Zugriff auf die fachspezifischen Materialien nur nach Anmeldung im Schulportal!

 

Lehrplan

Gymnasium

Graecum und antike Kultur

Schulspezifisches Profil

 

Impressum

Der Lehrplan tritt zum 1. August 2020 in Kraft.

Der Lehrplan wurde durch Lehrerinnen und Lehrer der Gymnasien in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Schule und Bildung – Standort Radebeul erstellt.

 

Landesamt für Schule und Bildung
Standort Radebeul
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul
https://www.lasub.smk.sachsen.de/

Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.smk.sachsen.de

Download:
www.schule.sachsen.de/lpdb/

Teil Grundlagen

Aufbau und Verbindlichkeit der Lehrpläne

Grundstruktur

Im Teil Grundlagen enthält der Lehrplan Ziele und Aufgaben des Gymnasiums, Aussagen zum fächerverbindenden Unterricht sowie zur Entwicklung von Lernkompetenz.

Im fachspezifischen Teil werden für das Fach die allgemeinen fachlichen Ziele ausgewiesen, die für eine Klassen- bzw. Jahrgangsstufe oder für mehrere Klassen- bzw. Jahrgangsstufen als spezielle fachliche Ziele differenziert beschrieben sind und dabei die Prozess- und Ergebnisorientierung sowie die Progression des schulischen Lernens ausweisen.

Lernbereiche, Zeitrichtwerte

In jeder Klassenstufe sind Lernbereiche mit Pflichtcharakter im Umfang von 25 Wochen verbindlich festgeschrieben. In der Jahrgangsstufe 11 sind 26 Wochen verbindlich festgelegt, in der Jahrgangsstufe 12 sind es 22 Wochen. Zusätzlich kann in jeder Klassen- bzw. Jahrgangsstufe ein Lernbereich mit Wahlcharakter im Umfang von zwei Wochen bearbeitet werden.

Entscheidungen über eine zweckmäßige zeitliche Reihenfolge der Lernbereiche innerhalb einer Klassenstufe bzw. zu Schwerpunkten innerhalb eines Lernbereiches liegen in der Verantwortung des Lehrers. Zeitrichtwerte können, soweit das Erreichen der Ziele gewährleistet ist, variiert werden.

tabellarische Darstellung der Lernbereiche

Die Gestaltung der Lernbereiche erfolgt in tabellarischer Darstellungsweise.

Bezeichnung des Lernbereiches Zeitrichtwert

Lernziele und Lerninhalte

Bemerkungen

Verbindlichkeit der Lernziele und Lerninhalte

Lernziele und Lerninhalte sind verbindlich. Sie kennzeichnen grundlegende Anforderungen in den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung.

Im Sinne der Vergleichbarkeit von Lernprozessen erfolgt die Beschreibung der Lernziele in der Regel unter Verwendung einheitlicher Begriffe. Diese verdeutlichen bei zunehmendem Umfang und steigender Komplexität der Lernanforderungen didaktische Schwerpunktsetzungen für die unterrichtliche Erarbeitung der Lerninhalte.

Bemerkungen

Bemerkungen haben Empfehlungscharakter. Gegenstand der Bemerkungen sind inhaltliche Erläuterungen, Hinweise auf geeignete Lehr- und Lernmethoden und Beispiele für Möglichkeiten einer differenzierten Förderung der Schüler. Sie umfassen Bezüge zu Lernzielen und Lerninhalten des gleichen Faches, zu anderen Fächern und zu den überfachlichen Bildungs- und Erziehungszielen des Gymnasiums.

Verweisdarstellungen

Verweise auf Lernbereiche des gleichen Faches und anderer Fächer sowie auf überfachliche Ziele werden mit Hilfe folgender grafischer Elemente veranschaulicht:

➔ LB 2

Verweis auf Lernbereich des gleichen Faches der gleichen Klassenstufe

 

➔ Kl. 7, LB 2

Verweis auf Lernbereich des gleichen Faches einer anderen Klassenstufe

 

➔ MU, Kl. 7, LB 2

Verweis auf Klassenstufe, Lernbereich eines anderen Faches

 

⇒ Lernkompetenz

Verweise auf ein überfachliches Bildungs- und Erziehungsziel des Gymnasiums (s. Ziele und Aufgaben des Gymnasiums)

 
Wahlpflichtbereich

Im Wahlpflichtbereich wählt der Schüler entweder ein schulspezifisches Profil (Lehrplan Schulspezifisches Profil) oder eine dritte Fremdsprache.

Beschreibung der Lernziele

Einblick gewinnen

Begegnung mit einem Gegenstandsbereich/Wirklichkeitsbereich oder mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden als grundlegende Orientierung, ohne tiefere Reflexion

Kennen

über Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, zu Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden sowie zu typischen Anwendungsmustern aus einem begrenzten Gebiet im gelernten Kontext verfügen

Übertragen

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden in vergleichbaren Kontexten verwenden

Beherrschen

Handlungs- und Verfahrensweisen routinemäßig gebrauchen

Anwenden

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden durch Abstraktion
und Transfer in unbekannten Kontexten verwenden

Beurteilen/Sich positionieren

begründete Sach- und/oder Werturteile entwickeln und darstellen, Sach und/ oder Wertvorstellungen in Toleranz gegenüber anderen annehmen oder ablehnen, vertreten, kritisch reflektieren und ggf. revidieren

Gestalten/Problemlösen

Handlungen/Aufgaben auf der Grundlage von Wissen zu komplexen Sachverhalten und Zusammenhängen, Lern- und Arbeitstechniken, geeigneten Fachmethoden sowie begründeten Sach- und/oder Werturteilen selbstständig planen, durchführen, kontrollieren sowie zu neuen Deutungen und Folgerungen gelangen

Abkürzungen

In den Lehrplänen des Gymnasiums werden folgende Abkürzungen verwendet:

GS Grundschule
OS Oberschule
GY Gymnasium
FS Fremdsprache
Kl. Klassenstufe/n
LB Lernbereich
LBW Lernbereich mit Wahlcharakter
Gk Grundkurs
Lk Leistungskurs
SE Schülerexperiment
Ustd. Unterrichtsstunden
AST Astronomie
BIO Biologie
CH Chemie
CHI Chinesisch
DaZ Deutsch als Zweitsprache
DE Deutsch
EN Englisch
ETH Ethik
FR Französisch
G/R/W Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft
GEO Geographie
GE Geschichte
GR Griechisch
INF Informatik
ITA Italienisch
KU Kunst
LA Latein
MA Mathematik
MU Musik
PHI Philosophie
PH Physik
POL Polnisch
P Schulspezifisches Profil
RE/e Evangelische Religion
RE/j Jüdische Religion
RE/k Katholische Religion
RU Russisch
SOR Sorbisch
SPA Spanisch
SPO Sport
TC Technik/Computer
TSC Tschechisch

Die Bezeichnungen Schüler und Lehrer werden im Lehrplan allgemein für Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und Lehrer gebraucht.

Ziele und Aufgaben des Gymnasiums

Bildungs- und Erziehungsauftrag

Das Gymnasium ist eine eigenständige Schulart. Es vermittelt Schülern mit entsprechenden Begabungen und Bildungsabsichten eine vertiefte allgemeine Bildung, die für ein Hochschulstudium vorausgesetzt wird; es schafft auch Voraussetzungen für eine berufliche Ausbildung außerhalb der Hochschule. Der achtjährige Bildungsgang am Gymnasium ist wissenschaftspropädeutisch angelegt und führt nach zentralen Prüfungen zur allgemeinen Hochschulreife. Der Abiturient verfügt über die für ein Hochschulstudium notwendige Studierfähigkeit. Die Entwicklung und Stärkung der Persönlichkeit sowie die Möglichkeit zur Gestaltung des eigenen Lebens in sozialer Verantwortung und die Befähigung zur Mitwirkung in der demokratischen Gesellschaft gehören zum Auftrag des Gymnasiums.

Den individuellen Fähigkeiten und Neigungen der Schüler wird unter anderem durch die Möglichkeit zur eigenen Schwerpunktsetzung entsprochen. Schüler entscheiden sich zwischen verschiedenen schulspezifischen Profilen oder der 3. Fremdsprache, treffen die Wahl der Leistungskurse und legen ihre Wahlpflicht- sowie Wahlkurse fest.

Bildungs- und Erziehungsziele

Vertiefte Allgemeinbildung, Wissenschaftspropädeutik und allgemeine Studierfähigkeit sind Ziele des Gymnasiums.

Das Gymnasium bereitet junge Menschen darauf vor, selbstbestimmt zu leben, sich selbst zu verwirklichen und in sozialer Verantwortung zu handeln. Im Bildungs- und Erziehungsprozess des Gymnasiums sind

der Erwerb intelligenten und anwendungsfähigen Wissens,

die Entwicklung von Lern-, Methoden- und Sozialkompetenz und

die Werteorientierung

in allen fachlichen und überfachlichen Zielen miteinander zu verknüpfen.

Die überfachlichen Ziele beschreiben darüber hinaus Intentionen, die auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gerichtet sind und in jedem Fach konkretisiert und umgesetzt werden müssen.

Eine besondere Bedeutung kommt der politischen Bildung als aktivem Beitrag zur Entwicklung der Mündigkeit junger Menschen und zur Stärkung der Zivilgesellschaft zu. Im Vordergrund stehen dabei die Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen.

Als ein übergeordnetes Bildungs- und Erziehungsziel des Gymnasiums ist politische Bildung im Sächsischen Schulgesetz verankert und muss in allen Fächern angemessen Beachtung finden. Zudem ist sie integrativ insbesondere in den überfachlichen Zielen Werteorientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Reflexions- und Diskursfähigkeit sowie Verantwortungsbereitschaft enthalten.

Ausgehend vom Abschlussniveau der Grundschule werden überfachliche Ziele formuliert, die in allen Fächern zu realisieren sind.

Die Schüler eignen sich systematisch intelligentes Wissen an, das von ihnen in unterschiedlichen Zusammenhängen genutzt und zunehmend selbstständig angewendet werden kann. [Wissen]

Sie entwickeln Kommunikations- und Teamfähigkeit. Sie lernen, sich adressaten-, situations- und wirkungsbezogen zu verständigen und erkennen, dass Kooperation für die Problemlösung zweckdienlich ist. [Kommunikationsfähigkeit]

 Sie erwerben Wissen über die Gültigkeitsbedingungen spezifischer Erkenntnismethoden und lernen, dass Erkenntnisse von den eingesetzten Methoden abhängig sind. Dabei entwickeln sie ein differenziertes Weltverständnis. [Methodenbewusstsein]

Die Schüler erwerben Lernstrategien, die selbstorganisiertes und selbstverantwortetes Lernen unterstützen und auf lebenslanges Lernen vorbereiten. [Lernkompetenz]

Sie entwickeln die Fähigkeit, effizient mit Zeit und Ressourcen umzugehen, sie lernen, Arbeitsabläufe zweckmäßig zu planen und zu gestalten sowie geistige und manuelle Operationen zu automatisieren. [Arbeitsorganisation]

Sie erwerben Problemlösestrategien. Sie lernen, planvoll zu beobachten und zu beschreiben, zu analysieren, zu ordnen und zu synthetisieren. Sie entwickeln die Fähigkeit, problembezogen deduktiv oder induktiv vorzugehen, Hypothesen zu bilden sowie zu überprüfen und gewonnene Erkenntnisse zu transferieren. Sie lernen in Alternativen zu denken, Phantasie und Kreativität zu entwickeln und zugleich Lösungen auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. [Problemlösestrategien]

Die Schüler lernen, Informationen zu gewinnen, einzuordnen und zu nutzen, um ihr Wissen zu erweitern, neu zu strukturieren und anzuwenden. Sie entwickeln Fähigkeiten, moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sicher, sachgerecht, situativ-zweckmäßig und verantwortungsbewusst zu nutzen. Sie kennen deren Funktionsweisen und nutzen diese zur kreativen Lösung von Problemen. [informatische Bildung]

Sie erweitern und vertiefen ihre Kenntnisse über Medien sowie deren Funktions-, Gestaltungs- und Wirkungsweisen. Sie lernen Medien selbstständig für das eigene Lernen zu nutzen und mediengeprägte Probleme zu erfassen, zu analysieren und ihre medienkritischen Reflexionen zu verstärken. [Medienbildung]

Sie üben sich im interdisziplinären Arbeiten, bereiten sich auf den Umgang mit vielschichtigen und vielgestaltigen Problemen und Themen vor und lernen, mit Phänomenen mehrperspektivisch umzugehen. [Interdisziplinarität, Mehrperspektivität]

Die Schüler entwickeln die Fähigkeit zu Empathie und Perspektivwechsel und lernen, sich für die Rechte und Bedürfnisse anderer einzusetzen. Sie lernen unterschiedliche Positionen und Wertvorstellungen kennen und setzen sich mit ihnen auseinander, um sowohl eigene Positionen einzunehmen als auch anderen gegenüber Toleranz zu entwickeln. Sie entwickeln interkulturelle Kompetenz, um offen zu sein, sich mit anderen zu verständigen und angemessen zu handeln. [Empathie und Perspektivwechsel]

Die Schüler entwickeln eigene Wertvorstellungen auf der Grundlage der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, indem sie Werte im schulischen Alltag erleben, kritisch reflektieren und diskutieren. Dazu gehören insbesondere Erfahrungen der Toleranz, der Akzeptanz, der Anerkennung und der Wertschätzung im Umgang mit Vielfalt sowie Respekt vor dem Leben, dem Menschen und vor zukünftigen Generationen. Sie entwickeln die Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen. [Werteorientierung]

Die Schüler setzen sich, ausgehend von den eigenen Lebensweltbezügen, einschließlich ihrer Erfahrungen mit der Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur, mit lokalen, regionalen und globalen Entwicklungen auseinander. Sie lernen, Auswirkungen von Entscheidungen auf das Leben der Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft zu bewerten. Sie setzen sich bewusst für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Entwicklung ein und wirken gestaltend daran mit. Dabei kennen und nutzen sie Partizipationsmöglichkeiten. [Bildung für nachhaltige Entwicklung]

Sie entwickeln vertiefte Reflexions- und Diskursfähigkeit, um ihr Leben selbstbestimmt und verantwortlich zu führen. Sie lernen, Positionen, Lösungen und Lösungswege kritisch zu hinterfragen. Sie erwerben die Fähigkeit, differenziert Stellung zu beziehen und die eigene Meinung sachgerecht zu begründen. Sie eignen sich die Fähigkeit an, komplexe Sachverhalte unter Verwendung der entsprechenden Fachsprache sowohl mündlich als auch schriftlich stringent darzulegen. [Reflexions- und Diskursfähigkeit]

Sie entwickeln eine persönliche Motivation für die Übernahme von Verantwortung in Schule und Gesellschaft. [Verantwortungsbereitschaft]

Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses

Der Bildungs- und Erziehungsprozess ist individuell und gesellschaftsbezogen zugleich. Die Schule als sozialer Erfahrungsraum muss den Schülern Gelegenheit geben, den Anspruch auf Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und Selbstbestimmung einzulösen und Mitverantwortung bei der gemeinsamen Gestaltung schulischer Prozesse zu tragen.

Die Unterrichtsgestaltung wird von einer veränderten Schul- und Lernkultur geprägt. Der Lernende wird in seiner Individualität angenommen, indem seine Leistungsvoraussetzungen, seine Erfahrungen und seine speziellen Interessen und Neigungen berücksichtigt werden. Dazu ist ein Unterrichtsstil notwendig, der beim Schüler Neugier weckt, ihn zu Kreativität anregt und Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung verlangt. Das Gymnasium bietet den Bewegungsaktivitäten der Schüler entsprechenden Raum und ermöglicht das Lernen mit allen Sinnen. Durch unterschiedliche Formen der Binnendifferenzierung wird fachliches und soziales Lernen optimal gefördert. Ein vielfältiger Einsatz von traditionellen und digitalen Medien befähigt die Schüler, diese kritisch für das selbstständige Lernen zu nutzen.

Der altersgemäße Unterricht im Gymnasium geht von der kontinuierlichen Zunahme der Selbsttätigkeit der Schüler aus, ihren erweiterten Erfahrungen und dem wachsenden Abstraktionsvermögen. Die Schüler werden zunehmend an der Unterrichtsgestaltung beteiligt und übernehmen für die zielgerichtete Planung und Realisierung von Lernprozessen Mitverantwortung. Das verlangt von allen Beteiligten Engagement, Gemeinschaftsgeist und Verständnis für andere Positionen.

In den Klassenstufen 5 und 6 werden aus der Grundschule vertraute Formen des Unterrichts aufgenommen und erweitert. Der Unterricht ist kindgerecht, lebensweltorientiert und anschaulich. Durch entsprechende Angebote unterstützt die Schule die Kinder bei der Suche nach ihren speziellen Stärken, die ebenso gefördert werden wie der Abbau von Schwächen. Sie lernen zunehmend selbstständig zu arbeiten.

Die Selbsttätigkeit der Schüler intensiviert sich in den Klassenstufen 7 bis 10. Sie übernehmen zunehmend Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lernens. Der Unterricht knüpft an die Erfahrungs- und Lebenswelt der Jugendlichen an und komplexere Themen und Probleme werden zum Unterrichtsgegenstand.

Der Eintritt in die gymnasiale Oberstufe ist durch das Kurssystem nicht nur mit einer veränderten Organisationsform verbunden, sondern auch mit anderen, die Selbstständigkeit der Schüler fördernden Arbeitsformen. Der systematische Einsatz von traditionellen und digitalen Medien fördert das selbstgesteuerte, problemorientierte und kooperative Lernen. Unterricht bleibt zwar lehrergesteuert, doch im Mittelpunkt steht die Eigenaktivität der jungen Erwachsenen bei der Gestaltung des Lernprozesses. In der gymnasialen Oberstufe lernen die Schüler Problemlöseprozesse eigenständig zu organisieren sowie die Ergebnisse eines Arbeitsprozesses strukturiert und in angemessener Form zu präsentieren. Ausdruck dieser hohen Stufe der Selbstständigkeit kann u. a. die Anfertigung einer besonderen Lernleistung (BELL) sein.

Eine von Kooperation und gegenseitigem Verständnis geprägte Lernatmosphäre an der Schule, in der die Lehrer Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Schüler haben, trägt nicht nur zur besseren Problemlösung im Unterricht bei, sondern fördert zugleich soziale Lernfähigkeit.

Unterricht am Gymnasium muss sich noch stärker um eine Sicht bemühen, die über das Einzelfach hinausgeht. Die Lebenswelt ist in ihrer Komplexität nur begrenzt aus der Perspektive des Einzelfaches zu erfassen. Fachübergreifendes und fächerverbindendes Lernen trägt dazu bei, andere Perspektiven einzunehmen, Bekanntes und Neuartiges in Beziehung zu setzen und nach möglichen gemeinsamen Lösungen zu suchen.

In der Schule lernen und leben die Schüler gleichberechtigt miteinander. Der Schüler wird mit seinen individuellen Fähigkeiten, Eigenschaften, Wertvorstellungen und seinem Lebens- und Erfahrungshintergrund respektiert. In gleicher Weise respektiert er seine Mitschüler. Unterschiedliche Positionen bzw. Werturteile können geäußert werden und sie werden auf der Basis der demokratischen Grundordnung zur Diskussion gestellt.

Wesentliche Kriterien eines guten Schulklimas am Gymnasium sind Transparenz der Entscheidungen, Gerechtigkeit und Toleranz sowie Achtung und Verlässlichkeit im Umgang aller an Schule Beteiligten. Wichtigste Partner sind die Eltern, die kontinuierlich den schulischen Erziehungsprozess begleiten und aktiv am Schulleben partizipieren sollen sowie nach Möglichkeit Ressourcen und Kompetenzen zur Verfügung stellen.

Die Schüler sollen dazu angeregt werden, sich über den Unterricht hinaus zu engagieren. Das Gymnasium bietet dazu genügend Betätigungsfelder, die von der Arbeit in den Mitwirkungsgremien bis hin zu kulturellen und gemeinschaftlichen Aufgaben reichen.

Das Gymnasium öffnet sich stärker gegenüber seinem gesellschaftlichen Umfeld und bezieht Einrichtungen wie Universitäten, Unternehmen, soziale und kommunale Institutionen in die Bildungs- und Erziehungsarbeit ein. Kontakte zu Kirchen, Organisationen und Vereinen geben neue Impulse für die schulische Arbeit. Besondere Lernorte entstehen, wenn Schüler nachbarschaftliche bzw. soziale Dienste leisten. Dadurch werden individuelles und soziales Engagement bzw. Verantwortung für sich selbst und für die Gemeinschaft verbunden.

Schulinterne Evaluation muss zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Arbeitskultur der Schule werden. Für den untersuchten Bereich werden Planungen bestätigt, modifiziert oder verworfen. Die Evaluation unterstützt die Kommunikation und die Partizipation der Betroffenen bei der Gestaltung von Schule und Unterricht.

Jedes Gymnasium ist aufgefordert, unter Einbeziehung aller am Schulleben Beteiligten ein gemeinsames Verständnis von guter Schule als konsensfähiger Vision aller Beteiligten zu erarbeiten. Dazu werden pädagogische Leitbilder der künftigen Schule entworfen und im Schulprogramm konkretisiert.

Ganztägige Bildung und Erziehung bietet vielfältige Möglichkeiten, auf Kinder und Jugendliche und deren Interessen und Begabungen individuell einzugehen und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Jedes Gymnasium sollte eigenverantwortlich und gemeinsam mit außerschulischen Partnern ein schulspezifisches Ganztagskonzept als Teil des Schulprogrammes entwickeln.

Die Inhalte der Ganztagsangebote begründen sich in den schulspezifischen Schwerpunkten und Zielen und tragen zur Profilierung der Schule bei. Sie können unterrichtsergänzende leistungsdifferenzierte Bildungsangebote, freizeitpädagogische Angebote und offene Angebote im Rahmen der Schulklubarbeit umfassen. Gerade im sportlichen und musisch-künstlerischen Bereich können pädagogisch wertvolle unterrichtsergänzende Angebote in Kooperation mit regionalen Verbänden und Vereinen einen wichtigen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung leisten. Die Angebote sollten schülerorientiert und bedarfsgerecht gestaltet werden. Sie berücksichtigen die Heterogenität der Schüler.

Fächerverbindender Unterricht

 

Während fachübergreifendes Arbeiten durchgängiges Unterrichtsprinzip ist, setzt fächerverbindender Unterricht ein Thema voraus, das von einzelnen Fächern nicht oder nur teilweise erfasst werden kann.

Das Thema wird unter Anwendung von Fragestellungen und Verfahrensweisen verschiedener Fächer bearbeitet. Bezugspunkte für die Themenfindung sind Perspektiven und thematische Bereiche. Perspektiven beinhalten Grundfragen und Grundkonstanten des menschlichen Lebens:

Perspektiven

Raum und Zeit
Sprache und Denken
Individualität und Sozialität
Natur und Kultur

thematische Bereiche

Die thematischen Bereiche umfassen:

Verkehr
Medien
Kommunikation
Kunst
Verhältnis der Generationen
Gerechtigkeit
Eine Welt

Arbeit
Beruf
Gesundheit
Umwelt
Wirtschaft
Technik

Politische Bildung, Medienbildung und Digitalisierung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung sind besonders geeignet für den fächerverbindenden Unterricht.

Konzeption

Jede Schule kann zur Realisierung des fächerverbindenden Unterrichts eine Konzeption entwickeln. Ausgangspunkt dafür können folgende Überlegungen sein:

  1. Man geht von Vorstellungen zu einem Thema aus. Über die Einordnung in einen thematischen Bereich und eine Perspektive wird das konkrete Thema festgelegt.
  2. Man geht von einem thematischen Bereich aus, ordnet ihn in eine Perspektive ein und leitet daraus das Thema ab.
  3. Man entscheidet sich für eine Perspektive, wählt dann einen thematischen Bereich und kommt schließlich zum Thema.

Nach diesen Festlegungen werden Ziele, Inhalte und geeignete Organisationsformen bestimmt.

Lernen lernen

Lernkompetenz

Die Entwicklung von Lernkompetenz zielt darauf, das Lernen zu lernen. Unter Lernkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, selbstständig Lernvorgänge zu planen, zu strukturieren, durchzuführen, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und abschließend auszuwerten. Zur Lernkompetenz gehören als motivationale Komponente das eigene Interesse am Lernen und die Fähigkeit, das eigene Lernen zu steuern.

Strategien

Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenz stehen Lernstrategien. Diese umfassen:

  • Basisstrategien, welche vorrangig dem Erwerb, dem Verstehen, der Festigung, der Überprüfung und dem Abruf von Wissen dienen
  • Regulationsstrategien, die zur Selbstreflexion und Selbststeuerung hinsichtlich des eigenen Lernprozesses befähigen
  • Stützstrategien, die ein gutes Lernklima sowie die Entwicklung von Mo-tivation und Konzentration fördern
Techniken

Um diese genannten Strategien einsetzen zu können, müssen die Schüler konkrete Lern- und Arbeitstechniken erwerben. Diese sind:

  • Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen (z. B. Lese-, Schreib-, Mnemo-, Recherche-, Strukturierungs-, Visualisierungs- und Präsentationstechniken)
  • Techniken der Arbeits-, Zeit- und Lernregulation (z. B. Arbeitsplatzgestaltung, Hausaufgabenmanagement, Arbeits- und Prüfungsvorbereitung, Selbstkontrolle)
  • Motivations- und Konzentrationstechniken (z. B. Selbstmotivation, Entspannung, Prüfung und Stärkung des Konzentrationsvermögens)
  • Kooperations- und Kommunikationstechniken (z. B. Gesprächstechniken, Arbeit in verschiedenen Sozialformen)
Ziel

Ziel der Entwicklung von Lernkompetenz ist es, dass Schüler ihre eigenen Lernvoraussetzungen realistisch einschätzen können und in der Lage sind, individuell geeignete Techniken und Medien situationsgerecht zu nutzen und für das selbstbestimmte Lernen einzusetzen.

Konzeption

Schulen entwickeln eigenverantwortlich eine Konzeption zur Lernkompetenzförderung und realisieren diese in Schulorganisation und Unterricht.

Für eine nachhaltige Wirksamkeit muss der Lernprozess selbst zum Un-terrichtsgegenstand werden. Gebunden an Fachinhalte sollte ein Teil der Unterrichtszeit dem Lernen des Lernens gewidmet sein. Die Lehrpläne bieten dazu Ansatzpunkte und Anregungen.

Teil Fachlehrplan Graecum und antike Kultur

Ziele und Aufgaben des schulspezifischen Profils

Das schulspezifische Profil trägt zur ganzheitlichen Bildung bei und dient der Entwicklung von Wissen, Kompetenzen und Werteorientierungen, die für die Auseinandersetzung mit Problemen der Gegenwart und Zukunft bedeutsam sind. Dabei wird das interdisziplinäre Arbeiten und Denken vertieft, indem wissenschaftliche Sachverhalte in komplexen Zusammenhängen betrachtet werden. Fachwissenschaftliche Perspektiven werden dabei nicht aufgehoben, sondern erweitert.

Durch die stärkere Handlungs- und Lebensweltorientierung steigert der Profilunterricht die Lernmotivation der Schüler. Zugleich wird die Fähigkeit der Schüler zu einem zunehmend selbstgesteuerten und kooperativen Lernen gestärkt.

Das schulspezifische Profil motiviert die Schüler zum wissenschaftlichen Arbeiten. Es leitet sie zum Einsatz empirischer Methoden an und zeigt Möglichkeiten und Grenzen quantitativer und qualitativer Untersuchungen auf.

Unter dem Prinzip der Nachhaltigkeit integriert das schulspezifische Profil ökonomische Bildung sowie Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtserziehung und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Meinungsbildungsprozess der Schüler.

Ziele und Aufgaben des schulspezifischen Profils Graecum und antike Kultur

Beitrag zur allgemeinen Bildung

Durch die Beschäftigung mit der Sprache und Kultur des antiken Griechenlands lernen die Schüler die Anfänge von Literatur, bildender Kunst und Wissenschaft in Europa kennen. Daher ist für das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur das Erlebnis von Ursprungsprozessen, die die europäische Kultur bis heute nachhaltig prägen, besonders charakteristisch.

Das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur ist in folgenden Bereichen der europäischen Kultur von Bedeutung:

  • Literatur und Mythologie
  • Philosophie und Ethik
  • Politik und Gesellschaft
  • Architektur und bildende Kunst
  • Religion und Christentum

Im schulspezifischen Profil Graecum und antike Kultur werden sprachliche, kulturelle und soziale Kompetenzen gefördert. Die sprachliche Auseinandersetzung mit der Differenziertheit des Griechischen entwickelt muttersprachliche Kompetenz, bewusste Sprachreflexion sowie die Fähigkeit zum Umgang mit geistes- und naturwissenschaftlicher Terminologie.

Der systematische Erwerb von soliden lexikalischen und grammatischen Kenntnissen sowie von Kompetenzen zur Analyse und Synthese sprachlicher Strukturen ist grundlegend für ein hermeneutisch gesichertes Verstehen sprachlicher Äußerungen und die Basis für eine intensive, exemplarische Auseinandersetzung mit den Textinhalten.

In der griechischen Literatur und Kultur liegen entscheidende Wurzeln für das politische und soziale Bewusstsein Europas. Durch diese kritische Auseinandersetzung erhalten die Schüler vielfältige Anregungen, ihr Leben verantwortungsvoll zu gestalten und aktiv in Staat und Gesellschaft mitzuwirken. Das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur fördert das Wertebewusstsein und die Verantwortungsbereitschaft der Schüler.

Durch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen und ökonomischen Sachverhalten fördert das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur das Interesse der Schüler für Politik und schafft bei ihnen ein Bewusstsein für lokale, regionale und globale Herausforderungen ihrer Zeit.

In den griechischen Texten begegnen den Schülern Grundfragen menschlicher Existenz, denen sie sich vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenssituation stellen und sie bieten Denkmodelle, die der exemplarischen Problemdarstellung und -erörterung dienen. Durch die intensive Beschäftigung mit diesen Denkmodellen werden die Schüler dazu angeregt, kritisch über die Lösung gegenwärtiger Probleme zu diskutieren und Alternativen zu aktuellen Lebens- und Denkgewohnheiten zu durchdenken. Sie entwickeln vielfältige Problemlösestrategien sowie eine interkulturelle kommunikative und kreative Handlungsfähigkeit.

Insgesamt stellt das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur einen ganzheitlichen Sprach- und Kulturunterricht dar, der gekennzeichnet ist durch seinen ausgeprägten Gegenwartsbezug mit seiner europäisch ausgerichteten Dimension.

allgemeine fachliche Ziele
  • Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte
  • Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese
  • Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer 
  • Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation
Strukturierung

Spracherwerbsphase (Klassenstufen 8-10)
Das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur wendet sich an antiker Kultur und Sprache interessierte Schüler und ist geprägt durch einen hohen Grad an Selbstständigkeit und Komplexität der Anwendung ihrer Sprachlernerfahrungen. Ziel ist die Entwicklung einer differenzierten Kommunikationsfähigkeit unter besonderer Berücksichtigung von Sprachrezeption sowie der interkulturellen Handlungsfähigkeit. Diskurs- und Kommunikationsfähigkeit manifestiert sich dabei vorwiegend in der Muttersprache Deutsch und wird bei der sprachlichen und interpretatorischen Erarbeitung von Texten unter erhöhtem Anspruch an (meta-)kommunikative Kompetenz entwickelt.

In der 2. Hälfte der Klassenstufe 10 beginnt die Behandlung von Übergangslektüre, um ein erfolgreiches Weiterlernen in der gymnasialen Oberstufe zu ermöglichen.

Die Lernbereichsstruktur ist integrativ: Ziele und Inhalte der einzelnen Lernbereiche werden nie isoliert erarbeitet und entwickelt, sondern sind immer gemeinsam mit den speziellen fachlichen Zielen der einzelnen Phasen zu betrachten. Aus diesem Grund werden in den Lernbereichen keine Zeitrichtwerte ausgewiesen.

didaktische Grundsätze

Folgende Grundsätze für das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur sind hervorzuheben:

Schülerorientierung
Das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur beinhaltet ein breites Spektrum an Themen, die auch heute noch aktuell sind und an die Lebens- und Erfahrungswelt der Schüler anknüpfen. Die didaktisch-methodische Umsetzung der Inhalte im Unterricht ist geprägt von größtmöglicher Anschaulichkeit. Durch die Vielfalt der Themen und Texte, die in besonderem Maße Möglichkeiten zum fächerverbindenden Unterricht bieten, und durch geeignete Formen der Binnendifferenzierung werden unterschiedliche Interessen und Begabungen der Schüler sowie verschiedene Lerntypen auch unter Nutzung digitaler Medien berücksichtigt. Ziel ist die Förderung der Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit der Schüler.

Prozess- und Ergebnisorientierung
Das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur bemüht sich gezielt um eine Umsetzung der Prozesse von Dekodierung, Interpretation und Rekodierung, die den Schülern Zugänge zu den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung ermöglicht. Dabei gelten sowohl für die Gestaltung unterrichtlicher Kommunikation bei Dekodierung, Interpretation und Rekodierung als auch für Reflexion und Dokumentation der Ergebnisse hohe Ansprüche hinsichtlich Transparenz und Produktivität.

Textorientierung
Das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur bietet auch unter Berücksichtigung der Rezeptionsgeschichte eine reiche, exemplarische Auswahl an Texten verschiedener Gattungen und Inhalte, auf deren Grundlage die Schüler einen umfassenden Überblick über das breite Spektrum der Literatur als Spiegel der griechischen Welt sowie deren Fortwirken bis in unsere Zeit erwerben. Bei der Arbeit mit griechischen Texten steht das Verstehen ihres Inhalts, ihrer Aussageabsicht und Kontextbezüge im Vordergrund. Dabei gilt für die Zieltätigkeiten die konsequente Ausrichtung an der Zielsprache Deutsch. Der Nachweis des Textverständnisses durch zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben der Textaussage fördert gleichzeitig die Ausdrucksfähigkeit in der Muttersprache.

Problem- und Handlungsorientierung
Für die Unterrichtsgestaltung ist es wesentlich, zu bewältigende Interpretations- bzw. Erschließungsaufgaben möglichst als selbstbestimmt zu lösende Probleme darzustellen sowie Raum für die Entwicklung, Diskussion und Prüfung von Lösungsstrategien zu schaffen. Die intensive Beschäftigung mit Grundfragen menschlicher Existenz, die schon in der Antike intensiv diskutiert wurden, bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für problemorientierte Diskussionen und fördert die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler.

Zur vertiefenden und kreativen Auseinandersetzung mit Texten und Inhalten nutzt das schulspezifische Profil Graecum und antike Kultur verschiedene Möglichkeiten in Form von szenischen Darstellungen, Projekten, Museumsbesuchen oder Exkursionen.

Dem allgemeinen didaktischen Prinzip der Kontroversität folgend, müssen bei Inhalten mit politischem Gehalt auch die damit in Verbindung stehenden fachspezifischen Arbeitsmethoden der politischen Bildung eingesetzt werden. Dafür eignen sich u. a. Rollen- und Planspiele, Streitgespräche sowie Pro- und Kontra-Debatten.

Bei Inhalten mit Anknüpfungspunkten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung eignen sich insbesondere die didaktischen Prinzipien der Visionsorientierung, des Vernetzenden Lernens sowie der Partizipation. Vernetztes Denken bedeutet hier die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einerseits und sozialen Dimensionen des eigenen Handelns andererseits.

In unterrichtlichen Zusammenhängen ist der reflektierte Einsatz digitaler Medien unerlässlich. Sie unterstützen die Dekodierungs-, Interpretations- und Rekodierungsarbeit, dienen als Problemlöse-, Dokumentations- und Präsentationsmedium oder zur Informationsbeschaffung und zum interaktiven Lernen.

Übersicht über die Lernbereiche und Zeitrichtwerte

Spracherwerbsphase Klassenstufen 8 - 10

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Spracherwerbsphase Klassenstufen 8 - 10

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler kennen grundlegende Erscheinungen und Fachbegriffe aus den Bereichen Schrift, Aussprache, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen wesentliche Erscheinungen und Fachbegriffe, um außersprachliche Sachverhalte der antiken griechischen Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie kennen die verschiedenen Typen von Informationsträgern eines Textes und deren allgemeinen Sinngehalt.

Im Bereich der Textlinguistik lernen sie wesentliche Formen der expliziten Wiederaufnahme, der thematischen Entfaltung sowie einige grundlegende Textsorten kennen.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler verbinden die einzelnen Verfahrensweisen der Dekodierung zunehmend zu komplexen Methoden des Textverstehens:

  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Oberflächenstruktur eines Textes erarbeiten die Schüler sich ein Netz (ggf. auch konkurrierender) plausibler Vermutungen über deren Inhalt.
  • Anhand zunehmend selbstständiger Untersuchungen der Tiefenstruktur eines Textes überprüfen sie ihre Vermutungen und erarbeiten sich ein der Intensität der Dekodierung (kursorisch, statarisch) entsprechend gesichertes Textverständnis. Dabei nutzen sie auch die Lektüre zweisprachiger Texte.

Die Schüler verwenden in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses unterschiedliche Formen der Dokumentation des Textverständnisses.

Sie nutzen zunehmend Verfahren der Rekodierung (Gesamt- und Teilrekodierung), um die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext,
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben. Dabei kennen sie das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Griechisch) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene sowie die spezifischen Wiedergabemöglichkeiten griechischer Ausdrucksweisen.

Die Schüler lernen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen und wesentliche sachorientierte Interpretationsverfahren kennen.

Sie kennen die unterschiedliche Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen, die der unterschiedlichen Untersuchungsintensität entspricht.

Im Prozess des Textverstehens passen sie ihre Vermutungen und Kenntnisse stets bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchungen an.

Sie nutzen und vertiefen ihr Wissen und ihre Kompetenz in drei Fremdsprachen sowie in Deutsch (ggf. auch in weiteren Sprachen) im Rahmen vergleichender Sprachbetrachtung.

Die Schüler lernen exemplarische Themenbereiche der antiken Kultur und ihres Fortwirkens kennen.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler kennen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen, die sie im Prozess der Dekodierung, Interpretation und Rekodierung getroffen haben. Im Rahmen von De- und Rekodierung zählt hierzu insbesondere die zusammenhängende Wiedergabe des eigenen Textverständnisses etwa in Form einer Inhaltsangabe, Rekodierung oder Paraphrase.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken lernen sie Problemlösemodelle kennen; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächen- zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten von Diskussionsprozessen,
  • das auf der Synthese von Vermutungen bzw. Thesen zu Textteilen basierende Erfassen der Aussage fremdsprachiger Texte, das auf dem Transfer linguistischer Kenntnisse beruht.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler beherrschen verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation zunehmend komplexer Gegenstände, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der griechischen Antike erarbeitet haben; dies gilt ganz besonders für Formen offenen Unterrichts. Dabei kennen sie Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; die Schüler setzen sich mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien auseinander und gewinnen Einblick in die Möglichkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologie als prozessbegleitendes Problemlösemedium und des interaktiven Lernens.

Sie nutzen Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken, die sie im Zusammenhang mit Dekodierung, Interpretation und Rekodierung erwerben:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Übertragen der Dekodierungsverfahren: 

Visualisierung, Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

Kennzeichnen von Strukturen, Wort- und Sachfeldern

auf Textumfeld und Textoberfläche begründete Vermutung über den zu erwartenden Textinhalt

Wahrnehmen der im Textumfeld gebotenen Informationen

Überschrift, deutsche Einleitung, sonstige Materialien

Wahrnehmen der oberflächigen Textgestaltung

Textbild: Einrückung, wörtliche Rede, Schriftbild

Textsorte: Dialog, Brief, Erzählung, Bericht

Aktivieren und Anpassen bereits vorhandenen Sach- und Kontextwissens

auf vorherrschende Textmerkmale begründete Vermutung über den zu erwartenden Textinhalt

erstes Erfassen möglicher vorherrschender Textmerkmale

Personalmorpheme, Tempus-, Modus-, Diathesenrelief, Wort-, Sachfelder, Satztypen

begründetes Verständnis des Textinhalts

Verwendung graphischer Analysetechniken

sichere Kenntnis der Kerninformationstypen und ihrer Gestalt

Subjekt(e), Verbalinformationen, Konjunktionen, bei- und unterordnend

Erkennen aller Kerninformationen eines Textes

Aktivieren und ggf. Klären der Bedeutungen einzelner Wörter/Wortgruppen

systematisch-methodisches Herangehen: Kontextbezug, Nutzung von Vokabelspeichern

Deuten des möglichen Informationsgehalts einzelner Kerninformationen bzw. weiterer Wörter/Wortgruppen

Einordnen der gewonnenen Einzelinformationen über Textinhalt, Textsorte und Textverlauf in ein dem linearen Verlauf entsprechendes Textverständnis und erläuternde Wiedergabe mit eigenen Worten

erläuternde Wiedergabe eines begründeten Textverständnisses mit eigenen Worten

Paraphrase

Einblick gewinnen in Interpretationsverfahren

Visualisierung, Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

Konnektoren

Verbalinformationen: Tempusrelief

Subjektwechsel

auf der sprachlichen Gestaltung des Textes beruhende Auswertung

Untersuchen semantischer Schwerpunkte

Vorkommen verschiedener Wortarten, Wortfelder, Sachfelder, Proformen, Rekurrenzen

Akteure: Handlungsanteile, Charakteristik, zugeschriebene Rollen

Wahrnehmen des Sprachniveaus

Wahrnehmen des Textzusammenhanges 

Wahrnehmen des Textes als Texttotum

kommunikative Funktion, Textsorte, Erzählstil

Deutung und vertiefende Umsetzung des in den Feststellungsakten Ermittelten

kreative Umsetzung

Übertragen der Rekodierungsverfahren

zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben der Textaussage

Inhaltsangabe

Übersetzung: zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben eines dekodierten Textes unter Berücksichtigung aller Informationsträger

sachorientierte Rekodierung

Übersetzung in Übereinstimmung mit dem Ausgangstext auf der Sachebene

Arbeitsrekodierung, Teilrekodierung

Kennen der Veränderungsoperationen bei der Rekodierung, die durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingt sind

Veränderungen innerhalb der Kategorie

Unterschiede im Gebrauch der Tempora, Diathesen, Bedeutung der Aspektlehre im Griechischen

Kategorienwechsel

syntaktische Umstellung und Veränderung der Satzstruktur

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Beherrschen folgender Erscheinungen im Bereich Schrift und Aussprache:

Alphabet

Aussprache des Altgriechischen

erasmische vs. reuchlinsche Aussprache

Bedeutung der Akzente für die Aussprache:

Enklise

Satzzeichen

Kennen folgender Erscheinungen im Bereich Lexik/Semantik

wichtigste Lauterscheinungen

Ablaut, Dehnung, Kontraktion, Elision, Ersatzdehnung, Assimilation, Dissimilation

Regeln der Wortbildungslehre: Präfigierung, Komposita, Wortwurzeln

Beherrschen eines angemessenen Grundwortschatzes

Fremd- und Lehnwörter griechischen Ursprungs; Wort- und Sachfelder als Hilfe bei der Wortschatzarbeit

Kennen folgender Elemente im Bereich Morphologie

Wurzelaorist; Stammformen einiger häufiger Verben

Beherrschen folgender Elemente im Bereich Morphologie

grundlegende Nominalformen: Deklinationsmuster der a-/o- und 3. Deklination; grundlegende Regeln der Formenbildungslehre; Komparationsregeln; Bildung des Adverbs; Pronomina; wichtigste Numeralia

grundlegende Verbalformen der verba vocalia non contracta sowie der unregelmäßigen Verben εἶναι, εἰδέναι; Kontraktionsregeln; wichtigste lautgesetzliche Veränderungen; grundlegende Regeln der Formenbildungslehre; starker Aorist

Kennen folgender Erscheinungen im Bereich Syntax

Artikel

von anderen Sprachen abweichender Gebrauch des griechischen Artikels

Kasuslehre

Prädikativum

Füllungsarten der Satzglieder

Einblick gewinnen in die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten

Gebrauch der Modi und Diathesen

Aspektlehre

Gebrauch von Moduspartikeln und Negationen in Sätzen und satzwertigen Konstruktionen

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Kennen der grundlegende Funktionen der Mythen zur Erklärung und zum Verständnis der Weltordnung

aitiologische Funktion der Mythen

Kennen der religiösen Vorstellung der Griechen

Polytheismus, Anthropomorphismus

Hauptgötter und deren Funktionen und Attribute

hierarchische Ordnung der griechischen Götterwelt

wichtige mythologische Erzählungen aus der griechischen Götter- und Heroenwelt

Beurteilen von Handlungs- und Verhaltensweisen griechischer Götter und Heroen

Oidipus, Tantalos, Zeus

Verhalten der Götter untereinander und gegenüber den Menschen

Einblick gewinnen in die Geographie Griechenlands

Siedlungsgeschichte der antiken griechischen Welt

Geographie und Polis, Kleinräumigkeit, Kolonisation

Kennen wichtiger Orte für Mythologie, Religion, Philosophie, Sport, Politik

Kreta, Delphi, Milet, Olympia, Athen und Sparta

Kennen der Olympischen Spiele

Zusammenarbeit mit Sport

Organisation und Ablauf der Spiele

Religion und Spiele

Topographie des antiken Olympia

weitere Spiele: Nemeen, Pythien, Isthmien

antike und moderne Olympische Disziplinen

Sich positionieren zur Umsetzung des Olympischen Gedankens in der Moderne

Olympischer Friede, Achtung des Sports, Missbrauch durch Doping

Einblick gewinnen in Politik und Gesellschaft

 Regierungsformen und deren Verbreitung im antiken Griechenland

Monarchie, Aristokratie, Tyrannis, Demokratie

Bedeutung der Rhetorik für das politische und gesellschaftliche Leben

Kennen des Wesens einer Polis

Zusammenarbeit mit G/R/W und Geschichte

Aufbau und Funktion

Polis als Zentrum des politischen und gesellschaftlichen Lebens

soziale Struktur

Beispiel Athen: Vollbürger, Metöken, Sklaven

Sonderfall Sparta: soziale Schichten, Erziehung

Kennen einiger wesentlicher Abschnitte der griechischen Geschichte

Epochenübersicht

Griechenland in der klassischen Epoche

Perserkriege, Pentekontaëtie, Peloponnesischer Krieg

Einblick gewinnen in Grundzüge der Archäologie 

Geschichte und Arbeitsweise der Archäologie, Schliemann

archäologische Zeugnisse verschiedener Art

Museumsbesuche

Kennen bedeutender Kunstwerke 

Architektur und bildende Kunst

Einblick gewinnen in die Philosophie

einige bedeutende Philosophen und ihre Lehren

Vorsokratiker, Sokrates, Platon

Methodische Erläuterungen

Übergangslektüre: Eines der beiden folgenden Themen ist zu bearbeiten.

Einblick gewinnen in die Historiographie anhand beispielhafter Texte aus der Anabasis des Xenophon

Xenophon und seine Zeit 

Griechen und Nicht-Griechen

Situation des Perserreiches im 5. Jahrhundert

Ablauf des Feldzugs

Topographie Kleinasiens und Mesopotamiens

Aufbau und Organisation des Heeres

Status und Rang

Einblick gewinnen in die Wirkungsgeschichte des Neuen Testaments anhand ausgewählter Texte

Aufbau des Neuen Testaments 

Evangelien, Acta, Briefe, Apokalypse; Synopse

Koine des Neuen Testaments

Geschichte der griechischen Sprache

Genese und Rezeption

kanonische vs. apokryphe Evangelien

Passionen, Weihnachtsgeschichte

Geschichte des Urchristentums

Zurück zum Seitenanfang