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Lehrplan

Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Persönlichkeit und soziale Beziehungen

2017

 

Impressum

Der Lehrplan für die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung tritt am 1. August 2017 in Kraft.

Der Lehrplan wurde erstellt durch Lehrerinnen und Lehrer der Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem

Sächsischen Bildungsinstitut
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul

Herausgeber:
Sächsischen Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.smk.sachsen.de

Teil Grundlagen

Aufbau und Verbindlichkeit der Lehrpläne

Grundstruktur

Der Lehrplan gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Teil sind Aufbau und Verbindlichkeit des Lehrplans sowie die Ziele und Aufgaben der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung dargestellt. Der erste Teil enthält darüber hinaus allgemeine Hinweise zum fächerverbindenden Unterricht und zur Entwicklung von Lernkompetenz sowie eine Übersicht über alle Bereiche des grundlegenden und fachorientierten Unterrichts.

Der zweite Teil des Lehrplans gliedert sich in die Bereiche des grundlegenden und fachorientierten Unterrichts. Jeder Bereich weist den spezifischen Beitrag zur allgemeinen Bildung sowie die bereichsspezifischen Lernziele und Lerninhalte aus. Bereichsspezifische didaktische Grundsätze geben konkrete Anregungen für die Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses.

Dem Bereich Wahrnehmung, Denken, Bewegung und Kommunikation sowie dem Bereich Persönlichkeit und soziale Beziehungen kommt ein besonderer Stellenwert zu. Die Lernziele und Lerninhalte dieser Bereiche bilden grundlegende Entwicklungsbereiche ab und finden bereichsübergreifend sowie im gesamten Bildungs- und Erziehungsprozess Berücksichtigung.

Der Lehrplan bildet die Lernziele und Lerninhalte für den gesamten Bildungsgang ab. Stufenbezogene Angaben sind an ausgewählten Stellen unter alters- bzw. entwicklungsgemäßen Gesichtspunkten verortet.

Bereichsübergreifendes Arbeiten ist im grundlegenden Unterricht durchgängiges Unterrichtsprinzip.

Zeitrichtwerte

Aufgrund der förderspezifischen Besonderheiten werden im Lehrplan keine Zeitrichtwerte ausgewiesen.

Darstellung der Bereiche/Lernbereiche

Die Gestaltung der Bereiche erfolgt in tabellarischer Darstellungsweise.

Bezeichnung des Lernbereiches Zeitrichtwert

Lernziele und Lerninhalte

Bemerkungen

Lernziele und Lerninhalte

Lernziele und Lerninhalte sind in Abhängigkeit vom Umfang des sonderpädagogischen Förderbedarfs im individuellen Förderplan zu modifizieren bzw. zu konkretisieren. Sie kennzeichnen grundlegende Anforderungen des Wissenserwerbs, der Kompetenzentwicklung und der Werteorientierung. Die Schwerpunktsetzung liegt in Verantwortung des Lehrers und ist unter Berücksichtigung der individuellen Lernbedürfnisse von Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sowie unter förderspezifischen und entwicklungsgemäßen Gesichtspunkten zu treffen.

Bemerkungen

Bemerkungen haben Empfehlungscharakter. Gegenstand der Bemerkungen sind inhaltliche Erläuterungen sowie Hinweise auf geeignete Lehr- und Lernmethoden oder fachspezifische Arbeitsweisen.

Um dem sonderpädagogischen Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in allen Alters- und Entwicklungsstufen gerecht zu werden, sind ausgewählte lebenspraktische Bezüge und Beispiele für die differenzierte Förderung der Schüler aufgeführt. Hinweise zur Differenzierung tragen grundsätzlich exemplarischen Charakter und beziehen sich auf unterschiedliche Förderbedürfnisse.

Bemerkungen umfassen Bezüge zu Lernzielen und Lerninhalten anderer Bereiche/Lernbereiche des Lehrplans, zu den förderspezifischen und überfachlichen Bildungs- und Erziehungszielen sowie zu Lehrplänen der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, der Grundschule und der Oberschule.

Verweisdarstellungen

Um die bereichsübergreifende und bereichsverbindende Planung des Bildungs- und Erziehungsprozesses zu unterstützen, werden Verweise auf Lernbereiche des gleichen Bereichs und anderer Bereiche sowie auf überfachliche Ziele mit Hilfe folgender grafischer Elemente veranschaulicht:

➔ LB 2

Verweis auf einen Lernbereich des gleichen Bereichs

 

➔ WDBK, LB 4

Verweis auf einen Lernbereich eines anderen Bereichs

 

➔ FÖS(L), MA, Kl. 3/4, LB 2

Verweis auf Fach, Klassenstufe und Lernbereich im Lehrplan FÖS(L), GS, OS

 

⇒ Sozialkompetenz

Verweis auf ein Bildungs- und Erziehungsziel der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (s. Ziele und Aufgaben der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung)

 

Abkürzungen

Im Lehrplan der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung werden folgende Abkürzungen verwendet:

FÖS(G) Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
FÖS(L) Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen
FÖS(BuS) Schule mit dem Förderschwerpunkt Sehen
GS Grundschule
Kl. Klassenstufe/n
LB Lernbereich
LBW Lernbereich mit Wahlcharakter
OM Orientierung/Mobilität
OS Oberschule
PC Personalcomputer
AL Arbeitslehre
AuB Arbeit und Beruf
BIO Biologie
BO Berufsorientierung
DE Deutsch
DE-HKS Deutsch-Heimatkunde/Sachunterricht
DE-HKS Deutsch-Heimatkunde/Sachunterricht
EN Englisch
ETH Ethik
GE Geschichte
GEO Geographie
HW Hauswirtschaft
INF Informatik
KU Kunst
MA Mathematik
MU Musik
PH Physik
PSB Persönlichkeit und soziale Beziehungen
RE/e Evangelische Religion
RE/k Katholische Religion
SLF Selbstständige Lebensführung
SPO Sport
SU Sachunterricht
WDBK Wahrnehmung, Denken, Bewegung und Kommunikation
WE Werken
WTH Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales

Die Bezeichnungen Schüler und Lehrer werden im Lehrplan allgemein für Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und Lehrer gebraucht.

Ziele und Aufgaben der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Bildungs- und Erziehungsauftrag

Ausgehend von den in der Verfassung des Freistaates Sachsen formulierten Bildungs- und Erziehungszielen stellt sich die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung als allgemeinbildende Förderschule dem gesetzlich bestimmten Anspruch – unabhängig von Art und Umfang des Unterstützungsbedarfs – die Entwicklung und Erweiterung von Kompetenzen für die praktische Lebensbewältigung und gesellschaftliche Teilhabe in sozialer Integration zu fördern und die Schüler zu einer möglichst selbstständigen und selbstbestimmten Lebensgestaltung zu befähigen. Sie ermöglicht damit jedem Kind bzw. jedem Jugendlichen Zugang zu vielfältigen Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens und gewährleistet eine umfassende Bildung und Erziehung.

Die sonderpädagogische Arbeit an der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung knüpft an die frühkindliche Bildung und Erziehung in Familie und Kindertageseinrichtung/heilpädagogischer Einrichtung an und gewährleistet eine den Bedürfnissen ihrer Schüler angemessene Bildung und Erziehung. Dabei erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern*, den medizinisch und therapeutischen Einrichtungen sowie mit außerschulischen Maßnahmeträgern im Sozialraum. Unter Berücksichtigung der aktuellen und zukünftigen Anforderungen eröffnet sie für jeden Schüler konkrete Lernmöglichkeiten in entwicklungs-, situations-, sach-, sinn- und lebensbezogenen Lern- und Handlungsfeldern. In der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung werden die Schüler unter Einbeziehung der Eltern bei der alltäglichen Lebensgestaltung und der Vorbereitung auf die Lebens- und Arbeitswelt beraten. Am Ende der Werkstufe wird den Schülern das erfolgreiche Erreichen ihrer individuellen Zielstellungen im Förderplan durch ein Abschlusszeugnis bestätigt.

* Die Bezeichnung "Eltern" wird im Text gemäß § 45 Abs. 5 SchulG synonym zu Personensorgeberechtigten gebraucht.

Bildungs- und Erziehungsziele

Die Bildungs- und Erziehungsziele sowie die inhaltlichen Schwerpunkte des Lehrplans betonen in spezifischer Weise die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und gelten grundsätzlich unabhängig vom Ort der Unterrichtung. Ausgehend vom Bildungs- und Erziehungsauftrag werden folgende Bildungs- und Erziehungsziele formuliert, die eng mit den förderspezifischen und überfachlichen Zielen korrelieren.

Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erwerben auf der jeweiligen Aneignungsebene anwendungsbereites Grundwissen, das es ihnen ermöglicht, aktuelle und zukünftige Lebensaufgaben zu bewältigen. (Erwerb von anwendungsbereitem Grundwissen)

Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erleben sich in allen Lern- und Lebensbereichen als handelnde Personen. Sie eignen sich Lern- und Methodenkompetenzen sowie Selbst- und Sozialkompetenzen an, die ihnen eine aktive und sinnerfüllte Lebensbewältigung in sozialer Integration ermöglichen. Sie erweitern ihr Handlungsrepertoire und können Gelerntes auf aktuelle Situationen in ihrer Lebenswelt übertragen. Sie verfügen über individuelle Handlungs- und Problemlösestrategien. (Erwerb von lebenspraktischer Handlungskompetenz)

Durch die Vermittlung und das Erleben von Werten im schulischen Alltag erfahren die Schüler Wertschätzung, Anerkennung und Toleranz und werden befähigt, Werte und Normen auf der Grundlage der freiheitlich-demokratischen Grundordnung anzuerkennen und zu leben. (Befähigung zur mitgestaltenden Teilhabe)

Diese Bildungs- und Erziehungsziele werden im Lehrplan bereichsspezifisch untersetzt.

Förderspezifische Ziele

Sonderpädagogische Förderung verfolgt das Ziel, Auswirkungen von Beeinträchtigungen vor allem in den grundlegenden Bereichen der Lernentwicklung auszugleichen und durch intensive Förderung zu kompensieren.

Bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist die individuelle Förderung in den Entwicklungsbereichen Wahrnehmung, Sprache, Bewegung und Denken sowie im emotionalen und sozialen Bereich von besonderer Relevanz. Im Prozess der individuellen Förderung gilt es, die Handlungsmöglichkeiten jedes einzelnen Schülers zu erkennen und in realitätsnahen Lernsituationen systematisch zu erweitern.

Die Entwicklungsbereiche sind eng miteinander verwoben und müssen im Rahmen der individuellen Förderung in ihrer Komplexität berücksichtigt werden. Die genaue Kenntnis des individuellen Entwicklungsstandes ist Voraussetzung für die Auswahl passfähiger und entwicklungsfördernder Angebote. Entwicklungsimpulse werden vom Lehrer sensibel aufgegriffen und pädagogisch verstärkt.

Sonderpädagogische Förderung orientiert sich am entsprechenden Förderbedarf des einzelnen Schülers. Es werden individuelle Förderpläne erstellt, in denen – bezogen auf den aktuellen Entwicklungsstand – die Förderziele formuliert und die sich daraus ergebenden Fördermaßnahmen und Verantwortlichkeiten dokumentiert werden. Die Ergebnisse sind regelmäßig zu überprüfen und der Förderplan auf dieser Grundlage fortzuschreiben. Die Umsetzung des Förderplanes wird durch alle an der Bildung und Erziehung beteiligten Lehrer, pädagogischen Fachkräfte im Unterricht sowie dem medizinisch-therapeutischen Personal gemeinsam realisiert. Die Arbeit an den förderspezifischen Zielsetzungen erfolgt über den gesamten Unterrichtstag sowohl bereichs- als auch stufenübergreifend. Der Schüler und seine Eltern sind eigenständig verantwortliche und gleichberechtigte Partner in der Förderung und werden in den Prozess der Förderplanung einbezogen.

Ziel der Wahrnehmungsförderung ist die Fähigkeit, sich selbst und die Umwelt mit allen Sinnen bewusst wahrzunehmen, diese Eindrücke zu verarbeiten sowie in das persönliche Erleben und Handeln zu integrieren. Die Förderung der Wahrnehmung beeinflusst und erweitert die individuellen Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten und unterstützt die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten.

Wahrnehmungsförderung richtet sich auf die Förderung einzelner Sinnesbereiche und unterstützt gleichzeitig den Prozess der Differenzierung, Strukturierung und Integration von Wahrnehmungsleistungen. Besondere Bedeutung erlangt dabei die Förderung der

  • haptisch-taktilen Wahrnehmung,
  • vestibulären Wahrnehmung und
  • propriozeptiven Wahrnehmung.

Die körpernahen Sinne sind von zentraler Bedeutung für eine ganzheitliche Wahrnehmungs- und Bewegungsentwicklung sowie eine zunehmend ausdifferenzierte Handlungsfähigkeit. Da die vestibuläre Wahrnehmung sowohl sensorische als auch motorische Anteile integriert und koordiniert, kommt der Förderung dieses Sinnesbereiches eine besondere Bedeutung zu.

Für Schüler mit zusätzlichem sonderpädagogischen Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen oder Hören sind spezifische sonderpädagogische oder medizinisch-therapeutische Fördermaßnahmen anzubieten. [Wahrnehmungsförderung]

Bewegungsförderung erschließt und erweitert die körperlichen Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten der Schüler und fördert Körpererleben, Eigenaktivität und Bewegungsmotivation. Durch die Verbindung von Wahrnehmungs- und Bewegungsangeboten werden sensomotorische Integrationsprozesse und das Lernen auf elementarer Stufe unterstützt.

Bewegungsförderung schließt alle Bereiche der Motorik ein und konzentriert sich insbesondere auf die Förderung der

  • Grob- und Feinmotorik,
  • Bewegungsplanung und -steuerung,
  • Präzisions- und Rhythmusfähigkeit sowie
  • Mund- und Gesichtsmotorik.

Aufgrund der teilweise umfänglichen körperlich-motorischen Beeinträchtigungen – insbesondere bei Schülern mit zusätzlichem Förderbedarf im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung – kommen in der Bewegungsförderung sowohl spezifische pädagogisch-therapeutische Konzepte als auch zusätzliche individuelle rehabilitative Maßnahmen zur Anwendung. Dies erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Grundlage des individuellen Förderplans. [Bewegungsförderung]

Ziel der Förderung im Entwicklungsbereich Sprache ist die Erweiterung der individuellen kommunikativen und sprachlichen Handlungsfähigkeit. Sich anderen mitzuteilen, steigert die Lebensfreude, stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert, sich die Umwelt aktiv zu erschließen. Die Förderung kommunikativer Fähigkeiten umfasst basale, nonverbale, mündliche und schriftliche Kommunikationsformen und richtet sich vorrangig auf die [Förderung Sprache]

  • Erweiterung der individuellen Sprechfähigkeit,
  • Erweiterung des Wortschatzes, einschließlich der Begriffsbildung,
  • Erweiterung des Sprachverständnisses,
  • Entwicklung eines sprachlichen Selbstkonzeptes,
  • Nutzung alternativer Kommunikationshilfen,
  • Erweiterung kommunikativer Ausdrucksfähigkeiten. 

Denk- und Sprachentwicklung stehen in enger Wechselwirkung. Deshalb sind Angebote zur Förderung kognitiver Fähigkeiten stets mit der Förderung kommunikativer Fähigkeiten zu verknüpfen. Beide Entwicklungsbereiche sind von zentraler Bedeutung für die Aneignung der Welt und zur Entwicklung von Handlungskompetenz. Die Förderung des Denkens konzentriert sich dabei in besonderer Weise auf

  • die Unterstützung der Merkfähigkeit,
  • die Entwicklung des handlungsplanenden Denkens,
  • das Erkennen und Bewerten von Analogien und Zusammenhängen,
  • das Problemlösen,
  • die Förderung von Kreativität.

Die Förderung kognitiver Fähigkeiten berücksichtigt die unterschiedlichen Aneignungsstufen und setzt begleitend Formen der Unterstützten Kommunikation (UK) ein. Die Förderangebote bestärken die Schüler, aktiv und zunehmend bewusst auf vorhandenes Wissen zurückzugreifen und regen die Kritik- und Urteilsfähigkeit bzw. Selbsteinschätzungskompetenz an. [Förderung kognitiver Fähigkeiten]

Förderung im emotionalen und sozialen Bereich unterstützt die Schüler bei der Entwicklung ihrer personalen und sozialen Identität und erlangt dadurch zentrale Bedeutung für die Entwicklung einer zufriedenstellenden Lebensbewältigung und -gestaltung. Damit die Schüler sich in ihrer Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit erfahren und ein positives Selbstbild aufbauen können, benötigen sie individuelle Angebote zur Förderung der emotionalen Stabilität, des Sozialverhaltens und der Lern- und Arbeitsbereitschaft. Gleichzeitig ist es notwendig, die Schüler zu befähigen, soziale Beziehungen einzugehen und zu gestalten. [Förderung im emotionalen und sozialen Bereich]

Überfachliche Ziele

Die Schüler entwickeln ihre Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit. Sie erkennen und nutzen eigene Kommunikationsformen und können Äußerungen anderer Menschen erkennen sowie darauf reagieren. Sie treten mit anderen in Kommunikation und können ihre Bedürfnisse, Befindlichkeiten und eigene Wünsche und Meinungen äußern. Dabei erweitern sie ihre individuelle Ausdrucksfähigkeit. [Kommunikationsfähigkeit]

Die Schüler erwerben eine grundlegende Lern- und Methodenkompetenz, die sie befähigt, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten grundlegendes Wissen anzueignen. Dabei wenden sie Lern- und Arbeitstechniken an und lernen überschaubare Arbeitsabläufe unter Anleitung zu planen, auszuführen und zu kontrollieren. [Lern- und Methodenkompetenz]

Die Schüler eignen sich im Sinne eines erweiterten Lese-, Schreib- und Mathematikbegriffes grundlegende Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen an. [Kulturtechniken]

Die Schüler entwickeln ein positives und lebensbejahendes Selbstbild und können mit eigenen Behinderungserfahrungen umgehen. Sie erleben sich als selbstwirksam, entwickeln Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und können diese zunehmend realistisch einschätzen. [Selbstkompetenz]

Die Schüler gewinnen Einblick in die Vielfalt der Medienangebote. Sie lernen diese interessen- und funktionsabhängig auszuwählen und zu nutzen bzw. auch bewusst Alternativen zur Mediennutzung zu finden. Sie wissen, dass Medien Einfluss auf Vorstellungen, Gefühle und Verhaltensweisen haben können. [Medienkompetenz]

Die Schüler entwickeln ein Bewusstsein für die Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur. Sie erwerben grundlegende Verhaltensweisen zum Schutz der Umwelt. [Umweltbewusstsein]

In der Begegnung und im Dialog mit Kunst, Kultur und Natur entwickeln die Schüler ihre individuelle Erlebens-, Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeit. [ästhetische Erziehung]

Die Schüler sorgen so weit wie möglich aktiv für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlergehen. Sie gehen verantwortungsvoll mit ihrem Körper um, lernen die Intimsphäre der eigenen Person und die anderer zu akzeptieren und sich abzugrenzen. Sie entwickeln Vorstellungen zur persönlichen Geschlechterrolle, Sexualität und Familienplanung. [Gesundheitsbewusstsein]

Die Schüler entwickeln ihr persönliches Behinderungsmanagement. Sie lernen die Möglichkeiten ihrer eigenen Orientierung und Mobilität einzuschätzen und zu akzeptieren. Sie gestalten ihr Leben im Hinblick darauf weitgehend selbstverantwortlich und fordern Unterstützung selbstbestimmt ein. Die Schüler benutzen ihre Hilfsmittel situationsgerecht und integrieren deren Anwendung in ihren Lebensalltag. [Behinderungsmanagement]

Die Schüler nehmen sich als Teil einer Gemeinschaft wahr und bringen sich aktiv ein. Sie erkennen im sozialen Miteinander Regeln und Werte an. Sie lernen verlässlich zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Die Schüler lernen, Kritik zu üben sowie anzunehmen und mit Konflikten angemessen umzugehen. Sie entwickeln Empathiefähigkeit und können entsprechend der Situation ihr Verhalten steuern. [Sozialkompetenz]

Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses

Teilhabe in sozialer Integration ist Leitidee und inhaltlicher Auftrag von Bildung, Erziehung sowie sonderpädagogischer Förderung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. In dem Bemühen um Schulqualität entwickeln die Schulen ihre Schul- und Unterrichtskonzepte eigenverantwortlich weiter und reagieren flexibel auf veränderte gesellschaftliche Herausforderungen, einen gewachsenen Bildungsanspruch und eine sich verändernde heterogene Schülerschaft. Als Teil eines ganztägigen Angebots verwirklicht Unterricht den Anspruch zugleich Lernumgebung und Lebenswelt für Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu sein.

Die Umsetzung des Lehrplans orientiert sich an der physischen, psychischen und sozialen Ausgangslage der Schüler sowie ihrem aktuellen Entwicklungsstand. Die Realisierung der Bildungs- und Erziehungsziele ist dabei in besonderer Weise an die Berücksichtigung der individuellen Lernbedürfnisse, Lerninteressen sowie der spezifischen Lebenssituation der Schüler gebunden.
Um die ganzheitliche Entwicklung der Schüler umfassend zu unterstützen, ist eine durchgängige Beachtung der förderspezifischen Ziele erforderlich. Während des gesamten Unterrichtstages sind Kommunikations- und Sprechanlässe situativ zu initiieren. Handlungsbegleitendes und handlungsleitendes Kommunizieren unterstützt in besonderer Weise das Erfassen von Handlungsabläufen, die Vorstellungs- und Begriffsbildung und die Kommunikations- und Sprachentwicklung. Gemeinsame Aktivitäten sowie Partner- und Gruppenarbeit fördern die Interaktions- und Kooperationsfähigkeit und erweitern die Kommunikationskompetenz der Schüler. Vielfältige Bewegungsangebote im Unterricht, die Berücksichtigung motopädischer Grundsätze sowie rhythmisch-musikalische Lernangebote erweisen sich im Schulleben als wichtige Erfahrungsfelder und unterstützen die motorische, psychomotorische und psychosoziale Entwicklung der Schüler. Lernen mit allen Sinnen und basale Förderangebote unterstützen die Entwicklung der Wahrnehmung.
Unterricht an Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung nimmt für den Schüler alltagsrelevante Probleme und Aufgaben zum Lernanlass und ermöglicht aktives, selbstbestimmtes und entwicklungsgemäßes Lernen in realen oder realitätsnahen Lernsituationen. Alle Lernprozesse sind in einen für die Schüler sinnvollen Handlungszusammenhang einzubetten. Dem bereichsübergreifenden bzw. -verbindenden Arbeiten kommt besondere Relevanz zu.

Ziel ist es, das vorhandene Handlungsrepertoire der Schüler unter Nutzung vielfältiger körperlich-sinnlicher, kommunikativer und sozialer Erfahrungen schrittweise zu erweitern. Die Übertragung des Gelernten in ähnliche oder neue Situationen muss stets intensiv vorbereitet und durch regelmäßige Wiederholung und Übung gefestigt werden. Komplexe Lerninhalte müssen in überschaubare Lernschritte gegliedert werden.

Alle Bildungsangebote sind unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Aneignungsstufen auf Basis des individuellen Förderplans differenziert zu planen und zu gestalten. Maßnahmen der inneren und äußeren Differenzierung orientieren sich stets an den Lernvoraussetzungen des einzelnen Schülers bzw. der Lerngruppe. Sie können sich u. a. beziehen auf

  • Umfang der Lerninhalte,
  • Grad der Komplexität der Aufgaben,
  • Darstellung der Ergebnisse,
  • Lernzeit, u. a. Anzahl der notwendigen Wiederholungen, 
  • Grad der Selbstständigkeit/Notwendigkeit direkter Hilfe, 
  • Art der inhaltlichen oder methodischen Zugänge,
  • Art und Umfang der im Unterricht genutzten Medien, insbesondere spezifischer didaktischer Hilfsmittel sowie 
  • die Auswahl der Sozialformen.

Offene Unterrichtsformen sind besonders geeignet, flexibel auf unterschiedliche Lernbedürfnisse bzw. Leistungsvoraussetzungen zu reagieren, den Schülern Erfolgserlebnisse zu verschaffen und das Miteinanderlernen zu fördern. Voraussetzungen dafür sind eine vorbereitete Lernumgebung, individuelle Lernplätze und günstige räumliche und personelle Bedingungen. Um Lernerfolge langfristig zu sichern, sind darüber hinaus, gut strukturierte Lernphasen sowie Trainings- und Übungseinheiten zu planen. Auf der Grundlage des individuellen Förderplans können ergänzend individualisierende und differenzierende Fördermaßnahmen als Gruppen- oder Individualförderung (Förderunterricht) angeboten werden.

Die Lernprozesse sind so zu gestalten, dass Lerninhalte für die Schüler individuelle Bedeutung erlangen. Bezogen auf den gemeinsamen Lerngegenstand setzen sich die Schüler mit den Lerninhalten auf der jeweiligen Aneignungsstufe auseinander:

  • basal-perzeptive Stufe: Lerngegenstand mit allen Sinnen (fühlen, schmecken, riechen, hören, sehen) und über vielfältige Formen der Bewegung (sich selbst bewegen oder bewegt werden) erkunden und kennenlernen
  • konkret-gegenständliche Stufe: Lerngegenstand durch aktives, konkret-gegenständliches Tun erkunden und kennenlernen
  • anschauliche Stufe: mit Hilfe von Modellen, Nachbildungen, Bildern oder durch Rollenspiele verstehen und ein inneres „Bild“ vom Lerngegenstand entwickeln
  • abstrakt-begriffliche Stufe: Lerngegenstand mit Hilfe von Zeichen und Symbolen wahrnehmen, erkunden und verstehen; Erkenntnisse werden auf gedanklichem Weg gewonnen

Da die schulische Begleitung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung einen sehr langen Entwicklungszeitraum der Schüler umfasst, bedarf es durchgängig einer alters- und entwicklungsgemäßen inhaltlichen Akzentuierung der Lerninhalte.

Bei der Planung und Durchführung von Bildungsangeboten für mehrfach- und schwerstmehrfachbehinderte Schüler ist in diesem Kontext darauf zu achten, dass sowohl deren körperliche Grundbedürfnisse berücksichtigt als auch anregende Lerninhalte angeboten werden. Lerninhalte sind zu elementarisieren und deren basale Aspekte auf handelnder Ebene erfahrbar zu machen. Sie sind so aufzubereiten, dass eine Aktivierung ermöglicht wird. Pflegerische und therapeutische Maßnahmen sind in den Unterrichtsalltag zu integrieren. Dabei erlangt die Förderung von Autonomie in Situationen der Nahrungsaufnahme sowie bei der Verrichtung existenzieller Körperfunktionen eine hohe Bedeutung. Art und Umfang des sonderpädagogischen Förderbedarfs dieser Schüler erfordern Bezugspersonen, die sich pädagogisch verantwortungsvoll in allen Lernsituationen auf sie einstellen.
Dies umfasst neben Empathie u. a. die Fähigkeit zum genauen Beobachten, die Fähigkeit zur Interpretation individueller Ausdrucksmöglichkeiten der Schüler und die Bereitschaft, das eigene Kommunikationsverhalten ständig zu reflektieren. Maßnahmen zur Unterstützten Kommunikation (UK) sind als durchgängiges Prinzip im gesamten Schulalltag umzusetzen.

Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung benötigen für erfolgreiches Lernen klare und verlässliche Strukturen innerhalb des gesamten Schulalltags und innerhalb jeder einzelnen Unterrichtsstunde. Unterstützend wirken wiederkehrende Rituale oder Hilfen zur räumlichen und zeitlichen Orientierung. Dabei kommt einer ruhigen, motivierenden Lernatmosphäre mit einem ausgewogenen Wechsel von Anspannung und Entspannung, von Konzentrations- und Ruhephasen im gesamten Unterrichtstag eine besondere Bedeutung zu. Reizüberflutung sollte vermieden werden, individuellen Belastungsgrenzen einzelner Schüler ist durch passfähige Angebote Rechnung zu tragen. In Gestaltung des Unterrichts durch zu Blöcken zusammengefassten Stunden mit beweglichen Pausenzeiten kann der Heterogenität der Schülerschaft und dem Anspruch, Selbstversorgung und medizinisch-therapeutische sowie pflegerische Maßnahmen als integralen Teil des Unterrichtstages zu leben, flexibel entsprochen werden.

Die Leistungsermittlung und Leistungsbewertung orientiert sich grundsätzlich am individuellen Lernfortschritt der Schüler. Innerhalb einer Klasse wird auf das Erreichen gleicher Lernziele für alle verzichtet, es erfolgt keine Benotung. Die Schüler erhalten durch ein motivierendes stärkenorientiertes und wertschätzendes pädagogisches Feedback in verbaler bzw. visualisierter Form regelmäßig, z. T. auch in kurzen Zeitabständen eine Rückmeldung über ihren Leistungsstand. Zur Ermittlung und Dokumentation des individuellen Lernfortschrittes kommen neben dem Förderplan zusätzlich Beobachtungsbögen bzw. Kompetenzraster zur Anwendung.
Die Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses an Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung setzt die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team voraus, wobei der Unterricht im Regelfall im Team von Lehrern und pädagogischen Fachkräften im Unterricht erfolgt. Getragen wird die gemeinsame pädagogische Arbeit in diesem Förderschwerpunkt von einem wertschätzenden Menschenbild, das die uneingeschränkte Achtung der Persönlichkeit und Annahme jedes Schülers einschließt. Eng damit verbunden ist der Anspruch, die Entwicklung jedes Schülers unabhängig von Art und Umfang seines Unterstützungsbedarfs in Anerkennung des Rechts auf Selbstbestimmung wirkungsvoll zu unterstützen.

Die Lehrer tragen Verantwortung für die Gestaltung des Unterrichts auf der Basis eines ganzheitlichen förderpädagogischen Konzeptes und sorgen für die Kontinuität von klassen- und stufenbezogenen Informations- und Planungsprozessen. Sie nehmen darüber hinaus eine Vielzahl von Aufgaben wahr, u. a. Fortschreibung der individuellen Förderpläne auf Grundlage der unterrichtsimmanenten Diagnostik, Analyse pädagogischer Problem- und Alltagssituationen, Erstellung von Lehr- und Lernmitteln sowie regelmäßige Zusammenarbeit mit den Eltern.
In allen benannten Bereichen arbeiten die Lehrer vertrauensvoll mit den pädagogischen Fachkräften im Unterricht zusammen. Sie stimmen sich regelmäßig und verbindlich zu pädagogischen und organisatorischen Fragen ab. Die pädagogischen Fachkräfte im Unterricht, persönliches Assistenzpersonal  (Integrationshelfer/Schulbegleiter; gemäß § 53 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. § 54 Abs. 1 Satz 1 Nr.1 SGB XII oder § 35a SGB VIII), Bundesfreiwilligendienstleistende oder Praktikanten unterstützen die ganztägige Bildungs- und Erziehungsarbeit im Rahmen ihrer jeweiligen Verantwortlichkeiten.

Um den umfangreichen Anforderungen gerecht zu werden, sind Lehrer und pädagogische Fachkräfte im Unterricht gefordert, sich regelmäßig fortzubilden und sich mit neuen wissenschaftlichen Entwicklungen im Förderschwerpunkt auseinanderzusetzen. Zur langfristigen Bewältigung der komplexen pädagogischen Aufgaben sowie der teilweise hohen psychischen Belastung ist es erforderlich, das eigene professionelle Handeln regelmäßig kritisch zu reflektieren und aktuelle Herausforderungen und Probleme in Teamberatungen bzw. kollegialer Fallberatung bzw. Supervision zu thematisieren.

Ein förderliches Schulklima, interessante und abwechslungsreiche Lern- und Freizeitangebote sowie die Entwicklung und Pflege schulischer Traditionen unterstützen die Identifikation mit der Schule. Durch aktive Einbindung in das Schulleben erleben Schüler und deren Familien bzw. andere Bezugspersonen die Schule als Ort der Begegnung und Unterstützung.

Die heterogene Schülerschaft erfordert stets eine flexible Organisation des Schullebens, die an aktuelle Entwicklungen angepasst werden muss. Um dem Anspruch nach ganzheitlicher Entwicklung für diese Schüler gerecht zu werden, müssen alle innerschulischen Aktivitäten bedürfnis- und schülerorientiert geplant und mit den Angeboten außerschulischer Maßnahmeträger im Sozialraum abgestimmt werden. Dies erfolgt in Verantwortung der Schule je nach Bedarf zu pädagogischen und medizinisch-therapeutischen bzw. medizinisch-pflegerischen Fragestellungen in unterschiedlichen Organisationsformen.

Um den Übergang vom vorschulischen in den schulischen Bereich kontinuierlich zu gestalten, stimmt die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung die Durchführung der Schuleingangsphase mit den Kooperationspartnern im Wirkungsbereich (integrative/heilpädagogische Kindertageseinrichtungen, Frühförder- und Frühberatungsstellen, Sozialpädiatrische Zentren) ab und erarbeitet im Rahmen des Schulprogramms ein Konzept zur Gestaltung der Schuleingangsphase (gemäß § 14a SOFS).
Darüber hinaus eröffnen Exkursionen, gemeinsame Veranstaltungen, die Teilnahme an Ausstellungen und Wettbewerben sowie ehrenamtliches Engagement im Sozialraum den Schülern neue Lern- und Erfahrungsräume und tragen zur Öffnung der Schule in die Region bei. Damit leistet Schule einerseits einen wichtigen Beitrag zur Vorbereitung auf Teilhabe in sozialer Integration, andererseits werden Begegnungen von Menschen mit und ohne Behinderungen selbstverständlich. Kooperationen mit Werkstätten für behinderte Menschen, mit Trägern tagesstrukturierender Maßnahmen sowie mit Betrieben im Einzugsbereich der Schule unterstützen die Lebens- und Berufsorientierung der Schüler und erleichtern den Übergang in die Lebens- und Arbeitswelt.

Der Aufbau von regionalen Netzwerken mit Beratungsstellen, Kirchen, Organisationen und Vereinen, Kindertageseinrichtungen sowie anderen allgemein- bzw. berufsbildenden Schulen und außerschulischen Maßnahmeträgern im Sozialraum fördert auf selbstverständliche Weise die Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen und gibt Impulse für die pädagogische Arbeit. In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung von Konzepten zur Vorbereitung und Gestaltung von Formen gemeinsamen Unterrichts ein wichtiger Schwerpunkt der sonderpädagogischen Arbeit an Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.

Fächerverbindender Unterricht

Grundlage für die Umsetzung des fächerverbindenden und fachübergreifenden Unterrichts ist die Struktur des Lehrplans für Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Eine schulartspezifische Entsprechung erfolgt durch die Begriffe bereichsübergreifend und bereichsverbindend. Während fachübergreifendes Arbeiten durchgängiges Unterrichtsprinzip ist, setzt fächerverbindender Unterricht ein Thema voraus, das von einzelnen Fächern nicht oder nur teilweise erfasst werden kann. Das Thema wird unter Anwendung von Fragestellungen und Verfahrensweisen verschiedener Fächer bearbeitet. Bezugspunkte für die Themenfindung sind Perspektiven und thematische Bereiche.

Perspektiven

Perspektiven beinhalten Grundfragen und Grundkonstanten des menschlichen Lebens:

Raum und Zeit
Sprache und Denken
Individualität und Sozialität
Natur und Kultur

thematische Bereiche

Die thematischen Bereiche umfassen:

Verkehr
Medien
Kommunikation
Kunst
Verhältnis der Generationen
Gerechtigkeit
Eine Welt

Arbeit
Beruf
Gesundheit
Umwelt
Wirtschaft
Technik

Verbindlichkeit

Es ist Aufgabe jeder Schule, zur Realisierung des fächerverbindenden Unterrichts eine Konzeption zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür können folgende Überlegungen sein:

  1. Man geht von Vorstellungen zu einem Thema aus. Über die Einordnung in einen thematischen Bereich und eine Perspektive wird das konkrete Thema festgelegt. 
  2. Man geht von einem thematischen Bereich aus, ordnet ihn in eine Perspektive ein und leitet daraus das Thema ab.
  3. Man entscheidet sich für eine Perspektive, wählt dann einen thematischen Bereich und kommt schließlich zum Thema.

Nach diesen Festlegungen werden Ziele, Inhalte und geeignete Organisationsformen bestimmt. (Die Zielstellungen orientieren sich an der Konzeption "Fachübergreifender und fächerverbindender Unterricht" (Sachsen 2004). Sie sind bezogen auf den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu modifizieren.)

Dabei ist zu gewährleisten, dass jeder Schüler pro Schuljahr mindestens im Umfang von zwei Wochen fächerverbindend lernt.

Lernen lernen

Lernkompetenz

Die Entwicklung von Lernkompetenz zielt darauf, das Lernen zu lernen. Unter Lernkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, selbstständig Lernvorgänge zu planen, zu strukturieren, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und abschließend auszuwerten. Zur Lernkompetenz gehören als motivationale Komponente die subjektive Bedeutsamkeit, das eigene Interesse am Lernen und die Fähigkeit, das eigene Lernen zu steuern.

Strategien

Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenz stehen Lernstrategien. Diese umfassen:

  • Basisstrategien, welche vorrangig dem Erwerb, dem Verstehen, der Festigung, der Überprüfung und dem Abruf von Wissen dienen
  • Regulationsstrategien, die zur Selbstreflexion und Selbststeuerung hinsichtlich des eigenen Lernprozesses befähigen
  • Stützstrategien, die ein gutes Lernklima sowie die Entwicklung von Motivation und Konzentration fördern
Techniken

Um diese genannten Strategien einsetzen zu können, müssen die Schüler konkrete Lern- und Arbeitstechniken erwerben. Diese sind:

  • Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen (z. B. Lese-, Schreib-, Mnemo-, Recherche-, Strukturierungs-, Visualisierungs- und Präsentationstechniken)
  • Techniken der Arbeits-, Zeit- und Lernregulation (z. B. Arbeitsplatzgestaltung, Hausaufgabenmanagement, Arbeits- und Prüfungsvorbereitung, Selbstkontrolle) 
  • Motivations- und Konzentrationstechniken (z. B. Selbstmotivation, Entspannung, Prüfung und Stärkung des Konzentrationsvermögens)
  • Kooperations- und Kommunikationstechniken (z. B. Gesprächstechniken, Arbeit in verschiedenen Sozialformen, Umgang mit Kommunikationshilfen)
Ziel

Ziel der Entwicklung von Lernkompetenz ist es, dass Schüler ihre eigenen Lernvoraussetzungen realistisch einschätzen können und in der Lage sind, individuell geeignete Techniken und Hilfsmittel situationsgerecht zu nutzen.

Verbindlichkeit

Schulen entwickeln eigenverantwortlich eine Konzeption zur Lernkompetenzförderung und realisieren diese in Schulorganisation und Unterricht.

Für eine nachhaltige Wirksamkeit muss der Lernprozess selbst zum Unterrichtsgegenstand werden. Gebunden an Fachinhalte sollte ein Teil der Unterrichtszeit dem Lernen des Lernens gewidmet sein. Die Lehrpläne bieten dazu Ansatzpunkte und Anregungen.

Übersicht über die Bereiche des fachorientierten Unterrichts

Arbeit und Beruf (in Verbindung mit "Berufsorientierung")

Teil Lehrplan Bereich Persönlichkeit und soziale Beziehungen

Bereich: Persönlichkeit und soziale Beziehungen

Beitrag zur allgemeinen Bildung

Der Bereich Persönlichkeit und soziale Beziehungen bietet vielfältige Möglichkeiten, sich mit Aspekten des Beziehungsaufbaus und der Beziehungsgestaltung im schulischen und sozialen Umfeld auseinanderzusetzen.

Die Schüler erwerben anwendungsbereites Grundwissen über ihren Körper sowie über unterschiedliche Beziehungsstrukturen. Partnerschaft und Sexualität und werden bei der Entwicklung ihres Selbstbildes unterstützt.

Ausgehend von der Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit werden die Schüler zum Nachdenken über gesellschaftliche Normen und Werte angeregt. Sie erwerben Handlungsstrategien für verschiedene soziale Kontexte und Situationen.

Insbesondere im Hinblick auf Familien- und Sexualerziehung ermöglicht der Bereich Persönlichkeit und soziale Beziehungen den Schülern, Berührungsängste abzubauen und sich mit Fragen der sexuellen Selbstbestimmung auseinanderzusetzen.

Durch die Auseinandersetzung mit Normen und Werten trägt der Bereich entscheidend zur Entwicklung eines positiven Selbstbildes, zur Stärkung des Selbstvertrauens sowie zur Entwicklung von Selbstkompetenz und Sozialkompetenz bei und fördert die gesellschaftliche Teilhabe der Schüler an den für sie bedeutsamen sozialen Bezügen in Familie, Schule und Öffentlichkeit.

Bereichsspezifische Ziele

Erwerb von anwendungsbereitem Grundwissen

Die Schüler

  • kennen ihren eigenen Körper mit seinen Besonderheiten,
  • kennen ihre Stärken und Schwächen sowie Möglichkeiten und Grenzen,
  • kennen ihre eigene familiäre und soziokulturelle Herkunft,
  • wissen um die Lebensweise anderer Menschen innerhalb des persönlichen Umfeldes,
  • kennen allgemeingültige Normen und Werte im sozialen Miteinander,
  • gewinnen Einblick in unterschiedliche Beziehungsstrukturen,
  • kennen Handlungsstrategien für verschiedene soziale Kontexte und Situationen,
  • verfügen über Kenntnisse zur Sexualität,
  • wissen, woran man sexualisierte Gewalt erkennt und kennen präventive Maßnahmen,
  • kennen unterschiedliche Formen der Partnerschaft und familiäre Konzepte und wissen um die sich daraus ergebenden Verantwortlichkeiten in den verschiedenen Lebensphasen.

Erwerb von lebenspraktischer Handlungskompetenz

Die Schüler

  • verfügen über ein positives Selbstbild und setzen ihre Stärken bewusst ein,
  • können für sich Möglichkeiten und Grenzen einer weitgehend selbstbestimmten Lebensführung einschätzen,
  • nehmen sich und andere in unterschiedlichen Situationen wahr, wenden entsprechende Handlungsstrategien an und reagieren situationsangemessen,
  • übernehmen im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten Verantwortung für ihr Handeln,
  • können persönliche Beziehungen aufbauen und aktiv gestalten,
  • können angemessen über Sexualität kommunizieren,
  • wenden Handlungsstrategien an, um verantwortungsvoll und selbstbestimmt mit der eigenen Sexualität umzugehen und sich vor sexualisierter Gewalt zu schützen,
  • kennen und nutzen Unterstützungssysteme und sind sich gegebenenfalls notwendiger lebensbegleitender Assistenz bewusst.

Befähigung zur mitgestaltenden Teilhabe

Die Schüler

  • achten die eigene Persönlichkeit und respektieren andere,
  • sind sich ihrer Persönlichkeitsrechte bewusst, schützen ihre Privatsphäre und achten die anderer,
  • handeln nach ausgewählten Normen, Werten und Gesetzen unserer Gesellschaft,
  • suchen und pflegen selbstbestimmt soziale Kontakte,
  • gestalten das Leben in der Gemeinschaft aktiv durch eigene Ideen und Vorstellungen mit,
  • schätzen partnerschaftliche Beziehungen als lebensbereichernden Aspekt und wissen um die Verantwortung in der Elternrolle,
  • finden ihren individuellen Lebensstil.
Bereichsspezifische didaktische Grundsätze

Die gezielte Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler erfordert ein Unterrichtskonzept, das auf ganzheitliche, anschauliche und emotional ansprechende Gestaltung von Lernsituationen setzt und die Beziehungserfahrungen der Schüler bewusst einbezieht.

Eine vertrauensvolle und respektvolle Atmosphäre innerhalb der Lerngruppe ermöglicht es den Schülern, persönliche Bedürfnisse wahrzunehmen sowie Gedanken und Gefühle zu Fragen ihres Körpers, ihrer Beziehungen und ihres Geschlechts zu thematisieren. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit Unsicherheiten und Ängsten im Zusammenhang mit dieser Thematik. Die Lehrkräfte tragen wesentlich zur Gestaltung eines solchen Lernklimas bei und nehmen ihre Rolle als kommunikatives und soziales Vorbild verantwortungsvoll wahr.

Die Auswahl der Lernangebote orientiert sich an der aktuellen Lebenssituation, den Fragestellungen der Schüler und berücksichtigt deren Alter und Entwicklungsstand. Im Hinblick auf die Mitteilung eigener Gedanken, Gefühle und Vorstellungen sowie deren Entschlüsselung im Umgang mit anderen bietet dieser Bereich zahlreiche Anlässe, insbesondere Schüler mit autistischem Verhalten gezielt zu unterstützen. Um die Eigenaktivität und Teilhabe von Schülern, die auf nonverbale Kommunikation angewiesen sind, zu unterstützen, sollten die Lehrkräfte auf deren Äußerungen unmittelbar reagieren.

Die Lernangebote sind entsprechend der jeweiligen Aneignungsstufe des Schülers auf gegenständlich-praktischer, anschaulich-bildlicher und symbolisch-sprachlicher Ebene zu planen und zu gestalten. Dabei ist auf eine Verbindung von praktischer, geistiger und sprachlicher Tätigkeit zu achten.

Die pädagogische Arbeit im Lernbereich „Ich und andere“ ist durchgängig bereichsübergreifend angelegt. Soziale Erfahrungen der Schüler in unterschiedlichen schulischen Alltagssituationen werden als Lerninhalt aufgegriffen und dienen der Förderung von Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit. Das Gefühl des Eingebundenseins ist gleichermaßen wie das aktiv gestaltende und verantwortliche Mitwirken am gemeinschaftlichen Leben zu stärken. Darüber hinaus können Übungs- und Trainingssequenzen gezielt genutzt werden, um Handlungsmuster für die Gestaltung sozialer Beziehungen zu erarbeiten, zu erproben und das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren.

Im Lernbereich „Sexualität und Partnerschaft“ sollte der Erwerb von Sachwissen mit einer themenbezogenen Kommunikation verbunden werden. Themen für die Gestaltung des Unterrichts ergeben sich sowohl aus der Systematik des Bereiches als auch aus situativen Lernanlässen. Es sollte eine Atmosphäre geschaffen werden, die die Individualität und Autonomie der Schüler anerkennt und in der Sexualität unter Wahrung der Privat- und Intimsphäre offen thematisiert werden kann. Bezogen auf einige Themen kann es förderlich sein, geschlechtshomogene Gruppen zu bilden. Im Umgang mit Begriffen aus der Familien- und Sexualerziehung sind gemeinsam mit den Schülern Vereinbarungen zu treffen, die eine Verständigung mit angemessenen Begrifflichkeiten anstrebt. Die Schüler sind an den synonymen Gebrauch von Begriffen der Alltagssprache heranzuführen.

Die pädagogische Arbeit im Bereich Persönlichkeit und soziale Beziehungen wird durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern unterstützt. Im persönlichen Gespräch können Veränderungen in der Entwicklung sowie religiöse und kulturelle Besonderheiten sensibel thematisiert werden. Die Eltern sind über Ziel, Inhalt und Form der Familien- und Sexualerziehung rechtzeitig zu informieren. Gesetzlich verankerte Prinzipien, die Partnerschaft, Familie und Sexualität betreffen wie die Gleichberechtigung der Geschlechter, Gewaltfreiheit in Beziehungen, Kinder- und Jugendschutz oder das Verbot sexueller Handlungen mit Kindern sind zu vertreten und zu besprechen.

Die Erarbeitung eines schuleigenen Konzepts zur Familien- und Sexualerziehung wird empfohlen. Bei der bereichsübergreifenden Planung von Lernvorhaben wird der Mehrperspektivität und der Vielschichtigkeit des Bereichs Rechnung getragen. Zu bestimmten Themen sollten außerschulische Beratungs- und Unterstützungsangebote in den Unterricht einbezogen werden.

Übersicht über die Lernbereiche

Lernbereich 1 Ich
Lernbereich 2 Ich und andere
Lernbereich 3 Sexualität und Partnerschaft

Lernbereich 1: Ich

Eigener Körper

sich selbst wahrnehmen

Selbstwertgefühl stärken

Aussehen

Körperform, Haar- und Augenfarbe

eigenes Geschlecht

sich selbst im Spiegel betrachten

Körpererkundungen in Pflegesituationen angemessen einbeziehen

sich auf Fotos wiedererkennen

eigene Körpergröße wahrnehmen: Umrissbild, Körpermaße

seinem Körper etwas Gutes tun, sich pflegen

individuelle Besonderheiten

persönliche Merkmale und Erkennungszeichen

Identifikation mit dem eigenen Körper unterstützen

mit Einschränkungen der Kommunikation und der Körperfunktionen auseinandersetzen

Verwendung von Hilfsmitteln thematisieren

individueller Stil

ab Oberstufe/Werkstufe

das eigene Erscheinungsbild vorteilhaft gestalten: Kleidung, bewusste Ernährung, Friseurbesuch, Kosmetik

mit persönlicher Wirkung experimentieren

verschiedene Identitätsvorstellungen thematisieren

mit Fremdwahrnehmung umgehen

Meinungen anderer

Meinungen anderer hören, mit eigener Wahrnehmung vergleichen

andere Meinungen akzeptieren

Kritik verstehen lernen

sich abgrenzen

gesellschaftliche Normen

individuelles und gesellschaftliches Schönheitsideal

Wertigkeit von Äußerlichkeiten hinterfragen, mit medial geprägten Idealen auseinandersetzen

geschlechterspezifische Rollenerwartungen

Auseinandersetzen mit Klischees

Eigener Charakter

positives Selbstkonzept entwickeln

sich selbst kennen, angemessen handeln

sich selbst wahrnehmen

Gefühle

kommunizieren, steuern

Eigenschaften

benennen, sich selbst im Unterschied zu anderen erleben, Stärken und Schwächen erkennen, Stärken nutzen

Ich-Bewusstsein

Bedürfnisse und Wünsche äußern

eigene Ziele und Ideen entwickeln

Eigenständigkeit anstreben, insbesondere im Umgang mit benötigter Hilfe

mit Fremdwahrnehmung umgehen

Meinungen anderer

mit Bewertungen anderer umgehen

gesellschaftliche Normen

sich Feedback einholen

sachliche und unsachliche Äußerungen thematisieren

Eigene Familie

individuelle Lebenssituation

verschiedene Familienkonzepte thematisieren

emotionale Verbundenheit und Vertrauen

Differenzierung: Familienstammbaum

Schutz persönlicher Daten beachten

wichtige Bezugspersonen kennen

Eltern und Geschwister

Vorname, Alter, Beruf

Rollenbilder in der Familie

eigene Vorbilder in der Familie

Verwandte

Begriffe: Großeltern, Oma und Opa, Tante und Onkel, Cousin und Cousine

Familienbeziehungen visualisieren

nahestehende Personen

persönlichen Bezug herstellen: Freunde, Therapeuten, Familienhelfer

individuelles Familienbild haben

Merkmale der eigenen Familie

Lebensform, Wohnort

Interessen, typische Tätigkeiten

Eigenheiten der eigenen Familie

Familienfeste und -rituale

individueller, kulturkreisspezifischer, religionsgebundener Umgang

persönliche Erlebnisse

eigenes Zuhause

verschiedene Formen des Zusammenlebens thematisieren

eigenes Zimmer, Wohnung, Haus

Heim, betreutes Wohnen, Pflegefamilie

direkte Wohnumgebung

Eigenes Lebenskonzept

eigene Lebensgeschichte nachvollziehen

wichtige Ereignisse

benennen und zuordnen

Differenzierung: persönliche Daten kennen

aktuelle Lebenssituation beschreiben

Gewohnheiten

Tagesablauf, Freizeit

Umgang mit aktuellen Veränderungen

Interessen

aktuelle Lieblingsbeschäftigung

Begabungen entdecken und entwickeln

Zukunftsvorstellungen entwickeln

ab Oberstufe/Werkstufe

Träume und Wirklichkeit hinterfragen

Persönliche Zukunftsplanung

„Mein Ordner Leben und Arbeit“

Beruf

Arbeits- und Berufswunsch konkretisieren, Praktikumserfahrungen reflektieren

Familie

Partnerschaft, Kinderwunsch, unterschiedliche Familienkonzepte, Unterstützungssysteme

Realisierbarkeit thematisieren

Zusammenarbeit mit den Eltern

Autonomiebestreben unterstützen

Freizeit

positive Haltung zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung aufbauen

Differenzierung: Ordner mit Freizeitangeboten erstellen

Wohnen

mit Unterstützung umgehen

ab Werkstufe

annehmen, einfordern, ablehnen

mit Fremdbestimmung und Autonomie bei lebensnotwendiger Assistenz auseinandersetzen

Einbeziehung außerschulischer Beratungs- und Unterstützungsangebote

Persönlichkeitsrechte

Privatsphäre schützen

bei sich und anderen

Altersspezifik berücksichtigen

ausgewählte Normen und rechtliche Regelungen kennen

sich vor Gefahren schützen

Mobbing, Stalking

Gefahren im Umgang mit Medien

schützende Verhaltensweisen trainieren

Einbeziehung außerschulischer Beratungs- und Unterstützungsangebote

Lernbereich 2: Ich und andere

In Kontakt treten

zur Kontaktaufnahme motivieren

Einsatz von Hilfsmitteln unterstützen

nonverbal kommunizieren

den anderen wahrnehmen: aufmerksam für andere werden, Gesicht des Gegenübers betrachten, innehalten, Blickkontakt herstellen und halten

Differenzierung: mit Unterstützung

direkt kommunizieren: durch Blicke, Mimik, Gestik und körperlichen Kontakt

objektbezogen kommunizieren: gemeinsame Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf ein Objekt

unmittelbare Reaktion auf Äußerungen des Schülers: wahrnehmen, interpretieren und antworten

verbal kommunizieren

Kommunikation initiieren, aufrechterhalten, beenden

auf jemanden zugehen

nachfragen, Interesse zeigen

sachbezogen kommunizieren

alternative Grußformen verwenden

Den anderen verstehen

Gefühle verstehen

Gefühle

Körpersprache beobachten und imitieren

Gefühle gemeinsam erleben: miteinander lachen, weinen, trauern, wütend sein

Rituale nutzen

Gefühle benennen und beschreiben

Wortschatz erweitern

an der Stimme des anderen Gefühle und Stimmungen erkennen

Empathie

sich einfühlen, zuhören

Reaktion

Anteilnahme zeigen

sich abgrenzen

Handlungen verstehen

Handlungen

Situationen genau beobachten

Handlungen wiedergeben und beschreiben

Motive

sich in Handlungen anderer hineinversetzen

Gründe und Ursachen thematisieren

Reaktion

eigene Handlungen situationsbezogen abstimmen

Handlungsmuster und Satzmuster anwenden

spielerisch erproben

Beziehungen in festen Gemeinschaften

Klasse, Lernpartner, Gruppe

Teil einer Gemeinschaft sein

sich integrieren

sich zugehörig fühlen

Zusammensein genießen

sich abgrenzen

sich selbst wahrnehmen

Alleinsein genießen

sich vor Überforderung schützen, Rückzugsmöglichkeiten nutzen

aktiver Teil einer Gemeinschaft sein

sich entsprechend seinen Möglichkeiten und Stärken einbringen

seinen Platz finden, sich für die eigene Position einsetzen, sich abgrenzen, Widersprüche, Konkurrenzgefühle aushalten

Regeln einhalten

Regeln gemeinsam aufstellen und einhalten

kooperieren

spielen

etwas gemeinsam entwickeln

Arbeit aufteilen, sich einigen

Teamarbeit als gewinnbringend erkennen, Meinungen vertreten und tolerieren

Verantwortung übernehmen

eigenständig handeln

sachbezogene Aufgaben

verantwortungsvoller Umgang mit Eigentum, Klassendienst, regelmäßige Aufgaben

andere Menschen

Situationen erkennen, in denen man helfen kann

fürsorglich handeln, Rücksicht nehmen

Patenschaften, Klassensprecher, Schulsprecher

Konflikte lösen

problematische Situationen

erkennen

Bildgeschichten, konkrete Situationen im Alltag der Schüler

Handlungsmöglichkeiten

Satz- und Handlungsmuster einüben

Hilfe holen, sich entfernen, ruhig bleiben, Stoppsignale geben

Selbstschutzmaßnahmen anwenden

Konfliktlösung

gewaltfrei, eigenständig

andere Perspektiven zulassen

Kompromisse aushandeln, Streitschlichter sein

sich angemessen einmischen

Freundschaften

Freundschaftsmerkmale kennen

verschiedene Beziehungsformen kennen: Bekannte, Clique, Freunde, bester Freund

Sympathie, gemeinsame Erlebnisse, gleiche Interessen, Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit

Verantwortung übernehmen, tolerant sein, Streit aushalten

Freundschaften pflegen: Besuche, Geschenke, Unterstützung, gemeinsame Erlebnisse

Chancen und Risiken sozialer Netzwerke

mit Veränderungen umgehen

bei Wohnortwechsel, Schulwechsel, Schulabschluss

Freundschaften beenden

falsche Freunde erkennen, mit Verlusten umgehen

sich abgrenzen können bei Vereinnahmung und Instrumentalisierung

Begegnungen im Alltag

sich in der Öffentlichkeit angemessen verhalten

allgemeine gesellschaftliche Normen: allgemeine Umgangsformen, Distanz und Nähe

situationsangemessenes Verhalten: beim Einkauf, an religiösen Orten

verschiedene kulturelle und gastronomische Einrichtungen

unbekannten Personen begegnen

Situationen aktiv gestalten: Distanz wahren

altersadäquate Ansprache: Sie, Du Höflichkeitsformen

gefährliche Situationen erkennen

Handlungsmuster kennen und trainieren: Stoppsignale, Hilfe holen

mit Autorität umgehen können

Kontakte in hierarchischen Strukturen

Personenkreis: Personen mit Weisungsbefugnis

sich vor Abhängigkeitsverhältnissen schützen

Dominanzverhältnisse nicht ausnutzen

sich behaupten, eigene Vorstellungen und Ideen angemessen artikulieren

Autoritäten anerkennen

Handlungsmuster und Umgangsformen im schulischen und außerschulischen Kontext anwenden: sich ab- und anmelden, sich entschuldigen

Konsequenzen bei Regelverstößen kennen

Lernbereich 3: Sexualität und Partnerschaft

Sexuelle Identität

externe Experten einbeziehen, Schulsozialarbeit

biologisches Geschlecht

geeignete Anschauungsmaterialien verwenden

weibliche Geschlechtsorgane

äußere: Scheide, Klitoris, Brust

innere: Gebärmutter, Eierstock, Eileiter

männliche Geschlechtsorgane

äußere: Penis, Hodensack, Vorhaut, Eichel

innere: Samenleiter, Hoden

Bedeutung von Körper- und Intimhygiene

Bezug zu schulischen Situationen

Hinweise zur Handlungsabfolge beim Waschen geben

Differenzierung: Pflegesituationen angemessen gestalten

soziales Geschlecht

Geschlechterrollen: gesellschaftlich geprägte Rollen hinterfragen, gesellschaftliche Veränderungen thematisieren

unterschiedliche sexuelle Identitäten thematisieren

individuellen Identifikationsprozess unterstützen

sexuelle Orientierung

Pubertät

emotionale Veränderungen

Umgang mit Stimmungsschwankungen

Entwickeln eines angemessenen Schamgefühls: Unterscheidung zwischen Privatsphäre und öffentlichem Raum

körperliche Veränderungen

Körperbehaarung, Veränderung der Haut, Stimmbruch

Brustwachstum, Einsetzen der Menstruation und begleitende Beschwerden

Besuch beim Frauenarzt thematisieren

Penis, Bartwuchs, erster Samenerguss

über sexuelle Entwicklung aufklären: Erregung, Orgasmus, Ejakulation, Selbstbefriedigung

Zuneigung und Liebe

Bedeutung einer Partnerschaft für das eigene Leben

unterschiedliche Arten von Zuneigung kennen

innerhalb der Familie

in Freundschaften, zu engen Bezugspersonen, zum Haustier

Schwärmerei und Verliebtsein: wahrnehmen von körperlichen Empfindungen, Liebeskummer

Liebe: Zusammenhang von Liebe und Vertrauen

Zuneigung ausdrücken

über Briefe, Geschenke, Symbole

Gefühle zu Freundschaft abgrenzen

Fantasien über die Traumfrau oder den Traummann thematisieren

künstlerische Darstellungsformen der Liebe

Partnerschaftliche Beziehungen

ab Oberstufe/Werkstufe

unterschiedliche Lebensformen kennen

Single, Partnerschaftsformen, Ehe

Bezug zu rechtlichen Grundlagen

Partnerschaft gestalten

gemeinsame Interessen und Unternehmungen, körperliche und räumliche Nähe thematisieren

Bedürfnis nach Privatsphäre bei sich und beim Partner akzeptieren

Grundwerte einer Partnerschaft kennen: Respekt, Akzeptanz, Treue

einen individuellen Lebensentwurf entwickeln: Wohnen, Ehe, Kinderwunsch

Realisierbarkeit thematisieren

Konflikte und Krisen bewältigen

Meinungsverschiedenheiten, Kompromisse finden, angemessen streiten

Verletzungen verarbeiten: Eifersucht, Untreue, Trennung

Gelebte Sexualität

ab Werkstufe

Zusammenhang zwischen positiv erlebter Sexualität und körperlichem und geistigem Wohlbefinden

Hinweis auf Intimsphäre: Rückzugsmöglichkeiten, angemessenes Verhalten

Differenzierung: Heimsituation thematisieren

Schüler auf Beratungsstellen und Fachärzte hinweisen

selbstbestimmte Sexualität

gesetzlich verankerte Prinzipien vermitteln: individuelles sexuelles Selbstbestimmungsrecht

Freiwilligkeit als Grundlage

verantwortungsvoller Umgang mit Sexualität: eigene Wünsche und Grenzen wahrnehmen und äußern, Wünsche und Vorlieben respektieren, Abneigungen des Partners akzeptieren

sexuelle Praktiken: Selbstbefriedigung, Petting, Geschlechtsverkehr

eigene sexuelle Orientierung erkennen und akzeptieren

aktuelle Fragen der Schüler aufgreifen

Akzeptanz unterschiedlicher sexueller Orientierungen, Verhaltensweisen und Lebensstile, Diskriminierung entgegenwirken

sexuelle Phantasien und Erregung

sexuelle Assistenz thematisieren

Verhütungsmethoden und -mittel

Gründe für Verhütung kennen: Familienplanung, Infektionsschutz

selbstbestimmtes Handeln unterstützen

Erwerb, Anwendung von Verhütungsmitteln

Vor- und Nachteile

über selbstbestimmte Entscheidung aufklären

Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten

Geschlechtskrankheiten, AIDS, Hepatitis

Übertragungswege, körperliche Symptome

präventive Maßnahmen: Beratungsstellen, Besuch des Arztes, Verwenden von Kondomen

Sexualisierte Gewalt

Stärkung des Selbstbewusstseins

präventive Maßnahmen

Bezug zu rechtlichen Grundlagen

erkennen

Schärfung der Selbstwahrnehmung

verbal: Umgang mit sexualisierten Ausdrücken, Anrufe, Stalking

körperlich: Umgang mit unangenehmer Berührung, sexueller Belästigung, sexuellem Missbrauch

Gefahren in pornographischen Medien, Missbrauch der Privatsphäre in sozialen Netzwerken

sich wehren

außerschulische Beratungs- und Unterstützungsangebote einbeziehen

verbal und körperlich

Maßnahmen der Notwehr trainieren

schreien

Stoppsignale: verbal und nonverbal

Handlungsmuster einüben

sich aktiv Hilfe suchen

sich trauen mit vertrauten Personen über Erlebnisse zu sprechen

öffentliche Stellen aufsuchen: Ärzte, Beratungsstellen, Polizei

sensibler Umgang mit persönlichen Informationen

Schwangerschaft und Geburt

vorrangig Werkstufe

Zeugung

Geschlechtsakt, Befruchtung

Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit

Schwangerschaft

Pränataldiagnostik

Konflikte während der Schwangerschaft

Mehrlingsschwangerschaften, Fehlgeburt, Totgeburt

Merkmale

Anzeichen: körperliche und hormonelle Veränderungen

Verlauf: Entwicklungsstadien des Embryos im Mutterleib, Schwangerschaftsdauer

Verhalten während der Schwangerschaft

gesunde Ernährung

Gefahren durch Alkohol, Nikotin, Drogen und Medikamente

Schwangerschaftsberatung und medizinische Betreuung

Schwangerschaftsabbruch

Beratungsstellen

Selbstbestimmung, Risiken

Geburt

Geburtsvorgang, Umgang mit einem Neugeborenen

auf Fragen und Ängste eingehen

Elternschaft

ab Werkstufe

Elternrolle

Kinderwunsch und Realität der Elternschaft thematisieren: Erziehungsaufgaben und Verantwortlichkeiten für ein Kind kennen

zu den eigenen Möglichkeiten in Beziehung setzen

Unterstützungssysteme kennen

Alltag mit einem Kind

Grundbedürfnisse eines Kindes, kindgerechte Ernährung

Zurückstellen eigener Bedürfnisse, Unterstützungsmöglichkeiten

Gesundheitsvorsorge des Kindes

ärztliche Versorgung, Kinderkrankheiten

Beratungsstellen, Familienhelfer, Betreuer

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