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Lehrplan

Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Sport

2017

 

Impressum

Der Lehrplan für die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung tritt am 1. August 2017 in Kraft.

Der Lehrplan wurde erstellt durch Lehrerinnen und Lehrer der Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem

Sächsischen Bildungsinstitut
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul
www.sbi.smk.sachsen.de

Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.smk.sachsen.de

Teil Grundlagen

Aufbau und Verbindlichkeit der Lehrpläne

Grundstruktur

Der Lehrplan gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Teil sind Aufbau und Verbindlichkeit des Lehrplans sowie die Ziele und Aufgaben der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung dargestellt. Der erste Teil enthält darüber hinaus allgemeine Hinweise zum fächerverbindenden Unterricht und zur Entwicklung von Lernkompetenz sowie eine Übersicht über alle Bereiche des grundlegenden und fachorientierten Unterrichts.

Der zweite Teil des Lehrplans gliedert sich in die Bereiche des grundlegenden und fachorientierten Unterrichts. Jeder Bereich weist den spezifischen Beitrag zur allgemeinen Bildung sowie die bereichsspezifischen Lernziele und Lerninhalte aus. Bereichsspezifische didaktische Grundsätze geben konkrete Anregungen für die Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses.

Dem Bereich Wahrnehmung, Denken, Bewegung und Kommunikation sowie dem Bereich Persönlichkeit und soziale Beziehungen kommt ein besonderer Stellenwert zu. Die Lernziele und Lerninhalte dieser Bereiche bilden grundlegende Entwicklungsbereiche ab und finden bereichsübergreifend sowie im gesamten Bildungs- und Erziehungsprozess Berücksichtigung.

Der Lehrplan bildet die Lernziele und Lerninhalte für den gesamten Bildungsgang ab. Stufenbezogene Angaben sind an ausgewählten Stellen unter alters- bzw. entwicklungsgemäßen Gesichtspunkten verortet.

Bereichsübergreifendes Arbeiten ist im grundlegenden Unterricht durchgängiges Unterrichtsprinzip.

Zeitrichtwerte

Aufgrund der förderspezifischen Besonderheiten werden im Lehrplan keine Zeitrichtwerte ausgewiesen.

Darstellung der Bereiche/Lernbereiche

Die Gestaltung der Bereiche erfolgt in tabellarischer Darstellungsweise.

Bezeichnung des Lernbereiches Zeitrichtwert

Lernziele und Lerninhalte

Bemerkungen

Lernziele und Lerninhalte

Lernziele und Lerninhalte sind in Abhängigkeit vom Umfang des sonderpädagogischen Förderbedarfs im individuellen Förderplan zu modifizieren bzw. zu konkretisieren. Sie kennzeichnen grundlegende Anforderungen des Wissenserwerbs, der Kompetenzentwicklung und der Werteorientierung. Die Schwerpunktsetzung liegt in Verantwortung des Lehrers und ist unter Berücksichtigung der individuellen Lernbedürfnisse von Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sowie unter förderspezifischen und entwicklungsgemäßen Gesichtspunkten zu treffen.

Bemerkungen

Bemerkungen haben Empfehlungscharakter. Gegenstand der Bemerkungen sind inhaltliche Erläuterungen sowie Hinweise auf geeignete Lehr- und Lernmethoden oder fachspezifische Arbeitsweisen.

Um dem sonderpädagogischen Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in allen Alters- und Entwicklungsstufen gerecht zu werden, sind ausgewählte lebenspraktische Bezüge und Beispiele für die differenzierte Förderung der Schüler aufgeführt. Hinweise zur Differenzierung tragen grundsätzlich exemplarischen Charakter und beziehen sich auf unterschiedliche Förderbedürfnisse.

Bemerkungen umfassen Bezüge zu Lernzielen und Lerninhalten anderer Bereiche/Lernbereiche des Lehrplans, zu den förderspezifischen und überfachlichen Bildungs- und Erziehungszielen sowie zu Lehrplänen der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, der Grundschule und der Oberschule.

Verweisdarstellungen

Um die bereichsübergreifende und bereichsverbindende Planung des Bildungs- und Erziehungsprozesses zu unterstützen, werden Verweise auf Lernbereiche des gleichen Bereichs und anderer Bereiche sowie auf überfachliche Ziele mit Hilfe folgender grafischer Elemente veranschaulicht:

➔ LB 2

Verweis auf einen Lernbereich des gleichen Bereichs

 

➔ WDBK, LB 4

Verweis auf einen Lernbereich eines anderen Bereichs

 

➔ FÖS(L), MA, Kl. 3/4, LB 2

Verweis auf Fach, Klassenstufe und Lernbereich im Lehrplan FÖS(L), GS, OS

 

⇒ Sozialkompetenz

Verweis auf ein Bildungs- und Erziehungsziel der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (s. Ziele und Aufgaben der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung)

 

Abkürzungen

Im Lehrplan der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung werden folgende Abkürzungen verwendet:

FÖS(G) Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
FÖS(L) Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen
FÖS(BuS) Schule mit dem Förderschwerpunkt Sehen
GS Grundschule
Kl. Klassenstufe/n
LB Lernbereich
LBW Lernbereich mit Wahlcharakter
OM Orientierung/Mobilität
OS Oberschule
PC Personalcomputer
AL Arbeitslehre
AuB Arbeit und Beruf
BIO Biologie
BO Berufsorientierung
DE Deutsch
DE-HKS Deutsch-Heimatkunde/Sachunterricht
DE-HKS Deutsch-Heimatkunde/Sachunterricht
EN Englisch
ETH Ethik
GE Geschichte
GEO Geographie
HW Hauswirtschaft
INF Informatik
KU Kunst
MA Mathematik
MU Musik
PH Physik
PSB Persönlichkeit und soziale Beziehungen
RE/e Evangelische Religion
RE/k Katholische Religion
SLF Selbstständige Lebensführung
SPO Sport
SU Sachunterricht
WDBK Wahrnehmung, Denken, Bewegung und Kommunikation
WE Werken
WTH Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales

Die Bezeichnungen Schüler und Lehrer werden im Lehrplan allgemein für Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und Lehrer gebraucht.

Ziele und Aufgaben der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Bildungs- und Erziehungsauftrag

Ausgehend von den in der Verfassung des Freistaates Sachsen formulierten Bildungs- und Erziehungszielen stellt sich die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung als allgemeinbildende Förderschule dem gesetzlich bestimmten Anspruch – unabhängig von Art und Umfang des Unterstützungsbedarfs – die Entwicklung und Erweiterung von Kompetenzen für die praktische Lebensbewältigung und gesellschaftliche Teilhabe in sozialer Integration zu fördern und die Schüler zu einer möglichst selbstständigen und selbstbestimmten Lebensgestaltung zu befähigen. Sie ermöglicht damit jedem Kind bzw. jedem Jugendlichen Zugang zu vielfältigen Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens und gewährleistet eine umfassende Bildung und Erziehung.

Die sonderpädagogische Arbeit an der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung knüpft an die frühkindliche Bildung und Erziehung in Familie und Kindertageseinrichtung/heilpädagogischer Einrichtung an und gewährleistet eine den Bedürfnissen ihrer Schüler angemessene Bildung und Erziehung. Dabei erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern*, den medizinisch und therapeutischen Einrichtungen sowie mit außerschulischen Maßnahmeträgern im Sozialraum. Unter Berücksichtigung der aktuellen und zukünftigen Anforderungen eröffnet sie für jeden Schüler konkrete Lernmöglichkeiten in entwicklungs-, situations-, sach-, sinn- und lebensbezogenen Lern- und Handlungsfeldern. In der Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung werden die Schüler unter Einbeziehung der Eltern bei der alltäglichen Lebensgestaltung und der Vorbereitung auf die Lebens- und Arbeitswelt beraten. Am Ende der Werkstufe wird den Schülern das erfolgreiche Erreichen ihrer individuellen Zielstellungen im Förderplan durch ein Abschlusszeugnis bestätigt.

* Die Bezeichnung "Eltern" wird im Text gemäß § 45 Abs. 5 SchulG synonym zu Personensorgeberechtigten gebraucht.

Bildungs- und Erziehungsziele

Die Bildungs- und Erziehungsziele sowie die inhaltlichen Schwerpunkte des Lehrplans betonen in spezifischer Weise die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und gelten grundsätzlich unabhängig vom Ort der Unterrichtung. Ausgehend vom Bildungs- und Erziehungsauftrag werden folgende Bildungs- und Erziehungsziele formuliert, die eng mit den förderspezifischen und überfachlichen Zielen korrelieren.

Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erwerben auf der jeweiligen Aneignungsebene anwendungsbereites Grundwissen, das es ihnen ermöglicht, aktuelle und zukünftige Lebensaufgaben zu bewältigen. (Erwerb von anwendungsbereitem Grundwissen)

Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erleben sich in allen Lern- und Lebensbereichen als handelnde Personen. Sie eignen sich Lern- und Methodenkompetenzen sowie Selbst- und Sozialkompetenzen an, die ihnen eine aktive und sinnerfüllte Lebensbewältigung in sozialer Integration ermöglichen. Sie erweitern ihr Handlungsrepertoire und können Gelerntes auf aktuelle Situationen in ihrer Lebenswelt übertragen. Sie verfügen über individuelle Handlungs- und Problemlösestrategien. (Erwerb von lebenspraktischer Handlungskompetenz)

Durch die Vermittlung und das Erleben von Werten im schulischen Alltag erfahren die Schüler Wertschätzung, Anerkennung und Toleranz und werden befähigt, Werte und Normen auf der Grundlage der freiheitlich-demokratischen Grundordnung anzuerkennen und zu leben. (Befähigung zur mitgestaltenden Teilhabe)

Diese Bildungs- und Erziehungsziele werden im Lehrplan bereichsspezifisch untersetzt.

Förderspezifische Ziele

Sonderpädagogische Förderung verfolgt das Ziel, Auswirkungen von Beeinträchtigungen vor allem in den grundlegenden Bereichen der Lernentwicklung auszugleichen und durch intensive Förderung zu kompensieren.

Bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist die individuelle Förderung in den Entwicklungsbereichen Wahrnehmung, Sprache, Bewegung und Denken sowie im emotionalen und sozialen Bereich von besonderer Relevanz. Im Prozess der individuellen Förderung gilt es, die Handlungsmöglichkeiten jedes einzelnen Schülers zu erkennen und in realitätsnahen Lernsituationen systematisch zu erweitern.

Die Entwicklungsbereiche sind eng miteinander verwoben und müssen im Rahmen der individuellen Förderung in ihrer Komplexität berücksichtigt werden. Die genaue Kenntnis des individuellen Entwicklungsstandes ist Voraussetzung für die Auswahl passfähiger und entwicklungsfördernder Angebote. Entwicklungsimpulse werden vom Lehrer sensibel aufgegriffen und pädagogisch verstärkt.

Sonderpädagogische Förderung orientiert sich am entsprechenden Förderbedarf des einzelnen Schülers. Es werden individuelle Förderpläne erstellt, in denen – bezogen auf den aktuellen Entwicklungsstand – die Förderziele formuliert und die sich daraus ergebenden Fördermaßnahmen und Verantwortlichkeiten dokumentiert werden. Die Ergebnisse sind regelmäßig zu überprüfen und der Förderplan auf dieser Grundlage fortzuschreiben. Die Umsetzung des Förderplanes wird durch alle an der Bildung und Erziehung beteiligten Lehrer, pädagogischen Fachkräfte im Unterricht sowie dem medizinisch-therapeutischen Personal gemeinsam realisiert. Die Arbeit an den förderspezifischen Zielsetzungen erfolgt über den gesamten Unterrichtstag sowohl bereichs- als auch stufenübergreifend. Der Schüler und seine Eltern sind eigenständig verantwortliche und gleichberechtigte Partner in der Förderung und werden in den Prozess der Förderplanung einbezogen.

Ziel der Wahrnehmungsförderung ist die Fähigkeit, sich selbst und die Umwelt mit allen Sinnen bewusst wahrzunehmen, diese Eindrücke zu verarbeiten sowie in das persönliche Erleben und Handeln zu integrieren. Die Förderung der Wahrnehmung beeinflusst und erweitert die individuellen Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten und unterstützt die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten.

Wahrnehmungsförderung richtet sich auf die Förderung einzelner Sinnesbereiche und unterstützt gleichzeitig den Prozess der Differenzierung, Strukturierung und Integration von Wahrnehmungsleistungen. Besondere Bedeutung erlangt dabei die Förderung der

  • haptisch-taktilen Wahrnehmung,
  • vestibulären Wahrnehmung und
  • propriozeptiven Wahrnehmung.

Die körpernahen Sinne sind von zentraler Bedeutung für eine ganzheitliche Wahrnehmungs- und Bewegungsentwicklung sowie eine zunehmend ausdifferenzierte Handlungsfähigkeit. Da die vestibuläre Wahrnehmung sowohl sensorische als auch motorische Anteile integriert und koordiniert, kommt der Förderung dieses Sinnesbereiches eine besondere Bedeutung zu.

Für Schüler mit zusätzlichem sonderpädagogischen Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen oder Hören sind spezifische sonderpädagogische oder medizinisch-therapeutische Fördermaßnahmen anzubieten. [Wahrnehmungsförderung]

Bewegungsförderung erschließt und erweitert die körperlichen Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten der Schüler und fördert Körpererleben, Eigenaktivität und Bewegungsmotivation. Durch die Verbindung von Wahrnehmungs- und Bewegungsangeboten werden sensomotorische Integrationsprozesse und das Lernen auf elementarer Stufe unterstützt.

Bewegungsförderung schließt alle Bereiche der Motorik ein und konzentriert sich insbesondere auf die Förderung der

  • Grob- und Feinmotorik,
  • Bewegungsplanung und -steuerung,
  • Präzisions- und Rhythmusfähigkeit sowie
  • Mund- und Gesichtsmotorik.

Aufgrund der teilweise umfänglichen körperlich-motorischen Beeinträchtigungen – insbesondere bei Schülern mit zusätzlichem Förderbedarf im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung – kommen in der Bewegungsförderung sowohl spezifische pädagogisch-therapeutische Konzepte als auch zusätzliche individuelle rehabilitative Maßnahmen zur Anwendung. Dies erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Grundlage des individuellen Förderplans. [Bewegungsförderung]

Ziel der Förderung im Entwicklungsbereich Sprache ist die Erweiterung der individuellen kommunikativen und sprachlichen Handlungsfähigkeit. Sich anderen mitzuteilen, steigert die Lebensfreude, stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert, sich die Umwelt aktiv zu erschließen. Die Förderung kommunikativer Fähigkeiten umfasst basale, nonverbale, mündliche und schriftliche Kommunikationsformen und richtet sich vorrangig auf die [Förderung Sprache]

  • Erweiterung der individuellen Sprechfähigkeit,
  • Erweiterung des Wortschatzes, einschließlich der Begriffsbildung,
  • Erweiterung des Sprachverständnisses,
  • Entwicklung eines sprachlichen Selbstkonzeptes,
  • Nutzung alternativer Kommunikationshilfen,
  • Erweiterung kommunikativer Ausdrucksfähigkeiten. 

Denk- und Sprachentwicklung stehen in enger Wechselwirkung. Deshalb sind Angebote zur Förderung kognitiver Fähigkeiten stets mit der Förderung kommunikativer Fähigkeiten zu verknüpfen. Beide Entwicklungsbereiche sind von zentraler Bedeutung für die Aneignung der Welt und zur Entwicklung von Handlungskompetenz. Die Förderung des Denkens konzentriert sich dabei in besonderer Weise auf

  • die Unterstützung der Merkfähigkeit,
  • die Entwicklung des handlungsplanenden Denkens,
  • das Erkennen und Bewerten von Analogien und Zusammenhängen,
  • das Problemlösen,
  • die Förderung von Kreativität.

Die Förderung kognitiver Fähigkeiten berücksichtigt die unterschiedlichen Aneignungsstufen und setzt begleitend Formen der Unterstützten Kommunikation (UK) ein. Die Förderangebote bestärken die Schüler, aktiv und zunehmend bewusst auf vorhandenes Wissen zurückzugreifen und regen die Kritik- und Urteilsfähigkeit bzw. Selbsteinschätzungskompetenz an. [Förderung kognitiver Fähigkeiten]

Förderung im emotionalen und sozialen Bereich unterstützt die Schüler bei der Entwicklung ihrer personalen und sozialen Identität und erlangt dadurch zentrale Bedeutung für die Entwicklung einer zufriedenstellenden Lebensbewältigung und -gestaltung. Damit die Schüler sich in ihrer Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit erfahren und ein positives Selbstbild aufbauen können, benötigen sie individuelle Angebote zur Förderung der emotionalen Stabilität, des Sozialverhaltens und der Lern- und Arbeitsbereitschaft. Gleichzeitig ist es notwendig, die Schüler zu befähigen, soziale Beziehungen einzugehen und zu gestalten. [Förderung im emotionalen und sozialen Bereich]

Überfachliche Ziele

Die Schüler entwickeln ihre Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit. Sie erkennen und nutzen eigene Kommunikationsformen und können Äußerungen anderer Menschen erkennen sowie darauf reagieren. Sie treten mit anderen in Kommunikation und können ihre Bedürfnisse, Befindlichkeiten und eigene Wünsche und Meinungen äußern. Dabei erweitern sie ihre individuelle Ausdrucksfähigkeit. [Kommunikationsfähigkeit]

Die Schüler erwerben eine grundlegende Lern- und Methodenkompetenz, die sie befähigt, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten grundlegendes Wissen anzueignen. Dabei wenden sie Lern- und Arbeitstechniken an und lernen überschaubare Arbeitsabläufe unter Anleitung zu planen, auszuführen und zu kontrollieren. [Lern- und Methodenkompetenz]

Die Schüler eignen sich im Sinne eines erweiterten Lese-, Schreib- und Mathematikbegriffes grundlegende Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen an. [Kulturtechniken]

Die Schüler entwickeln ein positives und lebensbejahendes Selbstbild und können mit eigenen Behinderungserfahrungen umgehen. Sie erleben sich als selbstwirksam, entwickeln Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und können diese zunehmend realistisch einschätzen. [Selbstkompetenz]

Die Schüler gewinnen Einblick in die Vielfalt der Medienangebote. Sie lernen diese interessen- und funktionsabhängig auszuwählen und zu nutzen bzw. auch bewusst Alternativen zur Mediennutzung zu finden. Sie wissen, dass Medien Einfluss auf Vorstellungen, Gefühle und Verhaltensweisen haben können. [Medienkompetenz]

Die Schüler entwickeln ein Bewusstsein für die Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur. Sie erwerben grundlegende Verhaltensweisen zum Schutz der Umwelt. [Umweltbewusstsein]

In der Begegnung und im Dialog mit Kunst, Kultur und Natur entwickeln die Schüler ihre individuelle Erlebens-, Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeit. [ästhetische Erziehung]

Die Schüler sorgen so weit wie möglich aktiv für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlergehen. Sie gehen verantwortungsvoll mit ihrem Körper um, lernen die Intimsphäre der eigenen Person und die anderer zu akzeptieren und sich abzugrenzen. Sie entwickeln Vorstellungen zur persönlichen Geschlechterrolle, Sexualität und Familienplanung. [Gesundheitsbewusstsein]

Die Schüler entwickeln ihr persönliches Behinderungsmanagement. Sie lernen die Möglichkeiten ihrer eigenen Orientierung und Mobilität einzuschätzen und zu akzeptieren. Sie gestalten ihr Leben im Hinblick darauf weitgehend selbstverantwortlich und fordern Unterstützung selbstbestimmt ein. Die Schüler benutzen ihre Hilfsmittel situationsgerecht und integrieren deren Anwendung in ihren Lebensalltag. [Behinderungsmanagement]

Die Schüler nehmen sich als Teil einer Gemeinschaft wahr und bringen sich aktiv ein. Sie erkennen im sozialen Miteinander Regeln und Werte an. Sie lernen verlässlich zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Die Schüler lernen, Kritik zu üben sowie anzunehmen und mit Konflikten angemessen umzugehen. Sie entwickeln Empathiefähigkeit und können entsprechend der Situation ihr Verhalten steuern. [Sozialkompetenz]

Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses

Teilhabe in sozialer Integration ist Leitidee und inhaltlicher Auftrag von Bildung, Erziehung sowie sonderpädagogischer Förderung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. In dem Bemühen um Schulqualität entwickeln die Schulen ihre Schul- und Unterrichtskonzepte eigenverantwortlich weiter und reagieren flexibel auf veränderte gesellschaftliche Herausforderungen, einen gewachsenen Bildungsanspruch und eine sich verändernde heterogene Schülerschaft. Als Teil eines ganztägigen Angebots verwirklicht Unterricht den Anspruch zugleich Lernumgebung und Lebenswelt für Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu sein.

Die Umsetzung des Lehrplans orientiert sich an der physischen, psychischen und sozialen Ausgangslage der Schüler sowie ihrem aktuellen Entwicklungsstand. Die Realisierung der Bildungs- und Erziehungsziele ist dabei in besonderer Weise an die Berücksichtigung der individuellen Lernbedürfnisse, Lerninteressen sowie der spezifischen Lebenssituation der Schüler gebunden.
Um die ganzheitliche Entwicklung der Schüler umfassend zu unterstützen, ist eine durchgängige Beachtung der förderspezifischen Ziele erforderlich. Während des gesamten Unterrichtstages sind Kommunikations- und Sprechanlässe situativ zu initiieren. Handlungsbegleitendes und handlungsleitendes Kommunizieren unterstützt in besonderer Weise das Erfassen von Handlungsabläufen, die Vorstellungs- und Begriffsbildung und die Kommunikations- und Sprachentwicklung. Gemeinsame Aktivitäten sowie Partner- und Gruppenarbeit fördern die Interaktions- und Kooperationsfähigkeit und erweitern die Kommunikationskompetenz der Schüler. Vielfältige Bewegungsangebote im Unterricht, die Berücksichtigung motopädischer Grundsätze sowie rhythmisch-musikalische Lernangebote erweisen sich im Schulleben als wichtige Erfahrungsfelder und unterstützen die motorische, psychomotorische und psychosoziale Entwicklung der Schüler. Lernen mit allen Sinnen und basale Förderangebote unterstützen die Entwicklung der Wahrnehmung.
Unterricht an Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung nimmt für den Schüler alltagsrelevante Probleme und Aufgaben zum Lernanlass und ermöglicht aktives, selbstbestimmtes und entwicklungsgemäßes Lernen in realen oder realitätsnahen Lernsituationen. Alle Lernprozesse sind in einen für die Schüler sinnvollen Handlungszusammenhang einzubetten. Dem bereichsübergreifenden bzw. -verbindenden Arbeiten kommt besondere Relevanz zu.

Ziel ist es, das vorhandene Handlungsrepertoire der Schüler unter Nutzung vielfältiger körperlich-sinnlicher, kommunikativer und sozialer Erfahrungen schrittweise zu erweitern. Die Übertragung des Gelernten in ähnliche oder neue Situationen muss stets intensiv vorbereitet und durch regelmäßige Wiederholung und Übung gefestigt werden. Komplexe Lerninhalte müssen in überschaubare Lernschritte gegliedert werden.

Alle Bildungsangebote sind unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Aneignungsstufen auf Basis des individuellen Förderplans differenziert zu planen und zu gestalten. Maßnahmen der inneren und äußeren Differenzierung orientieren sich stets an den Lernvoraussetzungen des einzelnen Schülers bzw. der Lerngruppe. Sie können sich u. a. beziehen auf

  • Umfang der Lerninhalte,
  • Grad der Komplexität der Aufgaben,
  • Darstellung der Ergebnisse,
  • Lernzeit, u. a. Anzahl der notwendigen Wiederholungen, 
  • Grad der Selbstständigkeit/Notwendigkeit direkter Hilfe, 
  • Art der inhaltlichen oder methodischen Zugänge,
  • Art und Umfang der im Unterricht genutzten Medien, insbesondere spezifischer didaktischer Hilfsmittel sowie 
  • die Auswahl der Sozialformen.

Offene Unterrichtsformen sind besonders geeignet, flexibel auf unterschiedliche Lernbedürfnisse bzw. Leistungsvoraussetzungen zu reagieren, den Schülern Erfolgserlebnisse zu verschaffen und das Miteinanderlernen zu fördern. Voraussetzungen dafür sind eine vorbereitete Lernumgebung, individuelle Lernplätze und günstige räumliche und personelle Bedingungen. Um Lernerfolge langfristig zu sichern, sind darüber hinaus, gut strukturierte Lernphasen sowie Trainings- und Übungseinheiten zu planen. Auf der Grundlage des individuellen Förderplans können ergänzend individualisierende und differenzierende Fördermaßnahmen als Gruppen- oder Individualförderung (Förderunterricht) angeboten werden.

Die Lernprozesse sind so zu gestalten, dass Lerninhalte für die Schüler individuelle Bedeutung erlangen. Bezogen auf den gemeinsamen Lerngegenstand setzen sich die Schüler mit den Lerninhalten auf der jeweiligen Aneignungsstufe auseinander:

  • basal-perzeptive Stufe: Lerngegenstand mit allen Sinnen (fühlen, schmecken, riechen, hören, sehen) und über vielfältige Formen der Bewegung (sich selbst bewegen oder bewegt werden) erkunden und kennenlernen
  • konkret-gegenständliche Stufe: Lerngegenstand durch aktives, konkret-gegenständliches Tun erkunden und kennenlernen
  • anschauliche Stufe: mit Hilfe von Modellen, Nachbildungen, Bildern oder durch Rollenspiele verstehen und ein inneres „Bild“ vom Lerngegenstand entwickeln
  • abstrakt-begriffliche Stufe: Lerngegenstand mit Hilfe von Zeichen und Symbolen wahrnehmen, erkunden und verstehen; Erkenntnisse werden auf gedanklichem Weg gewonnen

Da die schulische Begleitung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung einen sehr langen Entwicklungszeitraum der Schüler umfasst, bedarf es durchgängig einer alters- und entwicklungsgemäßen inhaltlichen Akzentuierung der Lerninhalte.

Bei der Planung und Durchführung von Bildungsangeboten für mehrfach- und schwerstmehrfachbehinderte Schüler ist in diesem Kontext darauf zu achten, dass sowohl deren körperliche Grundbedürfnisse berücksichtigt als auch anregende Lerninhalte angeboten werden. Lerninhalte sind zu elementarisieren und deren basale Aspekte auf handelnder Ebene erfahrbar zu machen. Sie sind so aufzubereiten, dass eine Aktivierung ermöglicht wird. Pflegerische und therapeutische Maßnahmen sind in den Unterrichtsalltag zu integrieren. Dabei erlangt die Förderung von Autonomie in Situationen der Nahrungsaufnahme sowie bei der Verrichtung existenzieller Körperfunktionen eine hohe Bedeutung. Art und Umfang des sonderpädagogischen Förderbedarfs dieser Schüler erfordern Bezugspersonen, die sich pädagogisch verantwortungsvoll in allen Lernsituationen auf sie einstellen.
Dies umfasst neben Empathie u. a. die Fähigkeit zum genauen Beobachten, die Fähigkeit zur Interpretation individueller Ausdrucksmöglichkeiten der Schüler und die Bereitschaft, das eigene Kommunikationsverhalten ständig zu reflektieren. Maßnahmen zur Unterstützten Kommunikation (UK) sind als durchgängiges Prinzip im gesamten Schulalltag umzusetzen.

Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung benötigen für erfolgreiches Lernen klare und verlässliche Strukturen innerhalb des gesamten Schulalltags und innerhalb jeder einzelnen Unterrichtsstunde. Unterstützend wirken wiederkehrende Rituale oder Hilfen zur räumlichen und zeitlichen Orientierung. Dabei kommt einer ruhigen, motivierenden Lernatmosphäre mit einem ausgewogenen Wechsel von Anspannung und Entspannung, von Konzentrations- und Ruhephasen im gesamten Unterrichtstag eine besondere Bedeutung zu. Reizüberflutung sollte vermieden werden, individuellen Belastungsgrenzen einzelner Schüler ist durch passfähige Angebote Rechnung zu tragen. In Gestaltung des Unterrichts durch zu Blöcken zusammengefassten Stunden mit beweglichen Pausenzeiten kann der Heterogenität der Schülerschaft und dem Anspruch, Selbstversorgung und medizinisch-therapeutische sowie pflegerische Maßnahmen als integralen Teil des Unterrichtstages zu leben, flexibel entsprochen werden.

Die Leistungsermittlung und Leistungsbewertung orientiert sich grundsätzlich am individuellen Lernfortschritt der Schüler. Innerhalb einer Klasse wird auf das Erreichen gleicher Lernziele für alle verzichtet, es erfolgt keine Benotung. Die Schüler erhalten durch ein motivierendes stärkenorientiertes und wertschätzendes pädagogisches Feedback in verbaler bzw. visualisierter Form regelmäßig, z. T. auch in kurzen Zeitabständen eine Rückmeldung über ihren Leistungsstand. Zur Ermittlung und Dokumentation des individuellen Lernfortschrittes kommen neben dem Förderplan zusätzlich Beobachtungsbögen bzw. Kompetenzraster zur Anwendung.
Die Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses an Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung setzt die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team voraus, wobei der Unterricht im Regelfall im Team von Lehrern und pädagogischen Fachkräften im Unterricht erfolgt. Getragen wird die gemeinsame pädagogische Arbeit in diesem Förderschwerpunkt von einem wertschätzenden Menschenbild, das die uneingeschränkte Achtung der Persönlichkeit und Annahme jedes Schülers einschließt. Eng damit verbunden ist der Anspruch, die Entwicklung jedes Schülers unabhängig von Art und Umfang seines Unterstützungsbedarfs in Anerkennung des Rechts auf Selbstbestimmung wirkungsvoll zu unterstützen.

Die Lehrer tragen Verantwortung für die Gestaltung des Unterrichts auf der Basis eines ganzheitlichen förderpädagogischen Konzeptes und sorgen für die Kontinuität von klassen- und stufenbezogenen Informations- und Planungsprozessen. Sie nehmen darüber hinaus eine Vielzahl von Aufgaben wahr, u. a. Fortschreibung der individuellen Förderpläne auf Grundlage der unterrichtsimmanenten Diagnostik, Analyse pädagogischer Problem- und Alltagssituationen, Erstellung von Lehr- und Lernmitteln sowie regelmäßige Zusammenarbeit mit den Eltern.
In allen benannten Bereichen arbeiten die Lehrer vertrauensvoll mit den pädagogischen Fachkräften im Unterricht zusammen. Sie stimmen sich regelmäßig und verbindlich zu pädagogischen und organisatorischen Fragen ab. Die pädagogischen Fachkräfte im Unterricht, persönliches Assistenzpersonal  (Integrationshelfer/Schulbegleiter; gemäß § 53 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. § 54 Abs. 1 Satz 1 Nr.1 SGB XII oder § 35a SGB VIII), Bundesfreiwilligendienstleistende oder Praktikanten unterstützen die ganztägige Bildungs- und Erziehungsarbeit im Rahmen ihrer jeweiligen Verantwortlichkeiten.

Um den umfangreichen Anforderungen gerecht zu werden, sind Lehrer und pädagogische Fachkräfte im Unterricht gefordert, sich regelmäßig fortzubilden und sich mit neuen wissenschaftlichen Entwicklungen im Förderschwerpunkt auseinanderzusetzen. Zur langfristigen Bewältigung der komplexen pädagogischen Aufgaben sowie der teilweise hohen psychischen Belastung ist es erforderlich, das eigene professionelle Handeln regelmäßig kritisch zu reflektieren und aktuelle Herausforderungen und Probleme in Teamberatungen bzw. kollegialer Fallberatung bzw. Supervision zu thematisieren.

Ein förderliches Schulklima, interessante und abwechslungsreiche Lern- und Freizeitangebote sowie die Entwicklung und Pflege schulischer Traditionen unterstützen die Identifikation mit der Schule. Durch aktive Einbindung in das Schulleben erleben Schüler und deren Familien bzw. andere Bezugspersonen die Schule als Ort der Begegnung und Unterstützung.

Die heterogene Schülerschaft erfordert stets eine flexible Organisation des Schullebens, die an aktuelle Entwicklungen angepasst werden muss. Um dem Anspruch nach ganzheitlicher Entwicklung für diese Schüler gerecht zu werden, müssen alle innerschulischen Aktivitäten bedürfnis- und schülerorientiert geplant und mit den Angeboten außerschulischer Maßnahmeträger im Sozialraum abgestimmt werden. Dies erfolgt in Verantwortung der Schule je nach Bedarf zu pädagogischen und medizinisch-therapeutischen bzw. medizinisch-pflegerischen Fragestellungen in unterschiedlichen Organisationsformen.

Um den Übergang vom vorschulischen in den schulischen Bereich kontinuierlich zu gestalten, stimmt die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung die Durchführung der Schuleingangsphase mit den Kooperationspartnern im Wirkungsbereich (integrative/heilpädagogische Kindertageseinrichtungen, Frühförder- und Frühberatungsstellen, Sozialpädiatrische Zentren) ab und erarbeitet im Rahmen des Schulprogramms ein Konzept zur Gestaltung der Schuleingangsphase (gemäß § 14a SOFS).
Darüber hinaus eröffnen Exkursionen, gemeinsame Veranstaltungen, die Teilnahme an Ausstellungen und Wettbewerben sowie ehrenamtliches Engagement im Sozialraum den Schülern neue Lern- und Erfahrungsräume und tragen zur Öffnung der Schule in die Region bei. Damit leistet Schule einerseits einen wichtigen Beitrag zur Vorbereitung auf Teilhabe in sozialer Integration, andererseits werden Begegnungen von Menschen mit und ohne Behinderungen selbstverständlich. Kooperationen mit Werkstätten für behinderte Menschen, mit Trägern tagesstrukturierender Maßnahmen sowie mit Betrieben im Einzugsbereich der Schule unterstützen die Lebens- und Berufsorientierung der Schüler und erleichtern den Übergang in die Lebens- und Arbeitswelt.

Der Aufbau von regionalen Netzwerken mit Beratungsstellen, Kirchen, Organisationen und Vereinen, Kindertageseinrichtungen sowie anderen allgemein- bzw. berufsbildenden Schulen und außerschulischen Maßnahmeträgern im Sozialraum fördert auf selbstverständliche Weise die Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen und gibt Impulse für die pädagogische Arbeit. In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung von Konzepten zur Vorbereitung und Gestaltung von Formen gemeinsamen Unterrichts ein wichtiger Schwerpunkt der sonderpädagogischen Arbeit an Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.

Fächerverbindender Unterricht

Grundlage für die Umsetzung des fächerverbindenden und fachübergreifenden Unterrichts ist die Struktur des Lehrplans für Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Eine schulartspezifische Entsprechung erfolgt durch die Begriffe bereichsübergreifend und bereichsverbindend. Während fachübergreifendes Arbeiten durchgängiges Unterrichtsprinzip ist, setzt fächerverbindender Unterricht ein Thema voraus, das von einzelnen Fächern nicht oder nur teilweise erfasst werden kann. Das Thema wird unter Anwendung von Fragestellungen und Verfahrensweisen verschiedener Fächer bearbeitet. Bezugspunkte für die Themenfindung sind Perspektiven und thematische Bereiche.

Perspektiven

Perspektiven beinhalten Grundfragen und Grundkonstanten des menschlichen Lebens:

Raum und Zeit
Sprache und Denken
Individualität und Sozialität
Natur und Kultur

thematische Bereiche

Die thematischen Bereiche umfassen:

Verkehr
Medien
Kommunikation
Kunst
Verhältnis der Generationen
Gerechtigkeit
Eine Welt

Arbeit
Beruf
Gesundheit
Umwelt
Wirtschaft
Technik

Verbindlichkeit

Es ist Aufgabe jeder Schule, zur Realisierung des fächerverbindenden Unterrichts eine Konzeption zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür können folgende Überlegungen sein:

  1. Man geht von Vorstellungen zu einem Thema aus. Über die Einordnung in einen thematischen Bereich und eine Perspektive wird das konkrete Thema festgelegt. 
  2. Man geht von einem thematischen Bereich aus, ordnet ihn in eine Perspektive ein und leitet daraus das Thema ab.
  3. Man entscheidet sich für eine Perspektive, wählt dann einen thematischen Bereich und kommt schließlich zum Thema.

Nach diesen Festlegungen werden Ziele, Inhalte und geeignete Organisationsformen bestimmt. (Die Zielstellungen orientieren sich an der Konzeption "Fachübergreifender und fächerverbindender Unterricht" (Sachsen 2004). Sie sind bezogen auf den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu modifizieren.)

Dabei ist zu gewährleisten, dass jeder Schüler pro Schuljahr mindestens im Umfang von zwei Wochen fächerverbindend lernt.

Lernen lernen

Lernkompetenz

Die Entwicklung von Lernkompetenz zielt darauf, das Lernen zu lernen. Unter Lernkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, selbstständig Lernvorgänge zu planen, zu strukturieren, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und abschließend auszuwerten. Zur Lernkompetenz gehören als motivationale Komponente die subjektive Bedeutsamkeit, das eigene Interesse am Lernen und die Fähigkeit, das eigene Lernen zu steuern.

Strategien

Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenz stehen Lernstrategien. Diese umfassen:

  • Basisstrategien, welche vorrangig dem Erwerb, dem Verstehen, der Festigung, der Überprüfung und dem Abruf von Wissen dienen
  • Regulationsstrategien, die zur Selbstreflexion und Selbststeuerung hinsichtlich des eigenen Lernprozesses befähigen
  • Stützstrategien, die ein gutes Lernklima sowie die Entwicklung von Motivation und Konzentration fördern
Techniken

Um diese genannten Strategien einsetzen zu können, müssen die Schüler konkrete Lern- und Arbeitstechniken erwerben. Diese sind:

  • Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen (z. B. Lese-, Schreib-, Mnemo-, Recherche-, Strukturierungs-, Visualisierungs- und Präsentationstechniken)
  • Techniken der Arbeits-, Zeit- und Lernregulation (z. B. Arbeitsplatzgestaltung, Hausaufgabenmanagement, Arbeits- und Prüfungsvorbereitung, Selbstkontrolle) 
  • Motivations- und Konzentrationstechniken (z. B. Selbstmotivation, Entspannung, Prüfung und Stärkung des Konzentrationsvermögens)
  • Kooperations- und Kommunikationstechniken (z. B. Gesprächstechniken, Arbeit in verschiedenen Sozialformen, Umgang mit Kommunikationshilfen)
Ziel

Ziel der Entwicklung von Lernkompetenz ist es, dass Schüler ihre eigenen Lernvoraussetzungen realistisch einschätzen können und in der Lage sind, individuell geeignete Techniken und Hilfsmittel situationsgerecht zu nutzen.

Verbindlichkeit

Schulen entwickeln eigenverantwortlich eine Konzeption zur Lernkompetenzförderung und realisieren diese in Schulorganisation und Unterricht.

Für eine nachhaltige Wirksamkeit muss der Lernprozess selbst zum Unterrichtsgegenstand werden. Gebunden an Fachinhalte sollte ein Teil der Unterrichtszeit dem Lernen des Lernens gewidmet sein. Die Lehrpläne bieten dazu Ansatzpunkte und Anregungen.

Übersicht über die Bereiche des fachorientierten Unterrichts

Arbeit und Beruf (in Verbindung mit "Berufsorientierung")

Teil Lehrplan Bereich Sport

Bereich: Sport

Beitrag zur allgemeinen Bildung

Der Bereich Sport leistet einen eigenständigen und unverzichtbaren Beitrag zur Bewegungs- und Gesundheitserziehung. Aufgrund seiner Spezifik trägt er zur umfassenden psychomotorischen Förderung bei. Er leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Verbesserung der Gesamtkonstitution.

Die Schüler erwerben anwendungsbereites Grundwissen über verschiedene Bewegungsformen, Spiele und Sportarten.

Durch das Angebot vielfältiger Körper- und Bewegungserlebnisse trägt der Bereich Sport entscheidend zur Förderung von Bewegungsmotivation und Bewegungssicherheit im Alltag bei. Er fördert die Entwicklung koordinativer und konditioneller Fähigkeiten und Fertigkeiten.

In individuell und gemeinsam zu bewältigenden Situationen kann soziales Handeln erprobt, das Selbstwertgefühl angesprochen und an realistischen Selbsteinschätzungen gearbeitet werden. Der Bereich Sport bietet spezielle Möglichkeiten, die Schüler für eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu interessieren und eröffnet Chancen für soziale Integration.

Bereichsspezifische Ziele

Erwerb von anwendungsbereitem Grundwissen

 

Die Schüler

  • kennen vielfältige Bewegungsformen und Ausdrucksmöglichkeiten
  • kennen verschiedene Spiele mit den dazugehörigen Spielregeln,
  • kennen verschiedene Sportarten, einschließlich der notwendigen Bewegungsabläufe, der zugehörigen Begriffe und Verhaltensweisen,
  • kennen Ordnungsformen,
  • kennen grundlegende Regeln der Körperhygiene und wichtige Sicherheitsbestimmungen.
 

Erwerb von lebenspraktischer Handlungskompetenz

Die Schüler

  • entwickeln Freude und Interesse an Bewegung und sportlichen Aktivitäten,
  • erhalten ihre Bewegungsfähigkeit und erweitern ihr Bewegungsrepertoire durch vielfältige Erfahrungen, 
  • bewältigen verschiedene Sportarten entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten,
  • festigen und erweitern ihre konditionellen und koordinativen Fähigkeiten,
  • wenden ihre motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten in Übungs-, Spiel- und Wettkampfsituationen an,
  • sind in der Lage, ihre individuellen Bewegungsmöglichkeiten einzuschätzen,
  • zeigen Unterstützungsbedarf selbstständig an,
  • nutzen Hilfsmittel situationsgerecht.
 

Befähigung zur mitgestaltenden Teilhabe

Die Schüler

  • erwerben Bewegungssicherheit im Alltag und in der Freizeit und gewinnen dadurch Selbstbewusstsein,
  • erfahren, dass durch sportliche Aktivitäten soziale Kontakte geknüpft werden können,
  • erfahren, dass durch Bewegungsförderung Freude in der Gemeinschaft erzeugt wird,
  • zeigen in sportlichen Situationen gegenseitige Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft,
  • halten vereinbarte Spielregeln ein,
  • akzeptieren körperliche Einschränkungen bei sich und Anderen und lernen damit umzugehen,
  • nehmen an Wettkämpfen teil,
  • schätzen eigene sportliche Erfolge und die Erfolge anderer wert,
  • nutzen Bewegung als eine Form, um ihren Körper gesund zu erhalten.
Bereichsspezifische didaktische Grundsätze

Im Mittelpunkt des Unterrichts stehen Bewegungsangebote, die eine aktive Beteiligung aller Schüler sowie selbstständiges Bewegungshandeln ermöglichen.

Bei der Planung und Gestaltung des Sportunterrichts ist primär von den Stärken der Schüler unter Beachtung ihrer Wünsche, Interessen und Neigungen auszugehen. Gleichzeitig ist der sportmotorische, sportkognitive und sportsoziale Förderbedarf umfassend zu berücksichtigen.

Die Lernangebote sind entsprechend der jeweiligen Aneignungsstufe des Schülers auf gegenständlich-praktischer, anschaulich-bildlicher und symbolisch-sprachlicher Ebene zu planen und zu gestalten. Dabei ist auf eine Verbindung von praktischer, geistiger und sprachlicher Tätigkeit zu achten.

In Abhängigkeit von den körperlichen Voraussetzungen und der allgemeinen Leistungsfähigkeit des einzelnen Schülers können Aufgabenstellungen individuell angepasst, alternative Spielvarianten oder Bewegungsformen angeboten bzw. Sportarten modifiziert werden. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der psychomotorischen Förderung zu. Für Schüler mit gleichzeitigem Förderbedarf in anderen Förderschwerpunkten sind dazu interdisziplinäre Absprachen erforderlich. Die Lehrkräfte sind in allen Phasen des Unterrichts gefordert, Gefahren- bzw. Gefährdungssituationen vorausschauend einzuschätzen, angemessen Hilfestellung zu leisten und ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen.

Unbekannte Materialien bzw. neue Bewegungs- und Spielabläufe sind stets systematisch und kleinschrittig einzuführen und über einen längeren Zeitraum in bekannten oder modifizierten Übungssituationen zu festigen. Im Sportunterricht sollte viel Raum für spielerisches Erproben von Bewegungsabläufen gegeben werden. Durch den Wechsel von Einzel-, Partner- und Gruppenübungen sowie das Agieren in Partner- und Mannschaftsspielen entwickeln die Schüler soziale Verhaltensweisen wie Fairness, Akzeptanz und Toleranz.

Gleichzeitig werden die Schüler angeregt, ihr vorhandenes Bewegungspotential in unterschiedlichen Situationen einzusetzen. Dies schafft wichtige Voraussetzungen zur Bewältigung alltagsbezogener Aufgaben.

Um die Bewegungsfreude und -motivation zu fördern, ist es wichtig, die Eigenaktivität der Schüler zu unterstützen und persönliche Lernfortschritte bewusst zu machen. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten des Sportunterrichts sensibel zu nutzen, um die Schüler im Umgang mit Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen zu unterstützen.

Der Sportunterricht sollte so oft wie möglich im Freien stattfinden. Exkursionen zu Vereinen und die Nutzung verschiedener kommunaler Sportanlagen zeigen den Schülern Möglichkeiten der sportlichen Freizeitgestaltung auf. Über die Beteiligung an außerunterrichtlichen und außerschulischen Veranstaltungen und Wettkämpfen erschließen sich die Schüler langfristig gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten. Diese Erfahrungen sollten im Sportunterricht reflektiert werden.

Die Sportstunden sollten zweckmäßig über die gesamte Woche verteilt werden, um ein kontinuierliches Körpererleben und -training zu ermöglichen sowie den Übungseffekt zu erhöhen. Der Unterricht kann in koedukativen oder in geschlechtergetrennten Gruppen stattfinden. Die Einrichtung von klassen- bzw. stufenübergreifenden Sportgruppen ist möglich. Schwimmen als Teil des Sportunterrichts fördert das Körpererleben, eine sinnvolle Freizeitgestaltung und trägt auch Aspekten der Gesundheitsförderung und der Rehabilitation Rechnung.

Geordnete organisatorische Abläufe, die Einhaltung fachspezifischer Regeln sowie qualifizierte Hilfestellungen bilden die Grundlage für einen effektiven und unfallfreien Sportunterricht.

Sportarten mit erhöhtem Risiko bzw. mit besonderen personalen und materiellen Anforderungen sind durch den Schulleiter zu genehmigen, die Schulaufsichtsbehörde ist entsprechend zu informieren.

Hinweis: Für die Unterrichtung der Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung steht die Broschüre „Handreichung/Übungssammlung für den Lernbereich Sport an Schulen für geistig Behinderte“ zur Verfügung. Im Lehrplan wird an ausgewählten Stellen darauf verwiesen.

Übersicht über die Lernbereiche

Lernbereich 1 Grundlegende Bewegungs- und Sozialerfahrungen
Lernbereich 2 Fitness – Gymnastik – Turnen
Lernbereich 3 Bewegungs- und Sportspiele
Lernbereich 4 Leichtathletik
Lernbereich 5 Schwimmen
Lernbereich 6 Wintersport

Lernbereich 1: Grundlegende Bewegungs- und Sozialerfahrungen

Körpererfahrung in Bewegung

Aspekte der psychomotorischen Förderung

Handreichung/Übungssammlung

Bewegungsfreude und Bewegungsmotivation entwickeln

Eigenaktivität unterstützen

Bewegungsfreiräume schaffen

eigenes Körperschema entdecken

Körperteile

räumliche Anordnung, Körperteile zeigen und benennen

Körperhaltung

kinästhetische Differenzierungsfähigkeit

Bewegungsmöglichkeiten

körperliches Struktur- und Funktionsbewusstsein

Körperstellen suchen, Arme schwingen, Füße drehen, Finger spreizen

Veränderungen des Körpers spüren und darauf reagieren

körperliche Belastung, Anforderungen

Reize

taktile, vestibuläre, akustische, visuelle Reize

sensorische Integration

Anspannung

erröten, schwitzen

Atem- und Pulsfrequenz

Belastungsgrenzen

Entspannung

Entspannungsmöglichkeiten

Wohlbefinden auslösen: Wahrnehmungs- und Stilleübungen, Fantasiereisen

Selbstvertrauen entwickeln

Motivation, Selbsterfahrung, Erfolge

Umgang mit Misserfolgen

Bewegungsgrundformen lernen

rollen und drehen, kriechen, krabbeln

stützen, ziehen und schieben, werfen und fangen

stehen, gehen, laufen, hüpfen, springen

schwingen und schaukeln, klettern und hangeln

Hilfsmittel zur Auswahl stellen, Aufgaben modifizieren

Körper- und Bewegungserfahrung mit Material

sportspezifische Materialien

Kriechtunnel, Rollbrett, Reifen, unterschiedliche Bälle, Turnbank, Gymnastikmatte

Tauchring, Flossen, Schwimmbrett

Alltagsmaterialien

Luftballons, Zeitungen, Bausteine, Tücher, Kartons

mit Sand gefüllte Socken oder Luftballons

Körper- und Bewegungserfahrung im Raum

Räume wahrnehmen, sich in Räumen orientieren

Raumgrenzen erfassen

Start - Ziel, Anfang - Ende

Raumorientierung, Objekte im Raum

Pausen- und Schulhofspiele, Bewegungsbaustellen und -landschaften

sich im Gelände orientieren und bewegen

Geländebeschaffenheit

Geländespiele

Bewegung als soziale Erfahrung

Regeln: Fairness, Toleranz, Rücksichtnahme

Bewegungen entdecken und ausprobieren

Differenzierung: bewegt werden

Eigenaktivität, Entdeckerlust

vielfältige Bewegungsanlässe, Bewegungsgeschichten

eigene Wege zur Lösung von Bewegungsaufgaben finden

Spielplatz

Orientierungslauf

Kontakte anbahnen

Kennenlernspiele

Rollentausch

Partner- und Gruppensituationen bewältigen

Vertrauen, Empathie

Hilfestellung geben und annehmen

Ordnungsformen: Linie, Reihe, Kreis

mit anderen spielen, gegen andere spielen

Schwungtuch, Kissenschlacht, kleine Staffelspiele

Spielregeln

Vorbereiten auf Wettkampferfahrungen

Hygienische und gesundheitsbezogene Verhaltensweisen

Körperhygiene

Sport und Gesundheit

Verletzungsvermeidung

Lernbereich 2: Fitness – Gymnastik – Turnen

Entwickeln körperlicher Fitness

motorische Basisfähigkeiten

regionale Sportangebote nutzen

Handreichung/Übungssammlung

koordinative Fähigkeiten

Variation von Übungsbedingungen und Bewegungsausführung, Kombination von Bewegungsfertigkeiten

regelmäßiges Wiederholen

Schwierigkeit allmählich erhöhen, Wechsel zwischen leichten und schwierigen Übungen

kinästhetische Differenzierungsfähigkeit

einzelne Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen aufeinander abstimmen

Reaktionsfähigkeit

motorische Aktionen nach akustischen oder optischen Signalen schnell einleiten und ausführen

Kopplungsfähigkeit

Teilkörperbewegungen bezogen auf ein Handlungsziel räumlich, zeitlich und dynamisch aufeinander abstimmen

werfen, fangen, abspielen

Wahrnehmungs- und Orientierungsfähigkeit

Stellung und zielangepasste Veränderung des Körpers im Raum

Seitigkeit bewusstmachen: rechts - links, oben - unten

Erfahrungen in unterschiedlichen Körperlagen, an unterschiedlichen Geräten

Raumgrenzen erfassen: von - bis, Start - Ziel

Gleichgewichtsfähigkeit

Gleichgewichtszustand des gesamten Körpers halten oder wiederherstellen

Gleichgewichtsschulung mit verschiedenen Freizeitgeräten: Rollbrett, Fahrrad, Rollschuh

Übungen zum Sitz- und Standgleichgewicht: Sitzen mit und ohne Rückenstütze, Stehen auf beiden Beinen, Einbeinstand, Stehen mit geschlossenen Augen

Balancierübungen an Geräten und mit Geräten

Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit

während des Handlungsvollzugs das Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anpassen

Handlung auf völlig andere Weise fortsetzen

Rhythmisierungsfähigkeit

Rhythmen: aufnehmen, erfassen, umsetzen

unterschiedliche Schrittarten nach vorgegebenen oder eigenen Rhythmen erlernen: Geh-, Lauf- und Sprungschritt

konditionelle Fähigkeiten

Leistungsbereitschaft, Leistungsvermögen

mit Gerät, ohne Gerät

im Freien, in der Halle

allein, im Wettbewerb mit anderen

Ausdauer

über eine bestimmte Zeit, über eine bestimmte Strecke

Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung während und nach der Belastung stärken

gehen, walken, laufen, spielen, Rad fahren

Kraft

Wirkung von Kraft: demonstrieren, erfahren

Kräftigung von Muskelgruppen, Kraftausdauer, Schnellkraft

geringe Wiederholung, lange Pausen

Schnelligkeit

Tempo beobachten, probieren

Lauftempo beschleunigen

Reaktionsschnelligkeit, Bewegungsfrequenz, Fortbewegungsgeschwindigkeit

kurze Übungsdauer, lange Pausen, geringe Wiederholung

Hilfsmittel: Rollstuhl, Rollbrett, Roller

Beweglichkeit

Wirkung von Beweglichkeit: demonstrieren, erfahren

mit Gerät, ohne Gerät

Übungen zur Dehnung, Kräftigung und Mobilisation

Pausenspiele

Üben und Anwenden von Elementen der Gymnastik

mit Partner, in der Gruppe

ohne Geräte

stehend, liegend, sitzend

kleine Rückenschule

mit Kleingeräten

erkunden und üben

Seil, Reifen, Band, Ball, Tuch

Alltagsmaterialien

nach Musik

Aerobic, Tänze, Akrobatik, Jonglage

Üben und Anwenden von Elementen des Turnens

Geräte kennenlernen, gemeinsames und sachgerechtes Auf- und Abbauen, Sichern und Helfen

Bewegungen auf verschiedenen Untergründen

Geh- und Sprungübungen, Rollen

Hallenboden

ausgewählte Matten: Niedersprungmatte, Weichbodenmatte

Bewegungserfahrungen an Geräten und gerätespezifische Bewegungstechniken

Sprunghilfen: Sprungbrett, Trampolin

individuelle Hilfestellungen

Boden, Matte

Stehen: auf beiden Beinen, auf einem Bein Knie- und Standwaage, Hockstand, Grätschstand

Gehen und Laufen: Sohle, Ballen, Ferse

Springen: Strecksprung, Schrittsprung, Schlusssprung, Sprünge mit Drehungen, Sprünge mit Zwischenschritt

Rollen: vorwärts, rückwärts, Körperlängsachse

Drehungen: vorwärts, rückwärts, Körperlängsachse

Kopfstand, Handstand, Handstütz-Überschlag seitwärts

Übungsverbindungen: Verknüpfung von Lauf-, Sprung und Rollbewegungen

Kasten und Kastenteile, Bock

Aufsprünge, Niedersprünge, Hockwende

Sprunggrätsche

Hocksprung

Turnbank, Schwebebalken

Balancieren: Leitern, schräge Ebene, vorwärts, rückwärts, Drehung

Gymnastikstab als Balancierhilfe

Übersteigen von Hindernissen

Aufgang: ohne Hilfsmittel, Treppe

Abgang: Absprung, Streck-Drehsprung

Übungsverbindungen

Barren, Stufenbarren, Reck

hangeln, schaukeln, schwingen

Sprünge in den Stütz

Springen und Heben in den Sitz

Hüftaufschwung, Hüftabzug

Klimmziehen im Schrägliegehang

alternatives Nutzen von Turngeräten

Hindernisturnen, Bewegungslandschaften

Spiel- und Klettergerüste, Kletternetze

Kletterstange, Sprossenwand, Tau, Leiter

Trampolin

Lernbereich 3: Bewegungs- und Sportspiele

Entwickeln von Spielfähigkeit 

Handreichung/Übungssammlung

spielerische Grundfertigkeiten üben und anwenden

fangen, werfen, zielen

laufen, springen

spielrelevante koordinative und konditionelle Fähigkeiten üben und anwenden

Spielcharakter erfassen

grundlegende taktische Verhaltensweisen erlernen

Ballsicherung, Freilaufen, Decken, Zusammenspiel

situatives Entscheiden

Reaktionsfähigkeit

sozial-kooperatives Miteinander anwenden

Teil einer Mannschaft sein Gewinnen und Verlieren, Fair Play

Spielregeln einhalten

Erproben und Anwenden von unterschiedlichen Spielformen

Kleine Spiele

Motivation zum Weiterspielen fördern

Laufspiele

Platzsuch- und Wechselspiele

Gruppenwettläufe, Staffelspiele

Feuer-Wasser-Sturm

Fangspiele

Haschespiele

Komm mit, lauf weg

Ballspiele

Jägerball

Haltet das Feld frei

Kraft- und Gewandtheitsspiele

Tauziehen

Schiebekämpfe

Spiele zur Sinnesschulung

Blinde Kuh

Mannschaftsspiele

Regeln, Fair Play, Teamcharakter erfassen, Sieg und Niederlage erleben, Toleranz, Ehrlichkeit, Technikschulung, Teamverhalten

Anregung zur Freizeitgestaltung

Wettkampferfahrungen

ohne Ball

Staffelspiele

mit Ball 

Hand: Ball über die Schnur, Sitzball, Korbball, Volleyball, Beach-Volleyball, Handball, Basketball, Streetball, Floorball, Hockey

Fuß: Fußball

Rückschlagspiele

Tischtennis, Tennis, Federball, Badminton

Geländespiele

Lernbereich 4: Leichtathletik

Verbessern und Anwenden von Formen des Laufens

spielerische Formen: Reaktionslauf, Staffellauf, Nummernwettlauf, Rundenlauf, Fangspiele, Platzsuchspiele

zwischen Gehen und Laufen unterscheiden

Handreichung/Übungssammlung

Gewandtheit

unterschiedliche Bodenoberflächen: Hallenboden, Sportplatz, Gelände

Hindernisse überlaufen, umlaufen, überspringen, umfahren, durchkriechen, durchfahren

Lauf-ABC, Richtungslauf, Schlängellauf

Geländelauf, Orientierungslauf, Crosslauf

Ausdauer

Dauerläufe mit unterschiedlicher Zeitspanne und Streckenlänge

Schnelligkeit

Läufe nach akustischen und optischen Signalen

Läufe aus unterschiedlicher Ausgangsstellung: Hochstart, Tiefstart

Sprint, Wettlauf

Verbessern und Anwenden von Formen des Werfens und Erkunden des Stoßens

Kraftdosierung

eindeutige Regeln zu Kommandos, Einsatz optischer und akustischer Hilfen

Ausgangsstellung

Frontaler Standwurf, Schrittstellung

verschiedene Bälle, Indiacaball, Naturmaterialien, Wurfsäckchen

Schlagwurf

aus dem Stand, aus der Bewegung

auf Ziele, in Zonen

Weitwurf

Weite selbstständig messen lassen

stoßen

mit verschiedenen Geräten

einarmig, beidarmig

Verbessern und Anwenden von Formen des Springens

in die Weite

vielfältiges einbeiniges Springen, beidbeinige Landung

Abspringen aus einer Absprungzone

Weite selbstständig messen lassen

in die Höhe

über Geräte, über Hindernisse

Lernbereich 5: Schwimmen

Wassergewöhnung

elementare Erfahrungen im Bewegungsraum Wasser

Handreichung/Übungssammlung

sich in der Schwimmhalle orientieren

Umkleideraum, Sanitärräume, Schwimmbecken

besondere Akustik erleben

auf Freibäder übertragen

Verhalten in der Schwimmhalle

hygienisches Verhalten: Umkleiden, Duschen, Toilettenbenutzung, Badebekleidung

Schwimmhallenordnung

Baderegeln

Wahrnehmungserfahrungen in spielerischer Form

spüren, beobachten

experimentieren: Schwimmfähigkeit von Gegenständen, Wasser transportieren

Bewegungserfahrungen in spielerischer Form

soziale Erfahrung

Abbau von Ängsten, Aufbau von Vertrauen

mit Wasser

Matsch- und Schaumspiele

Eigenständigkeit unterstützen

im Wasser

im Wasser bewegt werden, Wassergewöhnungsübungen

mit Wasser spritzen, Wassertreten, hangeln, laufen , springen

Wasserwiderstand erleben, Auftrieb erleben

Spiele

Wasserbewältigung

Schwimmhilfen nutzen

Hilfsmittel: Therapiematte

atmen

pusten, blasen, blubbern

bewusstes Atmen

unter Wasser ausatmen

tauchen

Gesicht ins Wasser legen, Kopf untertauchen, Augen unter Wasser öffnen

Gegenstände vom Boden holen, Streckentauchen, Tieftauchen

springen

vom Beckenrand aus dem Sitz, aus der Hocke, aus dem Stand, vom Startblock

einfache Sprünge

gleiten

Abstoßen vom Beckenrand in Bauch- und Rückenlage

Wasserlageübungen

erste Fortbewegung entwickeln

individuelle Arm-und Beinbewegungen zulassen

Wassergymnastik

Schwimmen

mit und ohne Schwimmhilfen

schwimmerische Grundfertigkeiten entwickeln

Teilbewegungen: Beine, Arme

Koordination von Bewegung und Atmung

Ganzkörperbewegungen

Schwimmstile und -techniken erlernen

Handreichung/Übungssammlung: Schwimmen für schwerstmehrfachbehinderte Schüler nach empfohlener Lehrmethode

Brustschwimmen 

Schwimmen in Rückenlage

Kraulschwimmen

individuelle Kombinationen

Schwimmfähigkeit und konditionelle Fähigkeiten verbessern

Techniken, Ausdauer, Schnelligkeit

Teilnahme an Wettkämpfen, Schwimmabzeichen ablegen

Lernbereich 6: Wintersport

Erfahrungen mit Schnee

Handreichung/Übungssammlung

erleben

Kälte spüren, Schneekristalle beobachten

Schneeflocken im Gesicht

sich gegenseitig „einreiben“

sich in den Schnee fallen lassen: Schneeengel

Bewegungsmöglichkeiten erkunden

gehen, laufen, kriechen, wälzen, rutschen, schlittern

fallen und aufstehen

Wege und Figuren treten

spielen

Schnee als Spielmaterial entdecken

Schneemann, Schneehöhle

Schneeballzielwerfen

Fortbewegen im Schnee

rodeln

Schlitten, Rutscher sich schieben und sich ziehen lassen

Schlitten bergauf transportieren und abfahren

verschiedene Positionen auf dem Schlitten einnehmen

mit anderen den Schlitten teilen

Fahrtechniken erlernen: lenken, bremsen

experimentieren mit verschiedenen/alternativen Geräten

Differenzierung: Sitzhilfen

grundlegende skiläuferische Fertigkeiten erlernen

Anknüpfen an Erfahrungen im Schnee

Spiele im Schnee

Gewöhnungsübungen

Skiausrüstung transportieren, anlegen und abschnallen

Ski abwechselnd vor- und zurückschieben

Ski abwechselnd heben

seitwärts treten, fallen und aufstehen

Laufschule

gehen und gleiten: ohne Stöcke, mit Stockeinsatz

aufsteigen

bremsen, Hindernisse überwinden

Gewandtheitsübungen in der Bewegung

Arm-Bein-Koordination

klassische Technik

Skating

Stockeinsatz: Diagonal, Doppelstock

Lernbereich 7: Erweiterte Sportangebote (LB Typ II)

Ziele und Aufgaben

Erweiterte Sportangebote sind Teil des Bereichs Sport und tragen den Erfordernissen der individuellen Differenzierung und Förderung Rechnung. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung sozialer Kompetenzen sowie von Fähigkeiten zur Gestaltung des Alltags, insbesondere der Freizeit.

Die Schüler sollen sich ausprobieren, ihre eigenen Stärken und Schwächen erfahren und ihre Handlungs- und Bewegungserfahrungen erweitern. Gemeinsame sportliche Aktivitäten in der Schule und in öffentlichen Einrich-tungen ermöglichen Teilhabe und Mitwirkungsmöglichkeiten.

Im Mittelpunkt steht die

  • Entwicklung von Freude an Aktivität und Bewegung,
  • Stärkung von Eigenaktivität,
  • Erweiterung von Bewegungs- und Körpererfahrungen,
  • Entwicklung von Anstrengungsbereitschaft und Durchhaltevermögen,
  • Entwicklung von körperlicher Fitness und Gesundheitsbewusstsein,
  • Förderung von Selbst- und Sozialkompetenz.

Dabei werden vor allem Formen des individuell-interessengeleiteten und kooperativen, aktiv-praktischen Lernens genutzt.

Inhalte

Die Inhalte in diesem Lernbereich orientieren sich an einem weiten, über die traditionellen Sportarten hinausgehenden Sportverständnis. Unter Berücksichtigung des sonderpädagogischen Förderbedarfs der Schüler werden für die Auswahl folgende Empfehlungen gegeben:

  • Inlineskating, Skateboarding, Rollschuhlauf
  • Wandern, Nordic Walking, Klettern, Geocaching
  • Fahrrad fahren
  • Triathlon
  • Kanu, Rudern, Paddeln, Surf-Ski, Stand Up Paddling
  • Skilanglauf, Ski Alpin, Snowboard, Eislauf
  • Reiten
  • Akrobatik
  • Kegeln, Bowling
  • Yoga, Pilates
Organisation

Die erweiterten Sportangebote sind in der Fachkonferenz zu planen und abzustimmen. Dabei sind die Interessen und Neigungen der Schüler sowie deren Entwicklungsstand zu beachten.

Es empfiehlt sich, den Schülern im Schuljahr zwei verschiedene Inhalte anzubieten.

Sportarten mit erhöhtem Risiko bzw. mit besonderen personalen und materiellen Anforderungen sind durch den Schulleiter zu genehmigen, die Schulaufsichtsbehörde ist entsprechend zu informieren. Die Schüler sind sportartenspezifisch zu belehren.

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