der Rhetorik

Redearten; zentrale Aufgaben des Redners; Arbeitsstadien des Redners;

Kompositionsprinzipien; Aufbau einer Rede

Aufgaben/Funktionen einer Rede

Wirkungsmöglichkeiten von Sprache

rhetorische Darstellungsmittel und beabsichtigte Wirkungen

historische Reden, politische Reden der Gegenwart, Festreden

Formen psychologischer Beeinflussung

captatio benevolentiae; Schwarz-Weiß-Malerei

Argumentationsstrategien

„untechnische“ Beweise und „technische“ (künstliche) Beweismittel (Wahrscheinlichkeitsargumente; Berufung auf Exempla und Autoritäten)

Gestalten und Inszenieren eigener Redepartien, auch aktualisierend, Bedeutung von Intonation, Mimik und Gestik

Pro- und Kontra-Debatte bei politischen Themen

Verhältnis von Anspruch (Ciceros Ideal des orator sapiens) und Wirklichkeit (das Wort als Waffe und Propagandamittel)

Kennen wesentlicher Aspekte des Werks Catulls anhand ausgewählter Gedichte

Dichtung und Erleben – das lyrische Ich

Vermeidung unreflektierter Gleichsetzung von lyrischem Ich und Autor; Selbstanreden als Form der Distanzierung vom eigenen Ich; Selbstironie

Dichtung als Form der Daseinsbewältigung in Zeiten der politischen Krise

Selbstverständnis der Neoteriker: Rückzug ins Private; poeta-doctus-Ideal; Antithese von Quantität und Qualität

Geschlechterrollen bei Catull

Beeinflussung zwischenmenschlicher Beziehungen durch soziale Normen

Emanzipation von gesellschaftlich gefordertem Verhalten (vom mos maiorum)

Verabsolutierung der erotischen Liebe: servitium amoris

Klischees als literarische Motive

Dichtersprache, Textsorten und Versmaße

Dichtersprache: z. B. Catulls Vorliebe für Deminutiva

Textsorten: lyrische Kurzgedichte (Gefühlslyrik); Epigramme; iambische Invektiven; Epyllion

Versmaße: bes. elegisches Distichon

Rezeption in Literatur, Musik und bildender Kunst

Thornton Wilder, Ides of March

Vertonungen: Carl Orff, Catulli Carmina

Motivgeschichte: Stoffe und Motive in wechselnder Gestalt

aktualisierende Produktionen, auch unter Nutzung moderner Medien

Wahlthema 3: Stellung der Frau in diachronischer Sicht

Kennen wesentlicher Aspekte der Geschlechterrolle römischer Frauen und der Möglichkeiten und Grenzen ihrer Lebensgestaltung

Möglichkeit zur Annäherung an modellorientierte Interpretation: Erstellen eines komplexeren Modells anhand vielfältiger Quellen aus Literatur und Gebrauchstexten

Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion

Perspektiv- und Interessengebundenheit der Darstellung

Darstellung der Clodia bei Cicero

Darstellung der Frauen bei Ovid

Idealisierung und Klischee als Strukturmerkmal der Darstellung

Lucretia bei Livius, Lesbia bei Catull, Brief der Cornelia bei Nepos; Calpurnia bei Plinius d. J. (epist. 4,19; als Kontrastfolie: Sempronia bei Sallust, Catil. 25); Laudatio Turiae

Beurteilen der Möglichkeiten und Grenzen der Lebensgestaltung der Frauen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft

Spektrum positiv und negativ sanktionierter Geschlechterrollen sowie Idealvorstellungen

gesellschaftliche Rollen und Eheverständnis

Rechtsstellung und Zugang zu materiellen und ideellen Ressourcen

Zugang zu Bildung

Gestalten eines eigenen Lebensentwurfs

behutsames, nicht unkritisches Überprüfen des eigenen bzw. des gesellschaftlichen Verständnisses von Geschlechterrollen

Wahlthema 4: Plinius d. J.

Einblick gewinnen in gesellschaftliche, politische und naturwissenschaftliche Hintergründe römischer Wirklichkeit

Kennen der Gattung Brief anhand der Briefe des Plinius d. J.

wesentliche biographische Angaben

Plinius als Mensch, Politiker und Schriftsteller (vgl. CIL V 5262)

Gattung Brief

Brief als literarische Ausdrucksform

Qualitäten und Struktur der Pliniusbriefe

monothematische Anlage und inhaltliche Geschlossenheit; literarische Durchformung; Konzentration auf das Exemplarische und Allgemeingültige; farbige Anschaulichkeit, z. B. durch Einbeziehung anekdotischen Materials

wiederkehrende Bauform („Schema“): Hinführung zum Thema – Profilierung des zu behandelnden Punktes – Entfaltung des präzisierten Themas – Schlusspointe oder Schlussparänese

exemplarische Vertiefung anhand ausgewählter Briefe

epist. 6, 16 und 6, 20: Vesuvausbruch des Jahres 79

epist. 7, 27: Gespenstergeschichten (Plinius als Erzähler)

epist. 8, 16; 5, 19; 3, 14: Stellung der Sklaven und Freigelassenen

epist. 1, 9: Stadtleben versus Landleben

epist. 9, 6: Unwert der Wagenrennen im Circus

epist. 5, 16: Nachruf auf ein tapferes Mädchen (Plinius als Verfasser von Charakterbildern und laudationes funebres)

epist. 8, 22: Qui vitia odit, homines odit! (humanitas des Plinius; Plinius als Stoiker)

epist. 6, 27; 6, 29 und 8, 24: politisches Leben in Rom oder Selbstdarstellung und Rechtfertigung seiner Tätigkeit als Statthalter (zu 8, 24 vgl. Cic. ad Quintum fratrem 1, 1: Griechenland als Wiege der Kultur)

epist. 10, 96: Plinius und die Christen; Auseinandersetzung der Römer mit dem Christentum

Wahlthema 5: Römische und eigene Wertvorstellungen

Kennen römischer Wertvorstellungen anhand der thematischen Lektüre einschlägiger Prosatexte

Sprichwörter: z. B. August Otto, Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer

Rechtsregeln: z. B. in dubio pro reo; ne bis in idem; nulla poena sine lege; qui tacet, consentire videtur; ultra posse nemo obligatur

Sentenzen: z. B. Publilius Syrus, Sententiae

Exempla: z. B. Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia, einfachere philosophische Texte von Cicero und Seneca

Einbeziehung von Zusatztexten aus Spätantike, Mittelalter und Neuzeit, um die Bedingtheit (= die Kulturspezifik und die Zeitgebundenheit) von Wertvorstellungen und deren Begründungen zu veranschaulichen:

z. B. Vulgata

z. B. Laktanz, Divinae institutiones

z. B. Picco della Mirandola, Oratio de hominis dignitate

Kennen zentraler römischer Wertbegriffe und Wertedefinitionen

bes. concordia, fides, dignitas, humanitas, libertas, mos maiorum, pietas, virtus

Einblick gewinnen in weitere römische Wertbegriffe

z. B. amicitia, auctoritas, clementia, felicitas, gloria, gravitas, pudor/pudicitia

Kanon der Kardinaltugenden

Sich positionieren zu Entstehung, Verfestigung und Aktualisierung von Wert- und Normvorstellungen

die römische Werteordnung als historisches Phänomen: Wertvorstellungen zwischen Wandel und Dauer:

römischer Traditionalismus: der mos maiorum als verhaltensregulierender (= stabilisierender) Orientierungsrahmen für das individuelle und kollektive Handeln der Römer

Vorbildwirkung der griechischen Kultur (Hellenisierung Roms; Scipionenkreis); Aneignung der griechischen Philosophie; Primat der Ethik in der römischen Philosophie (facere docet philosophia)

Wertewandel unter christlichem Einfluss (Infragestellung überkommener Werte; Gleichheit aller Menschen vor Gott; caritas = Nächstenliebe; fides = Glaube; ora et labora: labor als Wertbegriff)

„zivilisatorischer Fortschritt“; Europa als Erinnerungs- und Wertegemeinschaft

Gestalten eines eigenen Lebensentwurfs

Auseinandersetzung mit (tatsächlich oder vermeintlich) konkurrierenden Konzepten (utilitas ↔ honestas; vita activa ↔ vita contemplativa)

Relativierung und ggf. Neubewertung eigener Wertvorstellungen durch Kontrasterfahrungen (partielle „Allomorphie“ der römischen Werteordnung)

Erkennen von ideengeschichtlichen Zusammenhängen durch Kontinuitätserfahrungen (partielle „Isomorphie“ der römischen Werteordnung)

Wahlthema 6: Mutter Latein und ihre romanischen Töchter

Einblick gewinnen in das Spektrum der romanischen Sprachen

Portugiesisch und Spanisch als iberoromanische, Französisch als galloromanische, Italienisch als italoromanische, Rumänisch als balkanromanische Standardsprache(n)

Verbreitung der romanischen Sprachen in Europa und in der „Romania nova“ (v. a. in Kanada, in Lateinamerika und in Teilen Afrikas)

Einblick gewinnen in die Entstehungsbedingungen der romanischen Idiome

Romanisierung und Latinisierung der zur Romania zählenden Provinzen

Entstehung der romanischen Sprechsprachen aus dem Vulgärlatein

Übertragen lateinischer Lexikkenntnisse auf die romanischen Sprachen zum Zwecke der Bedeutungserschließung

Veranschaulichung der genealogischen Zusammengehörigkeit der romanischen Sprachen über lateinische Wörter mit panromanischem Fortleben

Transfer italienischer, französischer oder spanischer Lexikkenntnisse auf das Lateinische zum Zwecke der Bedeutungserschließung

Anwenden vorhandener Fremdsprachenkenntnisse in sprachvergleichenden Betrachtungen

synthetischer Charakter der lateinischen Sprache ↔ analytischer Charakter der romanischen Sprachen (Ersetzung von Einwortformen durch Mehrwortformen, z. T. nach vulgärlateinischem Muster)

Demonstrativum ille/illa als Basis für die Ausbildung des best. Artikels in den romanischen Sprachen

Verdrängung der klassischen AcI-Konstruktion durch Nebensätze mit einleitender Konjunktion

Wahlthema 7: Römer und Briten, Latein und Englisch

Anwenden vorhandener Fremdsprachenkenntnisse

Romanitas in Britannien: erste Sprachkontakte zur Zeit der römischen Besetzung (doch ohne nachhaltige Latinisierung)

Einblick gewinnen in die englische Geschichte und die Geschichte der englischen Sprache

direkte und indirekte Übernahmen lateinischer Wörter und syntaktischer Strukturen im Gefolge der Christianisierung (ab 597), im Gefolge der normannischen Eroberung (William the Conqueror) und im Gefolge von Renaissance und Humanismus

Transfer lateinischer Lexikkenntnisse aufs Englische zum Zwecke der Bedeutungserschließung

Herausarbeitung von Bedeutungsverengungen, Bedeutungserweiterungen und Bedeutungsverschiebungen

Transfer englischer Lexikkenntnisse aufs Lateinische zum Zwecke der Bedeutungserschließung

das Englische als „halbromanische Sprache“ (Stroh)

Anwenden vorhandener Fremdsprachenkenntnisse in sprachvergleichenden Betrachtungen

Markierung abgeleiteter Adverbien durch eigene Morpheme im Lateinischen persönliches Passiv, lateinisches Gerundium und englisches gerund

Latein als dritte Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler kennen grundlegende Erscheinungen und Fachbegriffe aus den Bereichen Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen weitere wesentliche Erscheinungen und Fachbegriffe, um außersprachliche Sachverhalte der antiken Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie kennen die verschiedenen Typen von Informationsträgern (Kerninformationen und deren Ergänzungen) eines Textes und deren allgemeinen Sinngehalt.

Im Bereich der Textlinguistik lernen sie wesentliche Formen der thematischen Entfaltung, der expliziten Wiederaufnahme sowie einige grundlegende Textsorten kennen.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Sie lernen Denkmöglichkeiten und Sprachformen kennen, um abweichende bzw. übereinstimmende Strukturen zweisprachiger Texte zu beschreiben.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler lernen exemplarische Themenbereiche der antiken Kultur und ihres Fortwirkens kennen.

Die Schüler verbinden die einzelnen Verfahrensweisen der Dekodierung zunehmend zu komplexen Methoden des Textverstehens:

  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Oberflächenstruktur eines Textes erarbeiten die Schüler sich ein Netz (ggf. auch konkurrierender) plausibler Vermutungen über deren Inhalt.
  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Tiefenstruktur eines Textes überprüfen sie ihre Vermutungen und erarbeiten sich ein der Intensität der Dekodierung (kursorisch, statarisch) entsprechend gesichertes Textverständnis. Besonderes Gewicht liegt dabei auf der Genauigkeit bei der Überprüfung der zuvor aufgestellten Thesen.
  • Sie erarbeiten sich ein gesichertes Textverständnis auch durch systematische Lektüre zweisprachiger Texte (bilinguale Kognition).

In besonderem Maße nutzen und vertiefen sie ihr Wissen und ihre Kompetenz in drei Fremdsprachen sowie in Deutsch (ggf. auch in weiteren Sprachen) im Rahmen vergleichender Sprachbetrachtung.

Latein als dritte Fremdsprache berücksichtigt besonders die Sprachrezeption. In Verbindung mit der geringen Stundenzahl führt dies zu einer Betonung von Dekodierung und Interpretation und zu einer zwingenden Verringerung der Rekodierungsanteile in der Spracherwerbsphase.

In der Folge verwenden die Schüler in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses unterschiedliche Formen der Dokumentation des Textverständnisses.

Arbeits- und Teilrekodierung wenden sie lediglich punktuell an, um ggf. die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext,
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben. Dabei kennen sie das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene sowie die spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Die Schüler lernen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen und wesentliche sachorientierte Interpretationsverfahren kennen. Dabei eröffnet besonders die bilinguale Kognition angemessene Zugänge.

Sie kennen die unterschiedliche Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen, die der unterschiedlichen Untersuchungsintensität entspricht.

Im Prozess des Textverstehens passen sie ihre Vermutungen und Kenntnisse stets bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchung an.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler kennen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen, die sie im Prozess der Dekodierung, Interpretation und ggf. Rekodierung getroffen haben. Im Rahmen von De- und ggf. Rekodierung zählt hierzu insbesondere die zusammenhängende Wiedergabe des eigenen Textverständnisses etwa in Form einer Inhaltsangabe, Paraphrase oder ggf. Rekodierung.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts lernen sie Problemlösemodelle kennen; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächen- zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das auf der Synthese von Vermutungen bzw. von Thesen zu Textteilen basierende Erfassen der Aussage fremdsprachiger Texte, das auf dem Transfer linguistischer Kenntnisse beruht.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler beherrschen verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation zunehmend komplexer Gegenstände, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt ganz besonders für Formen offenen Unterrichts. Dabei kennen sie Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; je nach Ausstattung der Schule setzen sich die Schüler mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien auseinander und lernen Möglichkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Problemlösemedien und des interaktiven Lernens kennen.

Sie nutzen Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken, die sie im Zusammenhang mit Dekodierung, Interpretation und Rekodierung erwerben:

  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen in der deutschen Sprache
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien
  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

siehe Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Kennzeichnung: ‚3. FS’ beachten!

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Beherrschen

Ausweitung der sprachvergleichenden Betrachtung auf andere Herkunftssprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

der Aussprache

c wie k; ti als t-i

der Betonung

der Lautlehre

Beherrschen

Einführung der Wörter möglichst im Textzusammenhang

eines Grundwortschatzes

der Wortarten

von Grundmustern der Wortbildungslehre

Varianten der Strukturierung

Wortfelder, Sachfelder

Übertragen lateinischer Lexikkenntnisse

Fremdwort, Lehnwort, Fachwort; besonderes Gewicht liegt auf der Bedeutungserschließung in weiteren Fremdsprachen

Kennen eines Satzmodells (Satzpositionen, Füllungsarten)

Kennen der Kasusbedeutungen

syntaktische Beschreibungsebene sollte von untergeordneter Bedeutung sein

Genitiv zum Ausdruck der Zugehörigkeit/ Beschaffenheit

Objektsdativ, Dativ des Besitzers

Objektsakkusativ, Akkusativ der Richtung

Ablativ des Mittels, ~ der Zeit, ~ des Ortes, ~ der Beschaffenheit, ~ der Trennung

Dativ des Zwecks als Wendung

doppelter Akkusativ als Wendung

Übertragen der Kenntnisse über die satzwertigen Konstruktionen

AcI

participium coniunctum, ablativus absolutus

Übertragen der Kenntnisse über die Arten des unabhängigen Satzes

kommunikative Funktionen/Redeabsichten: Appell, Information, Deklaration

Übertragen der Kenntnisse über die Hauptfunktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

Übertragen der Kenntnisse über die Hauptfunktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Indikativ: behauptete Wirklichkeit

Konjunktiv: angenommene Wirklichkeit

Imperativ: angeordnete Wirklichkeit

Kennen der Sinnrichtungen von Nebensätzen

besondere Berücksichtigung der Verwendung der Modi in Nebensätzen sowie mehrdeutiger Subjunktionen mit Ausnahme der indikativischen cum-Sätze und des temporalen ut

Relativsatz, abhängiger Fragesatz, abhängiger Begehrssatz, Temporalsatz, Kausalsatz, Konzessivsatz, Finalsatz, Konsekutivsatz, Konditionalsatz, Komparativsatz

Beherrschen der Formenlehre des Verbs

a-, e-, i-, konsonantische Konjugation, alle Tempora, Modi und Diathesen (außer Futur II, Konjunktiv Perfekt)

Weiteres ggf. deduktiv-systematisierend

weitere Verben: esse, posse; ire; velle

Nominalformen: Infinitive Präsens und Perfekt in Aktiv und Passiv, Futur Aktiv

nur als Vokabeln: ferre; nolle, malle

Beherrschen der Formenlehre des Substantivs

a-, o-, konsonantische Deklination, alle Kasus

Weiteres ggf. deduktiv-systematisierend

Beherrschen der Formenlehre des Adjektivs

Adjektive der i- bzw. konsonantischen Deklination ohne zwingende Systematisierung; unregelmäßige Komparation als Wortschatz

Beherrschen der Formenlehre der Pronomina

nicht-reflexive und reflexive Personal- und Possessivpronomina

Demonstrativ-, Interrogativ- und Relativpronomina; Pronominaladjektive

ggf. auch deduktiv-systematisierend

Kennen der Formenlehre der Numeralia

einige Grund- und Ordnungszahlen als Wortschatz

Kennen der Formenlehre des Adverbs

auch dessen Komparation

Einblick gewinnen in Kohärenz stiftende Elemente von Texten

Kohärenz auf grammatischer Ebene

explizite Wiederaufnahme: Proformen, Rekurrenzen

Substitutionen

Verknüpfung durch direkte und indirekte Konnektoren : Konjunktionen und Partizipialkonstruktionen

Verflechtung durch grammatikalische Funktionen der Verbalinformationen (v. a. Tempora)

Kohärenz auf thematischer Ebene

Thema-Rhema-Abfolge: argumentativ, deskriptiv, explikativ, narrativ

Einblick gewinnen in die Verwendung rhetorischer Mittel

rhetorische Mittel als Änderungsoperationen: Hinzufügung, Auslassung, Umstellung, Ersatz

Wirkungsakzente: Anschaulichkeit, Eindringlichkeit, Spannung, Ästhetik, Adressatenkontakt

Kennen wesentlicher Textsorten

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

siehe Latein als zweite Fremdsprache/Spracherwerbsphase

Kennzeichnung: ‚3. FS‘ beachten

Klassenstufe 8

Wahlthema 1: RomDeutsch: Lateinische Lehn- und Fremdwörter im Deutschen

Einblick gewinnen in die Stationen auf dem Weg zum RomDeutsch

Übernahme von Begriffen aus dem Lateinischen Anlehnung an lateinische Wörter

Präfixe, Suffixe

Übertragen des bisher erworbenen lateinischen Wortschatzes und der bekannten Wortstämme auf Fremdwörter im deutschen Sprachgebrauch (sowie in den modernen Fremdsprachen)

Beispiele aus Alltag, Medizin, Naturwissenschaften

Genusbildung und Artikelsetzung bei lateinischen Nomen im deutschen Sprachgebrauch

alltägliches Latein

Kennen von lateinischen Formeln, Floskeln und Phrasen, die den Weg ins Deutsche gefunden haben

Vorstellen der Wendungen und Einsetzen in den entsprechenden Kontext

Wahlthema 2: Mutter Latein und ihre romanischen Töchter

Übertragen und Anwenden vorhandener Fremdsprachenkenntnisse

Portugiesisch und Spanisch als iberoromanische, Französisch als galloromanische, Italienisch als italoromanische, Rumänisch als balkanromanische Standardsprache(n

Einblick gewinnen in das Spektrum der romanischen Sprachen

Verbreitung der romanischen Sprachen in Europa und in der „Romania nova“ (v. a. in Kanada, in Lateinamerika und in Teilen Afrikas)

Einblick gewinnen in die Entstehungsbedingungen der romanischen Idiome

Romanisierung und Latinisierung der zur Romania zählenden Provinzen

Entstehung der romanischen Sprechsprachen aus dem Vulgärlatein

Romanisierung und Latinisierung der zur Romania zählenden Provinzen Entstehung der romanischen Sprechsprachen aus dem Vulgärlatein

Veranschaulichung der genealogischen Zusammengehörigkeit der romanischen Sprachen über lateinische Wörter mit panromanischem Fortleben

Transfer italienischer, französischer oder spanischer Lexikkenntnisse auf das Lateinische zum Zwecke der Bedeutungserschließung

Anwenden vorhandener Fremdsprachenkenntnisse in sprachvergleichenden Betrachtungen

synthetischer Charakter der lateinischen Sprache ↔ analytischer Charakter der romanischen Sprachen (Ersetzung von Einwortformen durch Mehrwortformen, z. T. nach vulgärlateinischem Muster)

das Demonstrativum ille/illa als Basis für die Ausbildung des best. Artikels in den romanischen Sprachen

Verdrängung der klassischen AcI-Konstruktion durch Nebensätze mit einleitender Konjunktion

Wahlthema 3: Römer und Briten, Latein und Englisch

Anwenden vorhandener Fremdsprachenkenntnisse

Einblick gewinnen in die englische Geschichte und die Geschichte der englischen Sprache

Romanitas in Britannien: erste Sprachkontakte zur Zeit der römischen Besetzung (doch ohne nachhaltige Latinisierung)

direkte und indirekte Übernahmen lateinischer Wörter und syntaktischer Strukturen im Gefolge der Christianisierung (ab 597), im Gefolge der normannischen Eroberung (William the Conqueror) und im Gefolge von Renaissance und Humanismus

Transfer lateinischer Lexikkenntnisse aufs Englische zum Zwecke der Bedeutungserschließung

Herausarbeitung von Bedeutungsverengungen, Bedeutungserweiterungen und Bedeutungsverschiebungen

Transfer englischer Lexikkenntnisse aufs Lateinische zum Zwecke der Bedeutungserschließung

das Englische als „halbromanische Sprache“ (Stroh)

Anwenden vorhandener Fremdsprachenkenntnisse in sprachvergleichenden Betrachtungen

Markierung abgeleiteter Adverbien durch eigene Morpheme im Lateinischen

persönliches Passiv bei verbs of speaking and thinking (Alexander is said to have visited Diogenes ~ Alexander Diogenem visitavisse dicitur)

lateinisches Gerundium und englisches gerund

Klassenstufe 9

Wahlthema 4: Latein im Internet

Kennen einiger grundlegender Arbeitsweisen im Umgang mit dem Internet

Internet als Recherchemedium und Informationsquelle

Gebrauch von Suchmaschinen,

Materialauswahl und kritischer Umgang mit Quellen

Datenschutz, Urheberrecht

Möglichkeit der individuellen Arbeit und Förderung

www.thelatinlibrary.com (lateinische Primärtexte)

www.gottwein.de (lateinische Lexika, Mythologie)

aktuelle Nachrichten auf Latein:

https://www.radiobremen.de/bremenzwei/rubrike/latein/

Nutzung von virtuellen Unterrichtsräumen

Präsentation von Projekten

Nutzung digitaler Lern- und Arbeitsmittel

Erstellung von eigenen Übungen mit unterstützenden, internetfähigen Programmen

Übungsformen mit Web-Browser

Wahlthema 5: Latine loqui – Sprechen Sie Lateinisch?

Anwenden der lateinischen Sprache in der modernen Konversation

Einblick gewinnen in die Anfangslexik der modernen Konversation

Auswahl einiger Redewendungen analog zu dem Anfangsunterricht der modernen Fremdsprachen

z. B. aus den Bereichen Begrüßung, Verabschiedung, Kennenlernen, Vorstellen

Familie, Alter; Restaurant, Einkaufen

Einblick gewinnen in die „fortgeschrittene“ Konversation

Auswahl einiger Redewendungen analog zu dem Unterricht der modernen Fremdsprachen

z. B. aus den Bereichen Zeit und Datum; Maße und Mengen; Schimpfen und Fluchen

Erstellen von Dialogen

Szenische Darstellungen

Vergleich mit modernen Fremdsprachen und Veranschaulichung der Zusammengehörigkeit

Wahlthema 6: Erstbegegnung mit dem lateinisch-deutschen Wörterbuch

Einführung in die Benutzung ausführlicher lateinisch-deutscher Wörterbücher

Typen von Wortspeichern und Wörterbüchern

Wortkunde ≠ Wörterbuch

Wörterbücher in Printform; elektronische Wörterbücher; Online-Versionen

Einblick gewinnen in Aufbau und Struktur der Lemmata im ausführlichen zweisprachigen Wörterbuch

Übungen zur Rückführung von flektierten Formen auf die Wörterbuchgrundform

Kenntnis wesentlicher Gliederungssignale und häufiger Abkürzungen

Texterschließung unter Einsatz des zweisprachigen Wörterbuchs

kontextbezogene Monosemierungsübungen

Auffindung von Wortverbindungen (Junkturen, Kollokationen) im Wörterbuch

das Wörterbuch als Hilfsmittel zur Klärung von Etymologien und zur Feststellung von Quantitäten

expressives Lesen unter Beachtung der paenultima-Regel

wörterbuchunabhängige Möglichkeiten der Bedeutungserschließung („Wortbildungslehre“)

Typen der Wortbildung: Wortbildung durch Ableitung; Wortbildung durch Zusammensetzung

Kenntnis geläufiger Bildungselemente: Präfixe; Suffixe

Latein als dritte Fremdsprache/Lektürephase

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler verwenden die grundlegenden Fachbegriffe aus den Bereichen Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen weitere Erscheinungen und Fachbegriffe, um Sachverhalte der antiken Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie vertiefen und erweitern ihre Kenntnis der verschiedenen Typen von Informationsträgern eines Textes.

Im Bereich der Textlinguistik erweitern sie ihre Kenntnisse insbesondere zur Verwendung rhetorischer Mittel und gewinnen Einblick in den Bereich der Pragmatik.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Sie kennen Denkmöglichkeiten und Sprachformen, um abweichende bzw. übereinstimmende Strukturen zweisprachiger Texte zu beschreiben.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler nutzen zunehmend komplexe, systematisch anwendbare Methoden des Textverstehens (Dekodierung).

In besonderem Maße nutzen und vertiefen sie ihr Wissen und ihre Kompetenz in drei Fremdsprachen sowie im Deutschen (ggf. auch in weiteren Sprachen) im Rahmen vergleichender Sprachbetrachtung.

Sie wenden in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses unterschiedliche Formen der Dokumentation des Textverständnisses an.

Die Schüler verstehen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen und nutzen in Grundzügen wesentliche problemorientierte Interpretationsverfahren.

Dabei nutzen sie ihre Kenntnis der unterschiedlichen Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen im Prozess des Textverstehens, um ihre Vermutungen und Hypothesen bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchung anzupassen.

Sie nutzen zunehmend Verfahren der Rekodierung (Gesamt- und Teilrekodierung), um die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext,
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben. Dabei kennen sie das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene sowie die spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Sie erarbeiten sich ein gesichertes Textverständnis auch durch systematische Lektüre zweisprachiger Texte (bilinguale Kognition).

Durch sach- und problemorientierte Autoren- bzw. Werklektüre und durch kursorische thematische Lektüre lernen sie verschiedene Textsorten antiker lateinischer Literatur und ihre pragmatischen Kontexte kennen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler beherrschen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen.

Sie kennen die Abhängigkeit eines Urteils von den ihm zugrunde liegenden Erkenntnisinteressen.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile hoher Komplexität, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts beherrschen sie Problemlösemodelle; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächen- zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das Erfassen der Kernaussage fremdsprachiger Texte, das auf der Kombination einzelner (durch den Transfer vorhandener Sprachkenntnisse) verstandener Textteile basiert,
  • die Interpretation auch nichtlateinischer Sprachäußerungen mit Hilfe methodisch gesicherter Arbeitsschritte der Textanalyse.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler nutzen verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation komplexer Gegenstände, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt ganz besonders für Formen offenen Unterrichts und selbst organisierten Lernens. Dabei erweitern sie ihre Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; je nach Ausstattung der Schule setzen sich die Schüler mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien vertieft auseinander und erwerben Grundfähigkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Problemlösemedien und des interaktiven Lernens.

Sie nutzen ihre Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen in der deutschen Sprache
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Anwenden der Dekodierungsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf Textumfeld und -oberfläche begründete Vermutung über den zu erwartenden Textinhalt

systematisches Wahrnehmen der im Textumfeld gebotenen Informationen

systematisches Wahrnehmen der oberflächigen Textgestaltung

auf vorherrschende Textmerkmale begründete Hypothesenbildung zum wahrscheinlichen Textinhalt

Kenntnis möglicher vorherrschender Textmerkmale

Personalmorpheme, Tempus-, Modus-, Diathesenrelief, Wort-, Sachfelder, Eigennamen, Satztypen, rhetorische Mittel

Beherrschen der Interpretationsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

systematisches Untersuchen der grammatischen Kohärenz

auf der sprachlichen Gestaltung des Textes beruhende Analyse

Untersuchen der Frequenz

Häufigkeit verschiedener Wortarten und rhetorischer Mittel

Untersuchen des Sprachniveaus

Stilebenen und Stilqualitäten

Abstraktionsgrad der Aussage

inhaltliche und formale Einordnung von Textelementen in den Textzusammenhang

Untersuchen des Textes als Texttotum

Untersuchen der Textpragmatik

Vergegenwärtigung historischer Verstehensvoraussetzungen

Voraussetzungen und Bedingungen der Textentstehung

Biographie und Einstellungen des Verfassers

Anlass und Umfeld der Textproduktion

soziale, kulturelle, literaturgeschichtliche Hintergründe (imitatio und aemulatio)

konstitutive generische Normen („Gattungszwänge“)

Rezeption durch heutige Rezipienten

Beherrschen der Rekodierungsverfahren

zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben eines dekodierten Textes unter Berücksichtigung aller Informationsträger

zunehmende Steigerung des Anteils der Rekodierung gegenüber der Spracherwerbsphase

Beherrschen von durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingten Veränderungsoperationen bei der Rekodierung

maßvoller Einsatz einzelner Veränderungsoperationen unter Berücksichtigung des Lernfortschritts und in klarer Regelabsprache mit den Schülern

interpretierende Wiedergabe

synonymische Übersetzung (z. B. verum esse – zutreffen)

formal und/oder inhaltlich aufwendigere Übersetzung (z. B. ira et studio – in leidenschaftlicher Abneigung; laetus – voll Freude)

verallgemeinernde Wiedergabe (z. B. puer – Kind)

Anwenden von auf den Erwerb und die Reflexion sprachlicher Mittel bezogenen Strategien

Anwenden von Sprachverarbeitungsstrategien, die bei der rezeptiven Verarbeitung von Sprache eingesetzt werden

Anwenden von auf das Lernen bezogenen Strategien

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Beherrschen eines erweiterten Grundwortschatzes

Einführung der Wörter möglichst im Textzusammenhang unter Beachtung der syntaktischen und semantischen Valenzen, ggf. Arbeit mit einer Wortkunde

Herstellung von Verbindungen zu deutschen Lehn- und Fremdwörtern und zu Fachausdrücken anderer Fächer

Ausweitung der sprachvergleichenden Betrachtung auf andere Herkunftssprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

Beherrschen des Umgangs mit Informationsspeichern

gezielte und effektive Nutzung von Wörterverzeichnissen, Lexika, Bibliotheken, Internet, digitale Medien

Arbeit mit einem ausführlichen zweisprachigen Wörterbuch

elektronisch und nicht-elektronisch

Kenntnis von Aufbau und Struktur der Lemmata unter Berücksichtigung des Abkürzungsapparates

Beherrschen eines Satzmodells

Behandlung der syntaktischen Kasusfunktionen zweckmäßig im Zusammenhang mit dem Satzmodell

Kennen weiterer Kasusbedeutungen

untergeordnete Bedeutung der syntaktischen Beschreibungsebene

genitivus subiectivus/obiectivus, ~ partitivus

Dativ des Zwecks, ~ des Nach-/Vorteils

doppelter Akkusativ

Ablativ des Grundes, ~ des Vergleichs

Beherrschen weiterer satzwertigen Konstruktionen

Gerundium, Gerundivum

Beherrschen weiterer Funktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

historischer Infinitiv

Übertragen der Kenntnisse weiterer Sinnrichtungen von Nebensätzen

besondere Berücksichtigung der Verwendung der Modi in Nebensätzen sowie mehrdeutiger Subjunktionen

Adversativsatz, Modalsatz

Beherrschen der Kenntnisse weiterer bzw. weiter differenzierter Funktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Konjunktiv: Wunsch (Optativ), Aufforderung (Hortativ, Iussiv, Prohibitiv), Möglichkeit (Potentialis), Nichtwirklichkeit (Irrealis), überlegende Frage (Deliberativ)

Einblick gewinnen in die Besonderheiten im Zusammenhang mit Nebensätzen

obliquer Konjunktiv

Relativsätze mit Nebensinn

Kennen der Arten der Rede

direkte und indirekte Rede

Gestaltung von Aussage, Frage und Aufforderung/Wunsch, außerdem Tempus-/Modusgebung sowie Gebrauch der Pronomina

Kennen der Formenlehre ausgewählter Verben

auch deduktiv-systematisierend

ferre; nolle, malle; Deponentien

Nominalformen: Gerundium, Gerundivum

Kennen der Formenlehre des Substantivs

auch deduktiv-systematisierend

e- und u-Deklination, alle Kasus

Kennen der Formenlehre weiterer Pronomina

auch deduktiv-systematisierend

Indefinitpronomina

Kennen der Kohärenz stiftenden Elemente von Texten

Kohärenz auf grammatischer Ebene

Kennen der Verwendung rhetorischer Mittel

rhetorische Mittel als Änderungsoperationen: Änderung in Form von Hinzufügung, Auslassung, Umstellung, Ersatz

Wirkungsakzente: Anschaulichkeit, Eindringlichkeit, Spannung, Ästhetik, Adressatenkontakt

Kennen des Zusammenhangs von Textfunktion und Textsorte

Textfunktionen

Appell, Information, Deklaration

Textsorten

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Kennen der Biographie und des literarischen Werks Caesars anhand ausgewählter Texte aus De bello Gallico

wesentliche biographische Angaben

Caesar als Person, Politiker und Schriftsteller

Überblick über Caesars Werk De bello Gallico

das annalistische Prinzip als Prinzip der Darstellung

Hirtius als Verfasser des achten Buches

Selbstdarstellung und Rechtfertigung; De bello Gallico als Mittel politischen Handelns

Grundsätzliches zur römischen Macht- und Eroberungspolitik; gallische und germanische Kritik am römischen Imperialismus (bes. 7,77)

die Commentarii zwischen Erfüllen der Verwaltungsvorschriften und Verfolgen eigener Interessen

Begründung des strategischen Vorgehens aus der Perspektive der politischen Rechtfertigung

Erzählperspektive und Erzählhaltung

Techniken der Leserlenkung

Motivtechnik

Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und erzählter Wirklichkeit: Euphemismen, Auslassungen, Typisierung, Extensität der Darstellung

aktualisierende Anwendungen, auch unter Nutzung moderner Medien

pragmatische Bezüge

Problematik römischer Machtpolitik: bellum iustum; pacare

Rechtspositionen gegenüber anderen Völkern (foederati, socii, amici); Rom und seine Provinzen; die keltisch-römischen Beziehungen vor dem Gallischen Krieg

Feldherrn-Ideal (z. B. der Feldherr als patronus) und virtutes imperatoriae

politische Rahmenbedingungen

Caesars Kommentarienstil (z. B. Verwendung der Er-Form zur Bezeichnung der eigenen Person)

Einblick gewinnen in Theorie und Praxis der Rhetorik

Übertragen der Kenntnis rhetorischer Grundbegriffe am Beispiel ausgewählter Texte aus Ciceros Reden

pragmatische Kontexte der späten Republik

Stellenwert der Rhetorik in Bildung, Gerichtswesen und Politik

römisches Prozesswesen

Bedingungen römischer Politik (Mischverfassung; Institutionen der res publica; Herrschaftsstrukturen)

Überblick über Leben und Werk Ciceros

Cicero als eques (Sozialstruktur der römischen Gesellschaft)

politischer Werdegang des homo novus: Ämterlaufbahn (cursus honorum); Erfolg und Scheitern

Cicero als Repräsentant der lateinischen Sprache (Umformung der griechischen Terminologie ins Lateinische) und römischen Denkens (fides, humanitas, iustititia, libertas, pietas, religio, virtus als zentrale Wertbegriffe)

antike Theorien der Rhetorik

griechische Rhetorik: die Lehren vom credibile (eikós) und vom aptum (prépon) als Grundlagen der Überredungskunst; Tradition der sophistischen Schulrhetorik (Gorgias); Betonung des Wahrheitsmoments durch Sokrates/Platon; Demosthenes als Vorbild für Cicero

Rhetorik in der Kaiserzeit: Seneca der Ältere; Quintilian

Verantwortung des Redners (Cato: vir bonus dicendi peritus); Gefahren, die von der Rhetorik ausgehen können (Fanatisierung der Zuhörer durch Demagogie)

mögliche weitere Lektüre: Deklamationen, Suasorien

Grundbegriffe der Rhetorik

Redearten; zentrale Aufgaben des Redners;

Arbeitsstadien des Redners, Kompositionsprinzipien; Aufbau einer Rede

Aufgaben/Funktionen einer Rede

Wirkungsmöglichkeiten von Sprache

rhetorische Darstellungsmittel und beabsichtigte Wirkungen

historische Reden, politische Reden der Gegenwart, Festreden

Formen psychologischer Beeinflussung

captatio benevolentiae; Schwarz-Weiß-Malerei

Argumentationsstrategien

„untechnische“ Beweise (Zeugenaussagen etc.) und „technische“ (künstliche) Beweismittel (Wahrscheinlichkeitsargumente; Berufung auf Exempla und Autoritäten etc.)

Gestalten und Inszenieren eigener Redepartien, auch aktualisierend, Bedeutung von Intonation, Mimik und Gestik

Pro- und Kontra-Debatte bei politischen Themen

Verhältnis von Anspruch (Ciceros Ideal des orator sapiens) und Wirklichkeit (das Wort als Waffe und Propagandamittel)

Überblickswissen zum Weiterwirken des Lateinischen in der europäischen Renaissance und dem europäischen Humanismus

das neue Vorbild der Antike; Veränderungen im Weltbild; Vielfalt des Humanismus

Wahlthema 1: Stellung der Frau in diachronischer Sicht

siehe zweite Fremdsprache, Kl. 10

Wahlthema 2: Martial, Epigramme

Kennen ausgewählter Aspekte der Epigrammdichtung Martials

Überblick über die Entstehungsbedingungen von Martials Oeuvre und über die Gattung Epigramm

Vermeidung unreflektierter Gleichsetzung von lyrischem Ich (z. B. Martials Selbstdarstellung als „Bettelpoet“) und Autor

brevitas als Gattungsprinzip

Vielfalt der Themen (Grabepigramme, satirische Epigramme, Reflexionsgedichte …) und Textfunktionen (Ausdruck von Stimmungen, Polemik, Belehrung …)

Martials Spottepigramme als Auseinandersetzung mit menschlichen Schwächen und Verhaltensweisen

parcere personis, dicere de vitiis

Martials Formkunst

Dialektik von Spannungserregung („Erwartung“) und Spannungsbefreiung („Aufschluss“)

Kohärenz durch semantische Dichte

das elegische Distichon als bevorzugtes Metrum

Rezeption

John Owen; Lessing

Wahlthema 3: Carmina Burana

Kennen ausgewählter Carmina Burana

Überblick über Entstehung, Aufbau und Überlieferung der Sammlung

„Renaissance des 12. Jahrhunderts“

planvolle Disposition des Textcorpus: 1. moralisch-satirische Dichtungen; 2. Liebeslieder; 3. Trink- und Spielerpoesie; 4. geistliche Spiele

lateinisch gebildete clerici als Urheber und primäre Zielgruppe der meisten CB

der Codex Buranus als mögliche Erstbegegnung mit lateinischer Paläographie

Kennen repräsentativer Textsorten und Topoi

Textsorten (z. B. Tanzlied, Werbelied, Sauflied, Bettellied, Planctus, Pastourelle, Parodie, Satire, Invektive)

Topoi (z. B. „Frühlingseingang“, locus amoenus, militia Veneris, Stufen der Liebe)

Unterscheidung zwischen metrischen und rhythmischen Dichtungen

dokumentarischer Wert der CB

„Diesseitigkeit“ des Hochmittelalters („Weltfreude“)

Kritik an der kirchlichen Obrigkeit

Vagantenfreuden und -sorgen

mittelalterliche Rezeption der antiken Mythologie

Rezeption in der modernen Musik

Carl Orff

Wahlthema 4: Fabeln des Phaedrus

Kennen der Gattung Fabel anhand ausgewählter Texte des Phaedrus

Darstellungsmittel

Verfremdung als literarisches Mittel

brevitas und Antithetik als Gattungsprinzipien deutende Pro- und Epimythien als Rezeptionsanweisungen

Wirkungsabsicht

docere et movere

ethische Belehrung, Verwandtschaft zur Satire

kritische und aktualisierende Reflexion ethischer Normen

Herkunft und Fortwirken der Fabeldichtung in der europäischen Tradition

Äsop als Archeget der abendländischen Fabeldichtung

mittelalterliche Fabeln (Odo von Cherington) Luther, La Fontaine, Lessing, moderne Fabel; Rezeptionen in der Kunst

Klassenstufe 10 – Latein als neu einsetzende Fremdsprache

Eine neu einsetzende Fremdsprache ab Klassenstufe 10 können Schüler erlernen, die eine vorgezogene zweite Fremdsprache am Ende der Klassenstufe 9 abgeschlossen haben. In der gymnasialen Oberstufe ist die neu einsetzende Fremdsprache in einem dreistündigen Grundkurs fortzuführen.

Die Grundlage für den Unterricht in der neu einsetzenden Fremdsprache sind die Fachlehrpläne der dritten Fremdsprache ab Klassenstufe 8.

 

Mögliche Fremdsprachen ab Klassenstufe 10 sind:

 

  • Französisch
  • Griechisch
  • Italienisch
  • Latein
  • Polnisch
  • Russisch
  • Spanisch
  • Tschechisch

 

Jahrgangsstufen 11/12 - Grundkurs, zweistündig

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler wenden grundlegende Fachbegriffe selbstständig im Rahmen komplexer und umfassender Problemstellungen zur sachgerechten Wahrnehmung, zutreffenden Beschreibung und angemessenen Darstellung sprachlicher und außersprachlicher Sachverhalte an.

Im Bereich der Textlinguistik verbinden sie ihre Kenntnisse zu einem komplexen Instrumentarium zur Beschreibung textueller Sachverhalte.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler kennen sowohl durch Autoren- bzw. Werklektüre als auch durch thematische Lektüre weitere Gattungen lateinischer Literatur und ihre pragmatischen Kontexte.

Sie wenden Methoden des Textverstehens (Dekodierung) sowie Methoden sach-, problem- und modellorientierten Interpretierens an. Dabei orientieren sie ihre Untersuchungen zunehmend an definierten Erkenntnisinteressen.

Hinsichtlich der Rekodierung beherrschen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und kennen das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache auf der Wirkungsebene.

Sie erweitern ihre Kenntnisse zu den spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler wenden Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen an.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen und vergleichen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen,
  • eigene Sach- und Werturteile ggf. revidieren.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts beherrschen sie Problemlösemodelle; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächen- zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das Erfassen der Kernaussage fremdsprachiger Texte, das auf der Kombination einzelner (durch den Transfer vorhandener Sprachkenntnisse verstandener) Textteile basiert,
  • die Interpretation auch nichtlateinischer Sprachäußerungen mit Hilfe methodisch gesicherter Arbeitsschritte der Textanalyse,
  • die Beschäftigung mit Möglichkeiten und Grenzen der Modellbildung zu komplexen Sachverhalten.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler wenden verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation komplexer Gegenstände an, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt für Formen offenen Unterrichts und ganz besonders für Formen selbst organisierten Lernens, die in der gymnasialen Oberstufe besonderes Gewicht haben. Dabei erweitern sie ihre Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; die Schüler setzen sich mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von traditionellen und digitalen Medien vertieft auseinander und wenden moderne Informationstechnologien zunehmend selbstständig als prozessbegleitende Problemlösemedien und zum interaktiven Lernen an.

Sie wenden ihre erweiterten Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken an:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Anwenden der Dekodierungs- und Rekodierungsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

kritische Reflexion der Dekodierungs- und Rekodierungstechniken

selbstständiges Ermitteln nötigen Sach- und Kontextwissens

punktuell: literarische Rekodierung

Übersetzung in Gleichwertigkeit mit dem Ausgangstext auf der Sach- und der Wirkungsebene

Beherrschen der durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingten Veränderungsoperationen bei der Rekodierung

Veränderungen der Sprechaktbedeutungen

Wechsel des Satztyps: Aussage-, Frage- und Aufforderungssatz

Übertragen der Kenntnisse zum einfachen Übersetzungsvergleich

Vergleich eines lateinischen Originals mit einer deutschen Übersetzung

Anwenden von Interpretationsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

punktuell: Untersuchung der thematischen Kohärenz

Thema-Rhema-Abfolge

Untersuchung der sprachlichen und rhetorischen Gestaltung

Bestimmung der Stilhöhe und des Grades der Rhetorisierung

Ausrichten des Interpretationsprozesses an definierten Erkenntnisinteressen

biographisch, historisch-philologisch, soziologisch, literar- und motivgeschichtlich, aktualisierend

Erarbeiten komplexer Präsentationen und reflektierte Medienwahl

Evaluieren von Methoden und Ergebnissen

Kennen exemplarischer Rezeptionsprozesse

historische und soziologische Bedingtheit des Erkenntnisinteresses

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Anwenden eines autoren- und themenbezogenen Aufbauwortschatzes

Ausweitung sprachvergleichender Betrachtung auf andere Sprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

Anwenden eines ausführlichen zweisprachigen Wörterbuchs

elektronisch und nicht-elektronisch

Beherrschen weiterer Kasusbedeutungen

Anwenden der Kenntnisse über Funktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

Tempusrelief

Beherrschen der Funktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Anwenden der Formenlehre des Verbs

Anwenden der Formenlehre der Pronomina

verallgemeinernde Relativpronomina, weitere Indefinitpronomina

Beherrschen der Kenntnisse über die Kohärenz stiftenden Elemente von Texten

textgrammatische Analyse (Textsyntax, Textsemantik)

Anwenden der Grundlagen der Verwendung rhetorischer Mittel

ggf. auch in nichtlateinischer Produktion

Alliteration; Anapher; Antiklimax; Antithese; Asyndeton; Ausruf; Chiasmus; Ellipse; Epipher; Hendiadyoin; Homoioteleuton; Hyperbaton; Hyperbel; Inversion; Klimax; Litotes; Metapher; Metonymie; Onomatopoiie; Parallelismus; Pars pro toto; Personifikation; Pleonasmus; Polysyndeton; Rhetorische Frage; Trikolon; Vergleich

Kennen weiterer Textsorten

Kennen des Zusammenhanges von Textfunktion und Textsorte

Textsorten und Differenzierungskriterien, Erfordernisse einer allgemeinen, d. h. alltagssprachliche und literarische Texte umfassenden Typologie

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Zwei der drei folgenden Bereiche werden in Verantwortung der Schule zur Behandlung ausgewählt.

Beherrschen wesentlicher Aspekte des literarischen Schaffens Ovids

Schwerpunktsetzung auf Liebesdichtung

Amores, Ars amatoria, Remedia Amoris, Heroides

Unterscheidung zwischen Realität und dichterischer Fiktion – das lyrische Ich, explizite Annahme eines anderen Ich

Ovid als Lebens- und Liebeskünstler, als Ratgeber sowie als Autor fiktiver Briefe

Geschlechterrollen bei Ovid

Topoi in der Darstellung beider Geschlechter und ihrer Beziehung zueinander

das Phänomen ‚Liebe’ als Lehrstoff

psychologische Aspekte einer Liebe aus der Ferne

Heroides

Rezeption in Literatur und Kunst

Transfer der Kenntnisse zu Formen sprachlicher Gestaltung und zur Metrik auf die Werke Ovids

Aussageformen, Ironie, Einsatz mythologischer Exempla, rhetorische Ausgestaltung

Überblick über das Leben und weitere Werke Ovids: Metamorphosen, Epistulae ex Ponto, Tristia, Fasti

trist. 4,10

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des römischen Staates und der römischen Gesellschaft in der Zeit der Republik und des Prinzipats

Kontakt und Konflikt mit den Herrschenden

Mythologie und Epos

dichterische Produktion im Exil

Möglichkeiten dichterischer Ausgestaltung des Kalenders als einer ursprünglich nicht poetischen Textsorte

Vertiefungswissen zum Fortwirken der Antike: Rezeption und ihre Produktivität

repräsentative Beispiele für die Bedeutung der Antike in Architektur, Kunst, Literatur, Musik, Philosophie, Politik

Kennen wichtiger Grundbegriffe, Problemstellungen und Theorien antiker Moralphilosophie anhand ausgewählter Texte Ciceros und Senecas

philosophische Denkweisen der Griechen und ihre Adaption durch die Römer

Stoa und Epikureismus

Bedeutung der Vernunft

ratio als gestaltendes Prinzip, Verbindung zwischen Göttlichem und Mensch, höchstes Gut

ethische Normbegriffe

römische Wertvorstellungen: pietas, fides, virtus

Philosophie als Mittel der Lebensgestaltung und Daseinsbewältigung

Glücksvorstellungen

Beurteilen antiker Lösungsansätze für ethische Problemstellungen

kritische und aktualisierende Auseinandersetzung mit antiken Wertvorstellungen und Lösungsmodellen

Grundprobleme: Leben und Tod, Leib und Seele, Individuum und Gesellschaft, Macht und Recht, Mensch und Götter, Sklaverei

kulturgeschichtliches Vertiefungswissen zur Haltung Roms gegenüber dem Fremden

als Paradigma der Zivilisationsentwicklung hinsichtlich Expansion und Imperialismus, Entwicklung und Integration eigener und anderer Kulturen, Umgang mit Kulten und Religionen

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des Fortwirkens der Antike: Orientierungspotential der antiken Philosophie

Recht und Gesetz; der Mensch als Gemeinschaftswesen; Staatsmodelle; Glück als Ziel

Kennen unterschiedlicher Darstellungsweisen ausgewählter mythologischer Themen in der römischen Literatur und ihrer Rezeption in der europäischen Geistesgeschichte

Ovid, Metamorphosen; Hygin; Vergil

Gestalten eigener Interpretationen

Mythos als Medium der Darstellung von Welterfahrung
und -deutung

verschiedene Deutungsmuster des Mythos und ihre pragmatischen Bezüge

historisierend, politisch, ethisch, religiös, psychologisch

Rezeptionen in Literatur, Musik, Kunst, Psychologie

Erarbeiten eigener, kreativer Interpretationen mythologischer Paradigmata

Literatur, Kunst, Musik, dramatisches Gestalten

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des Fortwirkens der Antike: Orientierungspotential des antiken Mythos

Mythos als offenes Deutungsmuster; Medea, Herakles, Ödipus, Prometheus als paradigmatische Helden

Wahlthema 1: Geschichtsschreibung

Beurteilen der Grundprinzipien römischer Geschichtsschreibung

Lektüre ausgewählter Texte von Sallust, erweitert durch Sekundärtexte von Livius und Tacitus

Darstellungsformen

Monographie, Gesamtgeschichte, Zeitabschnittsgeschichte

Proömien, Reden, Exkurse, Beschreibungen

Intention und historische Wahrheit

exemplarische, moralisierende, appellative Darstellung im Gegensatz zum modernen Anspruch an historische Wahrheit

römisches Geschichtsverständnis

wirksame Faktoren

Rolle des Menschen in der Geschichte

Rolle des exemplum

Einschätzung des Geschichtsverlaufs

Aszendenz- und Dekadenzmodell

Wahlthema 2: Exilliteratur

Beurteilen wesentlicher sprachlicher Formen der Bewältigung von Exilsituationen durch römische Literaten

Im Zentrum steht die methodische Annäherung an den bzw. die Auseinandersetzung mit dem Menschen, der sich in den Texten zeigen könnte.

Cicero: Briefe, Reden nach dem Exil, Paradoxa Stoicorum II; Tusculanae disputationes V, 105ff.

Ovid: Tristia; Epistulae ex Ponto

Seneca: Consolatio ad Helviam matrem

Fachtermini, Formen der Verbannung in der römischen Antike und wesentliche pragmatische Bezüge

exilium; aquae et ignis interdictio, deportatio, relegatio

Bedeutung Roms als Lebensmittelpunkt für die Selbsteinschätzung und die Möglichkeiten der Lebensgestaltung

individuelle Rahmenbedingungen

mögliche Konsequenzen für den Exilanten

materielle, psychologische, soziologische, literarische Konsequenzen; ‚Exilkrankheit’

sprachliche Formen kognitiver und emotionaler Klärungs- bzw. Therapieversuche des Exilanten

Auswirkungen auf Sprache und Persönlichkeit

Reflexion über Möglichkeiten und Grenzen der biographischen Interpretation

Aktualisierung: moderne Formen der Bewältigung von Exilsituationen und ggf. ihres Scheiterns

Verständnis für Phänomene der Heimatlosigkeit bei Migranten, Toleranz gegenüber zunächst unverständlichen Lebenseinstellungen

Vergleich mit Exilanten der Moderne: Erleben und Bewältigen der Situation

partiell mit einer Exilsituation vergleichbare Erfahrungen aus dem eigenen Lebensbereich

Wahlthema 3: Vergil

Beherrschen wesentlicher Aspekte des literarischen Schaffens Vergils

Überblick über Vergils Werk und über die Gattung Epos

Proömien, episches Personal, Götterwelt, Kataloge, Vergleiche; Metrik

augusteisches Epos als Ausdruck des Konfliktes zwischen gesellschaftlich-politischem Auftrag und Individualität

Dido-Tragödie

der Konflikt zwischen Karthago und Rom als Hintergrund

Problematisierung der pietas des Aeneas

Rolle des fatum

Übertragbarkeit des Konfliktes auf persönliche Erfahrungen

Rezeption in Literatur und bildender Kunst

Wahlthema 4: Antiker Roman

Kennen der Erzählhaltung und der Erzähltechnik des antiken Romans

Vita Apollonii regis Tyri

Apuleius (Der goldene Esel, mors media nocte) und Petronius (Satyrica) als Vorläufer des mittelalterlichen und des neuzeitlichen Romans

Vertiefung der Fähigkeiten des Verstehens auch umfangreicher Textpassagen; Wechsel zwischen statarischer und kursorischer Lektüre bzw. bilingualer Kognition

Erzählhaltung und -technik

Abenteuer-/Liebesgeschichten, Entwicklung einer Rahmenhandlung

Typologie des Personals

Erotik

Motivgeschichtliches: Trennung, Irrfahrt

Peripetie/Umschlag der Handlung

kommunikative Funktionen im Gesamtwerk und in einzelnen Textstellen

Gesellschaftskritik in Form einer Karikatur, Unterhaltung; Rede als Ausweis vermeintlicher Gelehrsamkeit; Information über die eigene Biographie

pragmatische Kontexte

Jahrgangsstufen 11/12 - Grundkurs, dreistündig

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler wenden grundlegende Fachbegriffe selbstständig im Rahmen komplexer und umfassender Problemstellungen zur sachgerechten Wahrnehmung, zutreffenden Beschreibung und angemessenen Darstellung sprachlicher und außersprachlicher Sachverhalte an.

Im Bereich der Textlinguistik verbinden sie ihre Kenntnisse zu einem komplexen Instrumentarium zur Beschreibung textueller Sachverhalte.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler kennen sowohl durch Autoren- bzw. Werklektüre als auch durch thematische Lektüre weitere Gattungen lateinischer Literatur und ihre pragmatischen Kontexte.

Sie wenden Methoden des Textverstehens (Dekodierung) sowie Methoden sach-, problem- und modellorientierten Interpretierens an. Dabei orientieren sie ihre Untersuchungen zunehmend an definierten Erkenntnisinteressen.

Hinsichtlich der Rekodierung beherrschen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und kennen das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache auf der Wirkungsebene.

Sie erweitern ihre Kenntnisse zu den spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler wenden Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen an.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen und vergleichen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen,
  • eigene Sach- und Werturteile ggf. revidieren.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts beherrschen sie Problemlösemodelle; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächen- zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das Erfassen der Kernaussage fremdsprachiger Texte, das auf der Kombination einzelner (durch den Transfer vorhandener Sprachkenntnisse verstandener) Textteile basiert,
  • die Interpretation auch nichtlateinischer Sprachäußerungen mit Hilfe methodisch gesicherter Arbeitsschritte der Textanalyse,
  • die Beschäftigung mit Möglichkeiten und Grenzen der Modellbildung zu komplexen Sachverhalten.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler wenden verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation komplexer Gegenstände an, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt für Formen offenen Unterrichts und ganz besonders für Formen selbst organisierten Lernens, die in der gymnasialen Oberstufe besonderes Gewicht haben. Dabei erweitern sie ihre Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; die Schüler setzen sich mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von traditionellen und digitalen Medien vertieft auseinander und wenden moderne Informationstechnologien zunehmend selbstständig als prozessbegleitende Problemlösemedien und zum interaktiven Lernen an.

Sie wenden ihre erweiterten Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken an:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Anwenden der Dekodierungs- und Rekodierungsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

kritische Reflexion der Dekodierungs- und Rekodierungstechniken

selbstständiges Ermitteln nötigen Sach- und Kontextwissens

punktuell: literarische Rekodierung

Übersetzung in Gleichwertigkeit mit dem Ausgangstext auf der Sach- und der Wirkungsebene

Beherrschen der durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingten Veränderungsoperationen bei der Rekodierung

Veränderungen der Sprechaktbedeutungen

Wechsel des Satztyps: Aussage-, Frage- und Aufforderungssatz

Übertragen der Kenntnisse zum einfachen Übersetzungsvergleich

Vergleich eines lateinischen Originals mit einer deutschen Übersetzung

Anwenden von Interpretationsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

punktuell: Untersuchung der thematischen Kohärenz

Thema-Rhema-Abfolge

Untersuchung der sprachlichen und rhetorischen Gestaltung

Bestimmung der Stilhöhe und des Grades der Rhetorisierung

Ausrichten des Interpretationsprozesses an definierten Erkenntnisinteressen

biographisch, historisch-philologisch, soziologisch, literar- und motivgeschichtlich, aktualisierend

Erarbeiten komplexer Präsentationen und reflektierte Medienwahl

Evaluieren von Methoden und Ergebnissen

Kennen exemplarischer Rezeptionsprozesse

historische und soziologische Bedingtheit des Erkenntnisinteresses

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Anwenden eines autoren- und themenbezogenen Aufbauwortschatzes

Ausweitung sprachvergleichender Betrachtung auf andere Sprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

Anwenden eines ausführlichen zweisprachigen Wörterbuchs

elektronisch und nicht-elektronisch

Beherrschen weiterer Kasusbedeutungen

Anwenden der Kenntnisse über Funktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

Tempusrelief

Beherrschen der Funktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Anwenden der Formenlehre des Verbs

Anwenden der Formenlehre der Pronomina

verallgemeinernde Relativpronomina, weitere Indefinitpronomina

Beherrschen der Kenntnisse über die Kohärenz stiftenden Elemente von Texten

textgrammatische Analyse (Textsyntax, Textsemantik)

Anwenden der Grundlagen der Verwendung rhetorischer Mittel

ggf. auch in nichtlateinischer Produktion

Alliteration; Anapher; Antiklimax; Antithese; Asyndeton; Ausruf; Chiasmus; Ellipse; Epipher; Hendiadyoin; Homoioteleuton; Hyperbaton; Hyperbel; Inversion; Klimax; Litotes; Metapher; Metonymie; Onomatopoiie; Parallelismus; Pars pro toto; Personifikation; Pleonasmus; Polysyndeton; Rhetorische Frage; Trikolon; Vergleich

Kennen weiterer Textsorten

Kennen des Zusammenhanges von Textfunktion und Textsorte

Textsorten und Differenzierungskriterien, Erfordernisse einer allgemeinen, d. h. alltagssprachliche und literarische Texte umfassenden Typologie

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Beherrschen wesentlicher Aspekte des literarischen Schaffens Ovids

Schwerpunktsetzung auf Liebesdichtung

Amores, Ars amatoria, Remedia Amoris, Heroides

Unterscheidung zwischen Realität und dichterischer Fiktion – das lyrische Ich, explizite Annahme eines anderen Ich

Ovid als Lebens- und Liebeskünstler, als Ratgeber sowie als Autor fiktiver Briefe

Geschlechterrollen bei Ovid

Topoi in der Darstellung beider Geschlechter und ihrer Beziehung zueinander

das Phänomen ‚Liebe’ als Lehrstoff

psychologische Aspekte einer Liebe aus der Ferne

Heroides

Rezeption in Literatur und Kunst

Transfer der Kenntnisse zu Formen sprachlicher Gestaltung und zur Metrik auf die Werke Ovids

Aussageformen, Ironie, Einsatz mythologischer Exempla, rhetorische Ausgestaltung

Überblick über das Leben und weitere Werke Ovids: Metamorphosen, Epistulae ex Ponto, Tristia, Fasti

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des römischen Staates und der römischen Gesellschaft in der Zeit der Republik und des Prinzipats

Kontakt und Konflikt mit den Herrschenden

Mythologie und Epos

dichterische Produktion im Exil

Möglichkeiten dichterischer Ausgestaltung des Kalenders als einer scheinbar nicht poetischen Textsorte

Vertiefungswissen zum Fortwirken der Antike: Rezeption und ihre Produktivität

repräsentative Beispiele für die Bedeutung der Antike in Architektur, Kunst, Literatur, Musik, Philosophie, Politik

Kennen wichtiger Grundbegriffe, Problemstellungen und Theorien antiker Moralphilosophie anhand ausgewählter Texte Ciceros und Senecas

philosophische Denkweisen der Griechen und ihre Adaption durch die Römer

Stoa und Epikureismus

Bedeutung der Vernunft

ratio als gestaltendes Prinzip, Verbindung zwischen Göttlichem und Mensch, höchstes Gut

ethische Normbegriffe

römische Wertvorstellungen: pietas, fides, virtus

Philosophie als Mittel der Lebensgestaltung und Daseinsbewältigung

Glücksvorstellungen

Beurteilen antiker Lösungsansätze für ethische Problemstellungen

kritische und aktualisierende Auseinandersetzung mit antiken Wertvorstellungen und Lösungsmodellen

Grundprobleme: Leben und Tod, Leib und Seele, Individuum und Gesellschaft, Macht und Recht, Mensch und Götter, Sklaverei

kulturgeschichtliches Vertiefungswissen zur Haltung Roms gegenüber dem Fremden

als Paradigma der Zivilisationsentwicklung hinsichtlich Expansion und Imperialismus, Entwicklung und Integration eigener und anderer Kulturen, Umgang mit Kulten und Religionen

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des Fortwirkens der Antike: Orientierungspotential der antiken Philosophie

Recht und Gesetz; der Mensch als Gemeinschaftswesen; Staatsmodelle; Glück als Ziel

Kennen unterschiedlicher Darstellungsweisen ausgewählter mythologischer Themen in der römischen Literatur und ihrer Rezeption in der europäischen Geistesgeschichte

Ovid, Metamorphosen; Hygin; Vergil

Gestalten eigener Interpretationen

Mythos als Medium der Darstellung von Welterfahrung
und -deutung

verschiedene Deutungsmuster des Mythos und ihre pragmatischen Bezüge

historisierend, politisch, ethisch, religiös, psychologisch

Rezeptionen in Literatur, Musik, Kunst, Psychologie

Erarbeiten eigener, kreativer Interpretationen mythologischer Paradigmata

Literatur, Kunst, Musik, dramatisches Gestalten

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des Fortwirkens der Antike: Orientierungspotential des antiken Mythos

Mythos als offenes Deutungsmuster; Medea, Herakles, Ödipus, Prometheus als paradigmatische Helden

Wahlthema 1: Geschichtsschreibung

Beurteilen der Grundprinzipien römischer Geschichtsschreibung

Lektüre ausgewählter Texte von Sallust, erweitert durch Sekundärtexte von Livius und Tacitus

Darstellungsformen

Monographie, Gesamtgeschichte, Zeitabschnittsgeschichte

Proömien, Reden, Exkurse, Beschreibungen

Intention und historische Wahrheit

exemplarische, moralisierende, appellative Darstellung im Gegensatz zum modernen Anspruch an historische Wahrheit

römisches Geschichtsverständnis

wirksame Faktoren

Rolle des Menschen in der Geschichte

Rolle des exemplum

Einschätzung des Geschichtsverlaufs

Aszendenz- und Dekadenzmodell

Wahlthema 2: Exilliteratur

Beurteilen wesentlicher sprachlicher Formen der Bewältigung von Exilsituationen durch römische Literaten

Im Zentrum steht die methodische Annäherung an den bzw. die Auseinandersetzung mit dem Menschen, der sich in den Texten zeigen könnte.

Cicero: Briefe, Reden nach dem Exil, Paradoxa Stoicorum II; Tusculanae disputationes V, 105 ff.

Ovid: Tristia; Epistulae ex Ponto

Seneca: Consolatio ad Helviam matrem

Fachtermini, Formen der Verbannung in der römischen Antike und wesentliche pragmatische Bezüge

exilium; aquae et ignis interdictio, deportatio, relegatio

Bedeutung Roms als Lebensmittelpunkt für die Selbsteinschätzung und die Möglichkeiten der Lebensgestaltung

individuelle Rahmenbedingungen

mögliche Konsequenzen für den Exilanten

materielle, psychologische, soziologische, literarische Konsequenzen; ‚Exilkrankheit’

sprachliche Formen kognitiver und emotionaler Klärungs- bzw. Therapieversuche des Exilanten

Auswirkungen auf Sprache und Persönlichkeit

Reflexion über Möglichkeiten und Grenzen der biographischen Interpretation

Aktualisierung: moderne Formen der Bewältigung von Exilsituationen und ggf. ihres Scheiterns

Verständnis für Phänomene der Heimatlosigkeit bei Migranten, Toleranz gegenüber zunächst unverständlichen Lebenseinstellungen

Vergleich mit Exilanten der Moderne: Erleben und Bewältigen der Situation

partiell mit einer Exilsituation vergleichbare Erfahrungen aus dem eigenen Lebensbereich

Wahlthema 3: Vergil

Beherrschen wesentlicher Aspekte des literarischen Schaffens Vergils

Überblick über Vergils Werk und über die Gattung Epos

Proömien, episches Personal, Götterwelt, Kataloge, Vergleiche; Metrik

augusteisches Epos als Ausdruck des Konfliktes zwischen gesellschaftlich-politischem Auftrag und Individualität

Dido-Tragödie

der Konflikt zwischen Karthago und Rom als Hintergrund

Problematisierung der pietas des Aeneas

Rolle des fatum

Übertragbarkeit des Konfliktes auf persönliche Erfahrungen

Rezeption in Literatur und bildender Kunst

aktualisierende Umsetzung, auch unter Nutzung moderner Medien

Wahlthema 4: Antiker Roman

Kennen der Erzählhaltung und der Erzähltechnik des antiken Romans

Vita Apollonii regis Tyri

Apuleius (Der goldene Esel, mors media nocte) und Petronius (Satyrica) als Vorläufer des mittelalterlichen und des neuzeitlichen Romans

Vertiefung der Fähigkeiten des Verstehens auch umfangreicher Textpassagen; Wechsel zwischen statarischer und kursorischer Lektüre bzw. bilingualer Kognition

Erzählhaltung und -technik

Abenteuer-/Liebesgeschichten, Entwicklung einer Rahmenhandlung

Typologie des Personals

Erotik

Motivgeschichtliches: Trennung, Irrfahrt

Peripetie/Umschlag der Handlung

kommunikative Funktionen im Gesamtwerk und in einzelnen Textstellen

Gesellschaftskritik in Form einer Karikatur, Unterhaltung; Rede als Ausweis vermeintlicher Gelehrsamkeit; Information über die eigene Biographie

pragmatische Kontexte

Jahrgangsstufen 11/12 - Leistungskurs

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler wenden grundlegende Fachbegriffe selbstständig im Rahmen komplexer und umfassender Problemstellungen zur sachgerechten Wahrnehmung, zutreffenden Beschreibung und angemessenen Darstellung sprachlicher und außersprachlicher Sachverhalte an.

In den Bereichen der Syntax, Semantik und Textlinguistik verbinden sie ihre Kenntnisse zu einem komplexen, systematisch geordneten Instrumentarium zur Beschreibung textueller Sachverhalte.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler kennen sowohl durch Autoren- bzw. Werklektüre als auch durch thematische Lektüre weitere Gattungen lateinischer Literatur und ihre pragmatischen Kontexte.

Sie wenden selbstständig Methoden des Textverstehens (Dekodierung) sowie Methoden sach-, problemund insbesondere modellorientierten Interpretierens an. Dabei orientieren sie ihre Untersuchungen an selbst gewählten Erkenntnisinteressen sowie Kriterien und nutzen zunehmend auch wissenschaftliche Hilfsmittel.

Hinsichtlich der Rekodierung beherrschen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und wenden das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache punktuell auf der Wirkungsebene an.

Sie erweitern und vertiefen ihre Kenntnisse zu den spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler wenden Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen an.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen und vergleichen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen,
  • eigene Sach- und Werturteile ggf. revidieren.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken des Lateinunterrichts beherrschen sie Problemlösemodelle; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächen- zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das Erfassen der Kernaussage fremdsprachiger Texte, das auf der Kombination einzelner (durch den Transfer vorhandener Sprachkenntnisse verstandener) Textteile basiert,
  • die Interpretation auch nichtlateinischer Sprachäußerungen mit Hilfe methodisch gesicherter Arbeitsschritte der Textanalyse,
  • die Beschäftigung mit Möglichkeiten und Grenzen der Modellbildung zu komplexen Sachverhalten.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler wenden verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation komplexer Gegenstände an, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt für Formen offenen Unterrichts und ganz besonders für Formen selbst organisierten Lernens, die in der gymnasialen Oberstufe besonderes Gewicht haben. Dabei erweitern sie ihre Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; die Schüler setzen sich mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von traditionellen und digitalen Medien vertieft auseinander, wenden moderne Informationstechnologien zunehmend selbstständig als prozessbegleitende Problemlösemedien und zum interaktiven Lernen an und erwerben Fähigkeiten zur diskursiven Evaluierung von Präsentationen.

Sie wenden ihre erweiterten Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken an:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Anwenden und Beurteilen der Dekodierungs- und Rekodierungsverfahren

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

selbstständiges Ermitteln nötigen Sach- und Kontextwissens

selbstständiges Ermitteln vorherrschender Textmerkmale

Beherrschen der durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingten Veränderungsoperationen bei der Rekodierung

Veränderungen der Bedeutung einzelner Wörter/Wortgruppen

Veränderungen der stilistischen Gestaltungen

Entmetaphorisierung (z. B. ignis – Leidenschaft)

stilistische Anhebung

stilistische Absenkung

Beherrschen der literarischen Rekodierung

Übersetzung in Gleichwertigkeit mit dem Ausgangstext auf der Sach- und Wirkungsebene

Beherrschen des mehrfachen Übersetzungsvergleichs

Vergleich eines lateinischen Originals mit einer oder mehreren deutschen Übersetzung(en)

Anwenden von Interpretationsverfahren unter systematischer Berücksichtigung des Zusammenhangs von Form, Inhalt und Situation des Autors

Visualisierung; Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

selbstständige Auswahl und Kombination der jeweils angemessenen Interpretationsverfahren

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

systematisches Untersuchen der thematischen Kohärenz

Thema-Rhema-Abfolge

systematische Analyse der sprachlichen und rhetorischen Gestaltung

Bestimmung der Stilhöhe und des Grades der Rhetorisierung

Ausrichten des Interpretationsprozesses an definierten und punktuell selbstgewählten Erkenntnisinteressen

biographisch, historisch-philologisch, soziologisch, literar- und motivgeschichtlich, aktualisierend

Erarbeiten komplexer Präsentationen und reflektierte Medienwahl

Evaluieren von Methoden und Ergebnissen

Einblick gewinnen in die Überlieferungsgeschichte antiker Texte

Aufbau und Funktion eines textkritischen Apparates

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Anwenden eines autorenbezogenen und erweiterten themenbezogenen Aufbauwortschatzes

Ausweitung der sprachvergleichenden Betrachtung auf andere Herkunftssprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

Anwenden eines ausführlichen zweisprachigen Wörterbuchs

elektronisch und nicht-elektronisch

Anwenden der Kenntnisse weiterer Kasusbedeutungen

Anwenden der Kenntnisse

weiterer Funktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

Tempusrelief

weiterer bzw. weiter differenzierter Funktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Konjunktiv: Wunsch (Optativ), Aufforderung (Hortativ, Iussiv, Prohibitiv), Möglichkeit (Potentialis), Nichtwirklichkeit (Irrealis), überlegende Frage (Deliberativ)

Imperativ Futur

Anwenden der Kenntnisse über Besonderheiten im Zusammenhang mit Nebensätzen

verschränkte Relativsätze

Anwenden der Formenlehre des Verbs

Anwenden der Formenlehre der Pronomina

verallgemeinernde Relativpronomina, weitere Indefinitpronomina

Anwenden der Kenntnisse über die Kohärenz stiftenden Elemente von Texten

textgrammatische Analyse (Textsyntax, Textsemantik)

Anwenden der Grundlagen der Verwendung rhetorischer Mittel

ggf. auch in nichtlateinischer Produktion

Allegorie; Alliteration; Anapher; Antiklimax; Antithese; Apostrophe; Asyndeton; Ausruf; Chiasmus; Ellipse; Enallage; Epipher; Euphemismus; Hendiadyoin; Homoioteleuton; Hyperbaton; Hyperbel; Inversion; Klimax; Litotes; Metapher; Metonymie; Onomatopoiie; Oxymoron; Parallelismus; Paronomasie; Pars pro toto; Personifikation; Pleonasmus; Polyptoton; Polysyndeton; Praeteritio; Rhetorische Frage; Trikolon; Vergleich

Kennen weiterer Textsorten

Beherrschen des Zusammenhanges von Textfunktion und Textsorte

Textsorten und Differenzierungskriterien, Erfordernisse einer allgemeinen, d. h. alltagssprachliche und literarische Texte umfassenden Typologie

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Anwenden wesentlicher Kenntnisse zur Historiographie anhand ausgewählter Texte aus der ersten und dritten Dekade des Werks des Livius

Erzähltechnik

Episoden

Dramatisierung

Exempla

Porträtkunst: direkte und indirekte Charakterisierung

Leitbegriffe, -motive

Darstellungsabsicht

aktualisierende Interpretation psychologischer, ethischer und (gesellschafts-)politischer Elemente

Intention und historische Wahrheit

exemplarische, moralisierende, appellative Darstellung im Gegensatz zum modernen Anspruch an historische Wahrheit

Geschichtsverständnis

Vergleich mit literarischen Vorlagen und Rezeptionen hinsichtlich Intention und Form

Herodot, Thukydides, Polybios, Dionys von Halikarnass, Caesar, Sallust, Tacitus; Ranke, Mommsen, Syme:

Intention

Form

Verbindung von Mythos und Historie

Quellen

Übertragen der Kenntnisse zur Rhetorik auf ausgewählte Reden innerhalb des Werkes des Livius

in exemplarischer Kürze

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des römischen Staates und der römischen Gesellschaft in der Zeit der Republik und des Prinzipats

gesellschaftliche und politische Ordnung

Aufstieg Roms zur Weltmacht und politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen

rechtliche und soziale Verhältnisse

Krise der Republik

Prinzipat des Augustus

kulturgeschichtliches Vertiefungswissen zur Haltung Roms gegenüber Fremden

als Paradigma der Zivilisationsentwicklung hinsichtlich Expansion und Imperialismus, Entwicklung und Integration eigener und anderer Kulturen, Umgang mit Kulten und Religionen

Kennen wichtiger Grundbegriffe, Problemstellungen, Strukturen und Theorien antiker Moralphilosophie anhand ausgewählter anspruchsvoller Texte von Cicero und Seneca

Überblick über die Struktur antiker philosophischer Denkweise: Physik, Logik, Ethik als Disziplinen

„Physik“ als Basisdisziplin, deren Erkenntnisinteresse und -möglichkeit sich vom modernen Verständnis von Physik unterscheiden

Problem der Erkenntnis: Idealismus, Materialismus

Bedeutung der Vernunft

ratio als gestaltendes Prinzip, Verbindung zwischen Göttlichem und Mensch, höchstes Gut

ethische Normbegriffe

römische Wertvorstellungen: pietas, fides, virtus

Abgrenzen und exaktes Erfassen philosophischer Begriffe

philosophische Schulrichtungen der Griechen und ihre Adaption durch die Römer

Akademie, Peripatos, Stoa, Epikureismus

Beurteilen antiker Welt- und Denkmodelle

kritische und aktualisierende Auseinandersetzung mit antiken Wertvorstellungen und Lösungsmodellen

Grundprobleme: Leben und Tod, Leib und Seele, Individuum und Gesellschaft, Macht und Recht, Mensch und Götter, Sklaverei

Vertiefungswissen zum Fortwirken der Antike: Orientierungspotential der antiken Philosophie

Recht und Gesetz; der Mensch als Gemeinschaftswesen; Staatsmodelle; Glück als Ziel; christliche Werte

Beurteilen wesentlicher Formen der Wirklichkeitserfahrung und Wirklichkeitsdeutung in der augusteischen Dichtung am Beispiel ausgewählter Oden des Horaz

menschliche Grunderlebnisse in poetischer Gestaltung

Liebe, Krieg, Tod, Glück, Leid: c. I, 9; I, 13; II, 7

lyrisches Ich und autobiographische Bezüge

Bürgerkriegserlebnisse: c. II, 1; II, 7

das sabinische Landgut: c. I, 17; I, 20

Freundschaft mit Maecenas: c. I, 1; II, 17; III, 8; III, 29; IV, 11

philosophische Aussagen in lyrischer Dichtung

Horaz als Epikureer: c. I, 4; I, 11; II, 3; II, 10; II, 13; II, 14; II, 16; III, 1; III, 2

antike Moralphilosophie

Dichtung und politisches Engagement

Gesellschaftskritik

Distanzierung vom Streben nach Reichtum und Macht: c. I, 1; I, 6; I, 38; III, 1; III, 2; serm. II, 8

Romidee und Romkritik

die Geschichte Roms als Vorbild für die Zukunft; Rückbesinnung auf alte Werte: c. I, 14; III, 1 - 6; epod. 7; 16

Bezüge zu Vergil, Aeneis VI; Livius

Ideologie des augusteischen Prinzipats

Preis des Augustus und der neuen Ordnung: c. I, 2; I, 12; I, 37; IV, 14; IV, 15; Carmen saeculare; epod. 1; 9

Bezüge zu bedeutenden Kunst- und Bauwerken der augusteischen Epoche: Ara Pacis; Augustus von Prima Porta; Augustusforum, -mausoleum

Umfeld literarischer Produktion

Mäzenatentum, Anspruchshaltung eines kompetenten Publikums, Problem der persönlichen Unabhängigkeit

Vertiefungswissen zum Fortwirken der Antike: Rezeption und ihre Produktivität

repräsentative Beispiele für die Bedeutung der Antike in Architektur, Kunst, Literatur, Musik, Philosophie, Politik

Einblick gewinnen in die poetische Standortbestimmung des Horaz

Ablehnung des Epos als eigene Ausdrucksform; Horaz als Lyriker in der Nachfolge der Griechen Sappho, Alkaios, Pindar: c. I, 1; II, 12; II, 20; IV, 2; IV, 3

Selbstverständnis des Dichters als poeta doctus, vates, sacerdos: c. III, 30

Vergleich mit der römischen Liebeselegie: c. I, 22; I, 30; II, 20; III, 9

Kennen unterschiedlicher Darstellungsweisen ausgewählter mythologischer Themen in der römischen Literatur und ihrer Rezeption in der europäischen Geistesgeschichte

Ovid, Metamorphosen, Heroides; philosophische, historische, mythographische Texte

Gestalten eigener Interpretationen

Mythos als Medium der Darstellung von Welterfahrung und -deutung

verschiedene Deutungsmuster des Mythos und ihre pragmatischen Bezüge

historisierend, politisch, ethisch, religiös, psychologisch

Rezeptionen in Literatur, Musik, Kunst, Psychologie

auch griechische Traditionen

Erarbeiten eigener, kreativer Interpretationen mythologischer Paradigmata

Literatur, Kunst, Musik, dramatisches Gestalten

Vertiefungswissen zu wesentlichen Aspekten des Fortwirkens der Antike: Orientierungspotential des antiken Mythos

Mythos als offenes Deutungsmuster; Medea, Herakles, Ödipus, Prometheus als paradigmatische Helden

Wahlthema 1: Staat – Theorie und Wirklichkeit

Beurteilen wesentlicher Aspekte des Spannungsverhältnisses zwischen römischer Staatstheorie und -wirklichkeit zur Zeit Ciceros

Problematik der Weltherrschaft

Vergleich der Theorie idealer Verfassungsformen mit der realen römisch-republikanischen Staatsordnung

Krisenerscheinungen der späten Republik

die grundlegenden Verfassungsmodelle Monarchie, Aristokratie und Demokratie und ihre Misch- und Degenerationsformen

Vergleich der antiken Verfassungstheorie und -wirklichkeit mit modernen Verhältnissen

ausweitende Auseinandersetzung mit antiken Staatsideen und ihren Rezeptionen in Mittelalter und Neuzeit

Augustinus, De civitate Dei; Thomas Morus, Utopia; Thomas Hobbes, Leviathan

Wahlthema 2: Liebesdichtung

Kennen wesentlicher Aspekte römischer Liebesdichtung

Beurteilen ausgewählter Texte von Catull, Ovid, Tibull, Properz anhand modellierender Deutungsmuster

psychologische Erklärungen in den Texten

Ohnmacht, Reiz des Verbotenen, Liebesschmerz

Vergleich mit literarischen Vorlagen und Rezeptionen hinsichtlich Intention und Form

griechische Liebesdichtung: Archilochos, Sappho, Kallimachos

Rezeption in zeitlicher Nähe und Distanz: Martial, Goethe

Beherrschen des elegischen Distichons

Kennen weiterer Formen lyrischer Metrik

Unterscheidung zwischen Realität und dichterischer Fiktion – das lyrische Ich

Funktion dichterischer Produktion in ihrem gesellschaftlichen Kontext

Abhängigkeit von ethischen und sozialen Normen im politisch-gesellschaftlichen Umfeld

Darstellung verschiedener klischeehafter Geschlechterrollen

Formen sprachlicher Gestaltung

Wahlthema 3: Lukrez

Kennen der Gattung Lehrgedicht zur Vermittlung epikureischer Philosophie anhand ausgewählter Texte aus Lukrez’ De rerum natura

Anwenden der Kenntnisse

Biographisches und pragmatische Bezüge

Folgen der Krise der Republik für seelische, ethische und religiöse Befindlichkeiten der Römer; Rückzug in die Philosophie als ein Ausweg

literarische Tradition

Gattung Lehrgedicht

Vorläufer: Hesiod, Parmenides, Empedokles; Arat; Nachfolger: Vergil, Ovid

epische Elemente

Gestaltung der Gattung durch Lukrez

philosophische Tradition

Naturphilosophie und Epikureismus

Heraklit, Empedokles, Anaxagoras, Demokrit, Epikur

Aufbau und Intention des Werks

exemplarische Vertiefung anhand ausgewählter Abschnitte

Proömien

Buch 1 und 2: Grundlagen des Atomismus

materialistische Erklärung einiger Phänomene:

3. Buch: Seelenlehre und ihre Implikationen

4. Buch: Sinneswahrnehmungen, Liebe

5. Buch: Kulturentstehungslehre

6. Buch: Einzelphänomene

Darstellungsmittel

sprachlich

argumentativ

Grenzen antiker wissenschaftlicher Beobachtung;

Argumentationsverfahren:

Analogieschluss

Schluss aus der Unmöglichkeit der Gegenposition

Berufung auf die Autorität Epikurs

Betonung der Universalität der Lehren

Prinzip gleichwertiger Mehrfacherklärungen;

Spannungsbögen

aktualisierende Auseinandersetzung

Probleme einer oberflächlichen Rezeption des Epikureismus

Lukrez und die moderne ‚Spaßgesellschaft’

Methodenvergleich Antike – Moderne

Physik und Ethik

veranschaulichende Präsentation atomistischer Denkmodelle und Erklärungsmuster

Kreatives Schreiben

Wahlthema 4: Exilliteratur

Beurteilen wesentlicher sprachlicher Formen der Bewältigung von Exilsituationen durch römische Literaten

Im Zentrum steht die methodische Annäherung an den bzw. die Auseinandersetzung mit dem Menschen, der sich in den Texten zeigen könnte.

Cicero: Briefe; Reden nach dem Exil; Paradoxa Stoicorum II; Tusculanae disputationes V, 105ff.

Ovid: Tristia; Epistulae ex Ponto

Seneca: Consolatio ad Helviam matrem

Fachtermini, Formen der Verbannung in der römischen Antike und wesentliche pragmatische Bezüge

exilium; aquae et ignis interdictio, deportatio, relegatio

Bedeutung Roms als Lebensmittelpunkt für die Selbsteinschätzung und die Möglichkeiten der Lebensgestaltung

individuelle Rahmenbedingungen

mögliche Konsequenzen für den Exilanten

materielle, psychologische, soziologische, literarische Konsequenzen; ‚Exilkrankheit’

sprachliche Formen kognitiver und emotionaler Klärungs- bzw. Therapieversuche des Exilanten

Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur

Auswirkungen auf Sprache und Persönlichkeit

Reflexion über Möglichkeiten und Grenzen der biographischen Interpretation

Aktualisierung: moderne Formen der Bewältigung von Exilsituationen und ggf. ihres Scheiterns

Verständnis für Phänomene der Heimatlosigkeit bei Migranten, Toleranz gegenüber zunächst unverständlichen Lebenseinstellungen

Vergleich mit Exilanten der Moderne

Erleben und Bewältigen der Situation

partiell mit einer Exilsituation vergleichbare Erfahrungen aus dem eigenen Lebensbereich

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