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Lehrplan

Gymnasium

Latinum und antike Kultur

Fächerverbindender Grundkurs

 

Impressum

Der Lehrplan tritt zum 1. August 2020 in Kraft.

Der Lehrplan wurde durch Lehrerinnen und Lehrer der Gymnasien in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Schule und Bildung – Standort Radebeul erstellt.

Landesamt für Schule und Bildung
Standort Radebeul
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul
https://www.lasub.smk.sachsen.de/

Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.smk.sachsen.de

Download:
www.schule.sachsen.de/lpdb/

Teil Fachlehrplan Latinum und antike Kultur

Ziele und Aufgaben des fächerverbindenden Grundkurses Latinum und antike Kultur

Beitrag zur allgemeinen Bildung

Latein als Basissprache Europas stellt in Texten aus einer Überlieferungstradition von mehr als zweitausend Jahren Gegenstände aus allen wesentlichen Bereichen menschlichen Kulturschaffens zur Verfügung. Beispielhafte Texte eröffnen nicht nur Zugänge zu wesentlichen Kenntnissen, die für das Verständnis von Sprache und Kultur erforderlich sind, sondern zeigen auch die Spezifika der literarischen Gattungen im Kontext ihrer abendländischen Rezeption.

Der fächerbindende Grundkurs Latinum und antike Kultur beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit folgenden Bereichen der europäischen Kultur:

  • Literatur und Mythologie
  • Politik und Gesellschaft
  • Architektur und bildende Kunst
  • Philosophie und Ethik
  • Religion und Christentum

Im fächerverbindenden Grundkurs Latinum und antike Kultur werden sprachliche, kulturelle und soziale Kompetenzen gefördert. Die sprachliche Auseinandersetzung mit der Differenziertheit des Lateinischen entwickelt muttersprachliche Kompetenz weiter und vertieft bewusste Sprachreflexion sowie die Fähigkeit zum Umgang mit geistes- und naturwissenschaftlicher Terminologie.

Der systematische Erwerb von soliden lexikalischen und grammatischen Kenntnissen sowie von Kompetenzen zur Analyse und Synthese sprachlicher Strukturen ist grundlegend für ein hermeneutisch gesichertes Verstehen sprachlicher Äußerungen und die Basis für eine intensive, exemplarische Auseinandersetzung mit den Textinhalten.

In der kontrastierenden Beschäftigung mit der Antike und der heutigen Lebenswelt werden Kontinuität und Diskontinuität in den Auffassungen menschlichen Denkens und Handelns erfahrbar. Die Schüler erarbeiten sich dabei auch ein Repertoire an Denk- und Handlungsmöglichkeiten für die eigene Persönlichkeitsentwicklung und Lebensgestaltung und entwickeln Lösungsansätze für gegenwärtige Probleme und drängende Zukunftsfragen.

Die antike Kultur fordert durch ihre Andersartigkeit, die trotz der Kontinuität der abendländischen Tradition aufgrund der zeitlichen und räumlichen Distanz zur heutigen Kultur besteht, zur aktiven Auseinandersetzung heraus und fördert die Fähigkeit zur Akzeptanz des gegenwärtig Fremden. Die notwendige Positionierung der Schüler zu den Vorstellungen der Antike befähigt sie zu (selbst-)kritischer Analyse der Gegenwart und ihrer Ideologien und leistet so einen Beitrag gegen eine Verabsolutierung des Eigenen. Die Schüler lernen sich selbst als Teil einer Gesellschaft und eines Traditionszusammenhangs zu begreifen und Verantwortung zu übernehmen. Sie entwickeln ihre interkulturelle kommunikative Handlungsfähigkeit weiter.

Die Zieltätigkeiten des fächerbindenden Grundkurses Latinum und antike Kultur ermöglichen vielfältig transferierbare systematische Problemlösestrategien im Umgang mit sprachlichen und inhaltlichen Phänomenen und fördern Kreativität.

Insgesamt stellt der fächerbindende Grundkurs Latinum und antike Kultur einen ganzheitlichen Sprach- und Kulturunterricht dar.

allgemeine Ziele
  • Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte
  • Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese
  • Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer 
  • Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation
Strukturierung

Die Voraussetzungen für diesen fächerverbindenden Grundkurs sind der Abschluss der Spracherwerbsphase, z. B. im schulspezifischen Profil Latinum und antike Kultur, und erste Erfahrungen mit Übergangslektüre. Die Wochenstundenzahl für diesen fächerverbindenden Grundkurs beträgt in den Jahrgangsstufen 11 und 12 jeweils 3 Wochenstunden. Die Lernbereichsstruktur ist integrativ: Ziele und Inhalte der einzelnen Lernbereiche werden nie isoliert erarbeitet und entwickelt, sondern sind immer gemeinsam mit den speziellen fachlichen Zielen der einzelnen Phasen zu betrachten. Aus diesem Grund werden in den Lernbereichen keine Zeitrichtwerte ausgewiesen.

didaktische Grundsätze

Folgende Grundsätze für den fächerverbindenden Grundkurs Latinum und antike Kultur sind hervorzuheben:

Schülerorientierung
Der fächerverbindende Grundkurs Latinum und antike Kultur beinhaltet ein breites Spektrum an Themen, die auch heute noch grundlegend und aktuell sind und an die Lebens- und Erfahrungswelt der Schüler anknüpfen. Die didaktisch-methodische Umsetzung der Inhalte im Unterricht ist geprägt von größtmöglicher Anschaulichkeit. Durch die Vielfalt der Themen und Texte, die in besonderem Maße Möglichkeiten zum fächerverbindenden Unterricht bieten, und durch geeignete Formen der Binnendifferenzierung werden unterschiedliche Interessen und Begabungen der Schüler sowie verschiedene Lerntypen auch unter Nutzung digitaler Medien berücksichtigt. Ziel ist die Förderung der Eigenständigkeit und Selbstständigkeit der Schüler.

Prozess- und Ergebnisorientierung
Der fächerverbindende Grundkurs Latinum und antike Kultur bemüht sich gezielt um eine Umsetzung der Prozesse von Dekodierung, Interpretation und Rekodierung, die den Schülern Zugänge zu den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung ermöglicht. Dabei gelten sowohl für die Gestaltung unterrichtlicher Kommunikation bei Dekodierung, Interpretation und Rekodierung als auch für Reflexion und Dokumentation der Ergebnisse hohe Ansprüche hinsichtlich Transparenz und Produktivität.

Textorientierung
Der fächerverbindende Grundkurs Latinum und antike Kultur bietet auch unter Berücksichtigung der Rezeptionsgeschichte eine reiche, exemplarische Auswahl an Texten verschiedener Gattungen und Inhalte, auf deren Grundlage die Schüler einen umfassenden Überblick über das breite Spektrum der Literatur als Spiegel der römischen Welt sowie deren Fortwirken bis in unsere Zeit erwerben. Bei der Arbeit mit lateinischen Texten steht das Verstehen ihres Inhalts, ihrer Aussageabsicht und Kontextbezüge im Vordergrund. Dabei gilt für die Zieltätigkeiten die konsequente Ausrichtung an der Zielsprache Deutsch. Der Nachweis des Textverständnisses durch zielsprachenorientiertes, strukturiertes Wiedergeben der Textaussage fördert gleichzeitig die Ausdrucksfähigkeit in der Muttersprache.

Problem- und Handlungsorientierung
Für die Unterrichtsgestaltung ist es wesentlich, zu bewältigende Interpretations- bzw. Erschließungsaufgaben möglichst als selbstbestimmt zu lösende Probleme darzustellen sowie Raum für die Entwicklung, Diskussion und Prüfung von Lösungsstrategien zu schaffen. Die intensive Beschäftigung mit Grundfragen menschlicher Existenz, die schon in der Antike intensiv diskutiert wurden, bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für problemorientierte Diskussionen und fördert die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler.

Zur vertiefenden und kreativen Auseinandersetzung mit Texten und Inhalten nutzt der fächerverbindende Grundkurs Latinum und antike Kultur verschiedene Möglichkeiten in Form von szenischen Darstellungen, Projekten, Museumsbesuchen oder Exkursionen.

Dem allgemeinen didaktischen Prinzip der Kontroversität folgend, müssen bei Inhalten mit politischem Gehalt auch die damit in Verbindung stehenden fachspezifischen Arbeitsmethoden der politischen Bildung eingesetzt werden. Dafür eignen sich u. a. Rollenspiele, Streitgespräche sowie Pro- und Kontra-Debatten.

Bei Inhalten mit Anknüpfungspunkten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung eignen sich insbesondere die didaktischen Prinzipien der Visionsorientierung, des Vernetzenden Lernens sowie der Partizipation. Vernetztes Denken bedeutet hier die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einerseits und die Reflexion der sozialen Dimensionen des eigenen Handelns in diesem Kontext andererseits.

In unterrichtlichen Zusammenhängen ist der reflektierte Einsatz digitaler Medien unerlässlich. Sie unterstützen die Dekodierungs-, Interpretations- und Rekodierungsarbeit, dienen als Problemlöse-, Dokumentations- und Präsentationsmedium oder zur Informationsbeschaffung und zum interaktiven Lernen.

Übersicht über die Lernbereiche und Zeitrichtwerte

Lektürephase Jahrgangsstufen 11/12

Lernbereich 1 Fachbezogene Strategien
Lernbereich 2 Linguistische Grundlagen
Lernbereich 3 Texte und Themenbereiche

Lektürephase Jahrgangsstufen 11/12

Ziele

Entwicklung der Fähigkeit zum Beobachten und Beschreiben sprachlicher Sachverhalte

Die Schüler verwenden die grundlegenden Fachbegriffe aus den Bereichen Aussprache und Laute, Lexik/Semantik, Syntax und Morphologie. Sie kennen weitere Erscheinungen und Fachbegriffe, um Sachverhalte der antiken Kultur und Geschichte darzustellen.

Sie vertiefen und erweitern ihre Kenntnis der verschiedenen Typen von Informationsträgern eines Textes.

Sie erweitern ihre Kenntnisse textlinguistischer Grundlagen und festigen ihre Kenntnisse im Bereich der Pragmatik.

Sie nutzen diese Kenntnisse zunehmend,

  • um bekannte und neue Sachverhalte sachgerecht wahrzunehmen,
  • in ihrer Gestalt zutreffend zu beschreiben und
  • die erkannten Zusammenhänge angemessen darzustellen.

Sie kennen Denkmöglichkeiten und Sprachformen, um abweichende bzw. übereinstimmende Strukturen zweisprachiger Texte zu beschreiben.

Entwicklung der Fähigkeit zur Analyse und Synthese

Die Schüler nutzen zunehmend komplexe, systematisch anwendbare Methoden des Textverstehens (Dekodierung).

Die Schüler verstehen Interpretation als methodisch gesicherte Relektüre unter definierten Erkenntnisinteressen und nutzen wesentliche problemorientierte Interpretationsverfahren.

Dabei wenden sie ihre Kenntnisse der unterschiedlichen Wahrheitsgewissheit von Vermutungen und Hypothesen im Prozess des Textverstehens an, um ihre Vermutungen und Kenntnisse stets bestätigend oder korrigierend dem jeweiligen Stand der Untersuchung anzupassen.

Hinsichtlich der Rekodierung beherrschen die Schüler das Prinzip der Gleichwertigkeit (nicht: Gleichheit) sprachlicher Mittel von Ausgangssprache (Latein) und Zielsprache (Deutsch) auf der Sachebene und kennen das Prinzip der Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zielsprache auf der Wirkungsebene.

Sie erweitern ihre Kenntnisse zu den spezifischen Wiedergabemöglichkeiten lateinischer Ausdrucksweisen.

Sie nutzen selbstständig Verfahren der Rekodierung, um die verstandenen Textinhalte

  • vollständig,
  • in sachlicher Übereinstimmung mit dem Ausgangstext,
  • in Übereinstimmung mit dem Ausgangstext auf der Wirkungsebene (punktuell) und
  • unter Beachtung der Normen und Konventionen des Deutschen

wiederzugeben; dabei wenden sie in verschiedenen Stadien des Verstehensprozesses verschiedene Vorformen und Formen an.

Sie erarbeiten sich ein gesichertes Textverständnis auch durch systematische Lektüre zweisprachiger Texte (bilinguale Kognition).

Sie nutzen und vertiefen ihr Wissen und ihre Kompetenz in drei Fremdsprachen sowie in Deutsch (ggf. auch in weiteren Sprachen) im Rahmen vergleichender Sprachbetrachtung.

Durch sach- und problemorientierte Autoren- bzw. Werklektüre und durch kursorische thematische Lektüre lernen sie weitere Textsorten antiker Literatur und ihre pragmatischen Kontexte kennen.

Die Schüler erweitern und vertiefen ihre Kenntnisse über exemplarische Themenbereiche der antiken Kultur und ihres Fortwirkens.

Entwicklung der Fähigkeit zum Diskurs, zur Verifikation und zum Transfer

Die Schüler beherrschen Möglichkeiten und Sprachformen der widerspruchsfreien Begründung und Darstellung von Sach- und Werturteilen.

Sie kennen die Abhängigkeit eines Urteils von den ihm zugrunde liegenden Erkenntnisinteressen.

Sie beurteilen eigene und fremde Sach- bzw. Werturteile zunehmender Komplexität, indem sie diese unter Ausweis eventueller Unklarheiten der Argumentation vor anderen nachvollziehbar schriftlich oder mündlich darstellen und dabei

  • fremde Sach- und Werturteile in ihrer argumentativen Struktur nachvollziehen,
  • eigene und fremde Sach- und Werturteile kritisch reflektieren,
  • fremde Sach- und Werturteile bei einer toleranten Grundhaltung annehmen oder ablehnen,
  • eigene Sach- und Werturteile ggf. revidieren.

Auf dem Wege der Abstraktion von Strukturen der Arbeitstechniken beherrschen sie Problemlösemodelle; hierzu gehören insbesondere

  • das schrittweise Fokussieren eines Problems von der Oberflächenebene zur Tiefenebene,
  • der sachgerechte Umgang mit Aussagen unterschiedlicher Wahrheitsgewissheit,
  • das kritische Nachvollziehen bzw. konstruktive Mitgestalten zunehmend komplexerer Diskussionsprozesse,
  • das Erfassen der Kernaussage fremdsprachiger Texte, das auf der Kombination einzelner (durch den Transfer vorhandener Sprachkenntnisse) verstandener Textteile basiert, und
  • die Interpretation auch nichtlateinischer Sprachäußerungen mit Hilfe methodisch gesicherter Arbeitsschritte der Textanalyse.

Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Medien und zur Präsentation

Die Schüler wenden verschiedene Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation zunehmend komplexer Gegenstände an, die sie sich in der Auseinandersetzung mit Texten und Themenbereichen der Antike erarbeitet haben; dies gilt vor allem für Formen offenen Unterrichts und selbst organisierten Lernens. Dabei erweitern sie ihre Möglichkeiten medienunterstützter Vermittlung eigener Aussagen; die Schüler setzen sich mit informierenden und den Lernprozess unterstützenden Funktionen von Medien vertieft auseinander und erwerben weitere Fähigkeiten des Einsatzes moderner Informationstechnologien als prozessbegleitende Problemlösemedien und des interaktiven Lernens.

Sie nutzen ihre erweiterten Kenntnisse über Sprache und Kommunikation sowie Arbeitstechniken:

  • die Übertragung des Prinzips der sachlichen Gleichwertigkeit von Ausgangs- und Zieltext sowie der deskriptiven Fähigkeiten auf das Bemühen um eine sachangemessene Darstellung von Gegenständen
  • die Übertragung der Kenntnisse der Ausdrucksmöglichkeiten von Nähe/Distanz zwischen Sprecher und Gegenstand auf die Wiedergabe fremder Meinungen in der deutschen Sprache
  • die Übertragung verstandener Inhalte auf verfremdende Kontexte im Rahmen kreativer, vertiefender Interpretation (Formen der Visualisierung, Inszenierung und Nachdichtung)
  • die Übertragung der Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Beschreibung von Strukturen auf die Erfassung und Nutzung der spezifischen Möglichkeiten verschiedener Präsentationsmedien

Lernbereich 1: Fachbezogene Strategien

Anwenden der Dekodierungsverfahren

Visualisierung, Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf Textumfeld und -oberfläche begründete Vermutung über den zu erwartenden Textinhalt

systematisches Wahrnehmen der im Textumfeld gebotenen Informationen

systematisches Wahrnehmen der oberflächigen Textgestaltung

auf vorherrschende Textmerkmale begründete Hypothesenbildung zum wahrscheinlichen Textinhalt

Kenntnis möglicher vorherrschender Textmerkmale

Personalmorpheme, Tempus-, Modus-, Diathesenrelief, Wort-, Sachfelder, Satztypen

Dekodierung eines zweisprachigen Textes: bilinguale Kognition

Verschränkung der Zuordnungs- und Analyseprozesse bei ständigem Abgleichen beider Texte, Bewertung der syntaktisch-semantischen Übereinstimmungen/Differenzen beider Texte, Orientierung auf das Verständnis der lateinischen Texte

in größeren Texteinheiten

in Wortgruppeneinheiten

Beherrschen der Interpretationsverfahren

Visualisierung, Dokumentation und Problemlösung durch digitale Medien

auf den Aufbau des Textes begründete Analyse

Untersuchen der grammatischen Kohärenz

Wiederaufnahmen: Proformenstruktur, Substitutionen

Konnektoren

explizite Textverknüpfungen

Verbalinformationen: Tempusrelief, Modusrelief

Diathesenstruktur – Subjektwechsel

Wahrnehmen der thematischen Kohärenz

thematische Schwerpunkte, thematische Vielfalt oder Einheitlichkeit, Abfolge der Darstellung

auf der sprachlichen Gestaltung des Textes beruhende Analyse

Untersuchen der Frequenz

Häufigkeit verschiedener Wortarten und rhetorischer Mittel

Untersuchen des Sprachniveaus 

Stilebenen und Stilqualitäten

Abstraktionsgrad der Aussage

inhaltliche und formale Einordnung von Textelementen in den Textzusammenhang

Untersuchen des Textes als Texttotum

Kennzeichnung und Charakterisierung des (fiktiven) Sprechers und des (direkten oder generellen) Adressaten

kommunikative Funktion; Textsorte; Erzählstil

Untersuchen der Textpragmatik 

Vergegenwärtigung historischer Verstehensvoraussetzungen

Voraussetzungen und Bedingungen der Textentstehung

Biographie und Einstellungen des Verfassers

Anlass und Umfeld der Textproduktion

soziale, kulturelle, literaturgeschichtliche Hintergründe: imitatio und aemulatio

konstitutive generische Normen, „Gattungszwänge“

Rezeption durch heutige Rezipienten

Anwenden der Rekodierungsverfahren

zunehmende Steigerung des Anteils der Rekodierung gegenüber der Spracherwerbsphase

Übersetzung

Paraphrase: adressatenorientierte, strukturierte Wiedergabe des Inhaltes lateinischer Originaltexte mit eigenen Worten unter Berücksichtigung aller wesentlichen Informationsträger und unter Wahrung der Informationsreihenfolge

Beherrschen von durch strukturelle Differenzen zwischen Ziel- und Ausgangssprache bedingten Veränderungsoperationen bei der Rekodierung

maßvoller Einsatz einzelner Veränderungsoperationen unter Berücksichtigung des Lernfortschritts und in klarer Regelabsprache mit den Schülern

Einblick gewinnen in exemplarische Rezeptionsprozesse

historische und soziologische Bedingtheit des Erkenntnisinteresses – Instrumentalisierung antiker Werke für die eigene Zeit

Lernbereich 2: Linguistische Grundlagen

Beherrschen eines erweiterten Grundwortschatzes

Einführung der Wörter möglichst im Textzusammenhang unter Beachtung der syntaktischen und semantischen Valenzen, Arbeit mit einer Wortkunde

sprachvergleichende Betrachtungen zu deutschen Lehn- und Fremdwörtern, Fachausdrücken anderer Fächer und anderen Herkunftssprachen je nach Zusammensetzung der Lerngruppe

Beherrschen des Umgangs mit Informationsspeichern

gezielte und effektive Nutzung von Wörterverzeichnissen, Lexika, Bibliotheken, Internet, digitale Medien

Arbeit mit einem ausführlichen zweisprachigen Wörterbuch

elektronisch und nicht-elektronisch

Kenntnis von Aufbau und Struktur der Lemmata unter Berücksichtigung des Abkürzungsapparates

Beherrschen eines Satzmodells

Behandlung der syntaktischen Kasusfunktionen zweckmäßig im Zusammenhang mit dem Satzmodell

Kennen weiterer Kasusbedeutungen

untergeordnete Bedeutung der syntaktischen Beschreibungsebene

genitivus subiectivus/obiectivus, ~ partitivus, ~ qualitatis

Dativ des Zwecks, ~ des Nach-/Vorteils

doppelter Akkusativ

Ablativ des Grundes, ~ des Vergleichs

Beherrschen weiterer satzwertiger Konstruktionen

Gerundium, Gerundivum

Ablativus absolutus, NcI

Kennen weiterer Funktionen der Tempora in unabhängigen Sätzen

historischer Infinitiv 

Beherrschen der Kenntnisse weiterer bzw. weiter differenzierter Funktionen der Modi in unabhängigen Sätzen

Konjunktiv: Wunsch (Optativ), Aufforderung (Hortativ, Iussiv, Prohibitiv), Möglichkeit (Potentialis), Nichtwirklichkeit (Irrealis), überlegende Frage (Deliberativ)

Kennen der Sinnrichtungen von Nebensätzen

besondere Berücksichtigung der Verwendung der Modi in Nebensätzen sowie mehrdeutiger Subjunktionen

Adversativsatz, Modalsatz

abhängiger Fragesatz, abhängiger Begehrsatz, Finalsatz, Konsekutivsatz

Kennen der Arten der Rede

direkte und indirekte Rede

Gestaltung von Aussage, Frage und Aufforderung/Wunsch, außerdem Tempus-/Modusgebung sowie Gebrauch der Pronomina

Beherrschen der Formenlehre des Verbs

alle Konjugationsklassen, Tempora, Modi und Diathesen

Kennen der Formenlehre ausgewählter Verben

auch deduktiv-systematisierend

ferre, nolle, malle, Deponentien

Nominalformen: Gerundium, Gerundivum

Kennen der Formenlehre des Substantivs

auch deduktiv-systematisierend

e- und u-Deklination, alle Kasus

Kennen der Formenlehre weiterer Pronomina 

auch deduktiv-systematisierend

Indefinitpronomina

Kennen der Kohärenz stiftenden Elemente von Texten

Proformen, Rekurrenzen, Konnektoren

Kennen der Verwendung rhetorischer Mittel

Wirkungsakzente: Anschaulichkeit, Eindringlichkeit, Spannung, Ästhetik, Adressatenkontakt

Kennen des Zusammenhangs von Textfunktion und Textsorte

Textfunktionen 

Appell, Information

Textsorten 

Lernbereich 3: Texte und Themenbereiche

Methodische Erläuterungen

Aus den in diesem Lernbereich angebotenen Texten und Themenbereichen kann je nach Interesse der Schüler gewählt werden:

  • Entweder Fabel oder antiker Roman
  • Entweder Liebesdichtung oder Darstellungsweisen mythologischer Themen 
  • Entweder Biographie oder römische Geschichtsschreibung oder Caesar 
  • Entweder Rhetorik oder Moralphilosophie

Kennen der Gattung Fabel anhand ausgewählter Texte des Phaedrus

Darstellungsmittel 

Verfremdung als literarisches Mittel

brevitas und Antithetik als Gattungsprinzipien

deutende Pro- und Epimythien als Rezeptionsanweisungen

Wirkungsabsicht 

docere et movere

ethische Belehrung, Verwandtschaft zur Satire

kritische und aktualisierende Reflexion ethischer Normen

Herkunft und Fortwirken der Fabeldichtung in der europäischen Tradition

Äsop als Archeget der abendländischen Fabeldichtung

mittelalterliche Fabeln, Odo von Cherington

Luther, La Fontaine, Lessing, moderne Fabel; Rezeptionen in der Kunst

Übertragen der gewonnenen Kenntnisse auf eigene Erfahrungshorizonte

Rollenspiele und andere aktualisierende Produktionen, auch unter Nutzung traditioneller und digitaler Medien

Kennen der Erzählhaltung und der Erzähltechnik des antiken Romans

Vita Apollonii regis Tyri

Apuleius: Der goldene Esel, Mors media nocte

Petronius: Satyrica als Vorläufer des mittelalterlichen und des neuzeitlichen Romans

Vertiefung der Fähigkeiten des Verstehens auch umfangreicher Textpassagen; Wechsel zwischen statarischer und kursorischer Lektüre bzw. bilingualer Kognition

Erzählhaltung und -technik 

Abenteuer- und Liebesgeschichten, Entwicklung einer Rahmenhandlung

Typologie des Personals

Erotik

Motivgeschichtliches: Trennung, Irrfahrt

Peripetie

kommunikative Funktionen im Gesamtwerk und in einzelnen Textstellen

Gesellschaftskritik in Form einer Karikatur, Unterhaltung, Rede als Ausweis vermeintlicher Gelehrsamkeit, Information über die eigene Biographie

Kennen wesentlicher Aspekte der römischen Liebesdichtung anhand ausgewählter Autoren

Auswahl zwischen Catull: Carmina oder Ovid: Ars amatoria, Amores

das lyrische Ich

Catull: Vermeidung unreflektierter Gleichsetzung von lyrischem Ich und Autor; Selbstanreden als Form der Distanzierung vom eigenen Ich; Selbstironie

Dichtung als Form der Daseinsbewältigung in Zeiten der politischen Krise

Selbstverständnis der Neoteriker: Rückzug ins Private, poeta-doctus-Ideal; Antithese von Quantität und Qualität

Ovid: Unterscheidung zwischen Realität und dichterischer Fiktion, explizite Annahme eines anderen Ich

Ovid als Lebens- und Liebeskünstler, als Ratgeber sowie als Autor fiktiver Briefe

Geschlechterrollen 

Klischees als literarische Motive

Catull: Beeinflussung zwischenmenschlicher Beziehungen durch soziale Normen

Emanzipation von gesellschaftlich gefordertem Verhalten: vom mos maiorum

Verabsolutierung der erotischen Liebe: servitium amoris

Ovid: Topoi in der Darstellung beider Geschlechter und ihrer Beziehung zueinander

Rezeption in Literatur, Musik und bildender Kunst

Catull: Thornton Wilder, Ides of March

Vertonungen: Carl Orff, Catulli Carmina

Motivgeschichte: Stoffe und Motive in wechselnder Gestalt

aktualisierende Produktionen, auch unter Nutzung moderner Medien

Kennen unterschiedlicher Darstellungsweisen ausgewählter mythologischer Themen

Mythos als Medium der Darstellung von Welterfahrung und -deutung

Ovid: Metamorphosen; Hygin

verschiedene Deutungsmuster des Mythos und ihre pragmatischen Bezüge

historisierend, politisch, ethisch, religiös, psychologisch

Rezeptionen in Literatur, Musik, Kunst, Psychologie

Aspekte des Fortwirkens der Antike: Mythos als offenes Deutungsmuster – Medea, Herakles, Ödipus, Prometheus als paradigmatische Helden

Kennen der Gattung Biographie anhand der Darstellung bedeutender Persönlichkeiten der Antike bzw. des Mittelalters 

schülerorientierte Auswahl und Schwerpunktsetzung

Nepos: Vita; Augustus: Res gestae (Monumentum Ancyranum); Einhard: Vita Caroli; Sueton; Hieronymus: De viris illustribus; spätantike und mittelalterliche Hagiographie; Charles François Lhomond: De viris illustribus urbis Romae a Romulo ad Augustum

Darstellungsmittel; Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion

Perspektiv- und Interessengebundenheit der Darstellung

Idealisierung und Klischee als Strukturmerkmal der Darstellung

Kennen der Grundprinzipien römischer Geschichtsschreibung

Lektüre ausgewählter Texte von Sallust, erweitert durch Sekundärtexte von Livius und Tacitus

Darstellungsformen

Monographie, Gesamtgeschichte, Zeitabschnittsgeschichte

Proömien, Reden, Exkurse, Beschreibungen

Intention und historische Wahrheit 

exemplarische, moralisierende, appellative Darstellung im Gegensatz zum modernen Anspruch an historische Wahrheit

römisches Geschichtsverständnis

Kennen der Biographie und des literarischen Werkes Caesars anhand ausgewählter Texte aus De bello Gallico

wesentliche biographische Angaben

Caesar als Person, Politiker und Schriftsteller

Überblick über Caesars Werk De bello Gallico

das annalistische Prinzip als Prinzip der Darstellung

Hirtius als Verfasser des achten Buches

Selbstdarstellung und Rechtfertigung; De bello Gallico als Mittel politischen Handelns

Grundsätzliches zur römischen Macht- und Eroberungspolitik

die Commentarii zwischen Erfüllen der Verwaltungsvorschriften und Verfolgen eigener Interessen

Begründung des strategischen Vorgehens aus der Perspektive der politischen Rechtfertigung

Erzählperspektive und Erzählhaltung

Techniken der Leserlenkung

Motivtechnik

Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und erzählter Wirklichkeit: Euphemismen, Auslassungen, Typisierung, Extensität der Darstellung

aktualisierende Anwendungen, auch unter Nutzung traditioneller und digitaler Medien

Einblick gewinnen in Theorie und Praxis der Rhetorik

Übertragen der Kenntnis rhetorischer Grundbegriffe am Beispiel ausgewählter Texte aus Ciceros Reden 

pragmatische Kontexte der späten Republik

Stellenwert der Rhetorik in Bildung, Gerichtswesen und Politik

Bedingungen römischer Politik: Mischverfassung, Institutionen der res publica, Herrschaftsstrukturen

Überblick über Leben und Werk Ciceros

Cicero als eques, Sozialstruktur der römischen Gesellschaft

politischer Werdegang des homo novus: Ämterlaufbahn – cursus honorum, Erfolg und Scheitern

Cicero als Repräsentant der lateinischen Sprache (Umformung der griechischen Terminologie ins Lateinische) und römischen Denkens (fides, humanitas, iustititia, libertas, pietas, religio, virtus als zentrale Wertbegriffe)

Grundbegriffe der Rhetorik

Redearten, zentrale Aufgaben des Redners;

Arbeitsstadien des Redners, Kompositionsprinzipien

Aufbau, Aufgaben und Funktionen einer Rede

Wirkungsmöglichkeiten von Sprache

rhetorische Darstellungsmittel und beabsichtigte Wirkungen

historische Reden, politische Reden der Gegenwart, Festreden

Argumentationsstrategien

Gestalten und Inszenieren eigener Redepartien, auch aktualisierend, Bedeutung von Intonation, Mimik und Gestik

Kennen wichtiger Grundbegriffe, Problemstellungen und Theorien antiker Moralphilosophie anhand ausgewählter Texte Ciceros und Senecas

philosophische Denkweisen der Griechen und ihre Adaption durch die Römer

Stoa und Epikureismus

Bedeutung der Vernunft

ratio als gestaltendes Prinzip, Verbindung zwischen Göttlichem und Mensch, höchstes Gut

ethische Normbegriffe

römische Wertvorstellungen: pietas, fides, virtus

Philosophie als Mittel der Lebensgestaltung und Daseinsbewältigung

Glücksvorstellungen, Glück als Ziel

Kennen antiker Lösungsansätze für ethische Problemstellungen

Auseinandersetzung mit antiken Wertvorstellungen

Grundprobleme: Leben und Tod, Leib und Seele, Individuum und Gesellschaft, Macht und Recht, Staatsmodelle, Mensch und Götter, Sklaverei

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