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Lehrplan

Berufliches Gymnasium

Geschichte/Gemeinschaftskunde mit bilingualen Modulen

2013/2018/2020/2023

 

Impressum

Die überarbeiteten Lehrpläne für das Berufliche Gymnasium treten am 1. August 2020 in Kraft.
Der Lehrplan Geschichte/Gemeinschaftskunde tritt zum 1. August 2023 in Kraft.

Die Lehrpläne wurden erstellt durch Lehrerinnen und Lehrer der Beruflichen Gymnasien in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Bildungsinstitut.

Eine teilweise Überarbeitung der Lehrpläne erfolgte durch Lehrerinnen und Lehrer der Beruflichen Gymnasien in den Jahren 2018, 2020 sowie 2023 in Zusammenarbeit mit dem

Landesamt für Schule und Bildung
Standort Radebeul
Dresdner Straße 78 c
01445 Radebeul
www.lasub.smk.sachsen.de

Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01097 Dresden
www.smk.sachsen.de

Teil Grundlagen

Aufbau und Verbindlichkeit der Lehrpläne

Grundstruktur

Im Teil Grundlagen enthält der Lehrplan Ziele und Aufgaben des Beruflichen Gymnasiums, Aussagen zum fächerverbindenden Unterricht sowie zur Entwicklung von Lernkompetenz.

Im fachspezifischen Teil werden für das Fach die allgemeinen fachlichen Ziele ausgewiesen, die für eine Klassen- bzw. Jahrgangsstufe oder für mehrere Jahrgangsstufen als spezielle fachliche Ziele differenziert beschrieben sind und dabei die Prozess- und Ergebnisorientierung sowie die Progression des schulischen Lernens ausweisen.

Lernbereiche, Zeitrichtwerte

In der Klassenstufe 11 und der Jahrgangsstufe 12 sind Lernbereiche mit Pflichtcharakter im Umfang von 26 Wochen verbindlich festgeschrieben, in der Jahrgangsstufe 13 sind 22 Wochen verbindlich festgelegt. Zusätzlich können in jeder Klassen- bzw. Jahrgangsstufe Lernbereiche mit Wahlcharakter im Umfang von zwei Wochen bearbeitet werden. Eine Ausnahme bildet das Fach Mathematik mit verbindlich zu unterrichtenden Wahlpflichtbereichen.

Entscheidungen über eine zweckmäßige zeitliche Reihenfolge der Lernbereiche innerhalb einer Klassen- oder Jahrgangsstufe bzw. zu Schwerpunkten innerhalb eines Lernbereiches liegen in der Verantwortung des Lehrers. Zeitrichtwerte können, soweit das Erreichen der Ziele gewährleistet ist, variiert werden.

tabellarische Darstellung der Lernbereiche

Die Gestaltung der Lernbereiche erfolgt in tabellarischer Darstellungsweise.

Bezeichnung des Lernbereiches Zeitrichtwert

Lernziele und Lerninhalte

Bemerkungen

Verbindlichkeiten der Lernziele und Lerninhalte

Lernziele und Lerninhalte sind verbindlich. Sie kennzeichnen grundlegende Anforderungen in den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung.

Im Sinne der Vergleichbarkeit von Lernprozessen erfolgt die Beschreibung der Lernziele in der Regel unter Verwendung einheitlicher Begriffe. Diese verdeutlichen bei zunehmendem Umfang und steigender Komplexität der Lernanforderungen didaktische Schwerpunktsetzungen für die unterrichtliche Erarbeitung der Lerninhalte.

Bemerkungen

Bemerkungen haben Empfehlungscharakter. Gegenstand der Bemerkungen sind inhaltliche Erläuterungen, Hinweise auf geeignete Lehr- und Lernmethoden und Beispiele für Möglichkeiten einer differenzierten Förderung der Schüler. Sie umfassen Bezüge zu Lernzielen und Lerninhalten des gleichen Faches, zu anderen Fächern und zu den überfachlichen Bildungs- und Erziehungszielen des Beruflichen Gymnasiums.

Verweisdarstellungen

Verweise auf Lernbereiche des gleichen Faches und anderer Fächer sowie auf überfachliche Ziele werden mit Hilfe folgender grafischer Elemente veranschaulicht:

➔ LB 2

Verweis auf Lernbereich des gleichen Faches der gleichen Klassen- bzw. Jahrgangsstufe

 

➔ Kl. 11, LB 2

Verweis auf Lernbereich des gleichen Faches einer anderen Klassen- bzw. Jahrgangsstufe

 

➔ DE, Gk 12, LB 2

Verweis auf Klassen- bzw. Jahrgangsstufe, Lernbereich eines anderen Faches

 

⇒ Lernkompetenz

Verweise auf ein überfachliches Bildungs- und Erziehungsziel des Beruflichen Gymnasiums (s. Ziele und Aufgaben des Beruflichen Gymnasiums)

 

Beschreibung der Lernziele

Einblick gewinnen

Begegnung mit einem Gegenstandsbereich/Wirklichkeitsbereich oder mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden als grundlegende Orientierung, ohne tiefere Reflexion

Kennen

über Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, zu Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden sowie zu typischen Anwendungsmustern aus einem begrenzten Gebiet im gelernten Kontext verfügen

Übertragen

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden in vergleichbaren Kontexten verwenden

Beherrschen

Handlungs- und Verfahrensweisen routinemäßig gebrauchen

Anwenden

Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden durch Abstraktion und Transfer in unbekannten Kontexten verwenden

Beurteilen/Sich positionieren

begründete Sach- und/oder Werturteile entwickeln und darstellen, Sach- und/oder Wertvorstellungen in Toleranz gegenüber anderen annehmen oder ablehnen, vertreten, kritisch reflektieren und ggf. revidieren

Gestalten/Problemlösen

Handlungen/Aufgaben auf der Grundlage von Wissen zu komplexen Sachverhalten und Zusammenhängen, Lern- und Arbeitstechniken, geeigneten Fachmethoden sowie begründeten Sach- und/oder Werturteilen selbstständig planen, durchführen, kontrollieren sowie zu neuen Deutungen und Folgerungen gelangen

Abkürzungen

In den Lehrplänen des Beruflichen  Gymnasiums werden folgende Abkürzungen verwendet:

AT/BIO Agrartechnik mit Biologie
BIO Biologie
BIT Biotechnik
BT Technik mit dem Schwerpunkt Bautechnik
CH Chemie
DE Deutsch
EF Erschließungsfeld
EBBD European Business Behaviour and Democracy
EL/CH Ernährungslehre mit Chemie
EN Englisch
ETH Ethik
ET Technik mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik
FR Französisch
GE/GK Geschichte/Gemeinschaftskunde
GESO Gesundheit und Soziales
Gk Grundkurs
GK Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung (Oberschule)
GMT Technik mit dem Schwerpunkt Gestaltungs- und Medientechnik
INF Informatik
IS Informatiksysteme
Jgst. Jahrgangsstufe
Kl. Klassenstufe
KU Kunst
LA Latein
LB Lernbereich
LBW Lernbereich mit Wahlcharakter
LBWP Lernbereich mit Wahlpflichtcharakter (Mathematik)
LDE Lehrerdemonstrationsexperiment
LIT Literatur
Lk Leistungskurs
LMT Lebensmitteltechnologie
MA Mathematik
MBT Technik mit dem Schwerpunkt Maschinenbautechnik
MU Musik
OS Oberschule
PH Physik
POL Polnisch
RE/e Evangelische Religion
RE/k Katholische Religion
RS Realschulbildungsgang
RU Russisch
SE Schülerexperiment
SPA Spanisch
SPO Sport
TE Technik (mit den Schwerpunkten Bautechnik, Elektrotechnik, Gestaltungs- und Medientechnik sowie Maschinenbautechnik)
TSC Tschechisch
UA Umweltanalytik
Ustd. Unterrichtsstunden
VBWL/RW Volks- und Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen
WGEO Wirtschaftsgeographie
WGk Wahlgrundkurs
WPRA Wissenschaftliches Praktikum
W/R Wirtschaftslehre/Recht
WT Webtechnologie
2. FS Zweite Fremdsprache (Oberschule)

Die Bezeichnungen Schüler und Lehrer werden im Lehrplan allgemein für Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und Lehrer gebraucht.

Ziele und Aufgaben des Beruflichen Gymnasiums

Bildungs- und Erziehungsauftrag

Das Berufliche Gymnasium ist eine eigenständige Schulart. Es baut auf einem mittleren Schulabschluss auf und führt nach zentralen Prüfungen zur allgemeinen Hochschulreife. Der Abiturient verfügt über die für ein Hochschulstudium notwendige Studierfähigkeit. Die Entwicklung und Stärkung der Persönlichkeit sowie die Möglichkeit zur Gestaltung des eigenen Lebens in sozialer Verantwortung und die Befähigung zur Mitwirkung in der demokratischen Gesellschaft gehören zum Auftrag des Beruflichen Gymnasiums.

Den individuellen Fähigkeiten und Neigungen der Schüler wird unter anderem durch die Möglichkeit zur eigenen Schwerpunktsetzung entsprochen. Die Schüler entscheiden sich für eine Fachrichtung und damit für das zweite Leistungskursfach. Sie treffen die Wahl des ersten Leistungskursfaches und können unterschiedliche allgemeinbildende und fachrichtungsbezogene Wahlpflicht- und Wahlkurse belegen.

Bildungs- und Erziehungsziele

Vertiefte Allgemeinbildung, Wissenschaftspropädeutik, allgemeine Studierfähigkeit und fachrichtungsspezifische Berufsorientierung sind Ziele des Beruflichen Gymnasiums.

Das Berufliche Gymnasium bereitet junge Menschen darauf vor, selbstbestimmt zu leben, sich selbst zu verwirklichen und in sozialer Verantwortung zu handeln. Im Bildungs- und Erziehungsprozess des Beruflichen Gymnasiums sind

  • der Erwerb intelligenten und anwendungsfähigen Wissens,
  • die Entwicklung von Lern-, Methoden- und Sozialkompetenz und
  • die Werteorientierung

in allen fachlichen und überfachlichen Zielen miteinander zu verknüpfen.

Die überfachlichen Ziele beschreiben darüber hinaus Intentionen, die auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gerichtet sind und in jedem Fach konkretisiert und umgesetzt werden müssen.

Eine besondere Bedeutung kommt der politischen Bildung als aktivem Beitrag zur Entwicklung der Mündigkeit junger Menschen und zur Stärkung der Zivilgesellschaft zu.

Als ein übergeordnetes Bildungs- und Erziehungsziel des Beruflichen Gymnasiums ist politische Bildung im Sächsischen Schulgesetz verankert und muss in allen Fächern angemessen Beachtung finden. Zudem ist sie integrativ, insbesondere in den überfachlichen Zielen Werteorientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Reflexions- und Diskursfähigkeit sowie Verantwortungsbereitschaft enthalten.

Ausgehend vom mittleren Schulabschluss werden überfachliche Ziele formuliert, die in allen Fächern zu realisieren sind.

Die Schüler eignen sich systematisch intelligentes Wissen an, das von ihnen in unterschiedlichen Zusammenhängen genutzt und zunehmend selbstständig angewendet werden kann. [Wissen]

Sie erwerben berufsbezogenes Wissen und vertiefen wissenschaftspropädeutische Denkweisen und Arbeitsmethoden an Beispielen der arbeitsweltnahen Bezugswissenschaft. [Berufsorientierung]

Sie erweitern ihr Wissen über die Gültigkeitsbedingungen spezifischer Erkenntnismethoden und lernen, dass Erkenntnisse von den eingesetzten Methoden abhängig sind. Dabei entwickeln sie ein differenziertes Weltverständnis. [Methodenbewusstsein]

Die Schüler entwickeln die Fähigkeit weiter, Informationen zu gewinnen, einzuordnen und zu nutzen, um ihr Wissen zu erweitern, neu zu strukturieren und anzuwenden. Sie vertiefen ihre Fähigkeiten, moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sicher, sachgerecht, situativ-zweckmäßig, verantwortungs- und gesundheitsbewusst zu nutzen. Sie erweitern ihre Kenntnisse zu deren Funktionsweisen und nutzen diese zur kreativen Lösung von Problemen. [informatische Bildung]

Sie erweitern und vertiefen ihre Kenntnisse über Medien sowie deren Funktions-, Gestaltungs- und Wirkungsweisen. Sie nutzen Medien selbstständig für das eigene Lernen, erfassen und analysieren mediengeprägte Problemstellungen und stärken ihre medienkritische Reflexion. [Medienbildung]

Die Schüler wenden selbstständig und zielorientiert Lernstrategien an, die selbstorganisiertes und selbstverantwortetes Lernen unterstützen und auf lebenslanges Lernen vorbereiten. [Lernkompetenz]

Sie vertiefen erworbene Problemlösestrategien und entwickeln das Vermögen weiter, planvoll zu beobachten, zu beschreiben, zu analysieren, zu ordnen und zu synthetisieren. Sie sind zunehmend in der Lage, problembezogen deduktiv oder induktiv vorzugehen, Hypothesen zu bilden sowie zu überprüfen und gewonnene Erkenntnisse auf einen anderen Sachverhalt zu transferieren. Sie lernen in Alternativen zu denken, Phantasie und Kreativität weiter zu entwickeln und Lösungen auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. [Problemlösestrategien]

Sie entwickeln vertiefte Reflexions- und Diskursfähigkeit, um ihr Leben selbstbestimmt und verantwortlich zu führen. Sie lernen, Positionen, Lösungen und Lösungswege kritisch zu hinterfragen. Sie erwerben die Fähigkeit, differenziert Stellung zu beziehen und die eigene Meinung sachgerecht zu begründen. Sie eignen sich die Fähigkeit an, komplexe Sachverhalte unter Verwendung der entsprechenden Fachsprache sowohl mündlich als auch schriftlich logisch strukturiert und schlüssig darzulegen. [Reflexions- und Diskursfähigkeit]

Sie entwickeln die Fähigkeit weiter, effizient mit Zeit und Ressourcen umzugehen, indem sie Arbeitsabläufe zweckmäßig planen und gestalten sowie geistige und manuelle Operationen beherrschen. [Arbeitsorganisation]

Sie vertiefen die Fähigkeit zu interdisziplinärem Arbeiten, bereiten sich auf den Umgang mit vielschichtigen und vielgestaltigen Problemen und Themen vor und lernen, diese mehrperspektivisch zu betrachten. [Interdisziplinarität, Mehrperspektivität]

Sie entwickeln Kommunikations- und Teamfähigkeit weiter. Sie lernen, sich adressaten-, situations- und wirkungsbezogen zu verständigen und erfahren, dass Kooperation für die Problemlösung zweckdienlich ist. [Kommunikationsfähigkeit]

Die Schüler entwickeln die Fähigkeit zu Empathie und Perspektivwechsel weiter und sind bereit, sich für die Rechte und Bedürfnisse anderer einzusetzen. Sie setzen sich mit unterschiedlichen Positionen und Wertvorstellungen auseinander, um sowohl eigene Positionen einzunehmen als auch anderen gegenüber Toleranz zu entwickeln. [Empathie und Perspektivwechsel]

Sie stärken ihre interkulturelle Kompetenz, um offen zu sein, sich mit anderen zu verständigen und angemessen zu handeln. [Interkulturalität]

Die Schüler setzen sich, ausgehend von den eigenen Lebensweltbezügen, einschließlich ihrer Erfahrungen mit der Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur, mit lokalen, regionalen und globalen Entwicklungen auseinander. Sie entwickeln die Fähigkeit weiter, Auswirkungen von Entscheidungen auf das Leben der Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft zu bewerten. Sie setzen sich bewusst für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Entwicklung ein und wirken gestaltend daran mit. Dabei nutzen sie vielfältige Partizipationsmöglichkeiten. [Bildung für nachhaltige Entwicklung]

Die Schüler entwickeln ihre eigenen Wertvorstellungen auf der Grundlage der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, indem sie Werte im schulischen Alltag erleben, kritisch reflektieren und diskutieren. Dazu gehören insbesondere Erfahrungen der Toleranz, der Akzeptanz, der Anerkennung und der Wertschätzung im Umgang mit Vielfalt sowie Respekt vor dem Leben, dem Menschen und vor zukünftigen Generationen. Sie stärken ihre Fähigkeit und Bereitschaft, sich vor dem Hintergrund demokratischer Handlungsoptionen aktiv in die freiheitliche Demokratie einzubringen. [Werteorientierung]

Sie entwickeln eine persönliche Motivation für die Übernahme von Verantwortung in Schule und Gesellschaft. [Verantwortungsbereitschaft]

Gestaltung des Bildungs- und Erziehungsprozesses

Der Bildungs- und Erziehungsprozess ist individuell und gesellschaftsbezogen zugleich. Das Berufliche Gymnasium als eine Schulart im Beruflichen Schulzentrum muss als sozialer Erfahrungsraum den Schülern Gelegenheit geben, den Anspruch auf Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und Selbstbestimmung einzulösen und Mitverantwortung bei der gemeinsamen Gestaltung schulischer Prozesse zu tragen.

Die Unterrichtsgestaltung wird von einer veränderten Schul- und Lernkultur geprägt. Der Lernende wird in seiner Individualität angenommen, indem seine Leistungsvoraussetzungen, seine Erfahrungen und seine speziellen Interessen und Neigungen berücksichtigt werden. Dazu ist ein Unterrichtsstil notwendig, der beim Schüler Neugier weckt, ihn zu Kreativität anregt und Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung verlangt. Durch unterschiedliche Formen der Binnendifferenzierung wird fachliches und soziales Lernen optimal gefördert. Ein vielfältiger Einsatz von traditionellen und digitalen Medien befähigt die Schüler, diese kritisch zu hinterfragen und für das selbstständige Lernen zu nutzen.

Der altersgemäße Unterricht im Beruflichen Gymnasium geht von der Selbsttätigkeit, den erweiterten Erfahrungen und dem wachsenden Abstraktionsvermögen der Schüler aus. Durch eine gezielte Auswahl geeigneter Methoden und Verfahren der Unterrichtsführung ist diesem Anspruch Rechnung zu tragen. Die Schüler des Beruflichen Gymnasiums werden zunehmend an der Unterrichtsgestaltung beteiligt und übernehmen für die zielgerichtete Planung und Realisierung von Lernprozessen Mitverantwortung. Das verlangt von allen Beteiligten Engagement, Gemeinschaftsgeist und Verständnis für andere Positionen.

In der Klassenstufe 11 (Einführungsphase) unterstützt die Schule durch entsprechende Angebote die Schüler bei der Suche nach ihren speziellen Stärken, die ebenso gefördert werden wie der Abbau von Schwächen. Bei der Unterrichtsgestaltung sind Methoden, Strategien und Techniken der Wissensaneignung zu vermitteln und den Schülern in Anwendungssituationen bewusst zu machen. Dadurch sollen die Schüler lernen, ihren Lernweg selbstbestimmt zu gestalten, Lernerfolge zu erzielen und Lernprozesse und -ergebnisse selbstständig und kritisch einzuschätzen.

Die Jahrgangsstufen 12 und 13 (Qualifikationsphase) sind durch das Kurssystem nicht nur mit einer veränderten Organisationsform verbunden, sondern auch mit weiteren, die Selbstständigkeit der Schüler fördernden Arbeitsformen. Der systematische Einsatz von traditionellen und digitalen Medien fördert das selbstgesteuerte, problemorientierte und kooperative Lernen. Unterricht bleibt zwar lehrergesteuert, doch im Mittelpunkt steht die Förderung von Eigenaktivität der jungen Erwachsenen bei der Gestaltung des Lernprozesses. Die Schüler lernen Problemlöseprozesse eigenständig zu organisieren sowie die Ergebnisse eines Arbeitsprozesses strukturiert und in angemessener Form zu präsentieren. Ausdruck dieser hohen Stufe der Selbstständigkeit kann u. a. die Anfertigung einer besonderen Lernleistung (BELL) sein.

Eine von Kooperation und gegenseitigem Verständnis geprägte Lernatmosphäre an der Schule, in der die Lehrer Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Schüler haben, trägt nicht nur zur besseren Problemlösung im Unterricht bei, sondern fördert zugleich soziale Lernfähigkeit.

Unterricht am Beruflichen Gymnasium muss sich noch stärker um eine Sicht bemühen, die über das Einzelfach hinausgeht. Die Lebenswelt ist in ihrer Komplexität nur begrenzt aus der Perspektive des Einzelfaches zu erfassen. Fachübergreifendes und fächerverbindendes Lernen trägt dazu bei, andere Perspektiven einzunehmen, Bekanntes und Neuartiges in Beziehung zu setzen und nach möglichen gemeinsamen Lösungen zu suchen.

Im Beruflichen Gymnasium lernen und leben die Schüler gleichberechtigt miteinander. Der Schüler wird mit seinen individuellen Fähigkeiten, Eigenschaften, Wertvorstellungen und seinem Lebens- und Erfahrungshintergrund respektiert. In gleicher Weise respektiert er seine Mitschüler. Unterschiedliche Positionen bzw. Werturteile werden geäußert und auf der Basis der demokratischen Grundordnung zur Diskussion gestellt.

Wesentliche Kriterien eines guten Schulklimas am Beruflichen Gymnasium sind Transparenz der Entscheidungen, Gerechtigkeit und Toleranz sowie Achtung und Verlässlichkeit im Umgang aller an Schule Beteiligten. Wichtige Partner sind die Eltern, die kontinuierlich den schulischen Erziehungsprozess begleiten und aktiv am Schulleben partizipieren sollen sowie nach Möglichkeit Ressourcen und Kompetenzen zur Verfügung stellen.

Die Schüler sollen dazu angeregt werden, sich über den Unterricht hinaus zu engagieren. Das in ein Berufliches Schulzentrum eingegliederte Berufliche Gymnasium bietet dazu genügend Betätigungsfelder, die von der Arbeit in den Mitwirkungsgremien bis hin zu kulturellen und gemeinschaftlichen Aufgaben reichen.

Die gezielte Nutzung der Kooperationsbeziehungen des Beruflichen Schulzentrums mit Ausbildungsbetrieben, überbetrieblichen Einrichtungen, Kammern und Verbänden sowie Universitäten und Hochschulen bietet die Möglichkeit, den Schülern des Beruflichen Gymnasiums einen Einblick in die berufliche Tätigkeit zu geben. Des Weiteren können auch besondere Lernorte entstehen, wenn Schüler nachbarschaftliche bzw. soziale Dienste leisten. Dadurch werden individuelles und soziales Engagement bzw. Verantwortung für sich selbst und für die Gemeinschaft verbunden.

Schulinterne Evaluation muss zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Arbeitskultur der Schule werden. Für den untersuchten Bereich werden Planungen bestätigt, modifiziert oder verworfen. Die Evaluation unterstützt die Kommunikation und die Partizipation der Betroffenen bei der Gestaltung von Schule und Unterricht.

Jedes Berufliche Gymnasium ist aufgefordert, unter Einbeziehung aller am Schulleben Beteiligten ein gemeinsames Verständnis von guter Schule als konsensfähiger Vision aller Beteiligten zu erarbeiten. Dazu werden pädagogische Leitbilder der künftigen Schule entworfen und im Schulprogramm konkretisiert.

Fächerverbindender Unterricht

 

Während fachübergreifendes Arbeiten durchgängiges Unterrichtsprinzip ist, setzt fächerverbindender Unterricht ein Thema voraus, das von einzelnen Fächern nicht oder nur teilweise erfasst werden kann.

Das Thema wird unter Anwendung von Fragestellungen und Verfahrensweisen verschiedener Fächer bearbeitet. Bezugspunkte für die Themenfindung sind Perspektiven und thematische Bereiche. Perspektiven beinhalten Grundfragen und Grundkonstanten des menschlichen Lebens:

Perspektiven

Raum und Zeit

Sprache und Denken

Individualität und Sozialität

Natur und Kultur

thematische Bereiche

Die thematischen Bereiche umfassen:

Verkehr

Medien

Kommunikation

Kunst

Verhältnis der Generationen

Gerechtigkeit

Eine Welt

Arbeit

Beruf

Gesundheit

Umwelt

Wirtschaft

Technik

Politische Bildung, Medienbildung und Digitalisierung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung sind besonders geeignet für den fächerverbindenden Unterricht.

Konzeption

Jede Schule kann zur Realisierung des fächerverbindenden Unterrichts eine Konzeption entwickeln. Ausgangspunkt dafür können folgende Überlegungen sein:

  1. Man geht von Vorstellungen zu einem Thema aus. Über die Einordnung in einen thematischen Bereich und eine Perspektive wird das konkrete Thema festgelegt.
  2. Man geht von einem thematischen Bereich aus, ordnet ihn in eine Perspektive ein und leitet daraus das Thema ab.
  3. Man entscheidet sich für eine Perspektive, wählt dann einen thematischen Bereich und kommt schließlich zum Thema.

Nach diesen Festlegungen werden Ziele, Inhalte und geeignete Organisationsformen bestimmt.

Bei einer Zusammenarbeit von berufsbezogenen und allgemeinbildenden Fächern ist eine Zuordnung zu einer Perspektive oder einem Themenbereich nicht zwingend erforderlich.

Lernen lernen

Lernkompetenz

Die Entwicklung von Lernkompetenz zielt darauf, das Lernen zu lernen. Unter Lernkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, selbstständig Lernvorgänge zu planen, zu strukturieren, durchzuführen, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und abschließend auszuwerten. Zur Lernkompetenz gehören als motivationale Komponente das eigene Interesse am Lernen und die Fähigkeit, das eigene Lernen zu steuern.

Strategien

Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenz stehen Lernstrategien. Diese umfassen:

  • Basisstrategien, welche vorrangig dem Erwerb, dem Verstehen, der Festigung, der Überprüfung und dem Abruf von Wissen dienen
  • Regulationsstrategien, die zur Selbstreflexion und Selbststeuerung hinsichtlich des eigenen Lernprozesses befähigen
  • Stützstrategien, die ein gutes Lernklima sowie die Entwicklung von Motivation und Konzentration fördern
Techniken

Um diese genannten Strategien einsetzen zu können, müssen die Schüler konkrete Lern- und Arbeitstechniken erwerben. Diese sind:

  • Techniken der Beschaffung, Überprüfung, Verarbeitung und Aufbereitung von Informationen (z. B. Lese-, Schreib-, Mnemo-, Recherche-, Strukturierungs-, Visualisierungs- und Präsentationstechniken)
  • Techniken der Arbeits-, Zeit- und Lernregulation (z. B. Arbeitsplatzgestaltung, Hausaufgabenmanagement, Arbeits- und Prüfungsvorbereitung, Selbstkontrolle)
  • Motivations- und Konzentrationstechniken (z. B. Selbstmotivation, Entspannung, Prüfung und Stärkung des Konzentrationsvermögens)
  • Kooperations- und Kommunikationstechniken (z. B. Gesprächstechniken, Arbeit in verschiedenen Sozialformen)
Ziel

Ziel der Entwicklung von Lernkompetenz ist es, dass Schüler ihre eigenen Lernvoraussetzungen realistisch einschätzen können und in der Lage sind, individuell geeignete Techniken und Medien situationsgerecht zu nutzen und für das selbstbestimmte Lernen einzusetzen.

Verbindlichkeit

Schulen realisieren eigenverantwortlich die Lernkompetenzförderung. Die Lehrpläne bieten dazu Ansatzpunkte und Anregungen.

Für eine nachhaltige Wirksamkeit muss der Lernprozess selbst zum Unterrichtsgegenstand werden. Gebunden an Fachinhalte sollte ein Teil der Unterrichtszeit dem Lernen des Lernens gewidmet sein.

Teil Fachlehrplan Geschichte/Gemeinschaftskunde mit bilingualen Modulen zum Erwerb des EBBD

Ziele und Aufgaben des Faches Geschichte/Gemeinschaftskunde mit bilingualen Modulen zum Erwerb des EBBD

Beitrag zur allgemeinen Bildung

Zentrale Aufgabe des Faches Geschichte/Gemeinschaftskunde ist die Förderung der historisch-politischen Bildung. In der Auseinandersetzung mit Fragen der politischen Ordnung und der Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart wird ein reflektiertes und selbstreflexives Geschichtsbewusstsein entwickelt. Dieses Bewusstsein beruht auf transferierbarem, systematisch aufgebautem, mit fachspezifischen Methoden erschlossenem Wissen und fördert durch Berücksichtigung der historischen und politischen Dimensionen Welt- und Selbstverständnis.

Jeder Mensch ist Teil einer politischen Ordnung. Diese ist nur im historischen, nationalen und internationalen Kontext zu verstehen. Zeit- und standortgebundene Bedingungen prägen Einstellungen und Handeln des Einzelnen und können darüber hinaus gesellschaftspolitische Bedeutung gewinnen. Das Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde trägt zum Verständnis der Komplexität historischer und gesellschaftspolitischer Prozesse bei.

Das Wissen über Entstehung und Funktionsweise der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland in Verbindung mit historischen Vergleichen und internationalen Bezügen gibt den Schülern Orientierung in einer globalen Welt. Voraussetzung dafür ist die Förderung von intelligentem Wissen über gesellschaftlichen Pluralismus und Individualisierung, soziale Strukturen und sozialen Wandel sowie internationale Akteure.

Das Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde bietet Möglichkeiten für eine konsequente Förderung der Sprach- und Lesekompetenz, des kritischen Umgangs mit Medien und für die Entwicklung von demokratischer Diskussions- und Streitkultur. Den Anforderungen der modernen Informations- und Kommunikationsgesellschaft entspricht das Fach insbesondere dadurch, dass es die Abhängigkeit der Ergebnisse von den Fragestellungen und den zur Erkenntnisgewinnung genutzten Methoden bewusst macht.

In der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Sachverhalten fördert das Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde das Interesse der Schüler an lokalen, regionalen und globalen Herausforderungen unserer Zeit. Lösungsansätze ermöglichen eine nachhaltige Entwicklung und regen damit zu zukunftsfähigem Denken und Handeln an. Hierbei kommt der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine wichtige Rolle zu.

Die Übertragbarkeit und Weiterentwicklung des erworbenen Wissens und der entwickelten Kompetenzen stellen den emanzipatorischen Aspekt des historischen Lernens dar. Die zunehmend selbstständige Nutzung und Aneignung von Methoden führt zum Hinterfragen von Autoritäten, Fakten und Entwicklungsprozessen und damit auch zur Ausprägung von Mündigkeit und Studierfähigkeit. Das Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde befähigt die Schüler, sich den Herausforderungen der persönlichen und beruflichen Lebenswelt zu stellen.

Für andere Fächer und deren historische und politische Dimensionen leistet das Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde einen strukturierenden und ordnenden Beitrag.

allgemeine fachliche Ziele

Abgeleitet aus den Zielen und Aufgaben des Beruflichen Gymnasiums und dem Beitrag des Faches zur allgemeinen Bildung werden folgende allgemeine fachliche Ziele formuliert:

  • Entwickeln eines Verständnisses für zeittypische Bedingungen und für Veränderungsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart
  • Vertiefen der Fähigkeit, fachspezifische Arbeitsmethoden anzuwenden
  • Entwickeln der Fähigkeit, begründete Urteile über politische Sachverhalte und ihre Deutungen in Vergangenheit und Gegenwart zu bilden
  • Einsicht gewinnen in die Bedeutung von Politik und Geschichte für die eigene Lebenswelt und Entwickeln der Fähigkeit, Handlungsmöglichkeiten für die Gegenwart vor dem Hintergrund historischer Erfahrung zu überprüfen
Strukturierung

Die Vielzahl gesellschaftspolitischer Sachverhalte und Deutungen kann nie in ihrer Vollständigkeit behandelt werden. Schwerpunktsetzungen auf Methodenkompetenz und Werteorientierung erfordern eine Reduktion der Lerninhalte.

Die Zusammenführung der beiden Fächer Geschichte und Gemeinschaftskunde nach dem mittleren Schulabschluss fordert die konsequente Vernetzung der fachlichen Inhalte und ist gleichzeitig eine Chance, Fragen an die Vergangenheit direkt mit den Konsequenzen für die Gegenwart zu verknüpfen.

Der daraus resultierende gegenwartsgenetische Ansatz des Lehrplanes wird durch die Leitlinie „Zwischen Demokratie und Diktatur“ bestimmt. Innerhalb des Spannungsfeldes von Demokratie und Diktatur werden in den einzelnen Lernbereichen gegenwärtige politische, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Probleme thematisiert. Integrierte Längsschnittbetrachtungen stützen den gegenwartsgenetischen Ansatz, Querschnittsbetrachtungen verdeutlichen die historische Dimension gegenwärtiger Schlüsselprobleme auf regionaler, nationaler, europäischer und globaler Ebene.

Die der Inhaltsauswahl zugrunde liegenden Schlüsselprobleme bestimmen nicht nur die gegenwärtige Gesellschaft und heutige Kontroversen, sondern auch das Denken und Handeln vergangener Epochen und es ist zu erwarten, dass sie auch in Zukunft wesentlich sein werden: Herrschaft und politische Ordnungsentwürfe, Freiheitsverständnis und Partizipationsbestrebungen, eigene und fremde Identität, Konflikte und Lösungen, Arbeit und Leben.

Aufbauend auf dem mittleren Schulabschluss übernimmt die Klassenstufe 11 Einführungs- und Konsolidierungsfunktion. Sie leistet einen Beitrag, um die Schüler für die Vernetzung der beiden Fächer zu sensibilisieren.

Die Lernbereiche der Jahrgangsstufen 12 und 13 zeichnen sich in ihrer Anordnung durch eine integrative Struktur aus, die der Lernprogression der Schüler und den wissenschaftspropädeutischen Anforderungen Rechnung trägt.

didaktische Grundsätze

Der Lehrplan Geschichte/Gemeinschaftskunde geht davon aus, dass das historische und politische Verständnis für Strukturen, Inhalte und Prozesse einander bedingen. In diesem Sinne sind nicht nur Kenntnisse zu historischen und gesellschaftspolitischen Fakten, Daten, Personen und Begriffen, sondern auch gesellschaftswissenschaftliche Erkenntnisverfahren und dafür notwendige fachspezifische Arbeitsmethoden zu vermitteln. Problemorientierung soll die Schüler befähigen, eigenständig zu analysieren und begründete Urteile zu fällen, aber auch stärker individuelle Zugänge zur Vergangenheit zu finden.

Leitende Prinzipien sind kategoriales Lernen, Kontroversität, Exemplarität, Fallprinzip, Schüler-, Handlungs-, Wissenschafts-, Gegenwarts- und Zukunftsorientierung.

Modernen Geschichts- und Gemeinschaftskundeunterricht kennzeichnet Methodenvielfalt und eine repräsentative und vielfältige Quellenauswahl. Des Weiteren ist der Ausbau der historischen und gemeinschaftskundlichen Begriffsbildung zentral.

Dem allgemeinen didaktischen Prinzip der Kontroversität folgend, sind bei Inhalten mit politischem Gehalt auch die damit in Verbindung stehenden fachspezifischen Arbeitsmethoden der politischen Bildung einzusetzen. Dafür eignen sich u. a. Rollen- und Planspiele, Streitgespräche, Pro- und KontraDebatten, Podiumsdiskussionen oder kriterienorientierte Fall-, Konflikt- und Problemanalysen. Bei Inhalten mit Anknüpfungspunkten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung eignen sich insbesondere die didaktischen Prinzipien der Visionsorientierung, des Vernetzenden Lernens sowie der Partizipation. Vernetztes Denken bedeutet hier die Verbindung von Gegenwart und Zukunft einerseits und ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen des eigenen Handelns andererseits.

Bei der Organisation des Unterrichts verdienen alle Sozialformen besondere Bedeutung, welche die Kommunikations-, Konflikt- und Kooperationsfähigkeit der Schüler fördern.

Auf der Grundlage der selbstständigen Analyse und Reflexion werden die Schüler befähigt, sich als mündige Bürger bei der Weiterentwicklung der Gesellschaft aktiv einzubringen.

Die Arbeit an außerschulischen Lernorten wie Gedenkstätten, Museen und Archive ist Bestandteil des Geschichts- und Gemeinschaftskundeunterrichts. 

Selbstständige Leistungen der Schüler wie die Teilnahme an Wettbewerben entsprechen den Zielstellungen des Unterrichts, der hierfür Impulse setzen soll.

Spezifik zum Erwerb der Zusatzqualifikation European Business Behaviour and Democracy

Das Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde bereitet auf das sächsische Abitur der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaft am Beruflichen Gym­nasium vor und ermöglicht in Kombination mit dem Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde bilingual in den Jahrgangsstufen 12 und 13 den Erwerb der nach einem europaweit zertifizierten Standard entwickelten Zusatzqualifikation European Business Behaviour and Democracy (EBBD).

Grundlage für diesen Lehrplan bilden die allgemeinen fachlichen Ziele und Aufgaben, die Strukturierung sowie die didaktischen Grundsätze des Faches Geschichte/Gemeinschaftskunde am Beruflichen Gymnasium.

Die Spezifik des Unterrichts im Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde zum gleichzeitigen Erwerb der Zusatzqualifikation EBBD besteht in der Verknüpfung von historischen Inhalten mit den Besonderheiten der euro­päischen Entwicklung sowie der englischen Sprache.

Der europäische Ansatz ist ein zentrales Unterrichtsprinzip, das es den Schülern ermöglicht, sich vor dem Hintergrund ihrer eigenen und der europäischen Kultur mit historischen Phänomenen, Gegebenheiten und Sachverhalten von kulturübergreifender europäischer Bedeutung auseinanderzusetzen.

Insbesondere in den Lernbereichen 2 und 5 der Jahrgangsstufen 12 und 13 werden die Schüler befähigt, historische Inhalte in der Fremdsprache zu kommunizieren.

Im Rahmen des Unterrichtsprojektes „Entwicklung und Realisierung eines internationalen Projektes mit aktuellem europäischen Bezug“ wird ein Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit mit Schulen und Unternehmen im europäischen Ausland gelegt. Das Projekt eröffnet die Möglichkeit, neue Themenfelder der Geschichte und Gemeinschaftskunde im gesamteuropäischen Kontext zu integrieren.

Durch die Untersuchung von Quellen zur europäischen Geschichte erfahren die Schüler den Blickwinkel der anderen europäischen Länder, wodurch das Verständnis der kulturellen Gemeinsamkeiten und Beson­der­heiten erleichtert und ein Beitrag zur Identitätsbildung im geeinten Europa geleistet werden.

Der Unterricht wird bestimmt durch den Beutelsbacher Konsens, der

  • das Überwältigungsverbot umfasst,
  • formuliert, dass das, was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, auch im Unterricht kontrovers erscheinen muss,
  • zum Ausdruck bringt, dass der Schüler in die Lage versetzt werden soll, seine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene Lage im Sinne seiner Interessen zu beeinflussen.

Übersicht über die Lernbereiche und Zeitrichtwerte

Zeitrichtwert

Klassenstufe 11

Lernbereich 1 Orientierung in Zeit und Raum 26 Ustd.
Lernbereich 2 Medien in Demokratie und Diktatur 26 Ustd.

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlbereich 1 Kultur in Europa
Wahlbereich 2 Darstellung der Geschichte im Film
Wahlbereich 3 Jugend und Musik

Jahrgangsstufen 12 und 13 - Grundkurs

Lernbereich 1 Politik gestalten 40 Ustd.
Lernbereich 2 Identitätsbildung in Europa 40 Ustd.
Lernbereich 3 Leben und Arbeiten in Europa 28 Ustd.
Lernbereich 4 Internationale Konflikte und Friedenspolitik 38 Ustd.
Lernbereich 5 Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse in Europa 24 Ustd.
Projekt Entwicklung und Realisierung eines internationalen Projektes mit aktuellem europäischen Bezug 22 Ustd.

Lernbereiche mit Wahlcharakter

Wahlbereich 1 Sachsens Weg zum Freistaat
Wahlbereich 2 Minderheiten in der Gesellschaft
Wahlbereich 3 Mythen und Verschwörungstheorien in Geschichte und Gegenwart
Wahlbereich 4 Diktaturen der Gegenwart
Wahlbereich 5 Konflikte in der Gegenwart
Wahlbereich 6 Strukturwandel in Sachsen
Wahlbereich 7 Persönlichkeiten und Geschichte

Klassenstufe 11

Ziele

Entwickeln eines Verständnisses für zeittypische Bedingungen und für Veränderungsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart

Die Schüler erwerben grundlegendes Wissen über

  • Möglichkeiten zur Einordnung historischer Ereignisse,
  • ausgewählte epochentypische Ereignisse,
  • Wirkungsabsichten und Wirkungsweisen von Medien,
  • die Modernisierung und Globalisierung des Medienmarktes.

Vertiefen der Fähigkeit, fachspezifische Arbeitsmethoden anzuwenden

Die Schüler beherrschen

  • den Umgang mit unterschiedlichen Quellenarten und Darstellungsformen einschließlich Karikaturen, gegenständlicher Quellen, politischer Literatur und Symbolik.

Die Schüler sind zunehmend selbstständig in der Lage,

  • Recherchestrategien zielorientiert anzuwenden,
  • Informationen auszuwählen, zu strukturieren und zu bewerten,
  • Ton- und Filmdokumente zu analysieren,
  • das Arrangement von Geschichte in Ausstellungen und Museen zu reflektieren und in den Zusammenhang gesellschaftspolitischer Auseinandersetzung zu stellen,
  • Verfahren zur Beschreibung und Analyse gesellschaftspolitischer Probleme anzuwenden.

Entwickeln der Fähigkeit, begründete Urteile über politische Sachverhalte und ihre Deutungen in Vergangenheit und Gegenwart zu bilden 

Die Schüler entwickeln eine begründete Urteilsfähigkeit, indem sie

  • die Bedeutung von historischen Umbrüchen und Zäsuren erfahren,
  • Medien als integralen Bestandteil der politischen Meinungs- und Willensbildung im historischen Kontext betrachten,
  • den Einfluss von Medien auf die Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart bewerten,
  • Medien als Chance und Risiko für Demokratien begreifen.

Einsicht gewinnen in die Bedeutung von Politik und Geschichte für die eigene Lebenswelt und Entwickeln der Fähigkeit, Handlungsmöglichkeiten für die Gegenwart vor dem Hintergrund historischer Erfahrung zu überprüfen

Die Schüler erkennen, dass

  • historisches Wissen und politisches Handeln in Verbindung stehen,
  • die Beurteilung historischer und aktueller Ereignisse und Zusammenhänge von den strukturellen Bedingungen der jeweiligen politischen Systeme abhängig ist, 
  • ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein für das politische Verständnis von Bedeutung ist,
  • die Informationsgesellschaft ihnen Chancen bietet, sich im öffentlichen Diskurs zu beteiligen, 
  • Missbrauch und Manipulation zu den Risiken der Informationsgesellschaft gehören, die der Entwicklung und Nutzung geeigneter Handlungsstrategien bedürfen.

Lernbereich 1: Orientierung in Zeit und Raum 26 Ustd.

Einblick gewinnen in historische Ereignisse und ihren Gegenwartsbezug

ausgewählte Beispiele: Französische Revolution, Zweiter Weltkrieg, Friedliche Revolution

Kennen eines Gerüsts zur Einordnung historischer Ereignisse

Strukturierung: Chronologie (Epochen),
Raum (Welt-, National-, Regionalgeschichte),
Inhalt (Politik-, Sozial-, Wirtschaftsgeschichte)

Periodisierungsmöglichkeiten von Geschichte

Epochenbegrif

historische Umbrüche und Zäsuren

Fallanalysen

Individuum, Gesellschaft

Legitimation

Zufall

Re- und Dekonstruktion ausgewählter epochentypischer Ereignisse 

Fallanalysen

Kennen fachspezifischer Arbeits- bzw. Untersuchungsverfahren und geschichts- und politikwissenschaftlicher Termini

Multikausalität, Multiperspektivität, Interdependenz

Ansätze der Geschichts- und Politikwissenschaft

Herrschaft, Revolution, Politik

Politikzyklus

Kennen der Bedeutung historischer Quellen

Darstellung vs. Quelle

Rekonstruktion, Dekonstruktion

Methodenarbeit an verschiedenen Quellenarten

Sich positionieren zur Bedeutung von historischem Wissen für das politische Handeln 

Lernbereich 2: Medien in Demokratie und Diktatur 26 Ustd.

Einblick gewinnen in die Begriffsinhalte von „Medium“ und „Medien“

Bandbreite der Begriffe vom okkulten Mittler bis zum modernen Informationsträger

Beurteilen des Einflusses von Medien auf verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen in der Geschichte

politisch, sozial, wirtschaftlich, ökologisch, kulturell

Emser Depesche, Judenverfolgung, Olympia 1936, Kuba-Krise, Maueröffnung

Analyse von Text-, Bild-, Ton- und Filmdokumenten

Spezifika und Potentiale

Sich positionieren zur Bedeutung von Medien in der Gegenwart

Pro- und Kontra-Debatte, Quellenanalyse

Information und Manipulation durch Medien

Politik und Meinungsbildung

wachsende Möglichkeiten durch Massenwirksamkeit und Verbreitungsgeschwindigkeit

psychologische Manipulationsstrategien

Verantwortung des Einzelnen

Medienrecht: Pressefreiheit

Medien – die „vierte Gewalt“?

Modernisierung und Globalisierung des Medienmarktes

Begriffsanalyse: Medienmonopol, Informationsgesellschaft, Mediendemokratie und Mediendiktatur

Internet, soziale Netzwerke

Wahlbereich 1: Kultur in Europa

Kennen kultureller Besonderheiten in verschiedenen Ländern Europas

Bräuche und Traditionen exemplarisch

Minderheiten

Grenzregionen

kulturelle Zentren

Wahlbereich 2: Darstellung der Geschichte im Film

Kennen von Wirkungsweisen filmischer Darstellung

Filmanalyse am Beispiel Dokumentarfilm, Spielfilm

Wahlbereich 3: Jugend und Musik

Kennen möglicher Wirkungsweisen von Musik auf das Sozialverhalten Jugendlicher

politische Lieder, Jugendkultur

Musikszene und Generationskonflikt

Jahrgangsstufen 12 und 13 - Grundkurs

Ziele

Entwickeln eines Verständnisses für zeittypische Bedingungen und für Veränderungsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart

Die Schüler erwerben grundlegendes Wissen über

  • den Begriff „Politik",
  • demokratietheoretische Grundlagen, 
  • Möglichkeiten der politischen Teilhabe in unterschiedlichen politischen Systemen des 20. und 21. Jahrhunderts, 
  • Grundwerte in demokratischen Systemen, 
  • Ausdrucksformen nationalen Selbstverständnisses, 
  • strukturelle Grundlagen und die politische Wirklichkeit in der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland, 
  • Identitäten von Menschen in Deutschland und Europa,
  • gemeinsame Grundlagen der europäischen Kultur und ihre Ausdrucksformen in der europäischen Geschichte, 
  • den Begriff Konflikt, 
  • Ursachen, Erscheinungsformen und Wirkungen von Konflikten im 20. Jahrhundert, 
  • Tragfähigkeit und Konfliktpotential von Bemühungen um Friedenssicherung, 
  • verschiedene Formen internationaler Konflikte und Versuche gewaltfreier Regelungen,
  • den Erkenntnisgewinn der Beschäftigung mit Geschichte im europäischen Kontext,
  • die Bedeutung der Arbeit, 
  • Auswirkungen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert,
  • Lösungsversuche der sozialen Frage ausgehend vom 19. Jahrhundert,
  • Arbeits- und Lebensbedingungen in verschiedenen Mitgliedsländern der EU, 
  • Merkmale der Globalisierung,
  • Regeln des politischen Argumentierens

Vertiefen der Fähigkeit, fachspezifische Arbeitsmethoden anzuwenden 

Die Schüler beherrschen

  • zielgerichtet verschiedene Recherchestrategien, 
  • die umfassende, selbstständige und kritische Interpretation schriftlicher, bildlicher und gegenständlicher Quellen und Darstellungen sowie von Film- und Tondokumenten, 
  • den Vergleich und die selbstständige Auswertung unterschiedlicher Quellenarten zu einem Thema, 
  • historische Untersuchungen in Fallanalysen, Längs- und Querschnitten, 
  • ideologiekritische und gegenwartsgenetische Untersuchungen historischer Probleme, 
  • den kompetenten Umgang mit digitalen Medien,
  • das Führen von Debatten.

Die Schüler sind zunehmend in der Lage,

  • die mit mündlichen Geschichtsquellen verbundene Problematik zu beurteilen, 
  • selbstständige Recherchen wie Zeitzeugenbefragungen und Umfragen durchzuführen, auszuwerten und dabei Umgangsweisen mit historischem Erinnern zu reflektieren, 
  • ideologiekritische und gegenwartsgenetische Untersuchungen historischer Probleme durchzuführen, 
  • aus der Informationsflut wesentliche historische und politische Fakten und Zusammenhänge herauszufinden und kritisch auszuwerten. 
  • historische Phänomene unter europäischen Gesichtspunkten zu betrachten, 
  • deutsche und englische Fachsprache anzuwenden.

Die Schüler entwickeln die Fähigkeit,

  • Material aus Museen und Ausstellungen für den Erkenntnisprozess zu nutzen, 
  • Umgangsweisen mit historischem Erinnern zu analysieren.

Entwickeln der Fähigkeit, begründete Urteile über politische Sachverhalte und ihre Deutungen in Vergangenheit und Gegenwart zu bilden 

Die Schüler erwerben begründete Urteilsfähigkeit, indem sie

  • sich mit unterschiedlichen Formen der politischen Teilhabe des Volkes in Demokratie und Diktatur auseinandersetzen, 
  • Diskrepanzen zwischen theoretischem Anspruch und politischer Praxis der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland erfassen, 
  • Elemente von Geschichtskulturen und Geschichtsdarstellungen verschiedener Nationen vergleichen,
  • die Bedeutung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins zur Entstehung einer demokratischen Identität erfassen, 
  • sich mit der Bildung von Identitäten und ihrer Problematik befassen.

Die Schüler erwerben begründete Urteilsfähigkeit in der Auseinandersetzung mit

  • den Grundlagen der europäischen Kultur, 
  • für die europäische und deutsche Geschichte wichtigen Friedensregelungen im 20. Jahrhundert, 
  • der Wirksamkeit von Regierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen in internationalen Konfliktsituationen der Gegenwart,
  • Versuchen zur Lösung der sozialen Probleme im geteilten und vereinten Deutschland,
  • Lebensperspektiven im Zeichen der Globalisierung.

Einsicht gewinnen in die Bedeutung von Politik und Geschichte für die eigene Lebenswelt und Entwickeln der Fähigkeit, Handlungsmöglichkeiten für die Gegenwart vor dem Hintergrund historischer Erfahrung zu überprüfen

Die Schüler erkennen, dass

  • die Demokratie trotz ihrer Probleme die erstrebenswerte Staatsform darstellt,
  • Diktaturen Menschenrechte verletzen und dennoch auf Menschen anziehend wirken können,
  • Freiheit und Demokratie ohne demokratisches Bewusstsein nicht zu bewahren sind und durch aktive Teilnahme weiterentwickelt werden müssen,
  • ihre Identität verschiedenen Orientierungsmustern folgt und veränderlich ist,
  • frühere Denkmuster und tradierte Ausdrucksformen nationalen Selbstverständnisses über gesellschaftliche Brüche hinaus wirken und ihre eigenen Identitäten prägen,
  • Toleranz und Freiheit Grundwerte demokratischer Identität darstellen, 
  • die europäische Geschichte von vielen Gemeinsamkeiten geprägt wird und europäisches Erbe in ihrem Umfeld erlebbar ist, 
  • Konfliktbewältigung und Friedenssicherung vom Willen aller Beteiligten zum Ausgleich abhängt, 
  • die Wirksamkeit kollektiver Sicherheitssysteme von der Bereitschaft ihrer Mitglieder zur Mitarbeit abhängt, 
  • die engere Verflechtung von Staaten in supranationalen Organisationen die Chancen zu kooperativer Konfliktlösung erhöht,
  • sie Möglichkeiten haben, einen eigenen Beitrag zur Lösung globaler Probleme zu leisten, 
  • sich der gesellschaftspolitische Wandel auf ihr Leben und ihre Lebensplanung auswirkt und von ihnen mitgestaltet werden kann, 
  • die europäische Betrachtung von Geschichte neue Perspektiven für die Kommunikation eröffnet, 
  • unterschiedliche kulturelle Prägung Denk- und Handlungsstrukturen beeinflusst,
  • europäische Kompetenz neue Handlungsoptionen eröffnet.

Lernbereich 1: Politik gestalten 40 Ustd.

Kennen der Dimensionen des Politikbegriffes

Begriffsanalyse

Entstehungsprozess von Normen, Regeln und Gesetzen

Kennen von Partizipationsmöglichkeiten im Umfeld junger Erwachsener

Schulgemeinschaft, politische Organisationen und Initiativen, Kommunalpolitik

Pro- und Kontra-Debatte, Projekt

Kennen wesentlicher Aspekte gesellschaftspolitischer Ordnungsvorstellungen

Morus, Montesquieu, Hobbes, Rousseau, Locke, französische Frühsozialisten, Marx

Volkssouveränität und Partizipation

Wahlen, Plebiszite, Widerstandsrecht

Gewaltenteilung

Menschen- und Bürgerrechte

Freiheits- und Gleichheitsrechte

Übertragen der Kenntnisse zu Partizipationsmöglichkeiten auf politische Systeme des 20. Jahrhunderts

Weimarer Republik

Verfassung

parlamentarische, plebiszitäre und präsidiale Verfassungselemente

Mentalitäten

„Republik ohne Republikaner“, Ausdrucksformen antidemokratischer Gesinnung 

Rolle von Parteien und Handlungsträgern

Interessenvertreter des Militärs, der Wirtschaft und des Großgrundbesitzes, Kunst und Kultur, Medien

Nationalsozialismus

Gleichschaltungsprozess

Reichstagsbrandverordnung, Ermächtigungsgesetz

Führerprinzip

Polykratie

Umgang mit Andersdenkenden

Formen der Unterdrückung

Beispiele für Verweigerung und Widerstand: Motive, Formen, Ziele

Sich positionieren zum demokratischen Anspruch und zur Wirklichkeit in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland

Entstehung und Strukturen

Einfluss der Siegermächte, Verfassung, Parteien, Wahlen

Umgang mit Kritikern und Integrations- und Reformfähigkeit

Fallanalysen

17. Juni 1953, Mauerbau

Ministerium für Staatssicherheit

Opposition in der DDR, Rolle der Kirchen, Friedliche Revolution 1989/90

Spiegel-Affäre, APO und „68er Bewegung“

Terrorismus der RAF, Partei „Die Grünen“, Friedensbewegung

Beurteilen von Werten, Chancen und Problemen einer parlamentarischen Demokratie

Anspruch der Demokratie an den Bürger

Politikverdrossenheit, Populismus, Bürgerbewegungen

Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit

demokratischer Verfassungsstaat 

Gestalten einer Partizipationsmöglichkeit im Umfeld des Schülers

Hausordnung, Schülerrat, Vereinstätigkeit, Aktionstag, Bürgerinitiative

Pro- und Kontra-Debatte, Projekt

Lernbereich 2: Identitätsbildung in Europa 40 Ustd.

Einblick gewinnen in die Komplexität von Identitäten in Europa

Theorieansätze: Staats- und Kulturnation

Beurteilen von Zusammenhängen zwischen der Herausbildung des deutschen Nationalstaates und der Entwicklung der nationalen Identität

Patriotismus, Nationalismus, Chauvinismus

Militarismus, Sendungsbewusstsein, preußische Tugenden, Untertanenmentalität

Befreiungskriege

Revolution 1848/49

Reichseinigung durch Kriege

obrigkeitsstaatliche Struktur im Kaiserreich

nationale Idee und Militarismus im Kaiserreich

integrative Kraft

Ausdrucksformen: Denkmäler, Feiertage

Beurteilen von Ausdrucksformen nationalen Selbstverständnisses

Nationalität, Staatsbürgerschaft

Zeitzeugenbefragung

Quellenkritik, Recherchestrategien

Pro- und Kontra-Debatte

Funktion und Bedeutung von nationalen Feiertagen, Liedern und Symbolen

17. Juni, 7. Oktober, 3. Oktober

Nationalhymnen

Flaggen, Wappen, Bauwerke, Persönlichkeiten

im geteilten Deutschland

im vereinten Deutschland

in einem Nachbarland

Sich positionieren zur Herausbildung einer europäischen Identität

Spannungsfeld zwischen Konstrukt und Realität

Ideen zur Gestaltung Europas

Karl der Große, Erasmus von Rotterdam, Napoleon

Wiener Kongress, Pariser Friedensordnung

Plan zur Schaffung einer größeren europäischen Einheit und der Gründe dessen Scheiterns an einem Beispiel vor dem Zweiten Weltkrieg

Europapläne, Briand, Coudenhove-Kalergi

Etappen der europäischen Einigung seit 1945

EGKS, EWG, EG, EU, Schengen, Euro

Angebote zur europäischen Identitätsstiftung

Verfassung, Hymne, Europa der Regionen, Staatenbund vs. Bundesstaat

Ausbildung und Studium in Europa

Kennen der Bedeutung eines reflektierten Umgangs mit Geschichte für die Ausbildung einer demokratischen Identität in Deutschland

Erinnern – Vergessen – Verschweigen

Sichtweisen auf demokratische Zielsetzungen am Beispiel der Revolution 1848/49 und der Novemberrevolution 1918

demokratische Traditionslinien

Instrumentalisierung historischer Ereignisse 

Umgang mit Belastungen aus der Geschichte am Beispiel der nationalsozialistischen Vergangenheit

Holocaust, Entnazifizierung, Wehrmacht

Umgang mit NS-Belasteten, Entschädigung, Wiedergutmachung, Formen des Gedenkens

Brüche im nationalen Selbstverständnis

Formen von Antisemitismus und Rechtsextremismus

Projekt: Gedenktafeln vor Ort, „Stolpersteine“

Problemdiskussion: „Kollektivschuld“?, Erinnern oder Vergessen?

Exkursion, Film, Ausstellung

Lernbereich 3: Leben und Arbeiten in Europa 28 Ustd.

Kennen der Bedeutung der Arbeit für die gesellschaftliche Entwicklung

Begriffsanalyse

Existenzsicherung und Selbstverwirklichung

Bedingungen und Veränderungen der Arbeitswelt 

Primär-, Sekundär- und Tertiärsektor

Entwicklung des Lebensstandards

Wirtschaftswachstum und Rezession

Rolle des Individuums

Statistiken analysieren

Kennen der ökonomischen, gesellschaftspolitischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen der 

vorindustriellen Gesellschaft 

Ständegesellschaft, Grund- Lehensherrschaft: bäuerliche und handwerkliche Lebensweisen und Arbeitsformen

Frühkapitalismus: Geldwirtschaft, Fernhandel, Verlagssystem, Patriziat

industriellen Gesellschaft vom 18. – 20. Jahrhundert

Phasen der Industrialisierung

Ökonomisierung und Industrialisierung

Basisinnovationen, Arbeitsteilung, Massenproduktion, Automatisierung, Urbanisierung

Soziale Frage und Lösungsversuche der Sozialen Frage im 19. Jahrhundert 

Arbeits- und Lebensbedingungen

Wandel der Familien- und Sozialstruktur

Arbeiterbewegung, Kirche, Staat, Unternehmer

Marktwirtschaft und Planwirtschaft im 20. Jahrhundert

Fallanalyse

NS-Wirtschaftspolitik

Wirtschaftswunder der Bundesrepublik

Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik in der DDR

postindustriellen Gesellschaft im 21. Jahrhundert

Digitalisierung, Mobilität, Welthandel

Globalisierung

Arbeitsbedingungen, Einkommens- und Vermögensverteilung

Kennen von Arbeits- und Lebensbedingungen im vereinten Europa und möglichen Konsequenzen für die Wirtschafts- und Sozialpolitik

Recherche

Vergleich nationalstaatlicher Bedingungen

Querschnitt

politisches System

Erwerbstätigkeit und Konsumverhalten

EU-Gesetzgebung, Freizügigkeit 

soziale Sicherungssysteme

Diskussion: Politik der sozialen Absicherung

Bildung und Kultur

Ausbildung und Studium in Europa

interkulturelles Lernen

Chancen und Probleme der EU-Politik

Gesetzgebung, Binnenmarkt, Freizügigkeit, Migration

Umfragen

Sich positionieren zu Lebensperspektiven in einer globalisierten Welt

Digitalisierung und Industrialisierung 4.0

Zuwanderung, Einwanderung, Asyl

Zukunft des Sozialstaates

Zukunftswerkstatt

Lernbereich 4: Internationale Konflikte und Friedenspolitik 38 Ustd.

Kennen von internationalen Konflikten bis 1990

Begriffsanalyse Konflikt, Krieg

Akteure und Handlungsebenen

Ursachen, Bedingungsfaktoren und Charakter des Ersten und des Zweiten Weltkrieges

Vorkriegssituation und Kriegsbeginn

Legitimationsstrategien und Feindbilder

Nationalismus, Chauvinismus, Sozialdarwinismus

Revisionspolitik, Appeasementpolitik

Kriegsanlässe: Sarajewo 1914, Sender Gleiwitz 1939

Ton- und Filmdokumente

Kriegswirklichkeit

Kriegswirtschaft, Kriegsideologien, Totaler Krieg, Flucht und Vertreibung, Kriegs- und Nachkriegsgeneration, „Stunde null“

Sozialstudien

Ursachen und Charakter des Ost-West-Konfliktes

Kalter Krieg und Entspannung

Rolle der Supermächte

Einblick gewinnen in Konflikte nach 1990 

militärische und geostrategische Bündnisse, Kampf um Ressourcen

Bürgerkriege, internationaler Terrorismus

Destabilisierung und Zerfall von Staaten

asymmetrische Kriegsführung

mediale Berichterstattung

Beurteilen internationaler Bemühungen und Regelungen zur Vermeidung bzw. Beendigung von Konflikten

Begriff: positiver vs. negativer Frieden, zivilisatorisches Hexagon

Pariser Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg

Nachkriegsordnung und Konfliktpotential

Kriegsschuldfrage, Dolchstoßlegende

Quellenkritik

Potsdamer Konferenz und Nachkriegsordnung

Politik der Besatzungsmächte

Abgrenzen von Interessensphären, Teilung Deutschlands

machtpolitische Stabilität unter den Bedingungen der Konfrontation

KSZE - Schlussakte von Helsinki

Entspannungspolitik

Zwei-plus-Vier-Vertrag

Ende des Ost-West-Konfliktes

Souveränität und Einheit Deutschlands

OSZE - Sicherheitspolitik

aktuelle europäische Friedenspolitik

staatliche und nichtstaatliche Organisationen

Anspruch und Wirklichkeit: UNO, EU, NATO

Amnesty International, Internationales Rotes Kreuz, Greenpeace

Nutzung digitaler Medien

Einsatz für Bürger- und Menschenrechte

UN- und EU Menschenrechtskonvention

Genfer Konventionen, Bürger- und Menschen-Rechtsverletzungen, Verfolgung und Verurteilung von Kriegsverbrechen

Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz

Internationale Abkommen, Kyoto-Protokoll

Lernbereich 5: Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse in Europa 24 Ustd.

Kennen von Möglichkeiten der politischen Willensbildung in Europa

Petitionen, Bürgerbegehren

Verhältnis nationales Recht und europäisches Recht

regionale politische Autonomie in Europa

europäische Austauschprogramme

Mediennutzung und Medienrecht in Europa

Kennen von Wegen der politischen Entscheidungsfindung in der EU

Besuch, Befragung, Veranstaltungen mit politischen Entscheidungsträgern der EU

Berücksichtigung verschiedener Interessen, Anschauungen, Religionen in Europa

Umgang mit kontroversen Vorstellungen der Bürger in Europa 

politische Partizipationsverfahren

Simulation von Entscheidungsprozessen des europäischen Parlaments

Umgang mit Widerspruch und Kritik

aktuelle Diskussionen in der EU

Migrationsfrage, Eurorettung, europäische Außenpolitik, europäische Verfassung

Kennen von Regeln des politischen Argumentierens

Kontroverse politische Themenstellungen

Zuhören, Meinungsbildung, Eingehen auf andere Standpunkte

Ablauf, Verhalten, Moderationstechniken 

verschiedene Rollen gemäß funktionaler Differenzierung

Gestalten einer Debatte

Wahlbereich 1: Sachsens Weg zum Freistaat

Kennen von Auseinandersetzungen um parlamentarische Mitbestimmung in Sachsen

Sächsische Verfassung 1831, Weimarer Republik: Regierung Zeigner, 1946 – 1952, seit 1990

Wahlen, Parteien, Abgeordnete

Expertenbefragung

Exkursion: Sächsischer Landtag

Wahlbereich 2: Minderheiten in der Gesellschaft

Beurteilen von Chancen und Problemen bei der Integration von Minderheiten

nationale, religiöse, politische und gesellschaftliche Minderheiten

Fallanalyse

Wahlbereich 3: Mythen und Verschwörungstheorien in Geschichte und Gegenwart

Kennen der Entstehung, Funktion und Wirkung von Mythen bzw. Verschwörungstheorien

Arminius, Bismarck, Arier, Wehrmacht, Trümmerfrauen, Wirtschaftswunder

„jüdische Weltverschwörung“, 11. September, „Reichsbürger“

Wahlbereich 4: Diktaturen der Gegenwart

Sich positionieren zu Möglichkeiten des Umgangs mit Diktaturen der Gegenwart 

Erscheinungsformen, Reaktionen, außen- und innenpolitische Konsequenzen

Wahlbereich 5: Konflikte in der Gegenwart

Sich positionieren zu einem aktuellen nationalen oder internationalen Konflikt

Krieg, Bürgerkrieg, Terrorismus, Kampf um Ressourcen, Flucht, Vertreibung und Migration

Konfliktparteien, Ursachen, Recht, Macht, Lösungsmöglichkeiten

Wahlbereich 6: Strukturwandel in Sachsen

Kennen der Ursachen, Merkmale und Folgen der Industrialisierung oder Globalisierung

Ökonomie und Ökologie

Mobilität, Demografie

Wahlbereich 7: Persönlichkeiten und Geschichte

Beurteilen des Einflusses von Persönlichkeiten auf historisch-politische Entwicklungen

Motivation

Legitimation

Zeitgeist

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