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Lehrplan Berufsvorbereitungsjahr

Gemeinschaftskunde

2020

 

Impressum

Die überarbeiteten Lehrpläne für das Berufsvorbereitungsjahr treten am 1. August 2020 in Kraft.

Die Lehrpläne wurden erstellt von Lehrerinnen und Lehrern der Berufsschulen im Jahr 2020 in Zusammenarbeit mit dem

Landesamt für Schule und Bildung
Standort Radebeul
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul
www.lasub.smk.sachsen.de

Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus 
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.smk.sachsen.de

Teil Grundlagen

Aufbau und Verbindlichkeit der Lehrpläne

Grundstruktur

Im Teil Grundlagen enthält der Lehrplan Ziele und Aufgaben des Berufsvorbereitungsjahres sowie Aussagen zum fächerverbindenden Unterricht und Lernen lernen. Im fachspezifischen Teil werden für das Fach/den Berufsbereich allgemeine fachliche Ziele ausgewiesen.

Lernbereiche/Lernfelder, Zeitrichtwerte

Für die Fächer des berufsübergreifenden Bereiches sind Lernbereiche mit Pflichtcharakter im Umfang von 24 Wochen verbindlich festgeschrieben. Zusätzlich können Lernbereiche mit Wahlcharakter bearbeitet werden.

Für die einzelnen Berufsbereiche sind Lernfelder im Umfang von 320 Unterrichtsstunden verbindlich festgeschrieben.

Entscheidungen bezüglich einer zweckmäßigen zeitlichen Reihenfolge der Lernbereiche/Lernfelder innerhalb der Klassenstufe oder von Schwerpunkten innerhalb eines Lernbereiches/Lernfeldes liegen in der Verantwortung des Lehrers.

Zeitrichtwerte können, soweit das Erreichen der Ziele gewährleistet ist, variiert werden.

Darstellung der Lernbereiche/Lernfelder

Für die Gestaltung der Lernbereiche im berufsübergreifenden Bereich wird eine tabellarische Darstellungsweise verwendet.

Die Lernfelder im berufsbezogenen Bereich sind in Anlehnung an die KMK-Rahmenlehrpläne für die duale Berufsausbildung gestaltet.

Bezeichnung des Lernbereiches Zeitrichtwert

Lernziele und Lerninhalte

Bemerkungen

Verbindlichkeit der Ziele und Inhalte der Lernbereiche/Lernfelder

Ziele und Inhalte der Lernbereiche/Lernfelder sind verbindlich. Sie kennzeichnen grundlegende Anforderungen in den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung, Werteorientierung. Die Ziele werden im Sinne von Endqualifikationen des Bildungsganges dargestellt.

Bemerkungen

Bemerkungen haben Empfehlungscharakter. Gegenstand der Bemerkungen sind inhaltliche Erläuterungen, Hinweise auf geeignete Lehr- und Lernmethoden und Beispiele für Möglichkeiten einer differenzierten Förderung der Schüler. Sie umfassen Bezüge zu den Zielen und Inhalten des gleichen Faches, zu anderen Fächern, zum berufsbezogenen Bereich und zu überfachlichen Bildungs- und Erziehungszielen des Berufsvorbereitungsjahres.

Verweisdarstellungen

Verweise auf Ziele und Inhalte des gleichen Faches/anderer Fächer, den berufsbezogenen Bereich sowie überfachliche Ziele werden mit Hilfe grafischer Elemente veranschaulicht:

➔ LB2

Verweis auf Lernbereich des gleichen Faches

 

➔ MA, LB 2

Verweis auf Lernbereich eines anderen Faches

 

➔ OS GK, Kl. 9, LB 2

Verweis auf Klassenstufe, Lernbereich eines Faches in einer anderen Schulart

 

⇒ Sozialkompetenz

Verweise auf ein überfachliches Bildungs- und Erziehungsziel

 
Wahlpflichtbereich

Der in der Stundentafel ausgewiesene Wahlpflichtbereich dient

  • dem Ausgleich von Lerndefiziten hinsichtlich grundlegender Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,
  • der Verbesserung der schulischen Basiskenntnisse in Bezug auf die angestrebte Ausbildung,
  • der Förderung von Lernbereitschaft und der Vermittlung unterrichtlicher Erfolgserfahrungen sowie
  • der Entwicklung und Erprobung eigener Interessen.

Die Schüler können dabei unter anderem zwischen muttersprachlichen, fremdsprachlichen, naturwissenschaftlichen, informatischen und spezifischen berufsbereichs- sowie lebensweltbezogenen Themen wählen.

Der Wahlpflichtbereich bietet insbesondere im zweijährigen Berufsvorbereitungsjahr vielfältige Möglichkeiten eines fächerverbindenden Unterrichts. Während fachübergreifendes Arbeiten durchgängiges Unterrichtsprinzip ist, setzt fächerverbindender Unterricht ein Thema voraus, das von einzelnen Fächern und Berufsbereichen nicht oder nur teilweise erfasst werden kann. Dieses Thema wird unter Anwendung von Fragestellungen und Verfahrensweisen verschiedener Fächer und Berufsbereiche bearbeitet.

Die Schulen entscheiden in pädagogischer Freiheit über die inhaltliche Ausgestaltung und zeitliche Dauer der Angebote. Die unterrichtenden Lehrer entwickeln eigenständige Konzepte, um auf die tatsächlichen Interessen und Neigungen der Schüler sowie auf regionale und schultypische Besonderheiten einzugehen. Der Unterricht wird in Gruppen erteilt.

Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Konzeption zur Realisierung eines fächerverbindenden Unterrichts können folgende Überlegungen sein:

  1. Man geht von Vorstellungen zu einem Thema aus. Über die Einordnung in einen thematischen Bereich und eine Perspektive wird das konkrete Thema festgelegt.
  2. Man geht von einem thematischen Bereich aus, ordnet ihn in eine Perspektive ein und leitet daraus das Thema ab.
  3. Man entscheidet sich für eine Perspektive, wählt dann einen thematischen Bereich und kommt schließlich zum Thema.

Nach diesen Festlegungen werden Ziele, Inhalte und geeignete Organisationsformen bestimmt.

Beschreibung der Lernziele

Einblick gewinnen

Begegnung mit einem Gegenstandsbereich/Wirklichkeitsbereich oder mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden als grundlegende Orientierung, ohne tiefere Reflexion

Kennen

über Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, zu Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden sowie zu typischen Anwendungsmustern aus einem begrenzten Gebiet im gelernten Kontext verfügen

Übertragen

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden in vergleichbaren Kontexten verwenden

Beherrrschen

Handlungs- und Verfahrensweisen routinemäßig gebrauchen

Anwenden

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden durch Abstraktion und Transfer in unbekannten Kontexten verwenden

Beurteilen/Sich positionieren

begründete Sach- und/oder Werturteile entwickeln und darstellen, Sach- und/oder Wertvorstellungen in Toleranz gegenüber anderen annehmen oder ablehnen, vertreten, kritisch reflektieren und ggf. revidieren

Gestalten/Problemlösen

Handlungen/Aufgaben auf der Grundlage von Wissen zu komplexen Sachverhalten und Zusammenhängen, Lern- und Arbeitstechniken, geeigneten Fachmethoden sowie begründeten Sach- und/oder Werturteilen selbstständig planen, durchführen, kontrollieren sowie zu neuen Deutungen und Folgerungen gelangen

Rahmenstundentafel

Gesamtausbildungsstunden
1-jähriges BVJ 2-jähriges BVJ
Pflichtbereich 1200 1720
Berufsübergreifender Bereich 440 440
Deutsch/Kommunikation 120 120
Gemeinschaftskunde 80 80
Mathematik 120 120
Evangelische Religion, Katholische Religion oder Ethik 40 40
Sport 80 80
Berufsbezogener Bereich 720(360)1 720 (360)1
Fachlicher Unterricht 2 720 (360) 720 (360)
Wahlpflichtbereich3 40 560
Wahlbereich4 40 80
Betriebspraktikum 2 bis 4 Wochen 2 bis 6 Wochen im 1. Jahr; 3 Tage/Woche im 2. Jahr
 
  • 1
    Die in Klammern gesetzten Unterrichtszeiten weisen den Anteil des fachpraktischen Unterrichts aus.
  • 2
    Der Unterricht orientiert sich an zwei Berufsbereichen.
  • 3
    Der Stundenumfang der einzelnen Kurse ist variabel. Sie können als Halb- oder Ganzjahreskurse angeboten werden. Bei Bedarf
    können diese auch als Förderunterricht für alle Bereiche genutzt werden. Im Berufsbereich Wirtschaft und Verwaltung ist ein ganzjähriger Fremdsprachenkurs anzubieten.
  • 4
    Zusätzliche Angebote zu Kursen des Wahlpflichtbereiches bzw. Förderunterricht unter Berücksichtigung der Spezifik des Bildungsganges und nach Maßgabe der personellen Ressourcen.

Abkürzungen

Im Lehrplan des Berufsvorbereitungsjahres werden folgende Abkürzungen verwendet:

BS Berufsschule/Berufsfachschule
DE Deutsch (Oberschule)
DE/KOM Deutsch/Kommunikation
EN Englisch
ETH Ethik
FÖS(L) Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen
GK Gemeinschaftskunde
HS Hauptschulbildungsgang
Kl. Klassenstufe
LB Lernbereich
LBW Lernbereich mit Wahlcharakter
LF Lernfeld
MA Mathematik
OS Oberschule
OS GK Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung (Oberschule)
RE/e Evangelische Religion
RE/k Katholische Religion
RS Realschulbildungsgang
SPO Sport
TC Technik/Computer (Oberschule)
Ustd. Unterrichtsstunden
WK Wirtschaftskunde
WTH Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales (Oberschule)
2. FS Zweite Fremdsprache (Oberschule)

Die Bezeichnungen Schüler und Lehrer werden im Lehrplan allgemein für Schülerinnen und Schüler bzw.  Lehrerinnen und Lehrer gebraucht. 

Ziele und Aufgaben des Berufsvorbereitungsjahres

Bildungs- und Erziehungsauftrag

Das Berufsvorbereitungsjahr ist ein Bildungsgang der Berufsschule und kann für Schüler, die zu Beginn der Berufsschulpflicht ein Berufsausbildungsverhältnis nicht nachweisen, als ein- oder zweijährige Vollzeitschule geführt werden. Es wird von Schülern besucht, die den Hauptschulabschluss nicht erreicht haben.

Das Berufsvorbereitungsjahr hat die Aufgabe, die allgemeine Bildung zu vertiefen sowie zu erweitern, elementare fachtheoretische und fachpraktische Kenntnisse in zwei Berufsbereichen zu vermitteln und eine berufliche Orientierung zu geben. Es knüpft an die schulischen Kenntnisse und Fähigkeiten der Schüler an und berücksichtigt dabei, dass diese mit unterschiedlichen Entwicklungs-, Lern- und Verhaltensvoraussetzungen in das Berufsvorbereitungsjahr eintreten. Eine optimale Entwicklung der Ausbildungsreife unter Beachtung der individuellen Voraussetzungen unterstützt die Schüler beim Übergang von der allgemeinbildenden Schule in die Ausbildung und ermöglicht eine Eingliederung in Arbeit und Beruf. Jeder Schüler wird in seiner Individualität angenommen und gefördert.

Das Berufsvorbereitungsjahr hilft sozial benachteiligten und individuell beeinträchtigten Schülern, Defizite abzubauen und sich auf den Eintritt in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die Schüler erhalten bei erfolgreichem Abschluss eine dem Hauptschulabschluss entsprechende Bil-dungsqualifikation.

Bildungs- und Erziehungsziele

Den Bildungs- und Erziehungsauftrag erfüllt das Berufsvorbereitungsjahr, indem die Verknüpfung von Wissenserwerb und Kompetenzentwicklung sowie Werteorientierung in allen fachlichen und überfachlichen Zielen umgesetzt wird.

Der Ausbau der individuellen Leistungsfähigkeit sowie die Entwicklung von Werte- und Pflichtbewusstsein stehen im Mittelpunkt des Bildungs- und Erziehungsprozesses. Die überfachlichen Ziele beschreiben darüber hinaus Intentionen, die auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gerichtet sind und in jedem Fach konkretisiert und umgesetzt werden müssen.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei der politischen Bildung als aktivem Beitrag zur Mündigkeit junger Menschen und zur Stärkung der Zivilgesellschaft zu. Im Vordergrund stehen dabei die Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen.

Als ein übergeordnetes Bildungs- und Erziehungsziel des Berufsvorbereitungsjahres ist politische Bildung im Sächsischen Schulgesetz verankert und muss in allen Fächern und Berufsbereichen angemessen Beachtung finden. Zudem ist sie integrativ insbesondere in den überfachlichen Zielen Werteorientierung und Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Sozialkompetenz enthalten.

Im berufsbezogenen Bereich erwerben die Schüler elementare theoretische Kenntnisse sowie praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten in den jeweiligen Berufsbereichen und erkennen dabei ihre individuellen Neigungen. Im berufsübergreifenden Bereich eignen sie sich strukturiertes und anschlussfähiges Wissen an, das sie flexibel und gezielt anwenden können. [Wissen]

Die Schüler eignen sich zielorientiert Lern- und Arbeitstechniken an, gehen planvoll mit Zeit, Material und Arbeitskraft um und gestalten Arbeitsabläufe effektiv. Sie nutzen zunehmend selbstständig Methoden des Wissenserwerbs und des Umgangs mit Wissen. [Methodenkompetenz]

Die Schüler erwerben Kenntnisse zum sicheren, sachgerechten, kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit vielfältigen Medien. In der Auseinandersetzung mit traditionellen sowie digitalen Medien lernen sie, diese im Hinblick auf eigene Bedürfnisse funktionsbezogen auszuwählen und zu nutzen.

Sie erkennen bei sich und anderen, dass Medien sowie das eigene mediale Handeln Einfluss auf Vorstellungen, Gefühle und Handlungsweisen ausüben. Die Schüler entwickeln die Fähigkeit, Informationen zu beschaffen und zu bewerten sowie moderne Informations- und Kommunikationstechnik sachgerecht, zweckmäßig und verantwortungsbewusst auch für ihren individuellen Lernprozess zu nutzen. [Medienbildung]

Die Schüler werden zunehmend in die Lage versetzt, sich individuelle Ziele zu setzen, das eigene Lernen selbstständig und in Zusammenarbeit mit anderen zu organisieren und zu kontrollieren. [Lernkompetenz]

In Auseinandersetzung mit Personen und Problemen prägen die Schüler ihre Sensibilität, Intelligenz und Kreativität weiter aus. Sie werden sich ihrer individuellen Stärken und Schwächen bewusst und lernen damit umzugehen. Gleichzeitig entwickeln und stärken sie ihre Leistungsbereitschaft und zeigen Achtung vor den Leistungen anderer. [Bewusstsein für individuelle Stärken und Schwächen]

Sie erleben im sozialen Miteinander Regeln und Normen, erkennen deren Sinnhaftigkeit und bemühen sich um ihre Einhaltung. Sie lernen dabei, verlässlich zu handeln, Verantwortung zu übernehmen, Kritik zu üben und konstruktiv mit Kritik umzugehen. [Sozialkompetenz]

Die Schüler beherrschen zunehmend die Kulturtechniken und entwickeln ihre Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit zum situationsangemessenen, partnerbezogenen Gebrauch von Sprache weiter. Sie eignen sich grundlegende Ausdrucks- und Argumentationsweisen der jeweiligen Fachsprache an und verwenden Fachbegriffe sachgerecht. [Kommunikationsfähigkeit]

Durch die konsequente Handlungsorientierung sowie fachübergreifende und fächerverbindende Lernangebote gewinnen die Schüler in enger Bindung an ihre Erfahrungswelt eine mehrperspektivische Sichtweise auf Themen und Probleme. [Mehrperspektivität]

Ausgehend von der eigenen Lebenswelt, einschließlich ihrer Erfahrungen mit der Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur, setzen sich die Schüler zunehmend mit lokalen, regionalen und globalen Entwicklungen auseinander. Dabei lernen sie, Auswirkungen von Entscheidungen auf das eigene Leben, das Leben anderer Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft zu erkennen und zu bewerten. Sie sind zunehmend in der Lage, sich bewusst für Nachhaltigkeit einzusetzen und gestaltend daran mitzuwirken. Dabei lernen sie, Partizipationsmöglichkeiten zu nutzen. [Bildung für nachhaltige Entwicklung]

Die Schüler entwickeln eigene Wertvorstellungen auf der Grundlage der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, indem sie Werte im schulischen Alltag erleben, kritisch reflektieren und diskutieren. Dazu gehören insbesondere Erfahrungen der Toleranz, der Akzeptanz, der Anerkennung und der Wertschätzung im Umgang mit Vielfalt sowie Respekt vor dem Leben, dem Menschen und vor zukünftigen Generationen. Sie entwickeln die Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen. [Werteorientierung]

Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses

Das Berufsvorbereitungsjahr knüpft an den Bildungs- und Erziehungsleistungen in Oberschule und Förderschule an, festigt und erweitert diese durch allgemeine und fachliche Inhalte. Die Heterogenität der Schüler im Berufsvorbereitungsjahr erfordert von den unterrichtenden Lehrerteams ein Höchstmaß didaktisch-methodischen Geschicks. Durch entsprechende Klassen- und Gruppenbildung, handlungsorientierte Ausrichtung des Unterrichts, binnendifferenzierte Methoden sowie Wahlmöglichkeiten sind die avisierten Ziele anzustreben. Im Zentrum steht die Gestaltung einer für alle Schüler förderlichen Lehr- und Lernkultur. Spezifisch sind Lehr- und Lernverfahren, die ein angemessenes Verhältnis zwischen fachsystematischem Lernen und praktischem Umgang mit lebensweltlichen und berufsorientierenden Fragen bewirken.

Durch geeignete und strukturierte Lernsituationen sind Denkprozesse, sprachliches Handeln, der Erwerb von allgemeinem und berufsfeldbezogenem Wissen, emotionale und soziale Stabilität, Handlungskompetenz sowie die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Verschiedene Kooperationsformen beim Lernen werden von Lehrern und Schülern intensiv genutzt. Es kommen Unterrichtsformen zur Anwendung, die einen lebensnahen und förderungsspezifischen Umgang mit Unterrichtsgegenständen zulassen und helfen, Voraussetzungen des Wissenserwerbs zu erschließen. Diese knüpfen an die Erfahrungswelt der Schüler an, berücksichtigen die Verbindung von Kognition und Emotion. Sie eröffnen Möglichkeiten, einen Lerngegenstand aus mehreren Perspektiven und in vielfältigen Problem- und Anwendungszusammenhängen zu betrachten. Der gezielte Einsatz von traditionellen und digitalen Medien befähigt die Schüler, diese kritisch zu hinterfragen und für das selbstständige Lernen zu nutzen.

Verlangsamte und erschwerte Lernprozesse erfordern, dass das zu Lernende veranschaulicht, gegliedert, sprachlich gefasst und angewandt wird. Darüber hinaus wird im Unterricht ein ausgewogener Wechsel von Anspannung und Entspannung, von Konzentrations- und Ruhephasen sowie Bewegung beachtet. Sinnvolle Hausaufgaben festigen die erreichten Lernerfolge.

In der Verantwortung der Lehrerteams liegt es, Lernvoraussetzungen der Schüler zu ermitteln, Lernprozesse zu steuern sowie die Schüler als handelnde und lernende Individuen zu akzeptieren und sie in die Unterrichtsplanung und -gestaltung einzubeziehen. Formen der Leistungsermittlung und -bewertung werden vom Lehrerteam erarbeitet, ausgewogen und transparent gehandhabt. Zur Entwicklung ihrer Fähigkeit zur Selbsteinschätzung werden die Schüler in die Leistungsbeurteilung einbezogen. Eine förderliche Balance zwischen Lern- und Leistungssituationen muss gewahrt bleiben.

Das Lehrerteam berät die Schüler zu Fragen der persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei arbeitet es kooperativ mit Erziehungsberechtigten, Sozialpädagogen, Arbeitsagenturen, Beratungsstellen und weiteren Partnern zusammen. Das Lehrerteam organisiert gemeinsam mit den Schülern das Betriebspraktikum und sorgt für eine solide Vorbereitung, Durchführung und Auswertung.

Toleranz, Transparenz, Verlässlichkeit sind handlungsleitende Prinzipien schulischer Arbeit. Regeln und Normen des Verhaltens in der Schule werden gemeinschaftlich erarbeitet. Im besonderen Maße richtet sich der Blick auf die Bedeutung authentischer Bezugspersonen für Heranwachsende.

Lernen lernen

Lernkompetenz

Die Entwicklung von Lernkompetenz zielt darauf, das Lernen zu lernen. Unter Lernkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, selbstständig Lernvorgänge zu planen, zu strukturieren, durchzuführen, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und abschließend auszuwerten. Zur Lernkompetenz gehören als motivationale Komponente das eigene Interesse am Lernen und die Fähigkeit, das eigene Lernen zu steuern.

Strategien

Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenz stehen Lernstrategien. Diese umfassen:

  • Basisstrategien, welche vorrangig dem Erwerb, dem Verstehen, der Festigung, der Überprüfung und dem Abruf von Wissen dienen
  • Regulationsstrategien, die zur Selbstreflexion und Selbststeuerung hinsichtlich des eigenen Lernprozesses befähigen
  • Stützstrategien, die ein gutes Lernklima sowie die Entwicklung von Motivation und Konzentration fördern
Techniken

Um diese genannten Strategien einsetzen zu können, müssen die Schüler konkrete Lern- und Arbeitstechniken erwerben. Diese sind:

  • Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen (z. B. Lese-, Schreib-, Mnemo-, Recherche-, Strukturierungs-, Visualisierungs- und Präsentationstechniken)
  • Techniken der Arbeits-, Zeit- und Lernregulation (z. B. Arbeitsplatzgestaltung, Hausaufgabenmanagement, Arbeits- und Prüfungsvorbereitung, Selbstkontrolle) 
  • Motivations- und Konzentrationstechniken (z. B. Selbstmotivation, Entspannung, Prüfung und Stärkung des Konzentrationsvermögens)
  • Kooperations- und Kommunikationstechniken (z. B. Gesprächstechniken, Arbeit in verschiedenen Sozialformen)
Ziel

Ziel der Entwicklung von Lernkompetenz ist es, dass Schüler ihre eigenen Lernvoraussetzungen realistisch einschätzen können und in der Lage sind, individuell geeignete Techniken und Medien situationsgerecht zu nutzen und für das selbstbestimmte Lernen einzusetzen.

Verbindlichkeit

Für eine nachhaltige Wirksamkeit muss der Lernprozess selbst zum Unterrichtsgegenstand werden. Gebunden an Fachinhalte sollte ein Teil der Unterrichtszeit dem Lernen des Lernens gewidmet sein. Die Lehrpläne bieten dazu Ansatzpunkte und Anregungen.

Teil Fachlehrplan Gemeinschaftskunde

Ziele und Aufgaben des Faches Gemeinschaftskunde

Beitrag zur allgemeinen Bildung

Das Fach Gemeinschaftskunde leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Schüler zu mündigen Bürgern. Im Unterricht des Faches Gemeinschaftskunde werden gesellschaftliche, politische, rechtliche und ökonomische Sachverhalte untersucht. Durch deren Vernetzung und Strukturierung erweitern die Schüler ihr Wissen zu allgemeinen Fragestellungen beruflicher Orientierungen, Ausbildungsberufen und Anforderungen in der Arbeitswelt.

Das Fach Gemeinschaftskunde fördert das Verständnis für die Komplexität demokratischer Meinungsbildung und Partizipation und bietet Orientierungshilfen für Gegenwart und Zukunft.

Das Fach Gemeinschaftskunde unterstützt bei den Schülern die Entwicklung von Einstellungen und Haltungen, die auf den Wertvorstellungen und Normen der freiheitlich demokratischen Grundordnung basieren und Akzeptanz, Toleranz aber auch Kritikfähigkeit gegenüber bestehenden Strukturen und gesellschaftlichen Zuständen implizieren. Die Schüler erwerben Kompetenzen, die sie befähigen, an politischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Prozessen teilzuhaben sowie aktiv und kritisch die demokratische Gesellschaft mitzugestalten.

Durch die Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen fördert das Fach Gemeinschaftskunde das Interesse der Schüler an lokalen, regionalen und globalen Herausforderungen unserer Zeit. Hierbei kommt der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine wichtige Rolle zu.

allgemeine fachliche Ziele

Aus dem Beitrag des Faches ergeben sich folgende allgemeine fachliche Ziele:

  • Erwerben von Wissen über gesellschaftliche, politische, rechtliche, soziale, ökologische, ökonomische Sachverhalte in ihrer Komplexität
  • Entwickeln der Fähigkeit, Arbeitsergebnisse unter Verwendung traditioneller und digitaler Medien zu präsentieren
  • Entwickeln einer gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Urteilsfähigkeit auf Grundlage eigener begründeter, wertbezogener Maßstäbe
  • Entwickeln der Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen und das private, schulische und künftige berufliche Leben eigenverantwortlich zu gestalten
Stellung im Kanon der Fächer

Das Fach Gemeinschaftskunde ist besonders mit dem Fach Deutsch/Kommunikation verflochten. Dabei kann es einerseits auf die Anwendung grundlegender Arbeitsweisen aus dem Deutsch-/Kommunikationsunterricht, wie z. B. Erschließung von Sachtexten, Möglichkeiten der Informationsgewinnung, Kommunikations- und Argumentationsregeln sowie Präsentationstechniken zurückgreifen und andererseits entsprechende Themen für den Unterricht im Fach Deutsch/Kommunikation anbieten.

In Kooperation mit den Fächern des berufsübergreifenden Bereiches ergänzt das Fach Gemeinschaftskunde lebens- und arbeitsweltliche Fragen des berufsbezogenen Bereiches. Das Fach unterstützt auch die Vorbereitung und Auswertung des Betriebspraktikums.

didaktische Grundsätze

Der pädagogische Schwerpunkt des Unterrichts liegt in der Entwicklung der Selbst- und Sozialkompetenz sowie der Werteorientierung, einer Grundlage demokratischen Handelns.

Im Fach Gemeinschaftskunde wiederholen die Schüler in der allgemeinbildenden Schule erworbene fachspezifische Methoden, lernen neue kennen und wenden sie sicher an. Die Methodenwahl trifft die Lehrkraft eigenverantwortlich. Die gewählten Methoden stehen in Zusammenhang mit der Zielgruppe, den Zielen und den Inhalten. Handlungsorientierte Methoden, wie z. B. Projekte, Erkundungen, Fallanalysen, Rollenspiele, Pro-Kontra-Debatten, stehen im Vordergrund der Unterrichtsgestaltung.

Die Lehrkraft organisiert Lernprozesse, die zunehmend selbstständiges und kooperatives Lernen ermöglichen. Die Schüler üben das Lernen in verschiedenen Sozialformen. Sie arbeiten alleine, mit Partnern und in Gruppen eigenverantwortlich und zielorientiert und erreichen somit Kompetenzen, die im Berufsalltag gefordert sind.

Die Umsetzung der einzelnen Lernbereiche bezieht die unmittelbare politische und wirtschaftliche Erfahrungs- und Lebenswelt der Schüler ein, weil diese die subjektiven Interessen und Erfahrungen der Schüler zum Mittelpunkt des Unterrichts machen und sie zu selbstständigem Handeln motivieren können.

Der Anforderung der Kontroversität folgend, sind bei Inhalten mit politischem Gehalt auch die damit in Verbindung stehenden fachspezifischen Arbeitsmethoden der politischen Bildung einzusetzen. Dafür eignen sich u. a. Rollen- und Planspiele, Streitgespräche, Pro- und Kontra-Debatten, Podiumsdiskussionen oder kriterienorientierte Fall-, Konflikt- und Problemanalysen.

Bei Inhalten mit Anknüpfungspunkten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung eignen sich insbesondere die didaktischen Prinzipien der Visionsorientierung, des Vernetzenden Lernens sowie der Partizipation. Vernetztes Denken bedeutet hier die Verbindung von Gegenwart und Zukunft einerseits und ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen des eigenen Handelns andererseits.

Übersicht über die Lernbereiche und Zeitrichtwerte

Zeitrichtwert

Lernbereich 1 Leben in einer Gemeinschaft 12 Ustd.
Lernbereich 2 Rechte und Pflichten Jugendlicher 12 Ustd.
Lernbereich 3 Berufswahl und Berufsausbildung 12 Ustd.
Lernbereich 4 Der Jugendliche in der digitalen Welt 12 Ustd.

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlbereich 1 Wahlen
Wahlbereich 2 Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland
Wahlbereich 3 Steuern und Versicherungen
Wahlbereich 4 Bewerbung
Wahlbereich 5 Nachhaltigkeit
Wahlbereich 6 Umgang mit Geld
Wahlbereich 7 Aktuelles aus Politik und Gesellschaft

Ziele

Erwerben von Wissen über gesellschaftliche, politische, rechtliche, soziale, ökologische, ökonomische Sachverhalte in ihrer Komplexität

Die Schüler erweitern ihr Wissen über das Zusammenleben in sozialen Beziehungen in der Gesellschaft sowie die Aufgaben des Rechts und die Rechtsstellung von Jugendlichen. Sie kennen politische Prozesse in der Gesellschaft und setzen sich mit Globalisierungsprozessen und deren ökologischen und ökonomischen Auswirkungen kritisch auseinander. Sie reflektieren ihre eigene Stellung im gesellschaftlichen System, erfassen Konfliktpotenziale, die durch Interessengegensätze entstehen können und entwickeln angemessene Lösungsmöglichkeiten. Darüber hinaus kennen sie Chancen und Gefahren der Digitalisierung sowohl für ihr persönliches als auch für ihr zukünftiges berufliches Leben.

Entwickeln der Fähigkeit, Arbeitsergebnisse unter Verwendung traditioneller und digitaler Medien zu präsentieren

Die Schüler verwenden traditionelle und digitale Medien zur Informationsrecherche, wählen aus der Fülle vorhandener Materialien geeignete Informationen inhaltsbezogen aus und reflektieren kritisch die Rolle der Medien. Sie gestalten Medienprodukte zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Sachverhalten und präsentieren diese.

Entwickeln einer gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Urteilsfähigkeit auf Grundlage eigener begründeter und wertbezogener Maßstäbe

Die Schüler entwickeln Urteilsfähigkeit, indem sie sich durch kontroverse Gesprächsführung mit vielfältigen Argumenten auseinandersetzen, ihre eigene Meinung hinterfragen und so zu einem reflektierten Werturteil gelangen. Ausgehend von ihrer Interessenlage setzen sich die Schüler mit vielgestaltigen Problemstellungen auseinander und erkennen die Chancen einer nachhaltigen Entwicklung für das eigene Leben. Sie machen sich eigene und fremde Wertorientierungen in ihrer Bedeutung für die Lebensgestaltung bewusst, würdigen diese und reflektieren sie. Dabei erkennen sie die soziokulturelle und natürliche Vielfalt in der Einen Welt an.

Entwickeln der Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen und ihr privates, schulisches und künftiges berufliches Leben eigenverantwortlich zu gestalten

Die Schüler entwickeln diese Fähigkeit und Bereitschaft, indem sie Möglichkeiten der Mitwirkung und Partizipation in ihrem Lebensumfeld erkennen und sich aktiv an kooperativen Lernprozessen beteiligen. Sie entwickeln diese Fähigkeit und Bereitschaft, indem sie ihre eigene Interessenlage erkennen und Möglichkeiten der Mitwirkung und Partizipation vorwiegend im schulischen Umfeld zunehmend nutzen und deren Notwendigkeit verstehen. Die Schüler erkennen darüber hinaus ihre persönlichen Potenziale sowie den Nutzen für ihre berufliche Entwicklung und eigenständige Lebensführung.

Lernbereich 1: Leben in einer Gemeinschaft 12 Ustd.

Kennen eigener Kompetenzen und Interessen 

Bewusstsein für individuelle Ressourcen, Interessen, Wünsche

private Ziele und Pläne

Vorstellungen zur individuellen Lebensgestaltung: Traumberuf, Familie

Sich positionieren zu Vorstellungen des Zusammenlebens

Zusammenleben in sozialen Gruppen

Familie: Kernfamilie, Ein-Eltern-Familie, Großfamilie, Patchwork-Familie, Regenbogenfamilie, Pflegefamilie

Klasse, Schule, Verein

kulturelle Vielfalt: Werte und Normen, Herkunft, Religion, Tradition, Esskultur

Schüler, deren Herkunftssprache nicht oder nicht ausschließlich Deutsch ist einbeziehen

Möglichkeiten aktiver Mitgestaltung in der Klassen- und Schulgemeinschaft: Klassenregeln, klassenübergreifende Projekte, Begegnung mit Auszubildenden

Möglichkeiten aktiver Mitgestaltung in der Gesellschaft: Vereine, Parteien, Wahlen

Praxisbeispiele für Demokratie in der Schule: Klassensprecherwahl

Freiheit des Bürgers

Pro- und Kontra-Diskussion

Konflikte und Konfliktlösungsstrategien

Konsens- und Kompromissfindung im Alltag, Verwendung digitaler Aufnahmetechniken

Toleranz, Akzeptanz, Respekt

Sich positionieren zu einer aktuellen Kontroverse in der Gesellschaft

Diskussionskultur

Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit, Klimaschutz, Medien

Methodische Hinweise

Der Eintritt ins Berufsvorbereitungsjahr ist für die Schüler eine Zeit der Begegnung mit Neuem. Die Lehrkraft begleitet das Kennenlernen, die Erarbeitung gemeinsamer Regeln und das Entwickeln von Werten sowie die Entstehung der Klassengemeinschaft mit Hilfe entsprechender Methoden, die einzelnen Phasen der Gruppenbildung zugeordnet sind: 

  • Partner-Interview, Lügenwappen, Experten-ABC, Experten-Interview
  • Wertehierarchie, Wertediskussion
  • Kurzprojekte, Exkursion, Erlebnispädagogik

Dadurch werden die Schüler befähigt, individuelle Kompetenzen, Interessen, Pläne, Wünsche und Wertvorstellungen zu benennen und diese mit anderen zu vergleichen. Die Schüler begreifen Heterogenität als Chance. Ressourcenorientierung bei sich selbst und anderen wird von der Lehrkraft beständig vorgelebt.

Schule ist ein politischer Ort, an dem diskutiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Hier wird Demokratie erlernt, ausprobiert und gelebt. Schüler werden in Entscheidungen einbezogen, sie bestimmen und gestalten mit. Dadurch können sie im geschützten Rahmen Kooperation, Toleranz und Öffnung nach außen üben und leben. Gelingen kann dies durch eine systematische Vorbereitung der Klassen- und Schülersprecherwahl.

Schüler des Berufsvorbereitungsjahres sollten in Projekte anderer Schularten eingebunden werden, um Teilhabe in die Schulgemeinschaft real zu erfahren. Darüber hinaus ermöglichen Begegnungen mit Auszubildenden eine konkrete berufliche Orientierung.

Um gesellschaftliche, politische, rechtliche, soziale, ökologische, ökonomische Sachverhalte in ihrer Komplexität gezielt abzubilden, bereiten die Schüler in Gruppen ein kontroverses Thema ihrer Wahl mit Hilfe traditioneller und digitaler Medien auf, um es im Klassenverband zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Dabei kann die Erarbeitung und Präsentation auch klassenübergreifend erfolgen.

Unterrichtsmethoden sind so zu wählen, dass neben kognitiv-intellektuellen, auch emotionale und körperliche Aspekte angesprochen werden. Empfohlen wird der Einsatz von handlungsorientierten Methoden und kooperativen Lernformen wie Projekten, Erkundungen, Rollenspielen, Pro-Kontra-Debatten, klassenübergreifendem Lernen, Begegnungen mit außerschulischen Bildungsakteuren, Partnern und Lernorten.

Der Lernbereich 1 bietet auch eine Möglichkeit fachübergreifenden Arbeitens mit dem Fach Deutsch/Kommunikation. Mit Beginn des Berufsvorbereitungsjahres und in Zusammenarbeit mit dem berufsbezogenen Bereich empfiehlt sich zusätzlich das Anlegen von Fachwortschatz-Tabellen (deutsch/zweisprachig/mehrsprachig). Somit wird die sprachliche Handlungsfähigkeit im Fachunterricht gefördert.

Lernbereich 2: Rechte und Pflichten Jugendlicher 12 Ustd.

Kennen von Grund-, Menschen- und Bürgerrechten

Grundgesetz, Allgemeine Erklärung der UN

Bedeutung der Grundrechte für das Zusammenleben

Einbeziehen von aktuellen gesellschaftlich relevanten Themen

Pro- und Kontra-Diskussion

Menschenrechte im digitalen Zeitalter

Kennen der Rechtsstellung junger Erwachsener

Jugendschutzgesetz

Fallbeispiele

Pro- und Kontra-Diskussion: Volljährigkeit mit 16

Expertengespräch: Polizei, Jugendamt

Rechtsfähigkeit

BGB, Praktikumsvertrag

Geschäftsfähigkeit

Kaufvertrag, Mietvertrag

Projekt: Eigene Wohnung

Deliktsfähigkeit

Arbeit mit traditionellen und digitalen Medien

Strafmündigkeit

Fallbeispiele

Pro- und Kontra-Diskussion: Strafmündigkeit ab 12. Lebensjahr

Einblick gewinnen in das Strafrecht 

Notwendigkeit der Rechtsordnung für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft

Eigentumsdelikte, Körperverletzung, Urheberrecht, digitale Straftaten

StGB

Jugendstrafrecht

Ursachen und Folgen von (Jugend-)Kriminalität am Beispiel eines Rechtsfalls

Jugendgerichtsbarkeit

Sinn und Zweck von Strafe

Zeuge in einem Gerichtsverfahren

Resozialisierung, Täter-Opfer-Ausgleich

Expertengespräch: Jugendgerichtshilfe

Erkundung: Gericht, Jugendstrafvollzug

virtueller Rundgang: Gericht

Methodische Hinweise

Die Schüler erarbeiten sich Kenntnisse zu Grund-, Menschen- und Bürgerrechten. Dabei kann die Recherche mit Hilfe digitaler Medien die Schüler zur Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen motivieren.

Erfahrungen der Schüler zu den jeweiligen Rechtseigenschaften können in einem Lehrer-Schüler-Gespräch gesammelt und systematisiert werden, um darauf aufbauend gemeinsam eine systematische Übersicht zu erarbeiten. Diese Übersicht zu Rechtseigenschaften kann die Grundlage für die inhaltliche Auseinandersetzung sowie die Vorbereitung von Expertengesprächen, Pro- und Kontra-Diskussionen oder Erkundungen bilden.

Alltagstypische Situationen der Schüler können Ausgangspunkt für Diskussionen sein und zeigen die Notwendigkeit ausgewählter Rechte und Pflichten unter Beachtung einer Werteorientierung.

Die Schüler gewinnen Einblick in das Strafrecht anhand konkreter Beispiele. Im Fokus können eigene Erfahrungen der Schüler stehen, z. B. Nutzung sozialer Medien, Verletzung von Persönlichkeitsrechten, Urheberrecht. Mit Hilfe von Erkundungen und Expertengesprächen erhalten die Schüler Einblick in verschiedene Perspektiven des Jugendstrafrechts.

Der Lernbereich 2 bietet auch eine Möglichkeit fachübergreifenden Arbeitens mit den Fächern Deutsch/Kommunikation und Mathematik, z. B. im Projekt „Eigene Wohnung“.

Lernbereich 3: Berufswahl und Berufsausbildung 12 Ustd.

Einblick gewinnen in verschiedene Ausbildungswege der Bundesrepublik Deutschland

Einteilung der Berufe in Berufsbereiche 

Duales System

Berufsschulen

vollzeitschulische Berufsausbildung

Berufsfachschulen

Art. 12 GG

BBiG, HwO

Nutzen einer Berufsausbildung

Ausbildungsordnung

Lebenslanges Lernen

Kennen von Jugendfreiwilligendiensten und Alternativen

FSJ, FÖJ, Au Pair, work and travel

Kennen von Anforderungen der Arbeitswelt 

Anforderungen und Chancen der Arbeitswelt in der digitalen Gesellschaft, Arbeit 4.0

Berufsorientierung: Bezug zu lokalen und regionalen Gegebenheiten

Mobilität

Expertengespräch: Handwerksmeister, Unternehmer

Kennen persönlicher Voraussetzungen und Strategien der Selbsteinschätzung

Informations- und Beratungsmöglichkeiten: Agentur für Arbeit, Schule, Internet

Erkundung: Unternehmen, Agentur für Arbeit, private Arbeitsvermittlung

Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife der Bundesagentur für Arbeit

Eignungstest, Potenzialanalyse

Einbeziehen des Landesarbeitskreises SCHULEWIRTSCHAFT

Begegnung mit Auszubildenden

Schnuppertag

Kennen des Berufsausbildungsvertrages 

Inhalte

Rechte und Pflichten

Anwenden des Jugendarbeitsschutzgesetzes

Arbeit mit Gesetzestexten

Praktikumsvertrag

Rollenspiel

Fallbeispiele

Methodische Hinweise

Der Unterricht im Lernbereich 3 soll den Schülern die Möglichkeiten, Anforderungen und Chancen der Berufsausbildung aufzeigen und die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen vermitteln. Dazu eignen sich besonders Begegnungen mit Auszubildenden in der eigenen Berufsschule, Angebote der für die Berufsausbildung zuständigen Stellen und der Agentur für Arbeit sowie Praktika, Erkundungen oder Schnuppertage in Betrieben.

Die Schüler erhalten einen Überblick zu verschiedenen Berufen sowie deren Anforderungen und spiegeln diese am persönlichen Berufswunsch. Dabei können sowohl in Einzel- als auch Partnerarbeit Mindmaps oder Wortgraffitis erstellt werden. 

Die Schüler können mit den Kompetenzen des Kriterienkataloges zur Ausbildungsreife der Bundesagentur für Arbeit konfrontiert werden, um dahingehend ihre eigene Kompetenzausprägung einschätzen zu können. Lehrer und Mitschüler geben in diesem Zusammenhang wertschätzende und konstruktive Rückmeldungen.

Möglichkeiten zur Ermittlung und Reflexion der Potenziale der Schüler realisiert der Lehrer mit Hilfe verschiedener Methoden, wie z. B. Eignungstests der Agentur für Arbeit, Ich-kann-Listen oder anderen traditionellen und digitalen Angeboten.

In enger Abstimmung mit dem Unterricht im Fach Deutsch/Kommunikation erarbeiten die Schüler einen Steckbrief, ein Plakat oder einen Vortrag zu einem selbstgewählten Ausbildungsberuf. Dieser Steckbrief kann beispielsweise Auszubildenden eines dritten Ausbildungsjahres vorgestellt, diskutiert und gemeinsam reflektiert werden.

Zur Vorbereitung auf die Ausbildung wenden die Schüler ihr erlerntes Fachwissen mit Hilfe von Fallbeispielen zum Berufsausbildungsvertrag und des Jugendarbeitsschutzgesetzes an.

In Verbindung mit dem Fach Deutsch/Kommunikation sowie dem Wahlbereich 4 kann das Thema der Berufsorientierung intensiviert werden.

Lernbereich 4: Der Jugendliche in der digitalen Welt 12 Ustd.

Kennen der Möglichkeiten der Informationsgewinnung durch Medien

Vielfalt der digitalen Medienlandschaft

Medienvergleich am aktuellen Beispiel

Medienbegriff

Gestaltungsmittel digitaler Medienangebote

Medienarten

Branchensoftware

Kennen der Chancen und Risiken digitaler Medien

soziale Netzwerke als Teil der Lebenswelt

Arbeit an Fallbeispielen

Mediennutzung

eigenes Medienverhalten beschreiben

Einfluss digitaler Medien auf die Gesundheit

Bedeutung von digitalen Medien für die politische Meinungsbildung

persönliche Daten schützen

Datenschutz

DSGVO, Urheberrecht

Expertengespräch: Datenschutzbeauftragter, Informatiker

Beurteilen der Rolle von Medien in der Gesellschaft

Prüfkriterien

Fake News, Social Bots, Filterblase

Influencer

Begriffe: Mediendemokratie, „Vierte Gewalt“

Statistiken auswerten 

Gestalten eines Medienproduktes zu einem gesellschaftspolitischen Sachverhalt

planen, dokumentieren und gestalten eines Medienproduktes unter Beachtung rechtlicher Vorgaben

Ablaufplanung erstellen

Erkundung: Tonstudio, Fernseh- und Radiosender, SAEK

Expertengespräch: Künstler, Medientechniker, Auszubildende

Urheberrecht

Methodische Hinweise

Die Vielfalt der digitalen Medienlandschaft erarbeiten sich die Schüler unter Anleitung des Lehrers. Die Motivation zur Mitarbeit kann dadurch erhöht werden, dass Schüler als Experten einbezogen werden und die Chance erhalten, persönliche Erfahrungen zu beschreiben.

Soziale Medien sind wesentlicher Bestandteil der Lebenswelt der Schüler. Grundsätze des Datenschutzes (DSGVO) und die Beachtung des Urheberrechts können anhand von exemplarischen Beispielen verdeutlicht werden. Die Bedeutung eines verantwortungsvollen Medienkonsums kann exemplarisch erschlossen werden, indem das Datennutzungsverhalten von Schülern ermittelt wird. Dies kann durch die Erstellung von Fragebögen sowie Umfragen in der Schule realisiert werden. Eine Abstimmung mit den Fächern Deutsch/Kommunikation und Mathematik ist für die Erarbeitung und Auswertung des Fragebogens ratsam.

Beim Thema Digitalisierung sind die Ausgangsvoraussetzungen der Schüler sehr unterschiedlich und durch die Lehrkraft zu ermitteln, z. B. durch konstruktive Wissensspiele, Rätsel oder die ABC-Methode. Für die Erarbeitung eines gemeinsamen Medienproduktes sind die jeweiligen Kenntnisstände der Schüler über digitale Medien zu berücksichtigen sowie abgestimmt in den Arbeitsprozess zu integrieren. Somit können sich alle Schüler mit ihren individuellen Ressourcen in die Gestaltung einbringen. Sie werden selbst zu Medienmachern. Das Ergebnis des gemeinsamen Produktes kann je nach Klassenzusammensetzung und Voraussetzungen unterschiedlich sein, so z. B. Blog, Erklärfilm, Comic, Radiosendung, Talkshow, Flugblatt, Lied, Video, Musikvideo, Text, Grafik, Wahlwerbespot. Unter Beachtung rechtlicher Vorgaben planen, dokumentieren und gestalten die Schüler ihr Produkt. Die Ergebnisse können zielgruppenadäquat präsentiert, veröffentlicht und geteilt werden. Dabei nutzen sie verschiedene traditionelle und digitale Bearbeitungswerkzeuge.

Es bietet sich an, diesen Lernbereich unter Verwendung der Inhalte aus den Lernbereichen 1 bis 3 sowie der fachübergreifenden Zusammenarbeit mit Deutsch/Kommunikation und Ethik auszugestalten.

Wahlbereich 1: Wahlen

Einblick gewinnen in das Wahlsystem der Bundesrepublik Deutschland

Wahlsimulation: Aufstellen der Kandidatinnen und Kandidaten

Juniorwahl

Analyse von Beiträgen

Nutzung digitaler Medien und Aufnahmetechniken

Grundgesetz

Wahlgesetz

Kennen von politischen Parteien 

Parteiprogramme

Erkundung: Landtag

Expertengespräch: Politiker

Wahl-O-Mat

Vergleich von Parteiprogrammen

Nutzung traditioneller und digitaler Medien

Projekt: Eigene Partei gründen

Wahlbereich 2: Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland

Einblick gewinnen in das föderale System der Bundesrepublik Deutschland

Art. 20 GG, Bundesländer, Gewaltenteilung

Exkursion: Bundesrat, Bundestag, Landtag, Gemeinde

Erkundung, Expertengespräch, Pro-Kontra-Debatte

Wahlbereich 3: Steuern und Versicherungen

Einblick gewinnen in den Staatshaushalt 

Staatseinnahmen, Staatsausgaben

Einkommensteuer, Umsatzsteuer

Einkunftsarten: Gewerbe, selbstständige Arbeit, Land- und Forstwirtschaft, nichtselbstständige Arbeit

Einblick gewinnen in die Gesetzliche Sozialversicherung und in Individualversicherungen

Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen-, Renten-, Unfallversicherung

Solidarprinzip

Haftpflicht-, Hausratversicherung

Wahlbereich 4: Bewerbung

Kennen der eigenen Kompetenzen und Interessen

Verfahren zur Kompetenzfeststellung

Berufswahlpass

Bewerbungsaktivitäten

Einblick gewinnen in die Entwicklung des Ausbildungsmarktes

Expertengespräch: Berufsberater

Rollenspiel: Bewerbungsgespräch

Wahlbereich 5: Nachhaltigkeit

Kennen der Dimensionen nachhaltiger Entwicklung

Sozialverträglichkeit

Umweltverträglichkeit

Wirtschaftsverträglichkeit

Sich positionieren zum Konsumverhalten

gesundheitliche, ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen unseres Lebensstils

Erkundung: Textilgeschäft, Lebensmittelmarkt Recherche mit Hilfe traditioneller und digitaler Medien

Auswertung von Statistiken

Inhalte mit Hilfe digitaler Werkzeuge bearbeiten, zusammenführen und präsentieren

Anwenden der Kenntnisse über die Dimensionen der Nachhaltigkeit

gemeinsam nachhaltig frühstücken

Werbeträger für ein nachhaltiges Produkt erstellen

Wahlbereich 6: Umgang mit Geld

Kennen der Funktionen des Geldes und der Formen des Zahlungsverkehrs

Tauschmittel, Wertmaßstab, Wertaufbewahrungsmittel, Zahlungsmittel

Zahlungsmöglichkeiten

Pro- und Kontra-Diskussion zu digitalen Zahlungsmitteln, Jugendkonten, Giralgeld

Einblick gewinnen in Möglichkeiten des Sparens und der Kreditaufnahme

Haushaltbuch: Einnahmen und Ausgaben

Ratenkredite

Kaufvertragsrecht

Kontoführung

Expertengespräch: Schuldnerberatung

Wahlbereich 7: Aktuelles aus Politik und Gesellschaft

Sich positionieren in einer aktuellen Kontroverse in der Gesellschaft

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